Rachekind - Janet Clark

  • x Autorin: Janet Clark
    x Titel: Rachekind
    x Genre: Mysterythriller
    x Erscheinungsdatum: 14. Januar 2013
    x 512 Seiten
    x Heyne Verlag
    x ISBN: 3453409272
    x Erste Sätze: Prolog. Er hat meine Augen nicht geschlossen. Mein starrer Blick stört ihn nicht. Er schaufelt Erde auf meinen leblosen Körper, bedeckt ihn Zentimeter für Zentimeter, ohne eine Pause einzulegen. Unwirklich. Alles ist so unwirklich. Selbst die Stille der Nacht. Kein Knacken von Zweigen, kein Rascheln im Gebüsch. Es ist, als zollten die Tiere des Waldes meinem Tod Respekt, den mein Mörder mir versagt.


    Klappentext:


    Sein Schatten verfolgt dich


    Eines Abends verschwindet Hannas Mann Steve spurlos und lässt sie mit ihrer einjährigen Tochter Lilou zurück. Hanna ist sich sicher, dass etwas Schlimmes passiert ist, doch niemand glaubt ihr. Also begibt sie sich allein auf die Suche nach ihrem Mann. Als Lilou sich immer seltsamer verhält, scheint es, als stehe sie in Kontakt mit Steve. Hanna begreift, dass sie den Zeichen ihrer Tochter folgen muss, denn dies ist ihre einzige Chance, Antworten zu bekommen. Bisher hat ihre verzweifelte Suche nur eines zutage gefördert: Der Mann, den sie unter dem Namen Steve Warrington kennen und lieben lernte, hat offiziell nie existiert. Sie macht sich auf die Suche nach der Wahrheit und begibt sich dabei in tödliche Gefahr …


    Rezension:


    Janet Clarks “Rachekind” kommt in athmosphärisch düster-beängstigendem Gewand daher und bereitet den Leser darauf vor, was ihn im Inneren des Buches erwarten wird.


    Und gleich zu Anfang möchte ich sagen: Dieser Thriller hat mich absolut begeistert. Bisher habe ich von Janet Clark noch nichts gelesen, was ich aber nun, nach “Rachekind”, nachholen möchte – denn ihr Schreibstil ist richtig klasse. Sie schreibt prägnant und spannend, so dass man das Buch am liebsten in einem Rutsch durchlesen möchte, um hinter die Wahrheit zu kommen.


    Dies wird vor allem dadurch verursacht, dass sich in den ersten beiden Dritteln immer mehr Begebenheiten herausstellen, die Protagonistin Hanna schockieren und Rätsel aufgeben, anstatt, wie eigentlich geplant, herauszufinden, wohin und warum ihr Mann Steve verschwunden ist.


    Mit der Unterstützung von ihrer neuen Nachbarin Britt, und dem Privatdetektiv Marten versucht Hanna zunächst zu beweisen, dass Steve sie nicht, wie alle vermuten, verlassen hat, sondern einer Straftat zum Opfer gefallen ist. Sie forscht nach den Wurzeln ihres Mannes und findet in England seine Eltern… bzw. die Eltern von Steve Warrington und ab da spitzt sich die Sache erst so richtig zu. Zudem verhält sich die einjährige Tochter Lilou seit ‘Steves’ Verschwinden sehr untypisch – sie wirkt seltsam ernst, schottet sich ab, vergräbt ständig Dinge und hat einen unsichtbaren Freund namens Om. Wer den Prolog aufmerksam gelesen hat, ahnt schon bald böses …


    Hin und wieder bekommt man Tagebucheinträge zu lesen, die 1991 von einem Jungen in einem Kinderheim verfasst wurden. Einer dieser Jungen, mit denen er dort vom grausamen Leiter misshandelt wurde, hieß Steve und langsam konstruiert sich im Gedanken des Lesers, wie die einzelnen Elemente, die man vorgesetzt bekommt, wohl zusammenpassen könnten.


    Es macht einfach wahnsinnigen Spaß dieses Buch zu lesen. Die Geschichte läuft vor dem inneren Auge ab, man rätselt mit, ist beinahe genauso schockiert wie Hanna selbst, wenn sich das ganze Lügenkonstrukt häppchenweise vor einem ausbreitet und nebenher überläuft einen immer wieder ein Schauer – denn mit Lilou stimmt etwas ganz und gar nicht. Man kann sagen, das Buch ist eine Ansammlung von vielen atemlosen “Ach du Scheiße”-Momenten und Thrillerfans, die sich nicht daran stören, dass “Rachekind” ohne Blut auskommt, sollten sich diese geniale Geschichte nicht entgehen lassen.


    Fazit:


    Einer der besten Thriller, die ich jemals gelesen habe. Dicht, glaubwürdig und spannend – ein absoluter Pageturner mit der perfekten Prise an ‘Gänsehautmachern’.


    Bewertung:


    10 von 10 Punkten

  • Als Hanna Warrington von einer Party nach Hause kommt, traut sie ihren Augen nicht. Ihr Mann Steve ist nicht zu Hause und ihr Baby Lilou liegt leblos in ihrem Bettchen. Hanna gelingt es, ihre kleine Tochter wiederzubeleben und nach endlosem Bangen und Hoffen sowie einer Woche auf der Intensivstation steht fest: Lilou wird überleben - doch was etwaige Folgeschäden angeht, können die Ärzte noch keine Prognose machen. Hanna ist überglücklich und todunglücklich zugleich - Lilou wird leben, aber Steve ist noch immer verschwunden.


    Als Hanna mit Lilou endlich wieder zu Hause ist, muss sie feststellen, dass einige Sachen ihres Mannes aus seinem Kleiderschrank verschwunden sind - hat Steve sie verlassen? Doch irgendwie will das alles nicht zusammenpassen, denn Steve liebt seine Tochter über alles, alles würde er für sie aufgeben und er soll sie einfach im Stich gelassen haben? Doch Hanna muss sich der Realität stellen, Steve ist weg und ihre Nachbarin Britt kann mitteilen, dass sie in der Wohnung Geräusche gehört hat, als Hanna mit Lilou im Krankenhaus war. Da keine Einbruchsspuren vorhanden waren, müssen die Frauen davon ausgehen, dass Steve tatsächlich ein paar Sachen aus der gemeinsamen Wohnung geholt hat.


    Hanna steht mit ihrer kleinen Tochter fast alleine da, lediglich Britt steht ihr zur Seite. Vor Jahren schon hat sich Hanna mit ihren Eltern überworfen, für die Tochter des Ministerpräsidenten Werner von Ebershausen war ein Steve Warrington einfach nicht gut genug, zumindest nach Meinung ihrer Eltern. Doch Hanna hat sich für Steve und eine gemeinsame Zukunft mit ihm entschieden - und das soll jetzt vorbei sein? Hanna jedoch kann nicht glauben, dass Steve seine über alles geliebte Tochter und sie im Stich gelassen hat - sie beginnt nach ihm zu suchen, was leichter gesagt als getan ist, da sie so gut wie nichts über Steves Vergangenheit weiß. Um seine Kindheit und Jugend hatte er immer ein Geheimnis gemacht und Hanna respektierte das - war es ein Fehler? Hanna weiß jedoch - sie muss Steve finden, denn irgendwas stimmt mit Lilou nicht und diese Unstimmigkeit hängt definitiv mit Steves Verschwinden zusammen. Alle Versuche, ihn zu finden, bleiben jedoch erfolglos. Selbst der eingeschaltete Detektiv Marten Stein kann Steve nicht ausfindig machen. Hanna verzweifelt immer mehr und auch das Gefühl, verfolgt und beobachtet zu werden, nimmt immer weiter zu. Hatte Steve Feinde, die für sein Verschwinden verantwortlich sind; durchsucht jemand systematisch ihre Wohnung, wenn sie nicht da ist? Das Geheimnis um Steves Verschwinden muss in seiner Vergangenheit liegt - und so beschließt Hanna, zusammen mit Lilou in England Steves Vergangenheit zu erforschen und muss feststellen, ihr Mann ist gar nicht Steve Warrington ...



    WOW - was für ein geniales Buch! Der Plot wurde sehr abwechslungsreich und mystisch erarbeitet, sodass sich der Leser nie sicher sein kann, wo ihn die Geschichte hinführen wird. Besonders die Veränderungen in Lilous Verhalten und wie sie ihre Mutter nach und nach auf die Spur ihres Vaters führt, hat mich sehr beeindruckt zurückgelassen. Die Figuren wurden alle facettenreich und tiefgründig in Szene gesetzt, wobei mich die Figur der Lilou förmlich sprachlos zurückgelassen hat. Noch immer kann ich nicht fassen, wie tiefgründig und intensiv dieses Baby dargestellt wurde - einfach wundervoll. Auch die Figur der Hanna fand ich ausgesprochen realistisch dargestetlt. Den Schreibstil kann ich nur als spannend und fesselnd beschreiben - er vereinnahmt einen innerhalb kürzester Zeit und sorgt dafür, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen möchte und lässt einen einsam zurück, wenn die Story viel zu schnell zu Ende ist. Bei diesem Buch handelt es sich um das erste, das ich von der Autorin gelesen habe - aber es wird nicht das letzte gewesen sein!