Und dennoch ist es Liebe - Jodie Picoult

  • Verlag: Bastei Lübbe
    Taschenbuch: 624 Seiten


    Originaltitel: Harvesting the Heart
    Übersetzt von Rainer Schumacher


    Kurzbeschreibung:
    Als Page den Medizinstudenten Nicholas kennenlernt, ist es die ganz große Liebe. Die junge Frau fühlt sich endlich angenommen und die Beziehung zu Nicholas gibt Page die nötige Geborgenheit. Ihre Mutter hatte sie im Alter von fünf Jahren verlassen, was eine tiefe Verletzung hinterließ. Die Geburt ihres Sohnes weckt in Page jedoch die alten Ängste: Kann sie überhaupt eine gute Mutter sein? Sie fühlt sich gezwungen, ihre eigenen Wünsche komplett zurückzustellen. Emotional und physisch völlig erschöpft und unfähig, sich ihrem Mann mitzuteilen, verlässt sie schließlich ihn und das Baby, um nach ihrer Mutter zu suchen, in der Hoffnung, bei ihr die Antworten auf ihr Leben zu finden.


    Über die Autorin:
    Jodi Picoult, geb. 1967 auf Long Island, lebt nach ihrem Studium in Princeton und Harvard zusammen mit ihrem Mann und drei Kindern in Hanover, New Hampshire. 1992 veröffentlichte sie ihren ersten Roman. 2003 wurde sie für ihre Werke mit dem National England Book Award ausgezeichnet. Sie gehört zu den erfolgreichsten amerikanischen Erzählerinnen weltweit ihr Roman 'Beim Leben meiner Schwester' wurde in Hollywood verfilmt.


    Über den Übersetzer
    Rainer Schumacher hat schon Bücher übersetzt von u.a. David Baldacci, Ken Follet, Hilary Norman, Matthew Delaney, Kathleen McGowan, Simon Toyne, Bernard Cornwell.
    Von Jodi Picoult hat er Zerbrechlich, Ein Lied für meine Tochter und In den Augen der Anderen übersetzt.


    Mein Eindruck:
    Der Roman wurde bereits 1994 geschrieben und wurde erst jetzt in Deutsch übersetzt.
    Es handelt sich also um ein ausgesprochenes Frühwerk der Bestsellerautorin und man sollte sich nicht wundern, wenn der Roman nicht so routiniert und elegant wirkt. Einige etwas unlogische Sätze könnten aber auch an der deutschen Übersetzung liegen, das ist schwer zu beurteilen.
    Was mich noch sehr störte, war der deutsche Kitschtitel „Und dennoch ist es Liebe“. Was hat sich der Verlag da nur gedacht?


    Die Figuren, die zur amerikanischen Mittelschicht gehören, sind gediegen angelegt und irgendwie merkwürdig.
    Die 18jährige Paige lernt den Medizinstudent Nicholas kennen und lieben, schnell heiraten sie trotz des Widerstands von Nicholas Eltern. Dann wird Paige schwanger, es beginnt für sie ein Zustand der Ängste und Zweifel, die die Ehe gefährden.


    Doch mit der Zeit lernt man Paige und Nicholas besser kennen, zum Beispiel bei den Rückblicken auf die Kindheit und Jugend. Die Kapitel wechseln sich ab mit einem Paige-Abschnitt und einem Nicholas-Abschnitt.
    Was aber schon damals da war ist die typisch leicht bedrückende aber dichte Atmosphäre, die die Romane von Jodi Picoult so prägt. Jedenfalls soweit ich sie kenne.


    Der 600 Seiten starke Roman wird mit der Zeit geschmeidiger, gefällt mir dann auch besser.
    Das Ende wird dann aber doch langatmig und zäh, teilweise auch nicht sehr logisch. Das Buch ist nicht so schlecht, aber zufrieden bin ich auch nicht, da ich denke, dass Picoult ihr Thema durch das Liebesgedöns teilweise verschenkt.

  • Vielen Dank für die fundierte Rezi :-)


    Zufällig habe ich heute schon überlegt,
    ob ich mir das Buch bestellen soll und nach deiner
    Vorstellung mach ich das jetzt einfach mal.


    So ein bißchen "Liebesgedöns" ist doch schön um diese kalte Jahreszeit.


    :wave

  • Paige wurde im Alter von fünf Jahren von ihrer Mutter verlassen, wuchs bei ihrem Vater auf und verlässt nach ihrem Schulabschluss im Alter vo 18 Jahren ihre Heimatstadt. Sie trifft auf den Medizinstudenten Nicholas, den sie ziemlich schnell vergöttert. Die beiden kommen zusammen, heiraten, bekommen ein Baby.
    Die Geschichte, die sowohl aus zwei Perspektiven (die von Paige in Ich-Form und die von Nicholas in 3. Person) erzählt wird, fängt eigentlich an dem Punkt an, als Paige vor dem gemeinsamen Haus ausharrt und ihr Mann sie nicht reinlassen will. Denn kurz nach der Geburt des Kindes verließ Paige ihren Mann und ihren Sohn. Die erzählte Zeit wechselt - wir begleiten Paige und Nicholas in den Anfängen ihre Beziehung, erfahren etwas über die Vergangheit (also der Zeit, bevor sie sich überhaupt kennenlernten) und somit auch über ihr inneres Leben, was zum Aufbau einer Bindung zu den Personen führt und dem Leser hilft, sie ein wenig besser zu verstehen. Und wir sehen, was Paige so unternimmt, nachdem sie ihre eigene Familie verließ und wie Nicholas damit umgeht. Insgesamt ist die Geschichte sehr interessant aufgebaut und bietet viel Raum für Fragen, die man sich stellen kann - lieben sich die Beiden oder ist die Grundlage dieser Beziehung vielleicht ene andere? Wieviel hat die Tatsache, dass Paige von ihrer Mutter verlassen wurde mit ihrem eigenen Verhalten zu tun?


    Auch wenn dies ein frühes Werk von Jodi Picoult ist und sicher noch ein paar Schwäachen sichtbar werden, ist der Roman sehr einfühlsam und gefühlvoll. Wie so oft in Picoults Büchern erfährt der Leser sehr viel über die Gedankenwelt der Figuren, ihre Gefühle und Sorgen und kann somit gut in die Geschichte eintauchen. Auch empfand ich das Thema persönlich als sehr interessant, lebensnah und gut umgesetzt.


    Für alle, die mit Picoults Stil etwas anfangen können, wird dieses Buch ein angenehmes Leseerlebnis sein.


    Ich gebe dem Buch trotz des noch nicht ausgereiften Picoult-Stils 8 Punkte, denn mich hat es auf jeden Fall sehr in seinen Bann gezogen und auch wenn einiges evtl. übertrieben oder vielleicht nicht so glaubwürdig war, so gefiel mir die Story sehr.


    Übrigens - der deutsche Titel ist vielleicht nicht unbedingt glücklich gewählt, denn das Original "Harvesting the Heart" passt einfach doch besser, aber es gab schon schlimmere Titel. Hier kann man immerhin damit argumentieren, dass sich der Leser oft fragen kann, ob z.B. die Gefühle von Paige für Nicholas (und umgekehrt) Liebe sind oder ob das, was Paiges Mutter für sie empfindet Liebe ist oder auch ob das, was Paiges Vater für ihre Mutter empfindet, Liebe ist (oder eben umgekehrt auch hier) .

    With love in your eyes and a flame in your heart you're gonna find yourself some resolution.


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