Schöne Geschichte, magali. Vor allem, weil ich vor kurzem hier in Hannover selbst in so einem altmodischen Buchladen war. An den hat mich Deine Geschichte nun erinnert. Ich hatte dort ein wenig herumgestöbert und mir dann gedacht, dass ich nicht einfach wieder herausgehen könnte, ohne etwas zu kaufen. Ich habe dann dort eine verstaubte Ausgabe von Tolstois "Krieg und Frieden" gefunden und gekauft. "Krieg und Frieden" finde ich als Titel auch sehr bezeichnend für diese alten Buchläden.
Mein Buchhändler
-
-
Zitat
Original von Voltaire
"Keine Gedanken" könnte doch aber auch schlicht nur bedeuten: "Ich finde es einfach nur gut!" Und muss man denn wirklich immer alles begründen?
Nein, muss man nicht. Das meinte ich auch mit "etwas auslösen", einfach ein Gefühl, etwas genießen und so stehen lassen.
(Nur neige ich persönlich dazu, im zweiten Anlauf mehr dahinter zu suchen.) -
Zitat
Original von Macska
Also warum kann oder soll man nicht einen Autor um eine Erklärung des Textes bitten? Meiner Meinung nach profitieren beide Seiten von einem Gedankenaustausch.Aber natürlich darf man einen Autor um eine Erklärung bitten. Das sei jedem unbenommen. Es mag Autoren geben, die sich darüber freuen, es dürfte auch Autoren geben, die es traurig macht, weil ihr Text nicht für sich alleine spricht. Es lag mir fern, hier irgendein "Gebot" aufzustellen. Es darf gefragt werden, es darf geantwortet werden - muss aber nicht.
Und deinem Posting entnehme ich, dass wir gedanklich gar nicht so weit auseinander liegen. Du hast den Deutschunterricht und die Interpretationen von Texten angesprochen. So wie es klang, hat dich das nicht zufrieden gestellt. Zurecht. Wer entscheidet, wie ein Text wirkt, was er aussagt? Jeder Leser für sich allein. Da ist es auch völlig egal, welche Prämisse der Autor hatte, was er mit dem Text aussagen wollte. Seine Intention und die Reaktionen der Leser müssen nicht übereinstimmen. Gerade bei Kurzgeschichten. Sie sind Blitzlichter, hingetupfte Gedanken, Fragmente. Die Interpretationen können vielfältig sein, dürfen das auch sein und sollten in Form einer lebendigen Leserunde stattfinden.
Magalis Text hat es geschafft, dass etliche Menschen sich gedanklich damit beschäftigen. Das ist großartig. Aber es ist auch völlig legitim, dass sie sich an der Diskussion nicht beteiligt. Das, was sie zu sagen hatte, steckt im Text.
-
Mir gefällt der Text so gut, weil er die Bräsigkeit des Buchhandels gut reflektiert. Gut getroffen durch die Selbstherrlichkeit des Ladenbesitzers. Dieser beißende Sarkasmus, mit Katzenpipi unterstrichen. So herrlich böse!
-
Zitat
Original von Alice Thierry
Solider Text. Atmosphärisch dicht. Hebt sich wohltuend vom ausschweifenden und gewollten Durchschnitts-BlaBla ab.Gerne wieder.
Jep!
-
Nun, ich denke, es steht nicht zu befürchten, dass Magali nun eingeschnappt zuhause sitzt, weil die Eulen mal wieder kurzfristig auf einen Nebenkriegsschauplatz abgedriftet sind.
Der Text selbst liest sich für mich wie die Demontage des kultisch überhöhten Verhältnisses zwischen Buchhändlern und ihren Kunden.
Da ist zunächst einmal der Buchhändler. Kein Martin im Pollunder, der in den späten siebziger Jahren durch Castenada zum Lesen gekommen ist und heute konsequent Coelho empfiehlt. Kein Pazifist, der Zivildienst in einer Wohngemeinschaft für Demenzkranke gemacht hat, sondern ein Militarist, der Waffen sammelt. Kein Bibliophiler, der Bücher wie rohe Eier behandelt, sondern sich lieber um seine Schiffsmodelle kümmert und, Gipfel der Verantwortungslosigkeit, Rotwein trinkt. Im Buchladen! Was da passieren kann! Haben wir nicht schon in der Grundschule gelernt, dass essen und trinken in der Bibliothek nicht weniger gefährlich ist, als dort Feuerwerkskörper zu zünden? So einer, so er denn mal ein Buch liest, macht sicherlich auch Leserillen in den Buchrücken. Eine Schande für seine Zunft.
Und dann diese seltsame Kundin. Die kommt nicht, um mit dem Buchhändler zu diskutieren, ob es denn historisch korrekt sei, dass in dem neuen Roman von Angelika Müller-Berndorf, „Die Köchin des Reformators“, Kartoffelpuffer gebraten werden. Oder welcher Roman auf der Shortlist des deutschen Buchpreises dort nun wirklich nix zu suchen hat.
Sie braucht aber auch keine Beratung, sucht kein Buch über eine Frau, die einen Mann sucht und einen Schuhtick hat. Vielleicht waren es aber auch Handtaschen. Es war jedenfalls hellblau. Sie braucht keinen Tip für einen richtig guten Thriller, am besten einen, wo der Mörder einen Ödipuskomplex hat. Oder für einen Roman für die Oma, vielleicht was mit Katzen?
Nein, die kommt mit der ISBN an, das Kulturgut Buch reduziert auf eine Nummer, Symbol für die Kommerzialisierung der Literatur. Die bestellt Bücher wie einen Sauerbraten beim Fleischer, nur ist's hier nicht so wichtig, ob die Bestellung nun morgen oder erst nächste Woche eintrifft.Das grenzt ja schon an Blasphemie, hier werden Buchstaben gegen Geld getauscht, die Metaphysik des Literaturerwerbs wird mit Füßen getreten.
Aber das nur nebenbei. Habe ich erwähnt, dass mir der Text sehr gut gefallen hat? (abgesehen vielleicht mal davon, dass ich schon den ganzen Morgen einen Hauch von Katzenpisse in der Nase habe :uebel)
-
Kennt ihr übrigens den Bücherladen aus "Notting Hill"? Den hatte ich direkt vor Augen. Die Geschichte passt für mich gut an diesen Schauplatz.
-
Ja, den Buchladen aus Notting Hill hatte ich auch vor Augen - nur den Buchhändler in Magalis Geschichte habe ich nicht mit Hugh Grant asoziiert.
"Notting Hill" übrigens ein sehr netter Unterhaltungsfilm - obwohl ich Julia Roberts so gar nicht mag.
-
Nein, das hätte Hugh Grant nun wirklich nicht verdient. Sein Mitbewohner vielleicht ...
-
Draper:
Buchladen aus Notting Hill.... nee. Der ist doch schön, zwar alt, aber mit Charme. ICH sehe das hier gar nicht, außerdem kennt sich Hugh Grand leidenschaflich aus.
-
Es ging einfach nur um den Laden an sich. Denk dir den Rest einfach dazu ;-).
-
Eigentlich verirre ich mich selten in diese Ecke des Forums, aber der Titel hat mich nun schon länger gelockt, sodass ich die Geschichte nun doch gelesen habe.
Vielen Dank, magali
Mir hat die Geschichte ausgesprochen gut gefallen und mich sehr berührt.
Was magali wirklich sagen wollte, kann ich nicht wissen, muss ich auch nicht wissen.
Ich war nie gut darin, Texte zu analysieren. Daher nur, was mir gefällt und wie ich es empfinde. Mir persönlich gefällt am besten, wie einem mit so wenigen Zeilen dieser Buchhändler nahe gebracht wird und man sich ein Bild machen kann von seinem Leben. Daher versteh ich nicht, warum sich alle vor diesem Laden ekeln. In mir weckt der Text vor allem Verständnis und Mitgefühl für diesen Menschen und ich würde den Laden sofort betreten und mich wohl ähnlich verhalten wie die Kundin. Gerade darin liegt für mich das Schöne an der Geschichte, dass mir ein Mensch sympathisch wird mit wenigen Worten, obwohl rein äußerlich (Alkoholiker, Militärfan etc. ) ich denken würde: huch, da halte ich mich besser fern von. Aber das ist nur, welche Gefühle die Geschichte in mir weckte.Wirklich toll, magali, bitte mehr davon.
-
Zitat
Original von rienchen
Mir gefällt der Text so gut, weil er die Bräsigkeit des Buchhandels gut reflektiert. Gut getroffen durch die Selbstherrlichkeit des LadenbesitzersDiese Aussage finde ich relativ forsch, einer ganzen Branche generelle Bräsigkeit zu unterstellen.
Du musst millionenfache derartige Erfahrungen gesammelt haben.verwunderte Grüße von Elbereth
-
Ich dachte dabei zwar an (aus meiner Sicht) die Sicht der Protagonistin ( nicht meine), aber Du hast recht... es ist unglücklich ausgedrückt. Point taken.
Verwunderte Grüße zurück.
-
Ah okay, ich dachte mir, dass Du das anders meintest..
Und ich möchte damit nicht sagen, dass es keine Buchhändler gibt, die nicht dazu neigen, die Welt auszusperren...
grinsegrüße von Elbereth
-
Die Geschichte könnte mE nach genauso gut in einer Apotheke spielen, einem Haushaltswarengeschäft oder auch in einer Metzgerei...
(dort, wo ich immer einkaufe, stehen kleine Porzellanschweichen mit Schürze (Aufschrift: "saulecker") um auf der Theke, darunter Häkeldeckchen. Umrahmt von allerlei sonstigem Nippes, manchmal weiß ich gar nicht, wo ich das Geld hinlegen soll. )
-
Zitat
Original von rienchen
Die Geschichte könnte mE nach genauso gut in einer Apotheke spielen, einem Haushaltswarengeschäft oder auch in einer Metzgerei...Nein zu a), nein zu b) und nein zu c).
Aber in Zeiten, in denen das Regietheater unverändert herrscht, haben AutorInnen bekanntlich nichts zu sagen.
Don't worry.
Hauptsache, Ihr seid glücklich.
Dann bin ich es auchmagali *pfeift: If you don't know me by no-ow ...*
-
Einen Versuch wars wert. Bin eben abgebrochene Humanistin.
-
Eine sehr schöne Momentaufnahme und ein würdiger Beitrag zur 5000!
Zwei Kritikpunkte so aus dem Gefühl heraus...
Die Geschichte ist schon ein wenig überfrachtet - ein Wortlimit wäre vielleicht nicht schlecht gewesen.
Und der Verkäufer hat mir zu viel geseufzt. Da bin ich bei der dritten Wiederholung drüber gestolpert. Ist wie bei Tom, der in jedem Buch x-mal seinen Euphemismus unterkriegen muss...Chapeau! Für die Geschichte und überhaupt...
Bo seufzt wehmütig und trinkt noch einen kleinen Schluck Club Mate, bevor er sich wieder in den unendlichen Tiefen des allwissenden Netzes verliert...
-
Huhu magali
Ich musste mal wieder dringend für eine Weile ins Ausland flüchten und habe deinen Text deshalb erst jetzt gelesen. Die Geschichte erreicht mich, gefällt mir sowohl inhaltlich als auch stilistisch sehr gut. Ganz prima.