Mein Buchhändler

  • Zitat

    Original von Dieter Neumann
    Mensch, Leute, lest doch einfach nochmal den Text! Das ist eine ungeheuer stimungsvolle Milieustudie, meisterhaft distanziert erzählt, und geht gerade deshalb unter die Haut. Dieser Buchhändler ist natürlich viel zu speziell, um herhalten zu können für "die Probleme des Buchandels", wie sich die Autorin leider zu erklären bemüßigt fühlt. Und selbstverständlich muss ein guter Text keine "Moral" transportieren - was für eine alberne Forderung an Literatur; das ist doch keine Vorlesegeschichte für Kinder! Die sonderbaren Interpretationsübungen hier, diese verkniffene Suche nach verborgenen Metaphern, nach "Aussagen" hinter dem Text sind peinlich für ein Bücherforum. Untertertia-Niveau, höchstens. Voltaires Statements werden dem Text eher gerecht, finde ich: "(...) Es ist dieses leicht resignative Element, das den ganz besonderen Reiz dieser Short-Story ausmacht. (...)" und "Aber diese Stimmungsbeschreibung macht doch gerade den besonderen Reiz dieser Geschichte aus. (...)" Man kann gute Texte schnell zerreden. Sogar sehr gute wie diesen. Die gefürchteten "Sinnsucher" schaffen das problemlos - die Beispiele sind Legion. Aber, magali: Die Autorin sollte sich an der Deutungsdiskussion über ihr Werk nicht beteiligen. Und nie, wirklich niemals, dessen scheinbar verborgene "Botschaft" artikulieren. Geht immer schief.


    Didi erklärt die Welt. :grin


    Edit: Dieter Neumanns Text zitiert.

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

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  • Zitat

    Original von arter
    Aha, also eine Metapher für den Zustand des Buchhandels allgemein sollte das sein. Na wenn das so ist ;-) Danke Tilia Salix, für diesen Zaunpfahl.


    Hi Arter, das war kein Zaunpfahl, sondern eine Antwort auf magalis Statement:

    Zitat

    Original von magali
    Gut, daß Ihr meint, daß die Atmosphäre stimmt. :-)
    Ich finde es ausgesprochen schwierig, das zu erreichen, weil in den Texten noch soviel mehr transportiert werden soll.
    Hier waren es die Probleme des Buchhandels sowie mein Kommentar zur Lage.
    Zur Abwechslung fiktionalisiert. Andernorts hatte ich mich ja bereits geäußert.
    magali

  • Ich denke nicht, dass der Text zerredet wird. Es gibt eben verschiedene Auffassungsansichten. Und es spricht doch auch für diesen Text, dass darüber ERNSTHAFT geredet wird. Das ist eben keiner dieser Texte, den man mal eben im Vorbeigehen liest und dann ebenso schnell vergisst. Und es ist auch ein Text über den das Reden auch lohnt.


    Allerdings habe ich diesen Text nicht in einem Kontext zu Magalis Äußerungen in einem anderen Thread gesehen. Diese Einlassung finde ich sehr interessant. Aber auch sie ändert nichts an der Qualität dieser kleinen Geschichte.


    Ich jedenfalls habe mich sehr gefreut, in dieser Forumsecke endlich mal wieder einen anspruchsvollen Beitrag lesen zu können, endlich mal kein Beitrag/Geschichte der nur zum Füllen einer Mülltonne tauglich war. Und es führt kein Weg an der objektiven Feststellung vorbei: Magali kann schreiben - und sie kann sehr gut schreiben. :anbet

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Oops, habe ich etwa wieder das Ironieschild vergessen?


    Ich habe leider das preußische Schulwesen nie kennen gelernt, ich weiß deshalb nicht, ob Untertertia was Gutes oder was Schlechtes ist :grin (ich vermute aber, damit ist eine weniger fortgeschrittene Klassenstufe gemeint). Die Aussage Dieters soll mir sagen, dass Menschen mit höherer Bildung darauf verzichten sollten, in einem Text einen Sinn zu suchen. Für diese Erleuchtung bin jetzt echt dankbar. Habe ich doch endlich den Grund gefunden, warum ich beim Lesen oft unzufrieden bin. So, jetzt schreib ich mich mal schnell für die Prima ein, oder wie das heißt, damit ich auch mehr Freude an diesen resignativen Milieustudien finde. ;-)

  • Zitat

    Original von arter
    Oops, habe ich etwa wieder das Ironieschild vergessen?


    Ich habe leider das preußische Schulwesen nie kennen gelernt, ich weiß deshalb nicht, ob Untertertia was Gutes oder was Schlechtes ist :grin (ich vermute aber, damit ist eine weniger fortgeschrittene Klassenstufe gemeint). Die Aussage Dieters soll mir sagen, dass Menschen mit höherer Bildung darauf verzichten sollten, in einem Text einen Sinn zu suchen. Für diese Erleuchtung bin jetzt echt dankbar. Habe ich doch endlich den Grund gefunden, warum ich beim Lesen oft unzufrieden bin. So, jetzt schreib ich mich mal schnell für die Prima ein, oder wie das heißt, damit ich auch mehr Freude an diesen resignativen Milieustudien finde. ;-)


    Untertertia war die Klassenbezeichnung in einem Altsprachlichen-Gymnasium.


    Sexta - 5. Klasse
    Quinta - 6. Klasse
    Quarta - 7. Klasse
    Untertertia - 8. Klasse
    Obertertia - 9. Klasse
    Untersekunda - 10. Klase
    Obersekunda - 11. Klasse
    Unterprima - 12. Klasse
    Oberprima - 13. Klasse


    btw.: Wer das Abitur in einem altsprachlichen Gymnasium besteht, der darf sich übrigens "Humanist" nennen - die Absolventen eines stinknormalen Gymnasiums dagegen nennt man "Auch-Abiturienten".... :rofl :rofl

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Untertertia war die Klassenbezeichnung in einem Altsprachlichen-Gymnasium.


    Auch. Aber z. B. an allen (also auch neusprachlichen) Gymnasien in Schleswig-Holstein war die lateinische Klassenbezeichnung noch bis in die Achtzigerjahre gängig, wurde erst danach durch die langweiligen Zahlen ersetzt. Ich selbst war ebenfalls nicht auf einem altsprachlichen Gymnasium, habe also nie Altgriechisch gelernt, sondern nur Latein von den alten und Englisch u. Französisch von den lebenden Sprachen.


    Mit dem "preußischen Schulwesen" hat das gar nichts zu tun. Die lateinischen Klassenbezeichnungen gab's genauso in Bayern oder in Hessen. Und eine humanistische Bildung kann man auch für sich reklamieren, ohne Altgriechisch gelernt zu haben. Über ihren Sinn in der heutigen Zeit aber ließe sich trefflich streiten. :grin

  • Zitat

    Original von Dieter Neumann


    Auch. Aber z. B. an allen (also auch neusprachlichen) Gymnasien in Schleswig-Holstein war die lateinische Klassenbezeichnung noch bis in die Achtzigerjahre gängig, wurde erst danach durch die langweiligen Zahlen ersetzt. Ich selbst war ebenfalls nicht auf einem altsprachlichen Gymnasium, habe also nie Altgriechisch gelernt, sondern nur Latein von den alten und Englisch u. Französisch von den lebenden Sprachen.


    *klugscheißmodus an* Die lateinischen Klassenbezeichnungen sind auch heute noch gängig - auch am neusprachlichen Gymnasium. Kommt halt auf die Schule an. *klugscheißmodus aus*


    Teilweise kann ich Arter verstehen - auch ich suche stets eine Bedeutung in den Texten, die ich lese. Anders als Arter kam mir magalis Text nur absolut nicht sinnlos vor. :wave

  • Offensichtlich kam auch ich um diese Geschichte nicht herum ;-). Ich gebe zu, dass auch ich erst den Sinn verstanden habe, als ich die Kommentare gelesen habe. Ich weiß nicht, ob ich von allein darauf gekommen wäre, dass es um den Buchhandel an sich geht.


    Die Geschichte hat es auf jeden Fall geschafft, dass ich mich vor diesem Laden ekele. Ich habe den Geruch in der Nase und den Laden vor Augen und das allein könnte schon zu Herpes führen. Ich nehme an, damit hat die Geschichte ihren Zweck erfüllt. :lache


    @ Didi: Wie kann denn ein Autor eine Geschichte ohne Sinn und Aussage schreiben? Gar nicht. Und warum darf ich als Leser nicht danach suchen? Wenn es so ist, dass das gar nicht gewünscht ist, dann kann ich mein Studium ja "in die Tonne kloppen". Das habe ich auch noch nie gehört. Das würde mich in keinster Weise befriedigen. Dann würde ich nicht mehr lesen. Wie sich herausgestellt hat, hat dieser Text doch sogar eine ziemlich deutliche Aussage und damit auch einen Sinn.


    edit: Ich war auf einem alt- und auf einem neusprachlichen Gymnasium und auf beiden hat man die lateinischen Klassenbezeichnungen nicht mehr benutzt. Das machen hier nur Lehrer und Menschen im Alter meiner Eltern. Die werfen immer mal mit den alten Bezeichnungen um sich, aber damit kann ich nichts anfangen und ich hatte auch nie Lust, mich damit zu beschäftigen. Wozu auch? :wave

  • Eigentlich wollte ich gar keine Diskussion über die Klassenbezeichnungen der Abiturstufe anzetteln. Mir ging es darum, deutlich zu machen, dass mich dieser oberlehrerhafte pseudointellektuelle Ton gemischt mit Attacken unter die Gürtellinie gehörig annervt. Schade, dass es in den lateinisch Jahrgänge durchnummerierenden Gymnasien der 60er Jahre kein Fach namens Ironie gab. Sonst wäre das vielleicht angekommen. Deshalb jetzt mal ausnahmsweise völlig ironiefrei:


    Warum kann man hier nicht seine Meinung kundtun, ohne in dieser Art "zurechtgewiesen" zu werden. Der eine hat die Meinung, der andere eine andere. So what? Ist es unbedingt nötig, seine eigene über alle anderen zu stellen - quasi als absolute Wahrheit?


    Übrigens, ich finde die Geschichte gut erzählt sprachlich ansprechend und nachdem ich den Sinn verstanden habe, auch in der Aussage akzeptabel. Im Fazit spricht sie mich aber - rein subjektiv gesehen natürlich - nicht so an. Ich persönlich bevorzuge etwas pfiffigere, pointiertere Texte.

  • Zitat

    Original von Groupie
    @ Didi: Wie kann denn ein Autor eine Geschichte ohne Sinn und Aussage schreiben? Gar nicht. Und warum darf ich als Leser nicht danach suchen? (...)


    Ein Autor kann schreiben, was er will. Mit Aussage oder ohne oder auch mit einer Aussage, die sein Geheimnis bleibt. Hat nichts mit Sinn oder Sinnlosigkeit zu tun, sondern allenfalls mit guter oder schlechter Kunst.
    Ein Leser darf suchen, wonach er will. Wenn er dabei nichts findet, ist es zuallererst sein Problem, nicht das des Autors.
    Sinn und Aussage sind zwei verschiedene Dinge. Eine Aussage kann Sinn machen, eine andere nicht. Keine Aussage zu machen, macht oft auch Sinn. Manche Aussagen findet der eine sinnvoll, der andere nicht. Und dann gibt´s noch sehr unterschiedliche Interpetationen von Sinn (und Unsinn). That´s life.
    Macht diese Geschichte eine Aussage? Interessiert mich nicht! Ich werde durch die Erzählkunst der Autorin für ein paar Minuten Teil eines fremden Lebens, eines Menschenschicksals, eines speziellen Szenarios, kann es durch die Kunst der Autorin fühlen, riechen, hören, kann mich davor ekeln, wenn mir danach ist, oder melancholisch werden. Was auch immer. Ist das eine Aussage der Autorin? Nein, denn das ist ein völlig verqueres Wort zur Beurteilung von Textkunst.
    Wenn aber nur Geschichten mit einer erkennbaren Aussage (oder gar Botschaft) für einen bestimmten Leser Sinn machen, ist das ebenfalls sein gutes Recht. So wie es allein deine Sache ist, Prosatexte weiterhin als Vehikel zum Sinntransport zu verstehen.


    Schönen Sonntag noch! :wave

  • Cool down, Didi. Das war ziemlich aggressiv für einen Nicht-Schalke-Fan. Aber Aggressionen machen die Aussagen nicht wahrer. Ein Autor kann nicht ohne Aussage schreiben. Wenn er das versucht, ist das bereits die Aussage. Deine Sinn-Krise ist jetzt irgendwie auch eher künstlich herbeigeführt.

  • Zitat

    Original von Groupie
    Cool down, Didi. Das war ziemlich aggressiv für einen Nicht-Schalke-Fan. Aber Aggressionen machen die Aussagen nicht wahrer. Ein Autor kann nicht ohne Aussage schreiben. Wenn er das versucht, ist das bereits die Aussage. Deine Sinn-Krise ist jetzt irgendwie auch eher künstlich herbeigeführt.


    :rofl :rofl :rofl Immer noch: Schönen Sonntag!

  • Dieter Neumann :


    Du kommst mir wie mein Deutschlehrer vor, den ich von der siebten bis zur neunten Klasse leider Gottes (weiß man's ?) ertragen musste. Danach kam glücklicher Weise ein anderer.


    Vielleicht ist das jetzt "eine Schande" für ein Bücherforum, aber DbddhkP.


    Schönen Sonntach noch, rienchen, abgebrochene Humanistin. :grin

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Zitat

    Original von Dieter Neumann


    Mal lieber festgehalten, besonders wegen dem letzten "Antwort"- Satz, der sowas von daneben ist, aber naja. Degustibus non est disputandum. :wave


    Edit: schade auch um magalis Text, der jetzt wohl endgültig außer Sichtweite gerückt wurde!

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

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  • Irgendwie fühle ich mich auch gerade angemacht. :wow


    Sorry Didi, nicht jeder steht auf friedefreudeeierkuchen Geschichten und entsprechende Pointen.


    Ach, und ab und an nachdenken, bevor man sich mit der prolligen Restautorenschaft anlegt.


    Schönen Sonntag noch!


    Dem schließe ich mich an Rienchen: Edit: schade auch um magalis Text, der jetzt wohl endgültig außer Sichtweite gerückt wurde!

    Fay
    Ein Roman ist wie der Bogen einer Geige und ihr Resonanzkörper wie die Seele des Lesers. (Stendhal)

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