'Finkenmoor' - Seiten 166 - Ende

  • Uff. Das wurde zum Ende sehr spannend.


    Norma hat es nicht geschafft, in die normale Welt zurückzukehren. :-(


    Dass Emily nicht echt war, hatte ich vermutet, aber Phyllis dahinter gewähnt, was ja nun auch so halb stimmte.


    Ronny hat am Ende wohl das bekommen, was er verdient hat. Obwohl ich strikt gegen Selbstjustiz bin, empfand ich beim Lesen keinerlei Mitleid. Kein Fünkchen Einsicht oder Reue bis zum Schluss! Da fragt man sich wirklich, wie die psychologische Betreuung im Gefängnis ausgesehen hat. Wenn er in seiner Briefen darüber schreibt, scheint es auch immer nur darum gegangen zu sein, seine Zukunft so angenehm wie möglich zu gestalten. :fetch


    Wie Phyllis, Kilian und Diana jetzt weiterleben, das bleibt der Spekulation des Lesers überlassen.


    Dieses Buch wird mich sicher noch einige Zeit gedanklich beschäftigen.

    With freedom, books, flowers and the moon, who could not be happy? - Oscar Wilde


    :lesend Rock My World - Christine Thomas

  • Mit so einem Ende habe ich nicht gerechnet. Das war wirklich richtig spannend.
    Ich hatte zwar kein Mitleid mit Ronny, aber ich kann es trotzdem nicht gut finden, dass er auf so brutale Art und Weise sterben musste. Phyllis ist wirklich sehr brutal, wobei der frische Tod ihrer Nichte vielleicht auch eine Rolle gespielt hat. Es ist traurig, dass Norma es nicht geschafft hat, ihre psychische Erkrankung scheint immer schlimmer geworden zu sein.
    Dianes schauspielerische Leistung finde ich ganz schön krass, also ich könnte das nicht. :gruebel
    Ich denke auch, dass mich dieses außergewöhnliche Buch noch eine Weile beschäftigen wird.

  • Ja, also, ich musste es dann hleich zu Ende Lesen. Spannend bis zum Schluss. Ich hab nicht gedacht, dass die drei das wirklich durchziehen. Ich kann ihr tun nicht gutheißen, aber verstehen kann ich es schon.
    Und die letzte Zeit von Ronny war ja wirklich sehr lebendig geschildert.
    Wirklich ungewöhnliche Perspektiven, sehr einfühlsam geschrieben. Ein Anwärter auf das Highlight des Monats.

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Ich fand es ebenfalls super spannend.
    Dass sich Phyllis als Coach Diekmanns herausstellt, hat mich überrascht, das hätte ich nicht vermutet. Geschickt werden Personen und Handlungen verknüpft, die anfangs zusammenhanglos erscheinen.


    Ronny ist sich nach wie vor nicht bewusst, wie viele Leben er zerstört hat, seine Gedanken kreisen nur um seine Person - aber so ein Ende hat auch er nicht verdient. Überhaupt ist das mit der Selbstjustiz so eine Sache..., aus dem Bauch heraus urteilt man anders als mit dem Verstand und wenn man nicht selbst betroffen ist, ist es schwer zu (ver-) urteilen.


    Am Ende waren mir ein paar Szenen zu heftig. Z. B. S. 201, Kilian verprügelt Diane, als er glaubt sie macht mit Ronny gemeinsame Sache, für mich passte das nicht zu ihm (so wie er bisher auf mich gewirkt hat). Auch dass und wie sich die drei zusammen schließen für ihre Rache hat mich nicht überzeugt, Dianes Skrupel dagegen schon.
    Als der totgeglaubte Ronny dann vor der Tür steht, schlammige Pfützen hinterlassend, ein Messer in der Hand. fühlte ich mich an einen Edgar-Wallace-Film erinnert - diese Szenen waren zweifellos spannend, mir aber zu reißerisch.

  • Ein abschließendes Uffz von mir.
    Ich bin noch so voller Eindrücke, dass ich gar nicht weiß womit ich beginnen soll.


    Ronny hat sein Ende verdient, Mitleid konnte ich nicht empfinden. Aber korrekt war es nicht was die 3 mit ihm machten, wenn es auch verständlich war.
    Unrealistisch war, dass die Justiz/Polizei nicht nach ihm gesucht hat. Er hat für die Zeit nach der Entlassung Auflagen bekommen, die muss er strikt erfüllen. Das wird kontrolliert und wenn er sich nicht meldet, wird er gesucht. Es ist also eher unwahrscheinlich, dass keiner in seinem alten Umfeld ermittelt hat. Und dazu gehört natürlich auch die Opferbefragung bzw. die der Angehörigen. Das als Anmerkung von mir.


    Probleme hatte ich mit der Figur der Norma. Als Mutter von Ivo und damit als indirektes Opfer von Ronny durfte sie Probleme haben. Aber sie wurde mir hier zu extrem gezeichnet. Das Buch hätte sie in dieser Form nicht gebraucht.


    Mehr evtl. später noch. Jetzt muss das Ganze noch mal sacken.

  • Kallwitz hat also überlebt und wird zum Pflegefall.


    Maxi spricht nicht mehr und Kilian kümmert sich aus Schuldgefühlen rührend um sie. Kilian ist gehörig gereift, er schmeißt den Haushalt, kümmert sich gemeinsam mit Diane um Maxi und den Vater.


    Jetzt erfahren wir auch endlich was mit Diane los ist, sie hat ihre Tochter durch plötzlichen Kindstod verloren.


    Wer hinter Emily steckt war ziemlich schnell klar. Ronny hatte dann auch noch das Glück, daß Gregor zuviel quatscht. Dann kommt nochmals Aufregung auf, als Ronny Diane angreift und das Schlafmittel Ronny im letzten Moment ausschaltet.


    Phyllis schließt den Mord perfekt und eiskalt ab, indem sie den Keller mit Beton auffüllen läßt.




    Also zu lachen gabs in diesem Buch eigentlich nichts, durchwegs herrschte eine beklemmende undd gruslige Stimmung. An eine einzige Szene zum Schmunzeln erinnere ich mich ..... Vater bekommt jetzt immer Besuch von Johnny Walker :-)




    Ich werde jetzt auch alles sacken lassen bevor ich eine Rezi schreibe :wave

  • Dass beide Familien so konsequent die Selbstjustiz durchführen hatte mich überrascht. Ich hätte damit gerechnet, dass irgendwer am Ende doch kalte Füße bekommt. Auch wenn die Figur des Ronny so abgrundtief schrecklich ist, fand ich es furchtbar, ihm beim Sterben zuzusehen. Und das tut man ja, als Leser in dieser Situation. Man sieht ihm zu.


    Was ging in Euch vor bei diesen Szenen? Was habt ihr dabei gefühlt? Das würde mich wirklich interessieren. War er Euch gleichgültig? Gab es doch irgendwo ganz versteckt einen Funken Mitleid?


    Stellt man sich, wenn man kein Mitleid empfindet, wenn man wirklich beschließt, den anderen zu töten, sich nicht mit dem Täter auf die gleiche Stufe?

  • Zitat

    Original von Bouquineur



    Stellt man sich, wenn man kein Mitleid empfindet, wenn man wirklich beschließt, den anderen zu töten, sich nicht mit dem Täter auf die gleiche Stufe?


    Natürlich stellt man sich auf die gleiche Stufe. Indem man ihm das Gleiche antut, ist man nicht besser als er. Nämlich auch ein Mörder, der dafür die gerechte Strafe erhalten muss. Selbstjustiz kann und darf in unserer Gesellschaft keine Lösung sein.


    Natürlich liegen meine Sympathien in diesem Fall ganz klar nicht auf Ronnys Seite und daher hält sich auch das Mitgefühl mit seinem Schicksal in Grenzen. In der Realtität würde ich ihm sein Ende gönnen und insgeheim einen Freispruch für die Mörder wollen. Auch wenn ich mich hier widerspreche.

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Dass beide Familien so konsequent die Selbstjustiz durchführen hatte mich überrascht. Ich hätte damit gerechnet, dass irgendwer am Ende doch kalte Füße bekommt. Auch wenn die Figur des Ronny so abgrundtief schrecklich ist, fand ich es furchtbar, ihm beim Sterben zuzusehen. Und das tut man ja, als Leser in dieser Situation. Man sieht ihm zu.


    Was ging in Euch vor bei diesen Szenen? Was habt ihr dabei gefühlt? Das würde mich wirklich interessieren. War er Euch gleichgültig? Gab es doch irgendwo ganz versteckt einen Funken Mitleid?


    Stellt man sich, wenn man kein Mitleid empfindet, wenn man wirklich beschließt, den anderen zu töten, sich nicht mit dem Täter auf die gleiche Stufe?


    Ehrlich gesagt, habe ich versucht mir Ronnys Sterben nicht allzu genau vorzustellen. Natürlich ist er ein übler Typ, ein absoluter Schwächling mit abartigen Neigungen und immer bereit seine Frustrationen an Schwächeren abzureagieren, aber "abgrundtief schrecklich" wäre nicht meine Charakterisierung.


    Ich fand es schrecklich wie Rache und Selbstjustiz geplant und durchgeführt wurden. Fast noch schrecklicher als die Taten von Kallwitz und Ronny. Die beiden sind in meinen Augen krank und gehörten für ewig weg gesperrt, ich meine nach wie vor, dass sich diese Störungen nicht heilen lassen.
    Aber Anna, Phyllis und Kilian haben das aufgegeben, was "Menschlichkeit" ausmacht und sich in Getriebene verwandelt, und das hat mir furchtbar leid getan. Besser geworden ist dadurch letztlich nichts und ich glaube auch nicht, dass es sich nach einer solchen Tat in Frieden weiterleben lässt, man durch eine solche ausgeführte Rache wirklich zur Ruhe kommt.
    Natürlich ist das eine sehr persönliche Meinung eines Menschen, der zum Glück noch nie so etwas aushalten musste und soll keine Wertung sein.

  • Hallo Sabine, klar, Ronny hat Bewährungsauflagen (Kallwitz ist ja auch als KURS-Täter sofort im Visier der Beamten) deshalb geschieht der Mord an Ronny am Tag seiner Entlassung und es wird schnell rauskommen, dass er verschwunden ist und vielleicht lässt sich das Verbrechen an ihm auch schnell aufklären, denn Phyllis&Co haben einige "Fehler" gemacht, Spuren hinterlassen. Phillys hat nur an der Stelle vorgesorgt, wo sie Kilian schützt und ihn nicht mit nimmt, niemanden einbezieht in das was im Haus geschieht. Falls alles auffliegt wird sie die Schuld auf sich nehmen, der Rest interessiert sie nicht. Das die Möglichkeit besteht, dass die Tat an Ronny herauskommt (und trotzdem alles offen bleibt) habe ich versucht mit dem letzten beiden Sätzen anzudeuten: Damit kam der Winter. Unendlich lang und kalt.


    Norma steht bei mir für alle Opfer die allein gelassen werden und dabei bemerkt oder unbemerkt in Psychosen gleiten. In einer Gesellschaft, in der es eine starke Täterorientierung gibt, können Menschen wie Norma zerbrechen, es war mir wichtig diesen Aspekt deutlich zu machen. Ich gebe dir recht, das ist extrem.


  • Das war das erste Buch, bei dem ich selbst nicht wusste wie es ausgeht. ich wusste, sie werden Rache nehmen, aber wie... Dann kam mir die Idee Ronny das fühlen zu lassen was er den Kindern und auch den Tieren angetan hat. Ich habe ziemlich lange für das Ende gebraucht, auch weil ich darauf achten wollte, dass es irgendwie offen bleibt. Auf viele Fragen habe ich einfach auch keine Antwort...Mir war es ein Anliegen, Schwere, Düsternis und Bekelmmung rüberzubringen...




    Zitat

    Original von Lumos


    Ehrlich gesagt, habe ich versucht mir Ronnys Sterben nicht allzu genau vorzustellen. Natürlich ist er ein übler Typ, ein absoluter Schwächling mit abartigen Neigungen und immer bereit seine Frustrationen an Schwächeren abzureagieren, aber "abgrundtief schrecklich" wäre nicht meine Charakterisierung.


    Ich fand es schrecklich wie Rache und Selbstjustiz geplant und durchgeführt wurden. Fast noch schrecklicher als die Taten von Kallwitz und Ronny. Die beiden sind in meinen Augen krank und gehörten für ewig weg gesperrt, ich meine nach wie vor, dass sich diese Störungen nicht heilen lassen.
    Aber Anna, Phyllis und Kilian haben das aufgegeben, was "Menschlichkeit" ausmacht und sich in Getriebene verwandelt, und das hat mir furchtbar leid getan. Besser geworden ist dadurch letztlich nichts und ich glaube auch nicht, dass es sich nach einer solchen Tat in Frieden weiterleben lässt, man durch eine solche ausgeführte Rache wirklich zur Ruhe kommt.
    Natürlich ist das eine sehr persönliche Meinung eines Menschen, der zum Glück noch nie so etwas aushalten musste und soll keine Wertung sein.

  • Dieses Zitat von Rita passt zu diesem Buch als Kontrapunkt wunderbar: "Wenn wir vergeben, dann entscheiden wir lediglich, nicht länger zuzulassen, dass unsere Vergangenheit auch unsere Zukunft negativ beeinflusst".

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • Ich bin ja von Berufs wegen Teil dieses Apparates "staatliches Gewaltmonopl", ausgleichender, tarierender Teil. Schön, dass von den Verwandten niemand auf die Idee kam das Schwein zum Ziel seiner Rache zu machen, das für die niedrige Strafe gesorgt hat. Weder der Verteidiger noch der Richter in so einem Fall sindfrei von Bedrohungen, Beleidigungen und Nachstellungen, wenn es auch äußerst selten zu Gewaltausbrüchen kommt. Aber Morddrohungen auf dem AB sammelt jederStrafverteidiger mal. Rache soll man kalt genießen, dieser Fehler führt dazu, dass die Rächer hier schnell hinter Gittern verschwinden werden unfroh sind, dass ihr Opfer keine Verwandten hat, die Rachegedanken hegen. Rache ist ein Teil der Regel, das Gewalt nur Gewalt gebiert.

  • Ja, passt sehr gut :-)


    Zitat

    Original von beowulf
    Dieses Zitat von Rita passt zu diesem Buch als Kontrapunkt wunderbar: "Wenn wir vergeben, dann entscheiden wir lediglich, nicht länger zuzulassen, dass unsere Vergangenheit auch unsere Zukunft negativ beeinflusst".

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Was ging in Euch vor bei diesen Szenen? Was habt ihr dabei gefühlt? Das würde mich wirklich interessieren. War er Euch gleichgültig? Gab es doch irgendwo ganz versteckt einen Funken Mitleid?


    Nein - er war mir nicht gleichgültig in dem Moment und ja - auch wenn es nicht direkt Mitleid war.


    Ich empfand es als zu grausam. Phyllis hatte so gesehen eine viel höhere kriminelle Energie als Ronni.
    Er hat aus sich heraus, aus seiner Krankheit heraus gehandelt - ohne gesundes Schuldbewußtsein.
    Sie in vollem Bewußtsein und mit Kalkül.


    Hätte sie ihn erschossen, was sie ja in ihren Gedanken nicht konnte - wäre es humaner gewesen.
    So hat sie etwas viel schlimmeres vollbracht, als das was sie angeblich nicht fertig bringen konnte - sie hat ihn quälend getötet.


    Ich verstehe, daß diese Rachegedanken vorhanden waren - das unfaßbare Leid der Opfer.
    Aber trotzdem ist mir das zu heftig.
    Wie gesagt - mit kurzem knackigem Erschießen hätte ich mich eher abfinden können, als mit diesem Quälen.
    Wenn er seine Lektin lernen sollte, das nachempfinden lernen sollte - hätte er wieder herausgeholt werden müssen - vermutlich danach direkt in die Psychiatrie.



    Da stimme ich Myriane zu - es müßte wesentlich mehr für die Opfer getan werden - auch gerade in Hinsicht darauf, damit fertig zu werden.
    Begleitende Therapien - auch noch lange danach. Ständige Möglichkeiten, sich Hilfe zu suchen. Vor allem, diese Hilfe auch schnell und unbürokratisch zu bekommen.


    Auch Ronni hätte nicht so schnell entlassen werden dürfen ohne weitere - in dem Fall mal - psychiatrische Hilfe. Bei ihm reicht psychologische eben einfach nicht aus.



    Nun muß ich aber auch erst mal das gelesen etwas sacken lassen....