Gerhard Amanshauser - Es wäre schön, kein Schriftsteller zu sein. Tagebücher

  • Titel: Es wäre schön, kein Schriftsteller zu sein. Tagebücher
    Autor: Gerhard Amanshauser
    Verlag: Residenz Verlag Wien
    Erschienen: September 2012
    Seitenzahl: 400
    ISBN-10: 3701715947
    ISBN-13: 978-3701715947
    Preis: 26.90 EUR


    Gerhard Amanshauser ist wahrscheinlich nicht so sehr vielen literaturinteressierten Menschen bekannt. Dabei zählt er für die, die ihn kennen zu den besten Essayisten Österreichs. Das er relativ unbekannt geblieben ist, mag auch daran gelegen haben, dass er sich im Gegensatz von so vielen seiner Kollegen nie in den Vordergrund gedrängt hat. Er war eher ein stiller aber sehr aufmerksamer Beobachter, ein Skeptiker und in vielen Dingen eher von einer pessimistischen Grundeinstellung getragen.


    Amanshauser lebt von 1928 bis 2006. Er studierte Mathematik und Elektrotechnik in Graz und Germanistik und Anglistik in Wien. 1975 erschien sein Roman "Schloss mit späten Gästen" durch den er dann seinen Bekanntheitsgrad ein klein wenig steigern konnte.


    So sah er sich selbst:
    "Ich war ein Meister im Staunen und eine Null im Glauben."


    Dem Literaturbetrieb hat Amanshauser nie etwas abgewinnen können. Gerade auch die Literaturzeitschriften waren ihm ein Dorn im Auge.
    "Die Literaturseiten der Zeitschriften - daran kann ich mich nicht gewöhnen, hege immer den Verdacht, dass ein kollektiver Schwindel dahintersteckt. Wie sich das aufplustert; zweifellos wird es von den meisten Lesern ernst genommen."


    In seinen Tagebücher macht er sich Gedanken über die Politik, die Kultur, über das Wetter und über das Schaffen und Wirken seiner Kollegen. Und es sind gerade seine Schriftstellerkolleginnen und -kollegen die zumeist nicht sehr gut wegkommen. Er geiselt eins ums andere Mal ihre Aufgeblasenheit, ihr ewiges Kreisen um sich selbst, ihren Neid auf andere und auch ihre unglaubliche Selbstüberschätzung. Ein Phänomen was auch heute immer noch beobachtet werden kann.


    Amanshauser redet niemand nach dem Mund. Er hat sich seinen ganz eigenen Blick auf die Dinge bewahrt und seine fast schon radikale, manchmal vielleicht auch verletzende Offenheit, macht aber deutlich, welch unbestechlicher Charakter er gewesen ist.


    Die Tagebücher reichen von 1964 bis 1999.


    Das Vorwort zu diesem Buch schrieb Daniel Kehlmann, dieser Meister der sinnleeren Geschwätzigkeit. Und man muss sich als Leser dieses Tagebuchs dann auch wirklich fragen: Hat Kehlmann dieses Buch eigentlich gelesen?


    Amanshauser geht in seinen Tagebücher nur wenig ins wirklich Private. Man erfährt sehr wenig über seine näheren Lebensumstände, es sei denn, er teilte den Lesern mit wo und wann er etwas gegessen hat. Seine Lesungen streift immer nur sehr kurz und man hat den Eindruck, dass ihm diese so gut wie keinen Spass gemacht haben. Dafür geht er aber mit den Lesungen der Kolleginnen und Kollegen um so härter ins Gericht. Amanshauser wirkt reizbar, ohne dabei aber mal "aus der Haut zu fahren".


    Fazit: Sehr lesenswert, wenn auch der Autor dieser Tagebücher sehr vieles dafür tut, ihn nicht unbedingt sympathisch zu finden.


    8 Eulenpunkte

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.