Das Leben, das uns bleibt - Susan Beth Pfeffer

  • Vor ungefähr einem Jahr ist ein Asteroid auf den Mond aufgeschlagen und hat ihn dadurch näher an die Erde herangeschoben. Dies hat seine Anziehungskraft vergrößert und die Erde wurde daraufhin von Tsunamis, Erdbeben und Vulkanausbrüchen heimgesucht. Ein Großteil der Infrastruktur wurde zerstört und die Asche in der Luft sorgt dafür, dass die Sonnenstrahlen nicht mehr zur Erdoberfläche durchdringen.
    In einer Kleinstadt kämpfen Miranda und ihre Familie ums Überleben. Es gibt so gut wie keinen Strom mehr und auch alle damit verbundenen Annehmlichkeiten des Lebens nicht mehr und sämtliche Ressourcen sind langsam aber sicher aufgebraucht. Einmal die Woche kann sich die Familie eine kleine Essensration im Rathaus abholen, die aber kaum zum Leben ausreicht. Miranda und ihre Brüder Matt und Jon sind gezwungen, in leerstehende Häuser einzudringen und zu plündern um sich über Wasser zu halten. Sie leben allein mit ihrer Mom, denn ihr Dad hat eine neue Frau, die ein Kind von ihm erwartete. Die beiden haben sich auf die Suche nach Verwandten aufgemacht. Seitdem gibt es kein Lebenszeichen von ihnen. Das einzige, dass Struktur in Mirandas Leben bringt, sind die erzwungenen Unterrichtseinheiten ihrer Mom und ihr Tagebuch. Hier schreibt sie alles auf, das sie bewegt; nur für sich allein.
    Im Mai brechen ihre Brüder zum Fischfang zu einem entfernt liegenden Fluss auf und kehren nach Tagen mit vielen Fischen zurück, die die Familie eine Weile ernähren können. Doch die beiden haben mehr als Nahrung dabei: Syl, ein junges Mädchen, das Matt aufgegabelt und beschützt hat und das er fortan zu seiner Frau erklärt. Nachdem die Familie den ersten Schock über das neue Familienmitglied überwunden hat, tauchen weitere Gäste auf: Mirandas Dad, seine Frau Lisa mit Baby und drei weitere Reisende. Einer davon ist Alex, ein Junge, wenig älter als Miranda, der schwer an der Last der Verantwortung für seine kleine Schwester Julie trägt. Trotz des großen Hungers der eigenen Familie gewährt Mirandas Mum allen ihre Gastfreundschaft. Und so versuchen alle miteinander auszukommen, was ihnen natürlich nicht immer gelingt. Wird die Familie überleben können? Und warum ist Matt so abweisend zu Miranda, wo doch alle davon überzeugt sind, dass diese ihm so wichtig sei? Werden sie zusammenbleiben?


    Ich muss gestehen, der Roman beginnt sehr bedrückend. Das Szenario, das Susan Beth Pfeffer hier kreiert hat, könnte - im Gegensatz zu denen vieler anderer Dystopien - jederzeit Realität werden. Die Autorin kommt in ihrer Geschichte ganz ohne schrecklich entstellte Menschen, merkwürdige Kreaturen oder fremdartige politische Systeme aus. Sie schildert nur ganz deutlich, was passiert, wenn dem Leben die Energie der Sonne entzogen wird und sämtliche technische Errungenschaften der Gegenwart ausfallen. Und das macht den Roman so erschreckend real.


    Miranda ist ein sehr sympathischer Charakter, das typische, freundliche Highschoolmädchen, hübsch, intelligent und normalerweise beliebt. Aber davon ist Miranda nur noch die Erinnerung geblieben. Ihre Freunde sind entweder tot oder fortgezogen, in der Hoffnung, woanders ein besseres Leben zu finden. Unterricht gibt es nur noch von ihrer Mom und jeder Unfall und jede Krankheit kann lebensbedrohlich werden. Nicht zu vergessen der Hunger, der seitdem ihr ständiger Begleiter ist.


    Der Roman lässt sich flüssig lesen und hat mich durchweg gefesselt. Er ist in der Ich-Form, aus der Sicht von Miranda geschrieben, wodurch ich an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben konnte und oftmals mit ihr mitgelitten habe. Gleichwohl vermittelt die Autorin mit ihrer Schreibweise auch die Hoffnungslosigkeit, die sich bei den Charakteren breitgemacht hat, ihrer Angst vor einer Zukunft, falls sie denn überhaupt noch eine haben.
    Besonder gut gefallen hat mir auch das Cover des Buches, dass sowohl den Mond, der ursächlich für die veränderte Lebensqualität der Charaktere ist, als auch den unfruchtbaren Boden und die ständig mit Asche geschwängerte Luft abbildet.
    Der Roman hat mir außerordentlich gut gefallen und hat mich auch nach seiner Beendigung lange nicht losgelassen und mich gleichzeitig mit tiefer Dankbarkeit erfüllt, für das Leben, das wir haben und meistens gar nicht zu schätzen wissen.

    Es wäre gut Bücher kaufen, wenn man die Zeit, sie zu lesen, mitkaufen könnte, aber man verwechselt meistens den Ankauf der Bücher mit dem Aneignen ihres Inhalts.
    Arthur Schopenhauer (1788-1860)


    :lesend

  • Dann ist das hier der 3.Teil, nehme ich mal an?


    Die ersten beiden Bücher stehen unter der Rubrik Kinder- und Jugendbücher - darf ich fragen, wie alt du bist? Nur für meine persönliche Einschätzung, ob das etwas für mich ist oder nicht ;-)

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Auch der dritte Teil ist ein Jugendbuch, Altersempfehlung laut Amazon 14-17 Jahre


    Edit: Die ersten beiden Teile hab ich sehr gern gelesen (der erste ist besser), der dritte subt noch. Lässt sich auch als nicht mehr ganz so jugendliche Leserin sehr gut genießen!

  • Ich habe auch diesen Teil wieder innerhalb weniger Stunden verschlungen.
    Die Geschichte von Miranda und ihrer Familie zieht mich auch beim zweiten Mal total in den Bann und ich war selbst überrascht, wie versunken ich in die Geschichte war!


    Das ist eins der Bücher, das einem wieder mal bewusst macht, wie gut es uns in der heutigen Zeit doch geht!


    Ich weiß gar nicht, ob es eine Fortsetzung gibt :gruebel Ich würde auf alle Fälle gerne wissen, ob und wie es mit Miranda und Co. weiter geht.


    10 Punkte!


    edit: ich habe den zweiten Teil ("Die Verlorenen von New York") noch nicht gelesen, ich hoffe, das ist nicht allzu tragisch?! :wow

  • Es gibt noch einen vierten Teil, der Ende November auf Englisch erschienen ist, *Shade of the Moon* - 12 seitige Leseprobe. Allerdings sind leider alle Kritiken, die ich bisher gesehen habe, extrem übel, wie z.B. diese hier bei Amazon.de: *Überhaupt keine Fortsetzung wäre besser gewesen als DIESE Fortsetzung*.


    (Freie Übersetzung des englischen Klappentextes)

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

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  • Ich habe das Buch heute zu Ende gelesen.


    Ich fand es nicht so gut wie die ersten beiden Bände.
    Miranda geht mir mit ihrer kindisch-egoistischen und dazu noch hormonbelasteten Schreibe ziemlich auf den Keks. Manchmal fühlte ich mich, als würde ich das Tagebuch einer 10-jährigen lesen. :rolleyes


    Man hört und merkt gar nichts mehr von den Anderen, was ich sehr schade finde. Mirandas Mutter und Brüder fand ich immer interessant. Auch erfährt man kaum was über Syl (und Charlie). Man merkt nur, dass Miranda nicht damit umgehen kann, nicht mehr die Nummer eins bei ihren Geschwistern zu sein.



    Von mir gibt's 7 Punkte.




    Zitat

    Original von Jasmin87


    edit: ich habe den zweiten Teil ("Die Verlorenen von New York") noch nicht gelesen, ich hoffe, das ist nicht allzu tragisch?! :wow


    Wenn du dich damit zufrieden gibst, nichts über Alex' Vorgeschichte zu erfahren, dann ist es nicht tragisch. ;-)
    Ich persönlich fände es schade, den zweiten Band nicht gelesen zu haben, denn der war mMn der beste.




    ASIN/ISBN: 3551582750

    Viele Grüße
    Inks



    bokmal.gif


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    SuB: 48

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  • Zitat

    Original von Inkslinger


    Wenn du dich damit zufrieden gibst, nichts über Alex' Vorgeschichte zu erfahren, dann ist es nicht tragisch. ;-)
    Ich persönlich fände es schade, den zweiten Band nicht gelesen zu haben, denn der war mMn der beste.


    Ich hatte jetzt nicht wirklich das Gefühl, das mir irgendeine Erklärung fehlt
    Aber lesen werde ich das Buch irgendwann sicherlich noch!

  • Diesen Teil fand ich nun wieder (noch) besser als den zweiten Teil. Obwohl ich sehr wenig Lesezeit hatte, habe ich doch jede Sekunde nutzen wollen, um weiterzulesen.


    Auf jeden Fall handelt es sich für mich um eine sehr lesenswerte, jugend-geeignete Reihe, ich fand es jedenfalls sehr spannend.


    Natürlich gibt es den Kritikpunkt der leichten Oberflächlichkeit, aber Miranda hat ja von Anfang an im Tagebuch-Stil berichtet und von daher war das auch okay so.


    Von mir gibt es 8 solide Punkte.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“