Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord ~ Fred Vargas

  • Kurzbeschreibung
    Auf Pariser Bürgersteigen erscheinen über Nacht mysteriöse blaue Kreidekreise, und darin stets ein verlorener oder weggeworfener Gegenstand: ein Ohrring, eine Bierdose, ein Brillenglas, ein Joghurtbecher ... Keiner hat den Zeichner je gesehen, die Presse amüsiert sich, niemand nimmt die Sache ernst. Niemand, außer dem neuen Kommissar im 5. Arrondissement, Jean-Baptiste Adamsberg. Und eines Nachts geschieht, was er befürchtet hat: es liegt ein toter Mensch im Kreidekreis.


    Meine Meinung
    Die Art und Weise der Schreiberin ist gewöhnungsbedürftig, d.h. ungewohnt für einen Krimi (Thriller). Es ist (zu)viel Poesie in der Erzählweise, das paßt meines Erachtens nicht so sehr in das Genre. Das mag vielleicht daran liegen, daß die Schriftstellerinm Französin ist und den Franzosen den Hang zur Melodramatik nachsagt... Ich hatte jedenfalls teilweise so meine Probleme der Story zu folgen, obwohl diese an sich flüssig und spannend geschrieben ist. Ohne viel Bimborium durch die Sprache hätte es mir besser gefallen.

    Lilli
    "The more you ignore me, the closer I get." [Morrissey]

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  • Hallo Lilli,


    habe heute am Nachmittag die Reportage von Fred Vargas im Fernsehen gesehen, die mir sehr gut gefallen hat. Sie ist eine sympathische Schriftstellerin und hat sehr viel über ihre Romane erzählt, vor allem, wie sie zustande kommen.


    Aus allen ihren Roman wurden kleine Filmszenen zusammengestellt, die wirklich sehr gut gemacht waren und Lust auf ihre Romane machen. Werde mir bei Gelegenheit einen aus der Bücherei holen.

  • Ich mag die Fred Vargas Krimis eigentlich so sehr weil sie die Personen immer sehr toll darstellt ohne dass das in ellenlange trockene Beschreibungen ausarten würde.
    Von diesem Buch war ich allerdings etwas enttäuscht. Irgendwie fehlt die Würze und es scheint als wäre Vargas nicht in Topform. "Das Orakel von Port-Nicolas" und "Fliehe weit und schnell" haben mir besser gefallen und ich würde einem Vargas Neuling auch eher zu einem dieser Titel raten.

  • Die Sprache von Vargas finde ich einfach schön. Zu poetisch für einen Krimi- gibts nicht, einfach schöne Sprache, schöner Krimi. Adamsberg ist ein Ermittler mit Ecken und Kanten und es fällt am Anfang schwer mit ihm warm zu werden, aber ich mag die Figur. Fred Vargas zeichnet wie stets alle ihre Protagonisten mit viel Liebe zum Detail und ohne sie zu denunzieren. Der Spannungsbogen bleibt bei aller Langsamkeit der Entwicklung bis zum Ende erhalten und die Lösung ist nicht vorhersehbar.


    Ich jedenfalls habe nach meinm dritten Vargas Lust auf mehr- und einer SuBt auch noch.

  • Wer einen realistischen Krimi erwartet, ist mit Fred Vargas sicherlich schlecht beraten. Dass der Held anhand eines Knöchelchens in einem Pariser Hundehaufen sofort den dahintesteckenden Mord erahnt (Das Orakel von Port Nicolas), ist oberflächlich betrachtet ausgesprochen unwahrscheinlich. Die Kunst von Fred Vargas besteht nun darin, mithilfe ihrer Protagonisten und ihrer Schauplätze eine Welt zu erschaffen, wo dies plötzlich alles ganz logisch ist, sozusagen zwangsläufig, weshalb auch der auf den ersten Blick konstruierteste Plot Sinn ergibt.
    Und obwohl es sich ja meistens um klassische Who done it-Krimis handelt, lese ich ihre Bücher immer wieder gern. Ein bretonisches Kaff im Winter: wenn man Vargas liest, fühlt man sich Vorort.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Gerade durch ihre tolle Sprache zeichnen sich die Krimis von Fred Vargas aus! Ich lese sie gern und bis auf einen, habe ich auch alle gelesen. Mein Liebling ist und bleibt "Die schöne Diva von Saint-Jaques". Die Story ist spannend, kommt aber ohne reißerische Details und blutige Ausschweifungen aus. Dagegen werden die Personen sehr schön gezeichnet und die liebenswert-skurrilen Charaktere der drei Historiker sind mir äußerst sympathisch.

  • Hab das buch neulich ganz zufällig in meinem SUB bemerkt. Keine ahnung wo ich es her habe. Aber so wie ihr darüber schreibt, reizt es mich nicht, es gleich zu lesen. Das kann wohl noch etwas warten.

  • Meine Meinung:


    Jean-Baptiste Adamsberg ist ein ganz und gar ungewöhnlicher Kommissar im heutigen Paris, sein Äußeres ebenso unkonventionell wie seine Ermittlungsmethoden und doch so erfolgreich, dass er aus der französischen Provinz in die Hauptstadt gerufen wurde. Gemeinsam mit seinem klaren und strukturierten, wenn auch bereits am frühen Nachmittag bereits leicht alkoholisierten Kollegen, bildet er ein unschlagbares Team, das selbst den ungewöhnlichen Fall mit den blauen Kreidekreisen in Angriff nimmt. Mindestens ebenso ungewöhnlich ist der Schreibstil, mit dem Fred Vargas ihre Leser erfreut. Poetisch und von klarer und doch immenser Dichte wird man gefangengenommen und fühlt sich zeitweise zurückversetzt in die guten alten britischen Detektivgeschichten eines Sir Arthur Conan Doyle. Doch Vargas Figuren sind menschlicher, komplexer und haben ihre eigene persönliche Geschichte, die in all ihrem Handeln zum Tragen kommt. Zwar ist wegen der von Adamsberg bevorzugten Methode des leisen logischen Denkens und sich-in-den-Fall-Vertiefens nicht unbedingt die Möglichkeit zum Mitraten gegeben, doch die Auflösung ist trotz Überraschung in sich schlüssig. Ein echtes Schmankerl für alle Freunde des eher leisen Krimis, der bei einem guten Glas Wein genossen werden sollte und der sicher nicht mein letzter Vargas gewesen sein wird!


    9 Punkte von mir :-)

  • Inzwischen hab ich damit angefangen, wenn auch zögerlich. Mir fiel es schwer, am Anfang den Zusammenhang der einzelnen Personen zu sehen. Aber jetzt hat mich die Handlung und auch der Charme der ERzählung gefangengenommen.

  • Wie immer bin ich beeindruckt von Fred Vargas Art eine Geschichte zu erzählen. Immer wieder gelingt es ihr durch einen stark konstruierten Kriminalfall zu führen, dessen eigenwillige Wendungen den Lesern als völlig logisch zu verkaufen, um denn die nächste Kurve zu nehmen und wieder alles in eine andere Richtung zu drehen, was einem dann noch logischer erscheint.

  • Ich liebe ihren Stil, ihre Sprache und auch ihre Geschichten. Vielleicht sind sie zu konstruiert, aber es ist mal etwas Anderes, etwas Besonderes!


    Schade bei diesem Buch ist nur die Übersetzung des Titels... Wenn man es der deutschen Sprache anpassen würde, hieße es:"Es geht noch ein Zug vom Gare du Nord", schließlich heißt es ja bei uns der Bahnhof (im Gegensatz zum Französischen). Im Original lautet der Titel auch "L'homme au cercle bleu" --> Der Mann im blauen Kreis, was ja doch sehr viel mehr mit der Handlung zu tun hat^^

    "Leben, lesen - lesen, leben - was ist der Unterschied? (...) Eigentlich doch nur ein kleiner Buchstabe, oder?"


    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher

  • Dieses Buch gehört als Gemeingefährlich gekennzeichnet. Beinahe hätte die Autorin es geschafft mich mit ihrer Schreibe ins Koma zu langweilen. Meine Augen wurden schwer ob des unerträglich schwülstigen Schreibstils und meine Großhirnrinde schaltete sich in all der tristen Uninspiriertheit beleidigt ab.
    Währenddessen schickte sich ein Irrer Kommisar an mein Niveau mit Pseudo-Philosophischen Gedankengängen einzuschläfern damit die zahlreichen Nebenfiguren über mich herfallen und meinen Willen zu brechen. Nur mit Mühe widerstand ich in dieser schweren Phase den Angriffen, welche sicherlich der Intelligenz des Lesers galten. Als ich das Buch dann zuschlug und durchatmete wusste dass ich der völligen Verblödung nur knapp von der Schippe gesprungen war.

  • Anfangs fiel es mir ziemlich schwer, mich an den Schreibstil, die Langsamkeit der Erzählung, die schweifenden Gedanken Adamsbergs zu gewöhnen. Aber so ungefähr ab der Hälfte hatte mich der Roman gepackt.


    Die Figuren sind skuril, aber voller Eigenleben, das hat mir gut gefallen. Die Auflösung ist überraschend und doch schlüssig. Ich freue mich bereits auf die nachfolgenden Bände.


    von mir 9 von 10 Punkten.