Sarah Collins Honenberger: Fänger, gefangen
AmazonCrossing 2012. 288 Seiten
ISBN-13: 978-1611097467. 9,99€
Originaltitel: Catcher, Caught
Übersetzerin: Annette Hahn
(Der Verlag gibt keine Altersgrenze an) ab 14 Jahre
Verlagstext
Nach der erschütternden Diagnose: Leukämie, sieht der 15-jährige Daniel Landon eine Parallele zu sich in den Worten von JD Salingers "Der Fänger im Roggen". Inspiriert von Holden Caulfield, beginnt Daniel, die Absichten und die Autorität der Menschen um sich herum in Frage zu stellen, während er – dem Tod ins Auge blickend – nach seiner eigenen Identität sucht. Gelangweilt von seiner beengten Umgebung und den alternativen Behandlungsansätzen seiner Hippie-Eltern, folgt er den Spuren Holdens nach New York City auf der Suche nach den gleichen immerwährenden Wahrheiten, um letztendlich die Bedeutung des Zuhauses zu entdecken, speziell wenn einem der Tod droht. Fänger, gefangen ist ein Roman über das Erwachsenwerden, eine Liebesgeschichte und ein neuer Klassiker - er regt die Phantasie gleich mehrerer Generationen an, auf der Suche nach bleibenden Werten.
Die Autorin
"Fänger, gefangen", Sarah Collins Honenbergers dritter Roman, wurde inspiriert durch ihren Wunsch heutigen Teenagern die Stimme JD Salingers Holden Caulfield aus "Der Fänger im Roggen" wieder näher zu bringen. Das gelingt ihr indem sie die wahre Lebensgeschichte eines leukämieerkrankten Teenagers erzählt, dessen Eltern sich weigern, ihm zu erlauben schulmedizinische Behandlungen in Anspruch zu nehmen. Nachdem sie "Fänger, gefangen" niedergeschrieben hatte, kämpfte Sarah Honenberger selber ihren persönlichen Kampf mit einer aggressiven Krebsart. Nun fährt sie fort in ihrem Hausboot in Virginia über Familien in Krisen zu schreiben.
Inhalt
Der 15-jährige Daniel, als mittlerer von drei Brüdern ein "Sandwichkind", ist an Leukämie erkrankt. Seine Chancen die Krankheit zu überleben könnten gut sein, hätte er nicht eine radikalökologisch denkende Mutter, die eine Chemotherapie radikal ablehnt. Ohne Chemotherapie wird Daniel nicht länger als ein Jahr zu leben haben. Zu Beginn der Handlung ist die Familie mit zwei Söhnen auf ein Hausboot gezogen, der ältere Sohn studiert schon. Die unkonventionelle Lebensweise wird damit erklärt, dass Daniel wegen seines geschwächten Immunsystems unbedingt vor dem Kontakt mit anderen Menschen geschützt werden soll. Ein weiterer Grund könnte sein, dass die Familie Landon nicht krankenversichert ist und sich mit Daniels bisheriger Behandlung finanziell übernommen hat. Am Ende der in einem Dorf in Virgina sterbenslangweiligen Sommerferien wird Daniel klar, dass die Ansteckungsphobie seiner Mutter das Ende seiner Sozialkontakte sein wird, wenn sie sich damit durchsetzt, Daniel am Beginn der 10. Klasse von der Schule abzumelden. Bewusst wird ihm seine Situation, als ins Nachbarhaus seines besten Freundes Mack ungeheuer hübsche Zwillingsschwestern ziehen, die ebenfalls in die 10. Klasse gehen werden. Eine der Schwestern für Mack, eine für Daniel, das Leben könnte nicht besser sein, wenn da nicht die Krankheit wäre und die sonderbare Art, in der Daniels Mutter damit umgeht. Meredith spricht es direkt an, ein fast Sechzehnjähriger sollte ein Recht auf Privatsphäre haben und nicht alle Arztgespräche in Anwesenheit seiner Mutter führen müssen. Doch die Rollenverteilung liegt fest, bei den Landons muss Rücksicht auf die Gefühle der ökologisch korrekten Mutter genommen werden, nicht etwa auf die Vorstellung Daniels, wie er sein letztes Lebensjahr verbringen möchte. Die Unterstützung, die Daniel fehlt, sucht er sich bei seinem Idol Holden Caulfield aus "Der Fänger im Roggen". Meredith hat es durchschaut, wenn Eltern die nötige ärztliche Behandlung ihrer Kinder verweigern, können sie per Gerichtsbeschluss dazu gezwungen werden und die Behörden können ihnen das Sorgerecht entziehen. Als das Jugendamt darauf aufmerksam wird, dass Daniel nicht zur Schule geht, wird das Gerichtsverfahren gegen Daniels Eltern eingeleitet - nur Daniel hat immer noch niemand gefragt, wie er sich die Behandlung seiner schweren Krankheit vorstellt.
Fazit
Sarah C. Honenbergers Roman über einen jugendlichen Leukämiepatienten berührt seine Leser mit einer taktvoll erzählten Liebesgeschichte und den exotischen Lebensbedingungen der Familie auf unterschiedlichen Ebenen. Mich hat die altkluge Art sehr angesprochen, in der Daniel seine exzentrischen Eltern beschreibt und die typisch für schwerkranke Kinder ist. Daniel erzählt so, als müsse er in der Rolle des Erwachsenen seinen Mitmenschen die Wahrheit über seine Krankheit rücksichtsvoll beibringen. Die tragische Geschichte des Jungen hat auf mich nicht rührselig gewirkt. Die Auflösung des Konflikts lässt sich vermutlich aus der eigenen schweren Erkrankung der Autorin erklären. Zum Glück haben sich Autorin und Übersetzerin dagegen entschieden, Daniel in auffälligem Jugendslang sprechen zu lassen. Etwas verloren habe ich mich ohne weitere Informationen gefühlt, ob Daniels Schicksal auch in Deutschland möglich wäre oder eine typisch amerikanische Angelegenheit ist.
9 von 10 Punkten