Gehört Literatur zur Allgemeinbildung dazu???

  • Ich hab gestern auf der Autofahrt zur Arbeit auf unserem Lokalsender glaub ich wars, einen Literaturquiz gelauscht.
    Zwei Ältere Herren waren am Telefon und kämpften um einen Preis, wofür sie diverse Fragen beantworden mußten.
    War ganz spaßig, weil die beiden sich als *Vielleser* und *Intellektuelle* darstellten, oder darstellen wollten.
    Naja, der eine hat dann kläglich versagt, als es darum ging einen Text, der von Günter Grass handelte auch diesem zuzuordenen. In dem Text vielen unter anderem die Stichworte Hundejahre, Blechtrommel, Oskar Matzerath.


    Kandidat 1 darauf hin total lässig. Ganz klar, das ist Günter Grass.
    Kandidat 2: "Nein, das kann ich nicht bestätigen. Hundejahre ist von Böll, die Blechtrommel von Oskar Matzerath. Dieser Text ergibt keinen tieferen Sinn. Aber rein Spekulativ würde ich sagen es geht um Böll."


    Ich hab mich kaputt gelacht und landete bei der Frage: "Muß man sowas tatsächlich wissen? Ist es gar peinlich soetwas nicht zu wissen? Gehören gewisse Kenntnisse der Literatur einfach zur guten Allgemeinbildung dazu???"


    Was sagt ihr dazu?

  • kommt immer drauf an, ob ich die Frage selbst beantworten könnte
    wenn ja: selbstverfreilich ist das Allgemeinbildung!
    wenn nein: das braucht doch kein Mensch zu wissen! :grin

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Ohne mich hoffentlich zu weit aus dem Fenster zu lehnen behaupte ich mal, das ich eine relativ gute Allgemeinbildung habe und ich habe noch nie einen Böll, Grass oder Mann gelesen.


    Durch lesen kann man seine Allgemeinbildung sicherlich nicht verschlechtern, eher das Gegenteil. Aber zwingende Voraussetzung ist es nicht. Denke ich. Viele Bekannte von mir haben mit Lesen überhaupt nichts am Hut, kennen sich aber in vielen Bereichen sehr gut aus.

  • Irgendwie habe ich eine Abneigung gegen den Begriff "Allgemeinbildung", denn was heute darunter verstanden wird ist nichts anderes als "Allgemeinwissen".


    Und zu Allgemeinwissen gehört neben vielem anderen auch Wissen über Personen und Werke der Literatur. Nicht dass man sie alle gelesen haben sollte, aber eine gewisse Zuordung der "Großen" sollte man schon vornehmen können.


    Und wenn sich der Zweite als "Vielleser" outete bezog sich das wahrscheinlich nur auf die Bestsellerlisten, sonst kann ich mir diese Antwort nicht erklären, denn das weiß ja schon eine Nur-TV-Gucker, wenn er nicht nur soaps schaut.


    LG Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Also gewisse Dinge sollte man zwar schon wissen, aber wenn man diese Frage nicht beantworten kann, finde ich ist es nicht schlimm.

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

  • Hm, wenn man es weiss ist es doch gut, wenn man es nicht weiss, ist es auch nicht schlimm - aber dieses Gesülze "rein spekulativ...blablabla" , wenn man eigentlich keine Ahnung hat, das ist echt grauslig. :wow

  • Zur Allgemeinbildung gehört unter anderem, dass man weiß, wann es sich gehört, Nichtwissen zuzugeben.


    Es ist ja nicht schlimm, irgendwelche Werke nicht zu kennen (wer kennt schon alles von Grass, Böll, Mann, etc.?), aber es zuzugeben sollte einem Erwachsenen nicht schwer fallen.


    Herumzuschwiemeln ist jedenfalls keine Lösung.

  • Zitat

    Original von dyke
    Und zu Allgemeinwissen gehört neben vielem anderen auch Wissen über Personen und Werke der Literatur. Nicht dass man sie alle gelesen haben sollte, aber eine gewisse Zuordung der "Großen" sollte man schon vornehmen können.


    Da muss ich dir einfach zustimmen! Von wegen "Land der Dichter und Denker" und so. Als Germanistin stellen sich mir schon die Nackenhaare auf, wenn ich merke, dass nicht mal grob zugeordnet werden kann. Von "alles gelesen haben" redet da ja noch keiner...

  • Sicher gehört Literatur zur Allgemeinbildung. Ich denke, es gibt eine Reihe von Autore, von denen MUSS man zumindest ein Werk gelesen haben; wenns einem gar nicht gefällt, lässt man es eben. Aber zu diesen Autoren gehören sicher Leute wie eben Grass, Böll, Mann, Hesse, um große deutschsprachige Autoren des 20. Jahrhunderts zu erwähnen.


    Natürlich sage ich das nur, weil ich die Frage richtig beantwortet hätte! :grin

  • Naja, dann muss mein Allgemeinwissen aber sehr schlecht... denn von diesen Autoren habe ich noch nie was gelesen. Das liegt aber an mangelndem Interesse und nur weil ich es können müsste, tu ichs noch lange nicht.

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

  • Zitat

    Original von Branka
    Naja, dann muss mein Allgemeinwissen aber sehr schlecht... denn von diesen Autoren habe ich noch nie was gelesen. Das liegt aber an mangelndem Interesse und nur weil ich es können müsste, tu ichs noch lange nicht.


    Das ist schade. Immerhin handelt es sich bei den von mir genannten Autoren um Nobelpreisträger, also doch um Leute, die durch ihr Schreiben eine gewisse Anerkennung gefunden haben. Und es gibt von allen auch durchaus leichtere Muse, die man lesen kann, ohne dass es gleich hochakademisch wird.


    z.B. Thomas Mann - Lotte in Weimar, Herr und Hund
    Hermann Hesse - Demian oder seine Kurzgeschichten
    Günter Grass - Im Krebsgang
    Heinrich Böll - Bilard um halb zehn oder seine Kurzgeschichten


    Du wirst es nicht bereuen, das zu lesen.
    Die vier Herren verstehen ihr Handwerk!

  • Ob Literatur zur Allgemeinbildung gehört? - Ich würde sagen ja.
    Denn man sollte schon wissen, wer Geothe oder Schiller oder irgend ein bekannte Schriftsteller ist.


    Ob man sie alle gelesen haben muss, dass ist dann wieder eine andere Frage.


    Die Frage kann man aber auch auf andere Gebiete ausdehen. Muss ich Geographie kennen?, oder Musiker? usw.



    Micha !!!

    Auf dem Dachboden lebten wir vier, Christopher, Carrie, Cory und ich.
    Nur drei gehen wieder fort von hier.


    V.C. Andrews

  • Wenn jemand nicht weiß, wer Goethe, Schiller, Böll, Grass oder auch Mozart, Beethoven, Bach etc. waren/sind, macht das auf mich keinen guten Eindruck.
    Andererseits finde ich nicht, dass man von diesen Herrschaften alle Werke kennen (oder lieben) muss. Ich selbst lese z.B. viel lieber englische als deutsche Bücher und kenne mich in der englischen Literatur besser aus als in der deutschen.
    Was Musik betrifft, so höre ich lieber Motörhead als Mozart :lache, trotzdem halte ich mich nicht für einen ungebildeten Banausen...