Alison McGhee: Ich lebe, lebe, lebe
dtv 2012. 160 Seiten
ISBN-13: 978-3423249348. 12,90€
Vom Verlag empfohlen ab 14
Originaltitel: All rivers flow to the sea
Übersetzerin: Birgitt Kollmann
Verlagstext
Sie hatten einen schrecklichen Unfall, Rose und ihre große Schwester Ivy. Jetzt liegt Ivy im Koma, und Rose verbringt jeden Nachmittag an ihrem Bett im Pflegeheim. Immer und immer wieder erlebt Rose den Zusammenprall ihres Autos mit einem Lieferwagen in einer vereisten Kurve, den Moment, der sie aus der Zeit katapultiert hat. Nur der Freund der Familie, William T., schafft es, an Rose heranzukommen. Und noch jemand ist da, der auf sie aufpasst: Tom. Lange sträubt sich Rose, sich ihre Gefühle für Tom einzugestehen, bis zu dem Moment, wo sie über ihre Verzweiflung und Einsamkeit mit ihm sprechen kann. Sie begreift, dass sie Ivy loslassen muss, um ins Leben zurückkehren zu können.
Die Autorin
Alison McGhee ist Autorin etlicher hochgerühmter und ausgezeichneter Romane für Erwachsene, Kinder und Jugendliche. Ihre Bücher finden sich regelmäßig auf der New York Times-Bestsellerliste. Alison McGhee lebt mit ihrer Familie in Minneapolis, Minnesota.
Inhalt
Rose muss den Moment immer wieder durchleben, in dem sie gemeinsam mit ihrer Schwester frontal mit einem anderen Fahrzeug zusammenstieß. Ivy liegt seitdem in einem Pflegeheim im Koma. Die Mutter der Mädchen konnte sich nicht dafür entscheiden, ihre ältere Tochter sterben zu lassen, und hat sie seitdem nicht mehr besucht. Nun liegt die Verantwortung, sich um Ivy zu kümmern, allein bei Rose. William T., der Nachbar, fährt Rose täglich nach der Schule ins Pflegeheim und wartet geduldig, bis sie Ivy aus ihrem Buch über Pompeji vorgelesen hat. William, der selbst einen Sohn verloren hat, sorgt für Strukturen im Leben von Roses Familie. William bemerkt darum, dass Rose sich selbst nicht mehr fühlen kann, und er spricht direkt an, dass Ivy sich mit wechselnden Jungen am Fluss trifft. William war für mich eine bemerkenswerte Person; er nimmt Roses Probleme lange vor ihr selbst wahr, aber drängt sich ihr nicht auf. So ist es auch William, der Roses Wut spürt und sie vor ihrer Macht warnt, einen anderen aus Wut zu verletzen, nur weil sie die Möglichkeit dazu hat. Auch wenn Rose es nicht gern hört, sie muss Ivy loslassen, um selbst leben zu können.
Fazit
"Ich lebe, lebe, lebe", eine durch die Wiederholung der Unfallszene strukturierte Geschichte in leicht zu lesender Sprache, macht es den Lesern nicht leicht, sich in Rose und ihre Mutter hineinzuversetzen. Trauernde, die sich ihre Wut noch nicht eingestehen können, machen es ihren Mitmenschen auch oft nicht leicht. Mancher mag im Buch das konkrete Gehenlassen der Komapatientin vermissen und die kurze Erzählung deshalb zu unrealistisch finden. Die Charakterisierung der Schwester, die nur schwer akzeptieren kann, dass sie selbst einen schweren Unfall überlebt hat, ist Alison McGhee sehr gut gelungen.
8 von 10 Punkten