Titel: Tote Bekannte. Zeitgeschichten
Autorin: Patricia Görg
Verlag: Berliner Taschenbuch Verlag
Erschienen: Februar 2007
Seitenzahl: 192
ISBN-10: 3833304022
ISBN-13: 978-3833304026
Preis: 9.90 EUR
Der Untertitel lautet "Zeitgeschichten"; er lautet nicht "Zeitgeschichte" - obwohl die Autorin einige Protagonisten aus der Zeitgeschichte wieder aufleben lässt. In den Szenarien die hier geschildert werden, vermischt die Autorin "Zeithistorisches" und Fiktives, geschrieben wahrscheinlich auch aus der eigenen Erinnerung. Es sind Zeitgeschichten aus der Zeitgeschichte.
Da gibt es interessante Sichtweisen auf das Treffen Honecker mit Schmidt im Dezember 1981 in der DDR, da werden die britischen Royals als "normale Menschen" geschildert, da gibt es einen Blick auf Francois und Danielle Mitterand und dann tauchen auch noch Nicolae und Elena Ceausecu auf. Manches wirkt real, manches erscheint aber auch surreal. Und man ahnt zuweilen nur wo die Realität endet und die Fiktion beginnt. Und die Autorin schafft es zuweilen meisterhaft, das Groteske der realen Situation, des realen Geschehens, sichtbar zu machen. Denn so manches Mal da wirkt die Realität wie die Fiktion und die Fiktion wie die Realität.
Patricia Görg hat ein interessantes, ein sehr lesenswertes Buch geschrieben, welches aber wahrscheinlich nicht sehr viele Leser finden wird - denn "leichte" Literatur geht anders. Schade um dieses Buch, welches in jedem Falle verdient hätte auch gelesen zu werden. Denn es ist keines dieser sich anmaßend nennenden "historischen Romane"; es sind zeithistorische Fakten, aufbereitet mit eigenen Gedanken und Einfällen, dabei sich aber immer einer möglichen Realität orientierend. Der Verlag nannte dieses Buch "eine Art zeitgenössischer Archäologie". Vielleicht trifft es dieser Begriff ganz gut. Man gräbt etwas aus und muss es dann interpretieren um so vielleicht zu erfahren "so könnte es gewesen sein".
Patricia Görg wurde 1960 in Frankfurt/Main geboren. Die Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin lebt als freie Autorin in Berlin.
Ein sehr lesenswertes Buch. 8 Eulenpunkte gibt es für ein literarisches Wagnis - und wer wagt soll schließlich auch gewinnen.