Gebrauchsanweisung für Kathmandu und Nepal - Christian Kracht und Eckhart Nickel
ISBN: 3492275648
Verlag: Piper Taschenbuch
Auflage: 2.Auflage 2011
Seitenzahl: 176
Über die Autoren:
Christian Kracht und Eckhart Nickel wurden beide 1966 geboren.
Bereits früh fielen beide Autoren durch ihre journalistische und schriftstellerische Tätigkeit auf.
Während Christian Kracht in den 1990-ern Jahren aus Asien für große deutsche Tageszeitungen Kolumnen schrieb, arbeitete Eckhart Nickel für verschiedene moderne Zeitschriften und das Fernsehen.
Im Jahr 2004 gingen beide Autoren nach Kathmandu, um von dort aus das Literaturmagazin "Der Freund" herauszubringen. In dieser Zeit entstand auch die vorliegende Gebrauchsanweisung.
Um eine weitere gemeinsame Arbeit des Autorenduos handelt es bei der Sammlung "Ferien für immer. Die angenehmsten Orte der Welt", die der Verlag Kiepenheuer & Witsch herausgebracht hat.
Über den Inhalt:
In zwölf Kapiteln widmen sich die Reiseschriftsteller Christian Kracht und Eckhart Nickel dem sagenumwobenen Dach der Welt: Nepal. Sie nehmen den Leser mit auf einen Besuch zu Premierminister Prachanda, starten eine Zeitreise zu den Höhepunkten der Hippiezeit in der Freak Street und erklären den Zauber des nepalesischen Nationalgerichts Daal Baht. Wie der Jazz und Barney Kessel in das abgeschiedene Hochgebirgsland kamen oder warum Hermann Hesse eine hohe Beliebtheit in Nepal erfährt, schildern Kracht und Nickel in weiteren Kapiteln.
Meine Meinung:
Nepal - zwischen Indien und China gelegenes Hochgebirgsland, Land der Achttausender, Heimat von über einhundert ethnischen Gruppen und ein immer noch weitgehend unbekanntes Reiseziel für das deutsche Publikum stellten eine enorme schriftstellerische Herausforderung für die umtriebigen Journalisten Kracht und Nickel dar.
Als die erste Auflage dieser Gebrauchsanweisung im Jahr 2009 erschien, hatten die beiden Autoren bereits einige Jahre in Nepal verbracht.
Bereits im Jahr 2004 waren sie nach Kathmandu gezogen, um die literarische Zeitschrift "Der Freund" herauszubringen. Der Bezug der Redaktionsräume und erste Kontakte zur Hermann-Hesse-Gesellschaft boten sich nun an, anekdotenreich von der Mentalität der Nepalis zu erzählen.
Schon im Vorwort gehen Kracht und Nickel kurz und kenntnisreich auf die Geschichte des Landes ein; selbstverständlich darf im späteren Verlauf dieser Ansammlung von Geschichten nicht der Hinweis auf James Hiltons "Lost horizon" fehlen, das zwar in Tibet spielt und dennoch für viele Hippies die Begründung dafür lieferte, in der Bergwelt Nepals einen sagenumwobenen Ort mit paradiesischen Bedingungen zu suchen.
Wie die Hippiezeit endete und wie es Barney Kessel auf königliches Geheiß nach Kathmandu verschlug, berichtet das Autorenduo in einem weiteren unterhaltsamen Kapitel.
Weniger unterhaltsam, dafür akribisch und mit einer stark europäisch gefärbten Sicht nähern sich Kracht und Nickel den Veränderungen im politischen System Nepals. In einer Teestunde mit dem damaligen maoistischen Premierminister Prachanda, das in Form eines Interviews wiedergegeben wird, konfrontieren die Journalisten den Regierungschef mit den kommunistischen Ideologien seiner Partei und verhehlen gegenüber der Leserschaft in dieser Gebrauchsanweisung nicht, dass sie sich mit dem Ende der Monarchie nicht abfinden können. Die Standpunkte, sowohl Krachts und Nickels als auch Prachandas, sind in diesem Interview eindeutig und zuweilen scharf formuliert, von seinem Standpunkt rückt keiner der Gesprächspartner ab und vielleicht hätte ein diplomatischerer Tonfall für einen größeren Einblick in die Politik Nepals gesorgt.
Eine intensivere Begegnung mit den Einwohnern Nepals, abseits von ausländischen Hippies und Künstlern, die es aus unterschiedlichsten Gründen nach Nepal zog, gelingt den Journalisten in dem Kapitel "Das Band-Box-Phänomen", das eine Reinigung und ihre Mitarbeiter sowie ihre Arbeit vorstellt. Mehr von diesen Bekanntschaften und weniger Einblick in die Redaktionsarbeit von "Der Freund" und Episoden der Beatniks hätten diese sehr kurze und stilistisch doch ansprechende Gebrauchsanweisung zu einem größeren Vergnügen werden lassen.
Wenn Christian Kracht und Eckhart Nickel das erste Kapitel mit dem Satz
"Nepal ist uneinnehmbar."
beginnen lassen, so kann diese knappe und doch prägnante Aussage gleichfalls für die vorliegende Gebrauchsanweisung gelten, scheinen dieses Land der Extreme und seine Menschen den beiden Autoren zwar ans Herz gewachsen zu sein, doch unerreichbar, um seine Schönheit und vielfältige Kultur in Worte zu fassen.
Dem immer noch aufgeschlossenen Reisenden bleibt daher wohl nichts anderes übrig, als sich aufzumachen und sich vor Ort zu überzeugen.
In diesem Sinne: Namaste.
Edit: Rechtschreibung.