Ursula Krechel - Landgericht

  • Titel: Landgericht
    Autorin: Ursula Krechel
    Verlag: Jung und Jung Verlag
    Erschienen: August 2012
    Seitenzahl: 492
    ISBN-10: 3990270249
    ISBN-13: 978-3990270240
    Preis: 29.90 EUR


    Dr. Richard Kornitzer ist Richter von Beruf und Jude. Vor der Machergreifung der Nationalsozialisten war er Richter in einer Zivilkammer für Patentrecht an einem Landgericht. Dann aber wird er quasi über Nacht aus dem Richterdienst entfernt und von einem Tag auf den anderen ist nichts mehr so wie es war.


    Seine beiden kleinen Kinder schickt er nach England, wo sie in Pflegefamilien aufwachsen. Ohne seine Frau emigriert Kornitzer dann nach Kuba. Erst 1947 kehrt er aus dem Exil zurück und findet wieder eine Stelle als Richter beim Landgericht Mainz. Doch die Zeit die zwischen diesen beiden Richtertätigkeiten liegt, hat ihn verändert, hat ihn geprägt und hat auch alles um ihn herum nachhaltig verändert. Seine Kinder begegnen ihm und seiner Frau sehr distanziert, können oder wollen auch nicht begreifen, warum die Familie damals auseinandergerissen wurde.


    Es ist aber auch ein Roman, der das Leben nach dem Krieg bis hinein in die Fünfziger eigentlich ganz anschaulich schildert. Die Autorin vermischt durchaus geschickt Fiktion und Realität und schafft es so, auch Atmosphärisches der damaligen Zeit deutlich zu machen.


    Trotzdem bleibt es mir ein Rätsel, wieso Ursula Krechel für dieses Buch den Deutschen Buchpreis 2012 erhalten konnte. Denn dieser Roman ist sicher lesenswert, herausragend ist er allerdings nicht. Dazu schreibt die Autorin zu beliebig und gleichförmig. Manchmal verheddert sie sich zudem auch noch in ihren eigenen Wortkombinationen, ihre Sätze sind oftmals zu verschraubt und finden dann nicht wieder heraus aus dem Schraubgewinde – von einem Buchpreisträger muss man wirklich viel mehr erwarten dürfen.


    Bei aller Kritik ist dieses Buch sicher keine Enttäuschung, aber ein Buch für das man Freudensprünge aufführen würde ist es eben auch nicht. Dieses Buch ist guter Durchschnitt, nicht mehr und nicht weniger. Positiv hervorzuheben sind die dokumentarischen Einmischungen in die erzählte Geschichte. Dadurch stellt sich gar nicht erst ein Glaubwürdigkeitsproblem, dadurch muss man das Erzählte ganz einfach als glaubwürdig akzeptieren.
    Ein lesbares Buch – wenn auch die Anforderungen die man an einen Preisträger für den Deutschen Buchpreis stellen sollte, ein paar Stufen höher sein sollten. Durchschnitt sollte nicht in den Rang des Erstklassigen befördert werden um so ein Niveau vorzugaukeln welches einfach nicht vorhanden bzw. nicht in diesem Gütegrad vorhanden ist.


    6 Eulenpunkte

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Voltaire ()

  • Das erspart es mir, eine Rezension zu schreiben - ich teile Voltaires Auslassungen. Das Buch ist interessant, vor allem zeitgeschichtlich, aber in einem seltsamen, nicht immer schönen Duktus verfasst, verliert sich oft in überflüssigen Formulierungswüsten und genügt einem höheren literarischen Anspruch eher nicht. Irgendwie spröde, aber tatsächlich durchaus interessant. Nicht besonders spannend allerdings - und definitiv kein herausragendes Buch, das auch meiner Meinung nicht dem hochrangigen Buchpreis würdig wäre. Der damit die Richtung einschlägt, die der LitNob vorgibt: Ein politischer Preis zu sein.

  • Zitat

    Original von Tom
    Der damit die Richtung einschlägt, die der LitNob vorgibt: Ein politischer Preis zu sein.


    Genau das dürfte der Punkt sein. Die Vergabe dieses Preises in 2012 ist eindeutig politisch geprägt und so muss das literarische Moment halt einen Schritt zurück in den Hintergrund machen. :-)

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Bei dem Buch ist alles abschreckend: Der Titel, das Cover, der Name der Autorin, der Preis, die Inhaltsangabe und nach Voltaires Rezi ist es für mich beschlossene Sache: Das Teil muss ich nicht lesen. Danke, dass du dich "geopfert" hast, Voltaire... :grin