'Die Pelzhändlerin' - Kapitel 07 - 12

  • Zitat

    Original von Ines
    Welche Anforderungen habt ihr an einen historischen Roman?
    Ich denke, die Aufgabe eines Romanautors ist es, eine fiktive Geschichte so zu erzählen, wie sie hätte sein KÖNNEN. Dabei ist es unerheblich, ob die Pest in einer bestimmten Stadt genau zu einem historisch belegten Zeitpunkt ausgebrochen ist. Wichtig ist zu beschreiben, was geschieht, wenn die Pest ausbricht. Ich sehe es als meine Aufgabe, eine bestimmte Zeit mit allen Gefahren und Möglichkeiten, mit dem Alltag, den Ängsten, Wünschen, Hoffnungen usw. darzustellen. Die Pest war ein Thema. Immer und an jedem Ort.


    Ja, sehe ich in dem Fall auch so. Anforderungen? Ich möchte unterhalten und zum Nachdenken angeregt werden. Ich sehe einen Roman nicht als Ersatz für ein Sachbuch, möchte allerdings auch nichts bewußt Verfälschendes lesen. Leserseitig will ich mich auf jedes Buch erst einmal einlassen.


    Solas :wave


    P.S. Gestern ist mir dauernd Sibylla im Kopf herum geschwirrt und hat mich am Einschlafen gehindert. :fetch ... Sie lebt wohl doch... :anbet

  • Zitat

    Original von Ines
    Oh, ja, Solas. Sibylla lebt. Und sie kommt wieder. Und zwar im Leseherbst 2005.


    Also ich bin dann wieder dabei :-]


    Zitat

    Findet Ihr anderen es also schlimm und irreführend, dass ich eine Pest nach Frankfurt gezaubert habe, obgleich zu dieser Zeit diese Seuche dort nicht grassierte?


    Nö!


    Liebe Grüße,
    milla

  • Zitat

    Original von Ines
    Oh, ja, Solas. Sibylla lebt. Und sie kommt wieder. Und zwar im Leseherbst 2005.


    Findet Ihr anderen es also schlimm und irreführend, dass ich eine Pest nach Frankfurt gezaubert habe, obgleich zu dieser Zeit diese Seuche dort nicht grassierte?




    Klasse dass sie wiederkommt!!!


    und - nein, ich finde es nicht schlimm.


    Kann ich auch begründen:


    1. Einzelfälle einer Krankheit, die irrtümlich als Pest bezeichnet werden kann hat es sicher gegeben -und so genau wurde das damals sicher nicht unterschieden von den Leuten.


    2. Es hätte jederzeit zu einer Epidemie kommen können -ob nun Pest, Influenza, Schwarzflecken oder anderem ist egal - es ist nur dem Zufall zu verdanken, dass keine solche Epidemie tatsächlich stattfand.


    Gruß


    Telefonhexe

  • Zitat

    Original von Ines
    Oh, ja, Solas. Sibylla lebt. Und sie kommt wieder.


    Huch, eine Wiedergängerin... :wow


    Zitat

    Original von Ines
    Und zwar im Leseherbst 2005.


    Notier...


    Zitat

    Original von Ines
    Findet Ihr anderen es also schlimm und irreführend, dass ich eine Pest nach Frankfurt gezaubert habe, obgleich zu dieser Zeit diese Seuche dort nicht grassierte?


    Nö. Mich interessiert, was in einem solchen Fall passierte, wie die Leute reagierten, etc. Für mich kann "Pest" da auch einfach für Seuche stehen. Sicher sind öfter Seuchen ausgebrochen; wer will die alle genau datieren?


    Werden am Samstag mal an der Liebfrauenkirche vorbei spazieren...


    Solas :wave

  • Zitat

    Original von Ines
    Oh, ja, Solas. Sibylla lebt. Und sie kommt wieder. Und zwar im Leseherbst 2005.


    Wird es eine Fortsetzung geben oder hab ich hier was überlesen? *hoff* :-)

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Hallo Ines,


    ich habe ja aus zeitlichen Gründen bei dieser Leserunde nicht aktiv mitgemacht, habe aber gestern mal die ganzen Kommentare gelesen. Mein Entschluß danach steht fest: ich werde mir auf jeden Fall "Die Pelzhändlerin" zulegen! :-)


    Insgesamt finde ich auch, war das mal wieder eine sehr aufschlußreiche Leserunde, bei der es sicher Spaß gemacht hätte, mitzumachen.


    Viele Grüße
    Pelican :wave

  • Zitat

    Original von Solas


    Nö. Mich interessiert, was in einem solchen Fall passierte, wie die Leute reagierten, etc. Für mich kann "Pest" da auch einfach für Seuche stehen. Sicher sind öfter Seuchen ausgebrochen; wer will die alle genau datieren?


    Ines beschreibt allerdings ziemlich genau die Symptome der Schwarzen Pest. ;-)


    Für mich ist es ein Grenzfall, aber tragbar, da Einzelfälle von Schwarzer Pest aufgrund der Verbreitung von Schädlingen und Ungeziefer immer mal wieder vorkamen -- wenn auch grundsätzlich eher in den Armenvierteln.


    Bei dem engen Kontakt, den Sibylla zu Jochen und Martha pflegte, ist es ziemlich unwahrscheinlich, daß sie sich nicht angesteckt hat -- und diese Form der Ansteckung (Lungenpest) verläuft sehr schnell und eigentlich immer tödlich ...


    Tip: Pschyrembel kaufen! (s.u., gibt 's auch mit CD-ROM) Da stehen alle wichtigen Krankheiten samt Symptomen, Diagnose, Verlauf, Prognose und Therapie drin) Für medizingeschichtliche Fragen dann mal in einer Uni anrufen, die noch ein Institut für Geschichte der Medizin hat.

  • Den Pschyrembel mußt du dir eigentlich nicht unbedingt selbst kaufen. Der steht in jeder Bibliothek. Ich gehöre nur zu den Bekloppten, die sowas besitzen zu müssen glauben. :grin


    Das mit der fundierten Recherche ist ein hartes Brot. Manchmal habe ich den Eindruck, daß wir Autoren viel zu vieles den scharfen Augen der Lektoren überlassen. Aber auch Lektoren können nicht alles wissen, schon gar nicht alles nachschlagen und überprüfen. Obendrein beschäftigen sie sich nicht nur mit historischen Romanen in spätmittelalterlichen deutschen Städten, sondern gleichzeitig mit ganz anderen Genres, Zeiträumen und Kontinenten.


    Das Recherchieren müssen wir schon selber machen, und zwar so gründlich wie möglich. Denn nur wenn man gründlich recherchiert hat, fühlt man sich in dem Umfeld auch sicher.
    Welche Rechercheergebnisse man dann in den Roman einfließen läßt, das kann man im Einzelfall entscheiden -- jedenfalls nichts, was in der jeweils geschilderten Situation nicht angemessen ist. Schließlich soll der Lernprozeß beim Leser unmerklich beim Verfolgen der erzählten Geschichte erfolgen.


    (Nebenbei bemerkt erwarte ich genau das auch von einem guten Sachbuch!)

  • Zitat

    Original von Iris
    Das Recherchieren müssen wir schon selber machen, und zwar so gründlich wie möglich.


    Ja, da würde ich zustimmen.


    Zitat

    Original von Iris
    Denn nur wenn man gründlich recherchiert hat, fühlt man sich in dem Umfeld auch sicher.


    Ich glaube, ich werde mich nie sicher fühlen. Ich bin eine Neurotikerin. :grin


    Zitat

    Original von Iris
    Welche Rechercheergebnisse man dann in den Roman einfließen läßt, das kann man im Einzelfall entscheiden -- jedenfalls nichts, was in der jeweils geschilderten Situation nicht angemessen ist.


    Unterschreib...


    Zitat

    Original von Iris
    Schließlich soll der Lernprozeß beim Leser unmerklich beim Verfolgen der erzählten Geschichte erfolgen. (Nebenbei bemerkt erwarte ich genau das auch von einem guten Sachbuch!)


    Oh ja!


    Solas :wave

  • Zitat

    Original von Iris
    Ines beschreibt allerdings ziemlich genau die Symptome der Schwarzen Pest. ;-)


    Ja, das ist mir schon klar. Sie macht das ja sehr eindringlich *schauder*. Was ich meinte, ist, daß ich den Ausbruch einer Seuche für diese Zeit für passend halte; es hätte auch eine andere sein können - die Pest bietet sich wohl aufgrund des Bekanntheitsgrads und des Schreckens an, den man mit ihr verbindet. Gestört hätte mich, wenn AIDS aufgetaucht wäre. ;-)


    Zitat

    Original von Iris
    Bei dem engen Kontakt, den Sibylla zu Jochen und Martha pflegte, ist es ziemlich unwahrscheinlich, daß sie sich nicht angesteckt hat -- und diese Form der Ansteckung (Lungenpest) verläuft sehr schnell und eigentlich immer tödlich...


    Ja, das hatte mich auch nachdenklich gestimmt, allerdings habe ich selbst auch schon Einiges erlebt, was ich unter „life is stranger than fiction" verbuchen würde...


    Zitat

    Original von Iris
    Tip: Pschyrembel kaufen! (s.u., gibt 's auch mit CD-ROM) Da stehen alle wichtigen Krankheiten samt Symptomen, Diagnose, Verlauf, Prognose und Therapie drin) Für medizingeschichtliche Fragen dann mal in einer Uni anrufen, die noch ein Institut für Geschichte der Medizin hat.


    Oh ja, oh ja, ein neues Nachschlagewerk kaufen. Ist der Pschyrembel der, wo die Steinlaus verzeichnet ist?


    Solas :wave

  • Zitat

    Original von Solas


    Ich glaube, ich werde mich nie sicher fühlen. Ich bin eine Neurotikerin. :grin


    Nicht nur du! :rolleyes


    Ich kämpfe gerade in historischem Niemandsland ... Abgesehen von den Nestorchroniken, den Schriften von Ibn Chordadbeh und Ibn Fadlan (den hat Crichton in Schwarze Nebel, aka Der 13. Krieger, verbraten) bin ich offenbar weitgehend auf direkte Kontakte angewiesen und habe da zum Glück einen Freund an der Uni Kiel, der mir dabei hoffentlich weiterhelfen kann. Wissenschaftler sind auf historische Belletristen inzwischen nicht mehr gut zu sprechen ...

  • Zitat

    Original von Solas
    Ist der Pschyrembel der, wo die Steinlaus verzeichnet ist?


    Richtig!
    Die Steinlaus (lat. petrophaga lorioti) ist inzwischen ein gemeindeutsches Wissenschaftskuriosum, vor dem sogar auf nichtdeutschen naturwissenschaftlichen Websites gewarnt wird!

  • Zitat

    Original von Iris
    Richtig!
    Die Steinlaus (lat. petrophaga lorioti) ist inzwischen ein gemeindeutsches Wissenschaftskuriosum, vor dem sogar auf nichtdeutschen naturwissenschaftlichen Websites gewarnt wird!


    Hatte ich's doch richtig im Kopf. Ich bin nämlich mal beim Durchblättern drüber "gestolpert" und mußte ziemlich lachen. Wahrscheinlich haben sich im Buchladen alle gefragt, was an diesem ernst aussehenden Buch so lustig ist. Meinen Freund habe ich natürlich sofort aufgeklärt - der war nämlich auch etwas verblüfft.


    Solas :wave