Hier kann zu den Kapiteln 11 - 29 geschrieben werden.
'Der Koch' - Kapitel 11 - 29
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Nun ja, Schlaflosigkeit hat auch Vorteile, zumindest für eine Leserunde ;-)...
Maravan ist als Meisterkoch, der er in Wahrheit ist, ganz unten angekommen: in der Imbissbude eines Fussballstadions. Und auch diesen Job verliert er wieder.
Andrea "rettet" ihn mit ihrer Idee vom "Love Food", dessen Genuss verstaubte Ehen sexuell wieder zum Blühen bringt. Damit verdienen sie viel Geld, erst anständig als Teil der Therapie einer Eheberaterin, dann auch halbseiden in dunklen Räumen, wo der Zahlende sein Vergnügen hat und in diesem Fall auch das Callgirl.
Maravan macht mit unter dem Druck der Geldnot und der Sorgen in der Heimat, aber ich finde, es geht ihm hier seine "Reinheit" verloren. Er verkauft sich und den Traum vom Duft der heimatlichen Küche der Großtante und der Traditionen.Hier kommt es auch zur Verflechtung mit dem "Dalmann-Handlungsstrang", denn dem wird von diesen erotischen Essen erzählt. Eingeladen ist er. Ob er hingeht? Immerhin hat er einen schweren Infarkt hinter sich und macht sich Sorgen um seine Gesundheit...
Das Buch liest sich weiter flüssig, aber wirklich interessant finde ich es bisher noch nicht. Reißt Herr Suter das Ruder noch herum? Ich werde sehen...
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Zitat
Original von Clare
Maravan macht mit unter dem Druck der Geldnot und der Sorgen in der Heimat, aber ich finde, es geht ihm hier seine "Reinheit" verloren. Er verkauft sichDie Frage stellt sich auch, was haette ich in seiner Situation gemacht? Haette ich mich auch zum Wohle meiner Familie in der Heimat "verkauft"? Waere ich moralisch intakt geblieben und dann?
Im ersten Teil wurde schon angemerkt, dass Maravan eine fuer Suter ungewoehnlich sympathische Person ist. Ich glaube diese Sympathie macht es dem Leser auch ein wenig schwerer hier ein Urteil ueber Maravan zu faellen.
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Zitat
Original von Beatrix
Die Frage stellt sich auch, was haette ich in seiner Situation gemacht? Haette ich mich auch zum Wohle meiner Familie in der Heimat "verkauft"? Waere ich moralisch intakt geblieben und dann?
Das ist z.B. eine Frage, die ich mir gar nicht stelle, dieses "Was würde ich tun, wenn...". Ich persönlich glaube nicht, dass man überhaupt wenigstens in etwa einschätzen kann, wie man selber reagieren würde, wenn bestimmte Situationen eintreffen. Solche Spekulationen können immer nur vom jetzigen Stand ausgehen. Besondere Umstände verändern uns. Deshalb kann ich nicht wissen, wie ich mich verhalten würde.
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Ehrlich gesagt finde ich die Idee ein Catering mit aphrodisierendem Essen anzubieten ziemlich cool. Andrea ist da echt kreativ. Und solange es sich in dem therapeutischen Rahmen bewegt hat, war auch absolut nichts dagegen einzuwenden. Die weitere Entwicklung ist wohl etwas grenzwertig, aber dass sich Maravan "verkauft" hat wäre mir persönlich als Urteil zu hart. Angesichts seiner Situation ist das für mich völlig ok, traurig finde ich hauptsächlich, dass er selbst so sehr darunter leidet. Für ihn fühlt es sich wohl ein bisschen so an, als hätte er sich verkauft.
Mit dem Essen als solches kann ich nach wie vor nichts anfangen, es reizt mich nicht, es zu probieren und schon gar nicht, so etwas nach zu kochen.
Berührt hat mich die Passage S. 182, als Maravan so verloren durch den Schnee tappt und und plötzlich ganz intensiv die Stille empfindet. Suter findet dafür wunderbare Worte.
Die einzelnen Teile der Geschichte sind so verschieden. Maravan und sein Kochen, die Situation der Exil-Tamilen, der Bürgerkrieg in Sri Lanka, die Machenschaften der Hochfinanz und Waffenschieber und die Weltwirtschaftskrise. An und an berühren sie diese Teile und ich bin mal gespannt, ob und wie sie noch zusammen geführt werden.
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Zitat
Original von Lumos
Ehrlich gesagt finde ich die Idee ein Catering mit aphrodisierendem Essen anzubieten ziemlich cool. Andrea ist da echt kreativ. Und solange es sich in dem therapeutischen Rahmen bewegt hat, war auch absolut nichts dagegen einzuwenden. Die weitere Entwicklung ist wohl etwas grenzwertig, aber dass sich Maravan "verkauft" hat wäre mir persönlich als Urteil zu hart. Angesichts seiner Situation ist das für mich völlig ok, traurig finde ich hauptsächlich, dass er selbst so sehr darunter leidet. Für ihn fühlt es sich wohl ein bisschen so an, als hätte er sich verkauft.So meinte ich es auch. Ich denke, dass er es so empfindet. Er ist seinen Traditionen auch in der Fremde verhaftet, und dass er Aphrodisiaka für Leute kochen muss, die ihren Ehepartner bei diesem Essen betrügen, muss für ihn schlimm gewesen sein. Zu diesem Zeitpunkt hat er aber schon keine Wahl mehr, denn er braucht das Geld für die Familie und die "Spenden".
ZitatMit dem Essen als solches kann ich nach wie vor nichts anfangen, es reizt mich nicht, es zu probieren und schon gar nicht, so etwas nach zu kochen.
Die normalen Curry würde ich schon vielleicht mal nachkochen, aber dieses ganze Molokular-Love-Food interessiert mich gar nicht.
ZitatDie einzelnen Teile der Geschichte sind so verschieden. Maravan und sein Kochen, die Situation der Exil-Tamilen, der Bürgerkrieg in Sri Lanka, die Machenschaften der Hochfinanz und Waffenschieber und die Weltwirtschaftskrise. An und an berühren sie diese Teile und ich bin mal gespannt, ob und wie sie noch zusammen geführt werden.
Warte noch ein Bisschen!
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Ich bin auch gespannt wie sich das alles fügt.
Bei den Exil-Tamilen scheint es zumindest im Buch so zu sein, das man "gegen Spende" nicht verraten wird oder etwas für einen getan wird. Mafiamethoden!
Ich finde nicht, das sich Maravan verkauft, er ignoriert seine ethischen Grundsätze und fühlt sich wahrscheinlich so als würde er sie verraten - aber er tut es ja nicht aus Eigennutz, sondern für seine Familie.
Ich weiß nicht ob das in diesem Abschnitt war oder in dem davor, wo seine Schwester in zur Sau gemacht hat, das er so wenig Geld schickt. :pilleDie soll doch froh sein, das er es überhaupt tut!
Einige Verknüpfungen der Handlungsstränge sind bereits erkennbar, mal sehen was sich im letzten Abschnitt ergibt.
Vom Stil her gefällt mir das Buch übrigens sehr sehr gut, Herr Suter findet stets die richtigen Worte!
Die Szene im Schnee hat mir daher sehr gut gefallen.... -
Zitat
Original von Clare
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Das Buch liest sich weiter flüssig, aber wirklich interessant finde ich es bisher noch nicht. Reißt Herr Suter das Ruder noch herum? Ich werde sehen...
Das empfinde ich ganz anders. Ich finde Maravans Situation und die Beschreibung der tamilischen Szene sehr interessant. Er ist in so vielen Abhängigkeiten verstrickt und hat dennoch eine innere Größe - ich finde die Figur richtig spannend.Sehr berührt hat mich die Szene im Schnee ebenfalls, Lumos. Er wirkte in diesen Klamotten sowas von unpassend und verloren, das fand ich sehr ergreifend.
Diese Stelle und die Stille sind ganz wunderbar geschrieben, das finde ich auch.Was mir eher als die moralischen Bedenken (Da habe ich keinerlei Bedenken, Maravan geht ja nicht mit ins Bett, so haben die Escourt-Damen wenigstrens ein leckeres Essen und auch ihren Spaß :grin) im Kopf rumschwirrt, ist die Steuergeschichte. Die beiden hantieren ja mit ganz schön viel Geld und da taucht doch bestimmt eine gehörnte Ehefrau auf, die alles auffliegen lässt, oder?
Über den Bürgerkrieg in Sri Lanka habe ich jetzt so einiges nachgelesen. Wieder eine Wissenslücke, die sich füllt.
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Mich beunruhigt die Tatsache, das sie das Ganze illegal betreiben - denn Mundpropaganda macht vor keinem halt...Gerade in der Schweiz, wo auf solche DInge auch genau geschaut wird...Und Andrea als Schweizerin müsste sich doch des Risikos bewusst sein. :gruebelDenn ihre Kunden sind ja mittlerweile auch ein paar höhere Tiere...
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Zitat
Original von nofret78
Mich beunruhigt die Tatsache, das sie das Ganze illegal betreiben - denn Mundpropaganda macht vor keinem halt...Gerade in der Schweiz, wo auf solche DInge auch genau geschaut wird...Und Andrea als Schweizerin müsste sich doch des Risikos bewusst sein. :gruebelDenn ihre Kunden sind ja mittlerweile auch ein paar höhere Tiere...Das sehe ich auch so.
Die Idee mit dem Catering und dem erotischen Essen finde ich ja gut, aber ich bezweifel halt auf Grund der Schwarzarbeit das das auf Dauer gut gehen kann. Ich verstehe seine Beweggründe, er braucht das Geld und so lange er das Essen verheirateten Paaren vorsetzt hat er auch keine moralischen Probleme damit.Und das er die moralischen Grundsätze später über Bord wirft um letztendlich auch seinem Neffen zu helfen, kann ich auch verstehen.
Aber wie gesagt, ich bezweifel das es auf Dauer gut geht, immerhin kassiert er ja Stütze und verdient nebenbei nicht schlecht. Und irgendwie hat ihn ja damit die Vereinigung der Tamilen da auch schon in der Hand. Das kann irgendwie nicht gut enden.
Ich weiß auch nicht, irgendwie finde ich bekommt Andrea ihm auch nicht. Mal abgesehen davon das er unglücklich in sie verliebt ist, irgendwie ist sie bei den ganzen Aktionen aber auch nicht unbedingt ehrlich zu ihm, auch wenn sie mit ihrem Geld ja den Anfang der Firma finanziert.
Die Stelle mit der Stille im Schnee fand ich auch einfach nur schön beschrieben.
Was ich mich allerdings frage, warum kann er eigentlich nur Hilfsarbeiten ausführen? Das ist mir noch nicht so ganz klar geworden. Es hieß, er kann sich auch nicht selbständig machen Andrea müsste sich also als Koch ausgeben.
Dürfen das Ausländer in der Schweiz generell nicht? Hier sind doch im Prinzip sämtliche Dönerbuden in Ausländerhand oder auch viele Einzelhandelsgeschäfte. Oder gibt es bei den Aufenthaltsgenehmigungen verschiedene Abstufungen und was man damit darf oder auch nicht? -
Maravan ist so zweigeteilt; auf der einen Seite ist er es gewohnt, schlecht behandelt zu werden und es stört ihn nicht besonders.
Auf der anderen Seite ist er, was die Kocherei betrifft, so wahnsinnig zielstrebig, dass er ohne Nachzudenken (auch in Bezug auf seine Verwandten in Sri Lanka) diese Küchenmaschine mitnimmt...Dann ist ihm die körperliche Liebe der Europäer peinlich, fragt jedes Mal, ob die Leute, für die er kochen soll, auch ja verheiratet sind; aber dass es "seine" Andrea dann mit einer Frau ins Bett treibt nach seinem Menü, macht ihm gar nichts aus (nur weil sie, also die Franziska, kein anderer Mann ist!).
Bin gespannt, wo diese Halb-Heucheleien hinführen.
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Die Szene im Schnee hat mir auch sehr gut gefallen. Ich fand den Vergleich zu Marvans Leben ebenfalls ganz toll und mir ist hierbei aufgefallen, warum es mir bei Wanderungen im Wald/in den Bergen auch immer besser gefällt, als Spaziergänge am Meer – es ist wirklich diese Ruhe!!!
Marvan scheint erkannt zu haben, dass man im Ausland nicht genau so leben kann, wie man es in seinem Heimatland täte. Die Vergleiche, die er zieht, fand ich sehr gut und daher kann ich auch seine Entscheidung gut nachvollziehen.
Die Verbindung der beiden Handlungsstränge ist ja nun gegeben. Ich mache mir ebenfalls etwas Sorgen, wie lange Love Food noch 'schwarz' agieren kann.....
Erschrecken hierbei finde ich natürlich auch die Mafiamethoden......traurig, dass selbst unter den Asylanten diese Methoden zu finden sindDas Buch liest sich wirklich schön und interessant. Ich bin aber trotzdem sehr gespannt, ob noch etwas Spannung aufkommt, oder die Geschichte ein ruhiges Ende finde.
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Zitat
Original von Macska
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Was ich mich allerdings frage, warum kann er eigentlich nur Hilfsarbeiten ausführen? Das ist mir noch nicht so ganz klar geworden. Es hieß, er kann sich auch nicht selbständig machen Andrea müsste sich also als Koch ausgeben.
Maravan wird als Küchenhilfe eingestellt, weil er als Asylbewerber mehr als andere auf Geld angewiesen ist und das ausgenutzt wird. Ich kenne einige Migranten, die in ihren Heimatländern zum Teil akademische Berufe ausgeübt haben und hier sogenannte "niedere Arbeiten" ausüben.ZitatOriginal von Macska
Dürfen das Ausländer in der Schweiz generell nicht? Hier sind doch im Prinzip sämtliche Dönerbuden in Ausländerhand oder auch viele Einzelhandelsgeschäfte. Oder gibt es bei den Aufenthaltsgenehmigungen verschiedene Abstufungen und was man damit darf oder auch nicht?
Ich denke, es liegt am Asylbewerberstatus. Ohne dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung wird kein selbständiges Gewerbe genehmigt. -
Das denke ich wie Regenfisch, es gibt in der Schweiz ja verschiedene Bewilligungen. Ich hab ja selbst auch eine
Mit der Bewilligung C wird man gehandhabt wie ein Schweizer Bürger, man zahlt wie sie die provisorische Steuer und nicht mehr die Quellensteuer, und mit der Bewilligung denke ich, kann man sich selbständig machen. Nach 10 Jahren wohnhaft in der Schweiz kann man meines Wissens auch die Staatsbürgerschaft beantragen. -
Das mit der Ruhe habe ich erst ein einziges Mal erlebt, und das war in Venedig. Kein Auto, kein Wind, kein Hund, kein Mensch in den Gassen... nichts. Die absolute Stille. Deswegen kann ich Maravans "Moment" auch gut nachvollziehen.
Ansonsten kann ich mir wohl keine unterschiedlicheren Länder vorstellen, als die Schweiz und Sri Lanka, oder überhaupt dieses West-Ost-Ding. Nicht nur die Landschaft, das Wetter und das Essen, nein, vor allem die moralischen Werte sind so völlig gegensätzlich.
Es muss Maravan schon ziemlich erwischt haben, dass er überhaupt noch mit Andrea zusammen arbeiten kann und möchte, abgesehen vom Geld. Es muss schrecklich sein, so für seine Familie verantwortlich und gleichzeitig so machtlos zu sein.
Andrea erinnert mich übrigens vom Wesen her ein bisschen an Sonia, aus "Der Teufel von Mailand".
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Original von killerbinchen
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Es muss Maravan schon ziemlich erwischt haben, dass er überhaupt noch mit Andrea zusammen arbeiten kann und möchte, abgesehen vom Geld. Es muss schrecklich sein, so für seine Familie verantwortlich und gleichzeitig so machtlos zu sein.
...Ich selber neige auch dazu, im Vordergrund nur Maravans Geldnot zu shen und zu vergessen, dass ein großer Motivationsgrund auch seine Neigung zu Andrea ist, auch wenn er selber wohl wenig Hoffnung für eine Beziehung sieht.
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Die Abschnitte 2 und 3 habe ich tatsächlich auch in einem Rutsch gelesen. Obwohl die Zeilen nur so flogen, empfand ich im 2. Teil eine gewisse Ungeduld meinerseits. Es geschah mir für meinen Geschmack ein bisschen zu wenig.
Auch mir hat die Schnee-Szene besonders gut gefallen. In ihr (und ganz Allgemein im Teil, der in St. Moritz spielte) erkennt man sehr eindrücklich, wie „unheimisch“ sich Maravan in der Schweiz fühlt. Der Schnee, die Winterbekleidung, die Berge – das alles symbolisiert die Barriere, die Maravan daran hindert, sich in diesem fremden Land „Daheim“ zu fühlen. Da ich selber ein Heimwehkind bin (ja, ich bin tatsächlich eine kleine Heidi, die in der grossen Stadt gelandet ist :grin), kann ich sehr gut verstehen, wie er sich fühlt. Und dabei sind die Unterschiede zwischen der Schweiz und Deutschland nur ein klitze-klitzekleiner Bruchteil von dem Unterschied zwischen Sri Lanka und der Schweiz.
Zu alledem kommt noch die Sorge um seine Lieben in der fernen Heimat. Daher kann ich sehr gut verstehen, dass er einzelne seiner Prinzipien über Bord wirft und sich auf die „Ausweitung“ von Love Food einlässt. Das empfinde ich jedoch noch nicht als sich selber „verkaufen“. Er fühlt sich ja in gewisser Weise auch gezwungen solche unliebsamen Wege zu gehen.
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Zitat
Original von Regenfisch
Maravan wird als Küchenhilfe eingestellt, weil er als Asylbewerber mehr als andere auf Geld angewiesen ist und das ausgenutzt wird. Ich kenne einige Migranten, die in ihren Heimatländern zum Teil akademische Berufe ausgeübt haben und hier sogenannte "niedere Arbeiten" ausüben.Das ist mir ja schon alles klar, das sie besonders auf Geld angewiesen sind, das sie ausgenutzt werden usw.
Für mich hat es sich aber so angehört, als wenn er nur niedere Aufgaben verrichten darf und darüber hatte ich mich gewundert. Sicherlich ist auch eine Möglichkeit, das der Berufsabschluß ( hat er den überhaupt oder hat er nur die Erfahrungen der Tante? ) bzw. Studienabschlüsse nicht anerkannt werden. Aber wenn jemand einen Koch mit Können sucht und keinen Wert auf den Berufsabschluß legt, könnte der dann Maravan einstellen oder wäre es verboten?