Inhalt:
Das bewegende Schicksal zweier englischer Adelsfamilien in einer Zeit großer Veränderungen
England 1911. Im vornehmen Londoner Stadtteil Mayfair laden Lord und Lady Rotherfield zum glanzvollen Debütantinnenball ihrer Tochter Victoria. Hinter den Kulissen jedoch brodelt es: Die Arbeiter rebellieren, der Hochadel verliert an Einfluss. Victorias Schwester Evangeline unterstützt die Sufragetten und landet im Gefängnis; und Edward, der jüngste Spross der Rotherfields, ist ein Frauenheld und begeisterter Wettkampf-Flieger. Ausgerechnet an seinen Konkurrenten, den Franzosen Pierre, verliert Evangeline ihr Herz. Wird ihre Liebe diese bewegten Zeiten und den aufziehenden Weltkrieg überstehen können?
über die Autorin:
Theresa Révay, 1965 in Paris geboren und aufgewachsen, studierte französische Literatur an der Sorbonne. Sie veröffentlichte ihren ersten Roman mit Anfang zwanzig. Danach arbeitete sie viele Jahre als Übersetzerin und Gutachterin für verschiedene französische Verlage.
eigene Meinung:
Dieser Roman ist mein erstes Buch der Autorin.
Er beschreibt im Zeitraum zwischen 1911 und 1918 das Leben und Lieben der Familie Rotherfield und der zwei französichen Brüder du Forestel. Vom pflichtbewussten Erben Julian und seinen zwei Schwestern, der naiven Victoria und der ungestümen Evangeline und vom jüngeren Bruder Edward, der das leichte unbekümmerte Leben so liebt. Und von Jean, der sich zu Gott und dem keineswegs mehr angesehenen Priesteramt berufen fühlt und seinen leichtlebigen Bruder Pierre, der zu den ersten Fliegerpionieren Frankreichs gehört. Alle sind Anfang bis Mitte 20, kommen aus angesehenen Familien des Landadels mit eigenen Gütern und dem distingierten Hintergrund der Upperclass. Ihre privaten Wünsche und Träume sind eng verflochten mit den Umwälzungen ihrer Umwelt. Es ist die Zeit kurz vor und während des ersten Weltkriegs. Die Gesellschaft befindet sich bereits im Umbruch, als es zu den ersten Kampfhandlungen kommt. Die Frauen Englands drängen nach Gleichstellung mit dem Mann, nach Unabhängigkeit und beruflichem Erfolg. Die Industialisierung schreitet voran, der Kriegsausbruch fördert die Entwicklung der Flugzeugindustrie, ebnet den Frauen auf harte Weise den Weg in die Berufe der Männer, die in den Krieg ziehen müssen und zu Hunderttausenden in Frankreich und im Rest Europas hingemetzelt werden.
Jeder der Protagonisten versucht auf seine Weise das Leben zu meistern, die Liebe zu finden und sich in diesen harten Zeiten einen Platz zu suchen, an dem sie persönliche Erfüllung, vaterländische Pflicht und inneres Ehrgefühl befriedigen können.
Theresa Révay verfügt über eine geschliffene Wortgewalt, die mich sofort mitgerissen hat. Sie schildert das einfache Leben der Fabrikarbeiterinnen ebenso facetten- und kenntnisreich wie das der elitären Oberschicht Englands und scheut auch nicht den langen blutigen Blick in die Schützengräben in Belgien und Frankreich und in die Kriegslazeartte. Sie erzählt von der Sufragetten-Bewegung ebenso wie von den ersten Flugzeug-Gefechten, von den neu gewonnenen Erkenntnissen über die vom Krieg schwer traumatisierten Soldaten, von der politischen Entwicklung in den Kriegsjahren.
Selten habe ich solch klug und tiefgründig beschriebene Gefühlswelten zwischen Mann und Frau, zwischen Angst und Hoffnung, gelesen.
Die Geschichte wird ohne Trivialität erzählt und hat mich teilweise wirklich sehr erschüttert. Wie die Protagonisten durch tiefe menschliche Täler gehen müssen um letztendlich ihr Glück zu finden, ihre Bestimmung, ihren rechten Platz auf Erden und manchmal auch in einem der wilden neuen Fluggeräte hoch oben am Himmel ist wirklich ganz große Erzählkunst.
Ich war von diesem Buch restlos begeistert und vergebe 10 Punkte für ein wirklich sehr lesenswertes Buch über den Anfang des 20. Jahrhunderts in England und Frankreich mit einer Portion Liebe und Schicksal.
Ich habe die Club-Premiere-Ausgabe gelesen.