Können unterschiedliche Tiere in einem Hochhaus leben?
In der heutigen Zeit ist man immer wieder überrascht, wenn man erfährt, welche Fähigkeiten Tiere haben. Es gibt Tiere, die deutlich schneller sind als wie wir Menschen (z.B. Gepard), dann gibt es Tiere, deren Mitgefühl enorm hoch ist (z.B. Delfine) und immer wieder stellt sich heraus, dass einige Tierarten ziemlich intelligent sind. Trotz all dieser Fähigkeiten findet man nirgendwo ein Hochhaus, das Tiere gebaut haben. Somit stellt sich die Frage, ob Tiere in der Lage sind, ein Hochhaus zu bauen. Dieser Idee ist die Autorin Aytül Akal nachgegangen und hat das Buch mit dem Titel „Das Hochhaus im Wald“ für Kinder ab 3 Jahre geschrieben.
Unterschiedliche Tierarten haben sich zusammengetan und bauen gemeinsam ein Hochhaus und jedes Tier hat gemäß seiner Fähigkeiten eine spezielle Aufgabe, wie beispielsweise der Elefant, der mithilfe seines Rüssels die Wand mit Farbe besprüht (die heutigen Sprayer lassen herzlich grüßen :wave). Bald ist dieses Hochhaus mitten im Wald fertig und es kann eingezogen werden. Nachdem jeder seine Wohnung bezogen hat, kommt schnell Unmut auf, denn den einen ist es zu warm, wie z.B. den Füchsen, den anderen ist es zu kalt, wie z.B. den Kängurus, und die große Giraffe beklagt sich über die niedrigen Decken. Da die allermeisten Tiere mit der neuen Wohnsituation nicht glücklich sind, wird gemeinschaftlich beschlossen, das Hochhaus wieder zu verlassen und wie bisher auch, im Wald zu leben. Das Hochhaus wird abgerissen und an der Stelle wachsen heute wieder Bäume.
Als ich diese lustige Geschichte gelesen habe, musste ich direkt an Wohngemeinschaften denken, denn auch in diesen Gemeinschaften hat immer irgendjemand etwas zu meckern, den einen ist es nicht sauber genug, den anderen geht die ewige Putzerei ziemlich auf die Nerven. Von daher finde ich es ziemlich amüsant, eine Fabel darüber zu lesen, denn die Geschichte „Das Hochhaus im Wald“ entspricht der literarischen Gattung von Fabeln:
• die Tiere haben alle menschliche Eigenschaften und handeln auch dementsprechend
• die Tiere können denken und miteinander kommunizieren
• „In der Fabel herrscht eine Einheit von Ort, Zeit und Handlung. Die Situation findet nur an einem einzigen Ort und in einer kurzen Zeitspanne statt.“ (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Fabel)
Wie bei jeder guten Fabel, darf natürlich auch die Moral nicht vergessen werden und die Moral dieser Geschichte: Zurück zur Natur!
Die Illustrationen von Ayla Deliba_ Yetkin sind sehr ansprechend gestaltet. Schon beim Aufschlagen des Buches sieht man einen lachenden Elefanten in der Farbe lila. Die Bilder zeigen, wie Tiere Lösungen finden können und sie zeigen die Phantasie der Illustratorin, denn wie stellen Sie sich vor, wie eine Giraffe ein Stein auf einen anderen setzt?
Die Sprachgestaltung ist ebenfalls sehr gelungen, denn es gibt es kürzere und längere Sätze, aber auch der Leser bzw. Zuhörer wird durch Fragestellungen direkt angesprochen.
Die Fabel zeigt, dass es zwar eine schöne Vorstellung ist, gemeinsam ein Haus zu bauen, doch es muss einiges mitbedacht werden, denn jedes Tier braucht nun mal aufgrund seines Körperbaus bestimmte Voraussetzungen, denn ein Elefant beispielsweise braucht eine breite Tür, um überhaupt in seine Wohnung zu gelangen.
Was in dieser Geschichte überhaupt nicht beachtet wurde, ist die Statik, denn schon allein die Vorstellung, das eine gesamte Wohnung unter Wasser gesetzt wird, so dass Fische darin leben können, ist eigentlich undenkbar, jeder Bauherr würde die Hände über den Kopf zusammenschlagen. Na gut, das ist eine typische Erwachsenenvorstellung :anbet.
Insgesamt kann man sagen, dieses Buch ist sehr gelungen und empfehlenswert.