Gillian Flynn - Gone Girl

  • Klappentext
    On a warm summer morning in North Carthage, Missouri, it is Nick and Amy’s fifth wedding anniversary. Presents are being wrapped and reservations are being made when Nick Dunne’s clever and beautiful wife disappears from their rented McMansion on the Mississippi River. Husband-of-the-Year Nick Dunne isn’t doing himself any favors with cringe-worthy daydreams about the slope and shape of his wife’s head, but hearing from Amy through flashbacks in her diary reveal the perky perfectionist could have put anyone dangerously on edge. Under mounting pressure from the police and the media—as well as Amy’s fiercely doting parents—the town golden boy parades an endless series of lies, deceits, and inappropriate behavior. Nick is oddly evasive, and he’s definitely bitter—but is he really a killer? As the cops close in, every couple in town is soon wondering how well they know the one that they love. With his twin sister Margo at his side, Nick stands by his innocence. Trouble is, if Nick didn’t do it, where is that beautiful wife? And what was left in that silvery gift box hidden in the back of her bedroom closet?


    Employing her trademark razor-sharp writing and assured psychological insight, Gillian Flynn delivers a fast-paced, devilishly dark, and ingeniously plotted thriller that confirms her status as one of the hottest writers around.



    Die Autorin
    Gillian Flynn wuchs in Kansas City auf. Sie arbeitete als Journalistin für den »San Francisco Examiner« und »U.S. News & World Report« und war die leitende TV-Kritikerin von »Entertainment Weekly«. Die Autorin lebt nach Stationen in Los Angeles und New York heute in Chicago.





    Um es gleich vorweg zu nehmen: "Gone Girl" ist ein absolut böses Buch. Und leider kann ich nicht allzuviel dazu sagen, obwohl ich schier herausplatzen möchte. Denn es würde zuviel vom Plot verraten und Spannung nehmen.


    Nick und Amy sind ein perfektes Paar. Amy ist schön und briliant, Tochter eines Psychologenehepaares, das seine einzige Tochter als Vorbild für Kinderbücher nahm, jene "Amazing Amy", die eine idealisierte Ausgabe ihrer eigentlich schon perfekten Tochter ist. Jedes Kind in Amerika kennt die Bücher und somit Amy. Amy lernt Nick kennen, einen netten american boy aus Missouri. Die beiden sind das perfekte Paar. Sie heiraten. An jedem ihrer Hochzeitstage plant Amy eine Art Schnitzeljagt für Nick, der anhand von Hinweisen noch einmal die Highlights ihres letzten Jahres herausfinden muss. Dann schleicht sich langsam eine Veränderung in ihr perfektes Leben: beide verlieren nacheinander ihre Jobs, und Nicks Eltern, die immer noch in Missouri leben, brauchen Nicks Hilfe. Also verschleppt Nick seine New Yorker Ehefrau Amy in die amerikanische Provinz. Aber im Grunde hat der Ehealltag zugeschlagen, die Flitterwochen sind vorbei. Und dann plötzlich, an ihrem 5. Hochzeitstag, ist Amy spurlos verschwunden. Und alle Hinweise deuten auf Nick als Mörder seiner Ehefrau.


    Das Buch wird abwechselnd aus Nicks Sicht vom Tage des Verschwindens an erzählt, und Rückblickend aus Amys Tagebuch. Amy berichtet in ihrem Tagebuch,wie sie Nick kennenlernte, wie ihr Leben verlief und wie sie schließlich im tristen Missouri landeten. Nick ist keine sehr sympathische Figur. Er ist nicht ehrlich, auch zu uns Lesern nicht. Als die Polizei ihn befragt, erklärt er uns Lesern, das diese Antwort nun seine 5. Lüge war. Nur um ein paar Seiten weiter zu bekennen, das er nun bei Lüge 11 angekommen ist. Und man fragt sich, welche Antworten denn nun gelogen sind. Nick erklärt uns nur soweit, was die Wahrheit ist, soweit sie auch tatsächlich ans Licht kommt durch die Polizei. Zwischendurch lesen wir Amys Tagebuch. Amy sieht die Dinge anders, als Nick sie uns berichtet. Und man kommt nicht drumherum, schon bald Diskrepanzen in der Wahrnehmung der beiden Eheleute wahrzunehmen. Aber wer erzählt uns die Wahrheit? Nick, der gleich schon zu anfang lügt und nur soviel zugibt, wie er muss. Oder Amy, die ja ihr Tagebuch sprechen lässt. Hin und her gerissen ist man da als Leser, und als ich schon dachte, es wird ein wenig langatmig, beginnt nach ca. der Hälfte des Buches der 2. Teil. Und dann geht es erst richtig los. Und darüber kann ich leider nicht weiter erzählen, ohne die Spannung zu verderben.


    Nick und auch Amy sind nicht wirklich sympathische Charaktere, jedenfalls in beschriebenem 1. Teil des Buches. Danach geht es mit der Spannung erst richtig los. Ich kenne von Gillian Flynn nur "Finstere Orte", und auch dort ist der Erzählstil ähnlich, es wird von 2 Seiten her erzählt, einmal in der Gegenwart, und einmal aus der Vergangenheit heraus. Aber dort war der Erzählton, der Ausgang nicht so böse wie hier. Bis zum 2. Teil sieht das Buch nach einem ganz normalen Thriller aus: Frau verschwunden, Mann mehr als verdächtig. Im 2. Teil dann der Twist und im kurzen letzten Teil das böse, perfide Ende.


    "Gone Girl" ist für mich ein ziemlich beeindruckendes Leseerlebnis gewesen. Ich hatte mit dem Twist im 2. Teil so nicht gerechnet. Im Nachhinein finde ich ihren sehr raumgreifenden Angang der Geschichte auch sehr plausibel und nötig. Gillian Flynn hat 2 ziemlich eindrucksvolle Personen geschaffen, die sich weniger im Guten als mehr im Bösen ergänzen. Ich bin ziemlich beeindruckt und ab jetzt ein Fan der Autorin. Von mir 10 Punkte.


    Edit: ISBN der deutschen Ausgabe eingesetzt. LG JaneDoe

    “Wer kleine Kinder und Hunde nicht mag, kann kein schlechter Mensch sein



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  • Danke.... mir hatte schon "Finstere Orte" von ihr sehr gut gefallen und bisher stand "Gone Girl" nur auf dem Wunschzettel... ;-)

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")

  • Wieder so ein Bestseller, dessen Inhalt sich im Klappentext gut las, der von zahlreichen amerikanischen Kritikern bejubelt wurde, und sich dann zwar tatsächlich flott weg las, ansonsten aber eine einzige Enttäuschung ist.


    Man darf ja bei Krimis nicht großartig auf den Inhalt eingehen, ohne es anderen zu verderben, daher nur ein paar kurze, möglichst abstrakt gehaltene Kritikpunkte, die aber dennoch einige Spoiler enthalten könnten:


    Die vermeintlich clevere Erzählkonstruktion, die zwischen zwei Charakteren und zwei zeitlichen Ebenen wechselt, entpuppt sich bald als allzu billiges Mittel, um einer zunächst sehr bedächtigen Story etwas Tempo zu verleihen. Nach etlichen Seiten, als sich dann auch erste Langeweile einstellte, wurde mir zumindest relativ schnell klar, dass der Twist, der zweifelsfrei noch kommen würde, auf dieser sehr uneleganten und wenig überzeugenden wechselseitigen Narrative beruhen würde. Als es dann so weit war, und der Twist aufgedeckt und zugleich noch mühsam über viele Seiten erklärt wurde (denn dieses Buch traut dem Leser gar nichts zu), war die Reaktion dann auch weniger "Oha", sondern eher "Endlich!".


    Überhaupt habe ich mich die erste Hälfte des Buches nur über diese so unglaublich unglaubwürdige Erzählkonstruktion aufgeregt, die sich darauf verlässt, dass der Leser nicht zu kritisch an den Text herangeht. Zu wem spricht Nick, warum wechselt er munter den Addressaten? Warum haben wir hier eine Perspektive, die mit inneren Monologen arbeitet, aber "gekonnt" jedwede Gedanken weglässt, die irgendwelche späteren Aufdeckungen vorwegnehmen könnten?


    Warum sind Amys Tagebucheinträge verfasst wie Romane, die zuweilen ganze Wochen mit bemerkenswertem Detail schildern, durchsetzt mit witzig/smarten Bemerkungen und immerzu erklärenden Querverweisen, die sich auch durch die spätere "Auflösung" im zweiten Teil nicht rechtfertigen lassen, so dass die Tagebucheinträge an sich so nie ein greifbares Maß an Authentizität erlangen können?


    Warum kann man nie das Gefühl abschütteln, dass die zwei unterschiedlichen Charaktere eine doch sehr ähnliche Erzählstimme haben? Warum vermittelt die exemplarische Demontage des modernen amerikanischen Mannes am Beispiel von Nick einem das Gefühl als läse man hier eine Charakterisierung à la "Malen nach Zahlen"?


    Am enttäuschendsten aber, abgesehen von den Mängeln in der Erzählkonstruktion, der manipulativen Anordnung zweier Narrativen, und der wenig überzeugenden Psychologisierung der Charaktere, ist die inhaltliche Entwicklung, die der Roman dann nach der ersten Auflösung nimmt: hier summieren sich geradezu unglaubliche Zufälle und Begebenheiten, und rauben dem Werk jedes Maß an Realismus und natürlicher Spannung, die im ersten Teil noch bemüht wurde. Alles ist nun möglich, und kein Charakter handelt mehr so, wie er es müsste/sollte. Jede mühsam aufgebaute Charakterisierung wird über den Haufen geworden, um nur die Spannung aufrecht zu erhalten, um nur immer noch eins drauf setzen zu können. Das wird dann mit zunehmendem Verlauf unfreiwillig komisch, und die Auflösung des Ganzen ist dann auch dementsprechend ein Witz.


    Soweit das Grobe. Es gibt viele kleinere Unsauberheiten mehr, die sich aber anhäufen und das Lesevergnügen erheblich schmälern, denn es gilt ja: "Kleinvieh macht auch Mist". Und diesen Mist dann wiederum im Detail ausführen zu wollen, ist zu aufwendig, diese Kurzkritik an sich war schon anstrengend genug.


    3/10 Punkten

    Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.
    - Wittgenstein -

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  • Im August erscheint die deutsche Ausgabe:


    „‚Gone Girl - Das perfekte Opfer‘ ist eines der besten und furchterregendsten Bücher, das ich jemals gelesen habe. Hier wird unglaublich gnadenlos, geistreich und perfide manipuliert. Erschreckend, wie sich oberflächliche Normalität und das abgründig Böse untrennbar verstricken.“ Tana French


    »Sensationell gut.« Marie Claire
    »Ein spektakuläres Buch.« The New York Times
    »Read it and stay single!« The Financial Times


    „Was denkst du gerade, Amy?” Diese Frage habe ich ihr oft während unserer Ehe gestellt. Ich glaube, das fragt man sich immer wieder: Was denkst du? Wie geht es dir? Wer bist du? Wie gut kennt man eigentlich den Menschen, den man liebt?


    Genau diese Fragen stellt sich Nick Dunne am Morgen seines fünften Hochzeitstages, dem Morgen, an dem seine Frau Amy spurlos verschwindet. Die Polizei verdächtigt sogleich Nick. Amys Freunde berichten, dass sie Angst vor ihm hatte. Er schwört, dass das nicht wahr ist. In seinem Computer findet die Polizei merkwürdige Hinweise. Er erhält sonderbare Anrufe. Was geschah mit Nicks wunderbarer Frau Amy?

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  • Nächste Woche ist es soweit, das Buch erscheint auf deutsch. Ich habe die englische Ausgabe gelesen und wusste gar nicht, dass hier schon ein Thread vorhanden ist.


    Meine Meinung: Ausgerechnet am fünften Hochzeitstag verschwindet Amy, Nicks Ehefrau. Nick berichtet von den Tagen danach, den Ermittlungen, seinen Gefühlen und Gedanken und den Begegnungen mit der Polizei und den Menschen, die Amy bis dahin gekannt hatten. Parallel dazu kann man Amys Tagebuchnotizen der letzten Jahre lesen und lernt so auch sie besser kennen.
    Amy, die reiche und verwöhnte Tochter aus gutem Haus, wurde bekannt durch die Serie „Amazing Amy“, die ihre Eltern über sie schrieben. Ihre Kindheit war von dieser Bekanntheit geprägt und als sie den einfachen jungen Nick kennenlernt, verliebt sie sich spontan in ihn. Doch was in ihrer New Yorker Luxuswohnung beginnt, endet in einem tristen Arbeiterstädtchen in Missouri. Die Perspektiven haben sich verschoben und auch die Perspektive des Lesers verschiebt sich ganz langsam, denn irgendwann merkt er, dass nicht alles so ist, wie man es vermuten könnte.


    Anfänglich hat man sich schnell eine Meinung über das Paar gebildet und meint, die Situation gut einzuschätzen, doch nichts ist so, wie es scheint. Das Ganze liest sich sehr flüssig und ich denke, es wird ein gut funktionierender Psychothriller werden. Ich fand ihn sehr unterhaltsam, doch manche Dinge bekommt man einfach mit dem Holzhammer erklärt. Besonders, wenn Nick oder Amy den Leser direkt ansprechen und dann auch noch Erklärungen abgeben, die man sich schon hat denken können und die man sich vielleicht lieber selber erarbeitet hätte, merkt man, wie einfach die Handlung gebaut ist. Ich hätte mir als Leserin gern ein wenig subtilere Spannung gewünscht, einen etwas intelligenteren Aufbau, ein Gänsehautfeeling kommt nicht wirklich auf.


    Sehr glaubhaft ist das gesamte Konstrukt nicht und gerade, wenn man sich widerwillig bemüht, das Ganze zu glauben, erscheint die nächste unglaubwürdige Szene.
    Trotzdem ist das Buch nicht ohne Spannung. Es bietet zwar keine Stilistischen Höhenpunkte, doch liest sich schnell weg und weist keine Längen auf und trotz der beiden mir sehr unsympathischen Hauptfiguren und vieler nicht glaubwürdiger Sequenzen, hat es mich ganz gut unterhalten.


    Mein Fazit: nette Thriller-Kost für nebenbei. Erschreckend allerdings finde ich die vielen überschwänglichen Lobeshymnen auf dieses meiner Meinung nach mittelmäßige und wirklich nicht herausragende Buch, für die viele bekannte Autoren und sogar die New York Times ihren guten Namen hergegeben haben.

  • Gillian Flynn: Gone Girl
    FISCHER Scherz 2013. 576 Seiten
    ISBN-13: 978-3502102229. 16,99€
    Originaltitel: Gone Girl
    Übersetzerin: Christine Strüh


    Inhalt
    Am fünften Hochzeitstag des Ehepaares verschwindet Nicks Frau Amy. Nick mag es kaum glauben; denn Amy hätte niemals das Haus verlassen, während das Bügeleisen angeschaltet ist und die Haustür offen steht. Die Polizei legt sich sehr schnell auf den Ehemann als Hauptverdächtigen fest, während Amys Herkunft aus wohlhabender Familie weiter keine Beachtung findet.


    Die auf Amy Verschwinden folgenden Ereignisse werden Tag für Tag von Nick erzählt; Amy rollt abwechselnd damit in Tagebuchaufzeichnungen die Vorgeschichte ihrer Beziehung auf und erzählt anschließend die Ereignisse aus ihrer Sicht. Nick und Amy hatten ihre Jobs als Journalisten in New York im Anschluss an das Platzen der dot.com-Blase verloren. Da Nicks Vater pflegebedürftig ist, bot es sich an, in Nicks Heimatort North Carthage in Missouri zurückzuziehen, wo Nick mit seiner Zwillingsschwester Margo nun eine Kneipe betreibt. Was die bisher beruflich ehrgeizige Amy in ihrer neuen Rolle als Frau eines Gastwirts genau tut, bleibt unklar. Wenn auch Amys sarkastischer Blick auf das Biotop des Journalismus anfangs sehr für sie einnimmt, wandelt sich der gute Eindruck, je mehr man über sie und ihre Beziehung zu Nick erfährt. Amy existiert doppelt, als Journalistin, die Psycho-Tests für Zeitschriften entwickelt, und als Kult-Figur "Amazing Amy" in einer Buchreihe, mit der ihre Eltern offenbar seit Jahrzehnten sehr gut verdient haben. Die geplanten Feierlichkeiten zum diesjährigen Hochzeitstag des Ehepaars zeigen Amy als Kontroll-Freak, die nur ihre Vorstellungen von einer Beziehung gelten lässt. Amys rituelle Hochzeitstags-Schnitzeljagd für ihren Mann wirkt mit ihren Anspielungen wie ein Psycho-Spielchen auf Nicks Kosten. Nick steht zunehmend als kontaktscheuer Nerd und beziehungsunfähiger Ehemann da. Die für ihn vorgesehene Rolle, sich in der medialen Kriegsführung öffentlich möglichst überzeugend zu präsentieren, ist für Nick eine Nummer zu groß. Ob er öffentlich Gefühle zeigt oder sich zurückhält, in seiner tapsigen Art macht Nick sich in den Augen der Fernsehzuschauer verdächtig. Eine abrupte Wende der Handlung zeigt, wer den Boulevard-Journalismus für seine Zwecke ausnutzt. Wer manipuliert und wer manupuliert wird, ist nur schwer zu durchschauen. Nick in der Rolle als Gejagter seiner eigenen Branche weckt das Mitgefühl der Leser - fragt sich nur, wie lange noch?


    Fazit
    Von Flynns mit Superlativen beworbenem Psychothriller habe ich mich gern fesseln lassen, wenn auch die Spannungskurve für mich bald deutlich absank durch die schmalspurige Arbeitsweise der Ermittler. Ein Buch dieses Umfangs wäre weitaus spannender, wenn man als Leser gemeinsam mit der Polizei unterschiedlichen Spuren folgen könnte. Der Handlungsstrang um den wirtschaftlichen Abstieg des ehemals wohlhabenden Paares verläuft auf Kosten der Glaubwürdigkeit nach vielversprechendem Beginn leider im Sande.


    7 von 10 Punkten

  • Die Autorin: Gillian Flynn arbeitete als Journalistin bevor sie anfing Kriminalromane zu schreiben – welche alle für wichtige Preise zumindest nominiert und in einigen Fällen sogar ausgezeichnet wurden. (...was zum einen ein trauriges Licht auf die diversen Jurys wirft, andererseits überlege ich ernsthaft auch mit dem Schreiben zu beginnen...)


    Das Buch: Als Nick nach Hause kommt sieht sein Wohnzimmer ein wenig verwüstet aus und seine Frau Amy ist weg – und für Nick beginnt ein Alptraum, denn immer mehr Hinweise deuten auf ihn als den Mörder seiner Frau hin.


    Meine Rezension: Dieses Buch wird auch hierzulande ein überragender Erfolg werden! In den USA ist es das schon. Von der Presse und von einigen Kolleginnen der Autorin hört man nichts als überschwängliche Lobeshymnen – die Frage wie man eine Bestseller „macht“ wird hier zumindest teilweise beantwortet.
    Nach der Lektüre des Buches allerdings sehe ich einige.... ok, alle (!) Lobhudeleien mit etwas anderen Augen:


    Die Aussage von Karin Slaughter zum Beispiel („Hochspannend und erschreckend glaubwürdig!“) ergibt für mich verschiedene Möglichkeiten:


    1) Sie ist pleite und brauchte das Geld
    2) Gillian Flynn ist eines ihrer Pseudonyme
    3) Gillian Flynn hat etwas gegen sie in der Hand....
    4) Karin Slaughter hat keine Ahnung von Krimis


    Ich tippe mal auf fünftens... (????)


    Es dauert lange bevor in diesem Buch etwas passiert, und wenn es dann passiert dauert es noch mal eine Weile, bevor eine Reaktion erfolgt. Tiefgreifende Erkenntnisse über.... was auch immer gewinnt der Leser hier nicht.
    Andererseits ist es schon beachtlich wie die Autorin hier Szenen, die jeder Fernsehkrimi in fünf Minuten abhandelt, nicht nur mehrere Seiten, sondern ganze Kapitel beanspruchen lässt. Anstatt das unvermeidliche einfach geschehen zu lassen und dem Roman zumindest eine gewisse Dichte zu geben und ihn Fahrt aufnehmen zu lassen zerstört sie lieber auch das geringste Gefühl von aufkommender Spannung.
    Die Schlinge um Nicks Hals zieht sich langsam (Laaaangsaaaaahhhm) immer weiter zu, und die Autorin offenbart hier das ebenso seltene wie überflüssige Talent, durch ihre lahmarschigkeit jede Spannung in Langeweile zu verwandeln.


    Hören wir Tana French:


    „Gone Girl ist eines der besten und furchterregensten Bücher das ich je gelesen habe! Hier wird unglaublich gnadenlos, geistreich und perfide manipuliert.“


    Sparen wir und den Rest, ich bin zum einen zu faul das alles abzuschreiben, des weiteren ist der zweite Satz schon das wesentliche....


    Man muss Aussagen in der Werbung einfach nur richtig interpretieren!


    Natürlich ist auch dieser Verriss eine Manipulation, der Versuch Menschen davon abzuhalten für einen Haufen Papier Geld auszugeben – wo ich doch einfach die Schnauze halten und mich an den Umsatzzahlen erfreuen könnte. Die werden in jedem Fall großartig werden, der Platz auf der Bestsellerliste ist diesem Buch gewiss, ebenso wie der Strom nicht enden wollender Lobhudeleien überall. Für etwas gerade Mal – wenn überhaupt - mittelmäßiges.
    Der Plot ist nicht gerade originell, ich habe haufenweise ähnliche Krimis bereits wieder vergessen, einzig die Kombination der Handlungsstränge beweist, das sich die Autorin ein wenig Mühe gegeben hat, sie hat zumindest versucht die Dürftigkeit ihrer Geschichte durch ein wenig Brimborium ansatzweise zu verschleiern. Vergeblich, aber immerhin....


    Immer wieder stellt man fest, das einige Autoren einfach alte Ideen von Anno Tobak zusammenklauben, in der Hoffnung ihre Leser seien zu jung, um sich an die Originale zu erinnern. Das ist nicht nur insgesamt recht erbärmlich – wenn einem nix einfällt sollte man nicht schreiben – sondern unterstellt den Käufern des Buches auch sie seinen einfach zu dumm und ungebildet diesen Betrug zu bemerken.


    Natürlich ist auch mir klar das Lobhudeleien kaum etwas zu bedeuten haben, ebenso wenig wie Preise – schon so manches hochgelobte Meisterwerk stellte sich – nicht nur für mich – oft als halbgare Enttäuschung heraus.
    Und ja, ich bin echt sauer das ich meinen kostbaren Sonntag mit diesem Mist vertrödelt habe, wo hier noch so viel Lesenswertes rumliegt.




    Hätte ich diesen Roman anders bewertet wenn er nicht im Vorfeld schon so dermaßen mit Jubelrufen und Lob überschütten worden wäre, meine Erwartung also eine andere gewesen wäre?
    Ich denke nicht. Aber einen Verriss zu schreiben hätte mir sicherlich weniger Spaß gemacht!

  • Ich bleibe dabei, ich fand das Buch gut und sehr spannend :-]
    Anscheinend ist "Gone Girl" in der Tat eines der Bücher, die polarisieren. Die Kritiken gehen sehr auseinander. Gerade gestern stand eine sehr gute in der Frankfurter Rundschau.


    Das ich mit Bodo nicht einer Meinung bin, ist ja schon ein Grundgesetzt :grin, trotzdem hoffe ich, das es auch noch ein paar Leser gibt, die das Buch mögen und die düster und perfide Atmosphäre zu schätzen wissen werden.

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  • Puh, auf euch ist wirklich Verlass. Ich dachte schon, ich stehe mit meiner Ansicht ganz alleine da, weil alle Welt das Buch hochjubelt und dafür wirbt. Nun wird es sogar verfilmt. Es ist bei Thalia das Buch des Monats. Bei mir allerdings eher der Fehlgriff des Monats. Ich fand die Charaktere unglaubwürdig, den Roman durch die zahlreichen Erzählungen der Vorgeschichte in die Länge gezogen, das Rätsel zu schnell gelüftet und das Ende schrecklich an den Haaren herbeigezogen. Beim Lesen hatte ich mehrmals den Verdacht, dass die Autorin nebenbei Blutdrucksenker vertreibt und mit ihrem Buch die Nachfrage schön hoch halten will.
    :gewitter

  • Wie gut, dass ich bei überschwänglichen Lobeshymnen immer skeptisch bin und das Buch nicht gekauft habe.
    Danke, Bodo, für diesen gelungenen Verriss. :-)

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Nell ()

  • Meine Güte, so viele begeisterte Pressestimmen, Filmrechte bereits verkauft …


    Ich hatte „Cry Baby“, ein früheres Buch von Gillian Flynn, gelesen, es hatte mir nicht gefallen und ich nahm mir vor, um diese Autorin einen Bogen zu machen. Ich hätte auf mich hören sollen. Doch nach all den Lobeshymnen für „Gone Girl“ dachte ich, ich gebe der Autorin noch eine Chance.


    Die Ausgangssituation ist durchaus interessant. Nachdem Amy an ihrem fünften Hochzeitstag spurlos verschwindet, richtet sich die Aufmerksamkeit der Polizei und der Medien schnell auf ihren Ehemann Nick. Doch es dauert leider furchtbar lange, bis das Buch überhaupt spannend wird. So nach der Hälfte konnte es mich kurz mal fesseln, flachte dann aber schnell wieder ab.
    Je mehr man aus dem Leben der beiden erfährt, desto mehr Zweifel tauchen an ihrer Glaubwürdigkeit auf. Das hätte sich sicher ganz nett lesen lassen, wenn die Autorin ihren Lesern etwas mehr Verstand zugetraut hätte. Vieles wird immer und immer wiederholt, vieles überdeutlich präsentiert, bis die simple Geschichte so auf dem Präsentierteller liegt, dass für eigene Gedanken und Mutmaßungen kein Raum bleibt. Man bekommt die Geschichte geradezu aufgezwungen, es gibt keine Entwicklung, nur eine Abfolge von vorbestimmten Szenen, deren Realitätsferne stetig zunimmt.


    Die Sympathie zu den beiden Hauptfiguren wechselt am Anfang, schwindet aber schnell dahin. Beide haben ihre negativen Seiten und bei Amy stellen sich Charakterzüge heraus, die ich als krankhaft bezeichnen würde. Ein Ehedrama, das bereits seit fünf Jahren andauert und nun auf seinen Höhepunkt hin zusteuert. Das Ende ist in meinen Augen völlig absurd, passt aber insgesamt zum Roman. Die beiden Hauptfiguren haben einander eindeutig verdient.

    So kann mein Fazit hier nur lauten: ein mittelmäßiges Buch, das ich nicht weiterempfehlen kann.

  • Zitat

    Original von Sabine_D
    Ich erinnere mich noch gut an unsere damalige LR zu Cry Baby, JaneDoe. Danke für deine Rezi. Ich war auch schon um das Buch herumgeschlichen, meine damaligen Sprüche ignorierend.


    Ja, so sind wir. Immer bereit, jemandem eine zweite Chance zu geben :-].
    Aber hier: Besser Finger weg !!!

  • Zitat

    Original von JaneDoe


    Ja, so sind wir. Immer bereit, jemandem eine zweite Chance zu geben :-].
    Aber hier: Besser Finger weg !!!


    Ich fand ja "Cry Baby" damals noch ganz gut, aber schon "Finsterne Orte" hatte ich abgebrochen. Somit weiß ich, dass diesem Neuen besser keine Chance gebe. Danke für die Warnung. :grin