SLAM - Akif Pirinçci & Co: Jutta Schützdeller, E.M. Jungmann, Markus Günther

  • Über die Autoren (Quelle: Amazon)
    Das Roman-Projekt SLAM wurde von Akif Pirinçci (Felidae, Der Rumpf, Francis, Cave Canem, Die Damalstür, Yin…) auf Facebook ins Leben gerufen. Anhand einer von ihm verfassten detaillierten Storyline waren viele Autoren aufgerufen, jeweils ein Kapitel zum Buch beizusteuern. Pirinçci vollendete das Werk zusammen mit den Autoren Jutta Schützdeller, E.M. Jungmann und Markus Günther.


    Kurzbeschreibung (Quelle: Amazon, gekürzt)
    Im 27. Jahrhundert herrschen auf der Erde paradiesische Zustände: Es gibt keine Frauen mehr, die Weltbevölkerung ist auf zwei Milliarden Einwohner geschrumpft, Krieg und Gewalt existieren nicht mehr, die Männer arbeiten eigentlich nur noch, weil es ihnen sonst langweilig wäre, jeder kann bei guter Gesundheit bis zu 200 Jahre alt werden. Der Islam hat global gesiegt, weil auch Angehöriger anderer Religionen und Ethnien die Liebe zu Allah entdeckt und verinnerlicht haben. Allerdings hat im Laufe dieser Zeit auch der Islam eine Wandlung vollzogen. SLAM, wie er jetzt heißt, ist zu reiner Spiritualität transformiert und wird in gigantischen Moscheen modernster Architektur als Event und Erweckungserlebnis gefeiert. Karim, ein mit Selbstzweifeln kämpfender junger Mann, arbeitet im Zentralarchiv der SLAM-Welt, ein Hort des Wissens und der Erinnerung an schreckliche Tage der Menschheit. Er ist mit Soli verheiratet, einem einfachen, aber lebensbejahenden Burschen mit dem Herzen auf dem rechten Fleck, und fiebert dem Empfang seines ersten Kindes entgegen. Der Nachwuchs wird einmal im Jahr bei einer feierlichen Zeremonie dem jeweiligen Samenspender übergeben. Denn trotz der Himmel-auf-Erden-Verhältnisse fehlt „die andere Hälfte des Himmels“ in dieser schönen neuen Welt: Die Frauen! Und nicht allein das, alles Weibliche ist sowohl aus der Geschichte als auch aus dem Bewusstsein der Männer getilgt. Karim aber lässt sich von alldem nicht beirren. Seine Geschichte ist ein atemberaubendes Abenteuer mit gefährlichen Bestien und ein Kampf gegen ein unbarmherziges System namens Eva. Und natürlich ist sein kühnes Ringen auch eine Suche nach einem Wesen, das einen Mann mehr zu erfüllen vermag als „der Himmel auf Erden“: die Frau! Vielleicht existieren sie ja wirklich noch, die Frauen …


    Meinung
    Die Grundidee ist tiefsinnig, eher eine utopische Vision als eine SciFi-Story. Und überall dort, wo die Utopie im Mittelpunkt steht und das eher konventionelle Science Fiction-Genre in den Hintergrund tritt, hat das Buch seine Stärken. Die Weiterentwicklung des ISLAM „SLAM“ zu nennen ist ein Volltreffer. Die Idee, Frauen von der Erde zu verbannen, ist gewagt und strotzt vor Ironie, die im Hintergrund ständig mitläuft. Die Story ist durchdacht und macht Sinn. Die Ausstattung, z.B. die Reproduktionstechnik sowie die Reitapparatur, ist etwas veraltet, so als hätte sich Lieschen Müller vor fünfzig Jahren die Moderne vorgestellt. Das stört aber nicht. Der Endkampf entspricht demselben eines gängigen Computerspiels - nun gut, auch das hätte man individueller gestalten können. Und ganz am Ende musste ich unwillkürlich ein wenig an die Kitschschlussszene von Independence Day denken. Hollywood würde aus dem Stoff bestimmt einen Kassenschlager machen.


    Obwohl mehrere Autoren mitgewirkt haben, ist der Stil relativ homogen. Zum Schluss ging dem Lektor wohl ein wenig die Puste aus, denn es schlichen sich dann doch kleinere Fehler ein.


    Fazit: Gute Unterhaltung, sieben Punkte! Mit ein wenig mehr Sorgfalt hätten die Autoren aus der Grundidee ein Meisterwerk machen können.