Israel Joshua Singer
wurde am 03.02.1893 in Bilgorij/Polen als zweites von vier Kindern geboren. Seine Eltern Pinchos Menachem Singer und Bathsheba Zylberman zogen 1908 von Radzymin, wo sein jüngerer Bruder Isaac Bashevis geboren wurde, nach Warschau. Sein Vater war Rabbi und unterrichtete an einer chassidischen Schule und auch seine Mutter stammte aus einer Familie von Rabbis.
Israel Joshua sollte diese Linie fortsetzen und erhielt die traditionelle jüdische Erziehung mit dem Ziel, später gleichfalls Rabbiner zu werden.
Während des 1. Weltkrieges wurde er zur russischen Armee eingezogen und musste während der deutschen Besetzung Polens 1915 als Zwangsarbeiter arbeiten.
1917 zog er gemeinsam mit seinem Bruder Isaac nach Bilgoraji, wo seine Großeltern mütterlicherseits lebten. Sein Großvater, ein orthodoxer Rabbiner in Bilgoraji, lehrte die Brüder die Geschichte und Welt des Judentums.
Von Bilgoraji zog er nach Kiew, wo er als Korrektor bei einer jüdischen Zeitung arbeitete und bereits Geschichten und Theaterstücke schrieb.
1921 kehrte er zurück nach Warschau. Dort war er schon in den 20er Jahren eine der herausragenden Persönlichkeiten im Kreis der jiddischen Schriftsteller. Bereits 1922 veröffentlichte er die Sammlung "Perl un andere Dertseylungen", in der sein moderner Realismus bereits deutlich wird.
Als er 1934 nach New York City auswanderte, hatte sein Roman "Yoshe Kalb" seinen Namen bereits bis nach Amerika getragen. In Amerika erschien 1936 der bereits 1933 in Warschau begonnene Roman "Di Brider Ashkenazi", der ihn international bekannt machte.
Israel Joshua Singer erlag am 10.01.1944 in New York City den Folgen eines Herzanfalls.
Seine Erinnerungen "A velt vos iz nishto mer" (Von einer Welt, die nicht mehr ist) erschienen 1946 in der jiddischen Tageszeitung Vorverts.
Israel Joshua Singer wuchs mit seinen Geschwistern in einem orthodoxen jüdischen Elternhaus auf, in dem ausschließlich jiddisch gesprochen wurde. Er wurde von seinen Eltern in den religiösen Traditionen des Chassidismus (väterlicherseits) und der Haskala (mütterlicherseits) erzogen, entwickelte jedoch selbst einen rationellen Blick auf die Religion, da er schon in seiner Jugend begann, z. B. Werke von Spinoza sowie säkulare Literatur, wie etwa naturwissenschaftliche und mathematische Bücher, zu studieren.
Wie sein Bruder und seine ebenfalls schriftstellerisch tätige ältere Schwester Esther (geboren 1892) schrieb er seine Werke ausschließlich auf jiddisch.
Er galt zu Lebzeiten als anspruchsvoller Autor kulturgeschichtlicher Romane, ist jedoch heute wenig bekannt.
Sein Einfluss auf seinen Bruder, den späteren Nobelpreisträger Isaac Bashevis Singer, war so groß, dass dieser nach seinem Tod feststellte, er habe seinen "geistigen Vater" verloren.