Das Szenario ist, wie soll ich sagen, mal wieder sehr juretzkisch, auch wenn er uns bzw. seinen Helden dieses Mal nicht kreuz und quer durch den Ruhrpott, sondern durchs Hochgebirge hetzt. Und das kam so:
Kristof, der ewig klamme Privatdetektiv aus Mülheim/Ruhr, bekommt, vom Polizeichef persönlich, den lukrativen (und das ist der entscheidende Punkt) Auftrag, bei einem Projekt der besonderen Art teilzunehmen: eine Gruppe aus Knackis und Behinderten unternimmt gemeinsam eine Gebirgstour, die Kriminellen zur Resozialisierung, die Behinderten zur Aufwertung ihres Selbstwertgefühls. Das ist natürlich genauso bescheuert, wie es sich anhört, zumal außer dem Bergführer Toni alle so bergerfahren sind wie es Großstadtpflänzchen aus einer eher flachen Gegend Deutschlands nur sein können. Überhaupt ist es ein wenig töricht, zwei Rollstuhlfahrer und mehrere geistigbehinderte Menschen auf eine Alpengipfel buckeln zu wollen.
So weit kommt es aber gar nicht, denn schon im ersten Zwischenlager wird Toni vom Steinschlag niedergestreckt, ein Wintereinbruch macht eine Umkehr über den vereisten Aufstiegsweg unmöglich, und so bleibt nichts anderes übrig, als den Abstieg auf der anderen Seite des Berges zu versuchen. Doch schnell stellt sich heraus, dass mit der Gruppe ganz und gar was nicht stimmt, das eine oder andere Mitglied der Gruppe bezahlt den Ausflug mit dem Leben und deshalb muss Kristof bald nicht nur gegen die Natur, sondern auch gegen einen unbekannten Gegner kämpfen.
So abgefahren, wie das klingt, ist die Geschichte auch. Dabei ist die Konstruktion einfach und schon oft dagewesen. Eine von der Außenwelt abgeschnittene Gruppe, unter ihnen ein Mörder, kämpft ums Überleben. Agatha Christie trifft James Bond, und Jörg Juretzka fabuliert daraus einen völlig unglaubwürdigen, furchtbar überdrehten und streckenweise politisch total unkorrekten, sprich, einen einfach großartigen Screwball-Krimi zusammen.
Und ja, er kann's nicht lassen: auch wenn die Handlung in einer ziemlich unzugänglichen Bergregionen spielt, enthält uns Juretzka auch dieses mal nicht die obligatorische Verfolgungsjagd vor.