'Die Pelzhändlerin' - Kapitel 13 - 17

  • Als die Pestepidemie abebbt und die Geflüchteten in die Stadt zurückkehren, verkracht sich Sibylla mit Christine Geith. Als Witwe kommt sie endlich mit Isaak Kopper zusammen, aber nur heimlich, heiraten will sie ihn nicht, weil sie sonst ihr Geschäft verlieren würde.
    Um ihr Geschäft zu retten, läßt sie sich von der Zunft einen neuen Ehemann zuteilen, Wolfgang Schieren, einen dummen, häßlichen, brutalen Säufer, der zwei Kinder mit in die Ehe bringt. Das Verhältnis der Eheleute ist erwartungsgemäß schlecht, Sibylla sieht sich auf Haushalt und Küche zurückgedrängt. Als sie herausfindet, daß Schieren Spielschulden hat, ergibt sich für sie eine Möglichkeit, den ungeliebten Mann loszuwerden: Die Zunft soll ihn im kommenden Frühjahr auf eine Handelsreise schicken.
    Zuvor wird Sibylla auf seine Betreiben zur Fastnacht vom Gerbergesellen Thomas auf der Straße überfallen, aber Isaak Kopper ist zur Stelle.
    Nach Schierens Abreise nimmt Sibylla die von dem Mann geschwängerte maria als Magd in ihrem Haus auf und simuliert selbst eine Schwangerschaft, um sich das Geschäft zu sichern. Den Gerbergesellen Thomas bringt sie in den Verdacht, mit dem Teufel im Bunde zu sein.


    Mit dem Wolfgang Scheiren hast du dir meiner Ansicht nach keinen Gefallen getan, liebe Ines. Daß Sibylla einen ungeliebten Mann heiraten muß -- schön und gut, aber mußte das so eine stereotype Kotzbrockenfigur sein, die Verkörperung wirklich aller Häßlichkeiten und Laster, die ein Mann nur haben kann, und das an einer Person?
    Uff ...
    Nein, tut mir leid, den kann ich dir nicht abnehmen. Der hat mir das Lesen manchmal geradezu vergällt.
    Es liegt an mir, und ich gebe zu, daß ich Stereotypen ohnehin sterbenslangweilig finde und deshalb auch weite Teile der "Unterhaltungsliteratur" meide wie die Pest, sobald irgendwo edle Prinzen und häßliche Bösewichter zwischen den Zeilen hervorlugen. Ich bezweifle auch gar nicht, daß es solche Typen in der Realität gibt; immerhin schlurfen schweißmiefige und bierbäuchige Jogginghosenträger mit debil-brutalem Gesichtsausdruck auch in Marburg herum. :grin
    Aber solche Figuren in einem Roman empfinde ich immer als Flucht des Autors vor der Auseinandersetzung, die in den Figuren steckt, den eigentlich interessanten Konflikten. Anstatt Sibyllas Konflikt in ihr wühlen zu lassen -- äußeren Erfolg mit innerem Leid zu kombinieren und das Problem so auf die Spitze zu treiben --, verpaßt du ihr ein äußeres Problem, das mit ihrem Verhältnis zu Kopper und ihrem Ehrgeiz nicht viel zu tun hat. Und so kommt es, daß Kopper sie mehr oder weniger zufällig retten muß, um überhaupt noch sinnvoll aufzutreten. :grin
    Offen gestanden hätte ich als zweiten Meister einen eher "mittleren Charakter", der auch ein paar Vorzüge hat, wesentlich reizvoller gefunden, weil der die ehrgeizige Sibylla in arge Gewissensnöte gebracht hätte. Auch hätte dann nicht sie ihren Gatten aus dem Weg räumen müssen, sondern er hätte die Reise z.B. selbst antreten können, ihr sturmfreie Bude gewähren ... aber was rede ich! Du wolltest es eben anders, und du bist schließlich die Autorin -- m.a.W.: die Cheffin! :anbet

  • Zitat

    Original von Ines
    Sibylla ist eine Frau mit Ecken und Kanten. Im RL mag man andere Menschen meist auch nicht zu 100%. So ist es auch bei Sibylla. Sie hat ihre guten Seiten, aber eben auch ihre Schwächen. Sie ist halt ein Mensch.


    Das mag ich auch sehr an dieser Figur!!! :anbet

  • Iris


    mit Wolfgang Schieren wollte ich einen typischen Mittelaltermann darstellen. Jochen war nicht wie der Durchschnittsmann, Kopper auch nicht, wobei Kopper tatsächlich ein wenig zu glatt geraten ist. Aber so wie Schieren war einfach der Durchschnittsmann. Für Frauen von heute waren damit die meisten Mittelaltertypen einfach nur Kotzbrocken. Aber das weißt du ja alles selbst.

  • Die Tatsache, daß ich zwei -- wenn auch wichtige -- Figuren für nicht optimal gelungen halte, heißt noch lange nicht, daß mir das Buch nicht gefällt. Die beiden fallen m.M.n. halt neben Sibylla, Jochen und Martha ab, was schlicht und einfach daran liegt, daß ich Sibylla für eine wunderbare Hauptfigur halte und Jochen und Martha für Charaktere, die ihre Rolle in der Handlung wunderbar von innen heraus ausfüllen -- sie leben geradezu!


    Dessenungeachtet funktioniert die Geschichte mit Kopper und Schieren durchaus gut, da die beiden im Mittelteil als Gegenpole fungieren, zwischen denen Sibylla agiert.
    Eigentlich wollte ich nur andeuten, daß es mit anderen auch gegangen wäre -- aber wie immer bläst man die Kritik immer mehr auf als das Lob ... Tut mir leid!
    Letztendlich ist die Wahl der Figuren und ihre Ausarbeitung deine Entscheidung als Autorin. und da das Ergebnis für dich stimmt, hast du es auch völlig richtig gemacht. :anbet


    Ich muß auch nochmal deutlich betonen, daß mir das Lesen großen Spaß macht -- ich möchte fast sagen: obwohl es ein "Die ...in"-Roman ist, also von der Aufmachung her zu einer Sorte Bücher gehört, die ich im Buchladen nicht einmal in die Hand nehme, da mich das sattsam bekannte Schema "arme Frau (meist) aus niederem Stade erkämpft sich ein bißchen Glück in böser, notgeiler Männerwelt" nach einigen negativen Erfahrungen bloß noch ankotzt!
    Genau diesen Quatsch machst du ja nicht, denn Sibyllas Ringen hat nicht so sehr damit zu tun, daß sie eine "arme Frau aus niederem Stand" ist, sondern eine Hochstaplerin, die ihre Identität dem Vortäuschen falscher Tatsachen opfert und das vor sich selbst mit dem Ringen um gesellschaftliche Anerkennung kaschiert. Und diese Brechung finde ich wirklich klasse! :anbet

  • Zitat

    Original von Iris


    Das bestreite ich entschieden! Ich hab einen, obwohl er kein Isaak Kopper ist! :lache


    <Unterschreib> :write :-]

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • So, nun werde ich auch mal zur Leserunde stoßen *g*.


    Ich bin schon weit über die Hälfte im Buch. Ich muß sagen ich finde das Luisa sich zu schnell in die Rolle der Sibylla eingefunden hat. Das ging mir ein wenig zu reibungslos.


    Auch finde ich das es doch eigentlich hätte auffallen müssen,dass sie sich so oft mit Martha unterhält, bzw. von ihr geschlagen wurde- oder ihr beim waschen half.


    Ich werd erstmal weiterlesen um wieder reinzukommen, bin seit der Rückkehr noch nicht wieder zum lesen gekommen. Muß aber sagenl, dass mir das Buch sehr gut gefällt!

    LG Katja :wave


    "Die reinste Form des Wahnsinns ist es ,
    alles beim alten zu lassen .
    Und gleichzeitig zu hoffen , das sich etwas ändert."-Albert Einstein ."


    :lesend "FÜNF "- Ursula Poznanski