Wisst Ihr etwas über "Psi" ?

  • Okay, Leute. Ich bin durch. Wenn's okay ist, würde ich meine Rezi gerne hier einstellen und diesem ... Dingens nicht noch einen Thread mehr gönnen. Falls der Autor sich tatsächlich noch einmal dazu melden möchte, soll er das lieber hier tun.


    Und ich würde neben der eigentlich Rezi gerne noch meine Leseeindrücke samt ausführlicher Inhaltszusammenfassung hier einstellen. Für alle, die's interessiert, und das sind ja offenbar doch einige. Das ist allerdings sehr viel Text. Ich versuche, ihn komplett als Spoiler zu posten, um niemandem zu viel zu verraten, der das Buch noch unvoreingenommen lesen möchte.


    Buchbesprechung


    Autor: Eros
    Titel: Psi
    Verlag: Selbstverlag
    ISBN: 978-961-276-356-5


    Inhalt


    Das Buch »Psi« stellt in erzählender Form eine neue Typologisierung menschlicher Charaktere vor. Diese zwölf Charaktertypen basieren auf drei postulierten, unterschiedlichen menschlichen Denkweisen, im Buch »Verstände« genannt. Sie werden vorgestellt durch die Hauptfigur Eros, die, ausgeschickt von einer metaphysischen, unpersönlichen Macht namens LEBEN, sich aufmacht, die Liebe zu den Menschen zurückzubringen.


    Persönliche Meinung


    Ein außerordentlich schwer zu lesendes Buch – nicht, weil es eine derartige intellektuelle Herausforderung bilden würde, sondern weil es mich permanent zu heftigem Widerspruch gereizt oder ärgerlich gemacht hat. Inwieweit die Einteilung in die drei Denkweisen »Instinkt« (Angst, Inspiration, Mitleid, Pessimismus, Beharrlichkeit), »Emotio« (Bildhafte Vorstellung, Schöpfungskraft, Optimismus, Ästhetisches Empfinden, Kontaktfreudigkeit, Wetteifer, Faulheit) und »Ratio« (analytisches Denken, Berechnung, sprachliche und mathematische Vorstellungskraft) innerhalb der Psychologie schlüssig ist, kann ich als Laie nicht beurteilen. Die in Erzählform beigebrachten, wohl als Argumente für die Theorie gedachten Passagen konnten mich jedenfalls nicht überzeugen; dazu waren sie zu klischeehaft.


    Die Schlußfolgerungen, die im Buch aus den psychologischen Theorien in bezug auf Politik, Gesellschaft und Privatleben gezogen wurden, empfand ich als überzogen und realitätsfern, häufig sogar als ausgesprochen zynisch. Der Einschätzung des Autors, es handle sich um ein wissenschaftliches Buch, möchte ich explizit widersprechen. Das Buch beginnt mit einem regelrechten Damaskus-Erlebnis der Hauptfigur, verspricht eine allumfassende »Wahrheit« und endet mit dem Ausblick auf eine weltumspannende Erlösung von allem Leid. Wie gesagt, ich bin kein Wissenschaftler. Aber ich meine beurteilen zu können: Wissenschaft sieht anders aus.


    Darüber hinaus finde ich einige Details (unabhängig von der starken Werbetätigkeit des Autors) an diesem Buch ausgesprochen irritierend.
    Es hat kein ordentliches Impressum.
    Es hat keine deutsche, sondern eine slowenische ISBN; der Verlag scheint unter der Adresse der slowenischen Botschaft zu residieren?
    Die Aufmachung ist sehr teuer. Dahinter steht mit Sicherheit jede Menge Geld.
    Der Titel. In den USA werden unter anderem wohl »Psi-Seminare« angeboten. Stehen diese mit diesem Buch in irgendeinem Zusammenhang?


    Ich würde gerne sagen, daß ich das Buch für harmlos halte (und ich bin mit der festen Absicht daran gegangen, etwas »Harmloses« vorzufinden). Guten Gewissens kann ich das nun nicht. Das Buch richtet sich meines Erachtens ganz gezielt an Menschen in schwierigen Lebenssituationen (vor allem an einsame Menschen) und versucht sie zu »missionieren«. Normalerweise möchte man meinen, jemand mit auch nur ein bißchen Lebenserfahrung (wirklich nur ein bißchen – meine besteht daraus, 42 Jahre lang geatmet und sonst nichts erlebt zu haben) könne sich unmöglich von diesen zusammenhanglos aneinander gereihten Plattitüden einfangen lassen. Aber Menschen auf der Suche greifen nach Strohhalmen. Und dieser kommt mir besonders faul vor.

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • Und hier jetzt das, was mir beim Lesen durch den Kopf ging. Zusammenhanglos, zum Teil überschneidet es sich mit Postings, die ich weiter oben schon gemacht habe. Und lang, sehr lang.


    Gedanken beim Auspacken und Öffnen


    Die äußere Aufmachung ist ausgesprochen luxuriös: Stabiler Schuber in Silber, Silberschnitt, stylisch schwarz-weiß geteilter Einband. Setzt Maßstäbe für den Inhalt.
    Erster Grund zum Ärger: Eine Anleitung, wie das Buch zu lesen ist und wann man zwischen den Kapiteln sein Mittagsschläfchen zu halten hat. Ich hab noch nicht mal angefangen zu lesen und fühle mich jetzt schon bevormundet.
    Zweites Ärgernis. Das Buch beginnt mit einem Vorwort des Autors in Silberschrift auf schwarzem Grund. Unangenehm zu lesen.


    Zum Inhalt (ab hier wird gespoilert).



    Das Buch beginnt unspektakulär: Eros' Geburt, Eifersüchtelei des Bruders Ares, Anschaffung eines Familienhunds. Eros verliebt sich unglücklich, läßt die Angebetete laufen, rasiert sich den Kopf kahl und rennt sieben Tage ziellos davon, unterwegs wirft er Stück für Stück seine Kleidung weg. Mütterlein schickt den großen Bruder Ares hoch zu Roß hinterher. Vielleicht kann er ja wenigstens die Klamotten wieder einsammeln …


    Eros ist im Wald eingeschlafen, es regnet. Ein streunender Hund weckt ihn, indem er ihm das Gesicht ableckt. - Iih. Bäh. Regennasser, stinkender, sabbernder Hund! Kusch, weg, Körbchen! - Nein, das steht da leider nicht. Das war meine Reaktion. Das Buch ist bisher weitgehend humorfrei.


    Der Hund stellt sich als Sinnbild des LEBENs vor und ernennt Eros zum Retter der Menschheit, der ihr die eine, umfassende Wahrheit bringen soll. (Letztere kannten wir doch schon – 42 war's, oder? Aber gut.) Der Hund erklärt Eros, daß jedes Ego ein Teil des LEBENs ist und seinerseits in seiner eigenen Welt(anschauung) und seinem eigenen Haus (Überzeugungen, Grundsätze) wohnt, das wiederum auf einem Fundament aus drei »Verständen« ruht: Instinkt, Emotio und Ratio, die als einzige in der Lage sind, die Welten anderer Menschen wahrzunehmen und sie, jeder auf seine Weise, für das Ego interpretieren.


    Diese drei Freunde dürfen sich jeder mal kurz vorstellen. Mir ist daraus in erster Linie in Erinnerung geblieben, daß die Emotio gleichermaßen für Sport wie für Dichtkunst zuständig ist. Woraus man logischerweise folgern kann, daß ein großer Dichter auch eine Sportskanone sein muß und jegliche schriftstellerischen Ambitionen meinerseits von vornherein zum Scheitern verurteilt waren.


    Der Hund verspricht Eros noch sieben Geheimnisse und sendet ihn in die Welt(en), um dort die Liebe zu verbreiten, die als einzige in der Lage sein wird, die Menschen wieder mit dem LEBEN zu versöhnen. Zu diesem Zeitpunkt hat, um im Jargon des Buchs zu bleiben, mein Instinkt bereits seinen Ganzkörper-Schutzanzug angelegt und hält sicherheitshalber den Flammenwerfer parat. Meine Emotio findet das alles doof und quengelt, daß sie »Die Sims« spielen möchte, und meine Ratio mußte ich im Sessel festschnallen, weil sie sonst nach jeder zweiten Zeile aufspringen würde, um mir zu erklären, es handle sich um einen zusammengerührten Brei von Banalitäten und es sei doch wohl leicht unlogisch, jegliche Gottesvorstellung für obsolet zu erklären, nur um mit dem LEBEN dasselbe sofort wieder einzuführen, und überhaupt fühle sie sich beleidigt, sich mit so etwas auseinandersetzen zu müssen.


    Der Hund pinkelt an einen Baum (Humor!) und verschwindet. Die Sonne geht auf, Eros erblickt sein eigenes Spiegelbild in einer Pfütze und findet sich so unwahrscheinlich schön und erregend, daß er sich einen runterholt. Sieben Mal. - Meine drei »Verstände« sind sich einig: Wir sind erst auf Seite 48. Das kann ja noch heiter werden.


    Eros auf Weltenrettung, Episode 1


    Eros rettet einen selbstverliebten Narziss, indem er die Spiegel, mit denen dieser sein Haus vollgepflastert hat, umdreht oder abbaut und den Bewohner damit zur wahren Liebe befähigt. Und schon stolpert das erste wahrhaft-geliebt-werden-wollende Frauenzimmer über die Schwelle. Na bitte. So klappt's auch mit dem Nachbarn. Nota bene: Eine Erklärung, was diese Metapher in der Praxis bedeutet, erfolgt nicht. Darauf möchte meine Ratio ausdrücklich hingewiesen haben, sagt sie.


    Episode 2


    Eros rettet Frau … Pardon: Fräulein (darauf besteht sie) Oberaufseherin aus dem selbsterrichteten Gefängnis ihrer Vorurteile gegenüber dem anderen Geschlecht. Indem er sie besoffen macht. Anschließend schießt er seinem Bruder, der ihn aufgespürt hat, einen Betäubungspfeil in den Hals. Ich schätze mal, Weltenretter dürfen sowas.


    Instinkt (zögernd): Wenn's da echt bloß drum geht, wie Männlein zu Weiblein kommt, dann brauche ich den Flammenwerfer gar nicht, oder? Dann tut's doch auch eine Dose Insektenspray?
    Emotio (kaut Popcorn): Ich find's lustig.
    Ratio (tappt mit den Fingern auf der Tischplatte): Und ich fühle mich intellektuell unterfordert. Vorsichtig formuliert.


    Episode 3


    Eros campiert vor der Festung eines gewissen Herakles, der sich weigert, ihn einzulassen, sich aber trotzdem mit ihm anfreundet und ihn füttert. Herakles bringt Eros Aikido bei und Eros Herakles das Langstrecken-Unterwasser-Schwimmen. Wobei Herakles es dabei nie zu einer wirklichen Meisterschaft bringt, weil, wie Eros leider vergißt ihm mitzuteilen, seine schwere Eisenrüstung für diese Tätigkeit eher mäßig geeignet ist. Als Herakles der Haustürschlüssel von der Burgmauer und Eros vor die Füße fällt, darf Letzterer doch eintreten und sieht … einen Haufen leere Seiten mit Satzzeichen. Im Anschluß kommt Bruder Ares, um sich per Aikido-Trick ausknocken und zu Pferd nach Hause schicken zu lassen .


    Ratio (begeistert): Hey, also das mit den Satzzeichen, das war jetzt aber cool! Wo ist der fehlende Text? Davor gab's so ein Rätsel mit 'nem Schlüssel, oder? Das muß man jetzt bestimmt im Buch suchen …
    Emotio und Instinkt (tauschen einen Blick): Die Tussi hatte immer schon 'nen Hau weg.


    Episode 4


    spielt in der Stadtbibliothek, in der unter anderem Nelson Mandela, Diogenes, Marie Curie und Isaac Newton sich ein Stelldichein geben – ohne erkennbaren Grund. Ich habe auch nicht alle auftauchenden Figuren gegoogelt. Eros bringt einem Psychiater mal kurz bei, wie man mit Klaustrophobie-Patienten und Erektionsstörungen umgeht, entdeckt ein Buchregal mit verbotenen Schriften und sülzt die Bibliothekarin mit pseudo-religiösem Gequatsche über das LEBEN voll. Bißchen Wiedergeburt, bißchen Karma, bißchen christliche Ethik, bißchen Pantheismus. Und, o ja: Ausgesprochen zynische Kernaussage: an allem Unheil, das dem Menschen widerfährt, ist dieser in irgendeiner Form selbst schuld. Gutes wird vom LEBEN belohnt, Schlechtes bestraft. Leute, denen es gut geht, sind also brav gewesen und Leute, denen es schlecht geht, böse.


    Emotio, Instinkt und Ratio (fauchen gemeinsam das Buch an und fletschen die Zähne)


    Ein Herr namens Podolski (!!!1!1!) erklärt die Geschichte mit den Pionen - irgendwelchen Winzteilchen, die immer einen Gegenpart haben und sich in eine bestimmte Richtung drehen, und zwar immer anders rum als ihr Gegenüber. Ich erinnere mich: Sowas stand mal auf der Seite »Wissen« in der Süddeutschen. Bloß besser erklärt. - Mensch, ich hätte nicht gedacht, daß ich die geistigen Kapazitäten unserer Fußballer schon seit Jahren derart unterschätze! Wer hätte das ahnen können, bei den Interviews, die die immer geben?


    Ach ja. Und Charles Darwin wird mal kurz etwas untergeschoben: er erklärt die Entwicklung der drei »Verstände« (Himmel Herrgott! Das Wort klingt jedes Mal, wenn ich's hinschreibe, noch ein bißchen dämlicher!) innerhalb seiner Evolutionstheorie. Auf einem Niveau für Lieschen Müller-Hauptschulabbrecherin.
    Am Ende geht die gesamte Bibliothek, nachdem man sie mühsam in die Ordnung der drei »Verstände« gepreßt hat, unter Albert Einsteins fröhlichem Gelächter als überflüssig in Flammen auf.
    Was wir von Leuten zu halten haben, die Bücher verbrennen, sollten wir wohl wissen.


    Was mich wirklich anKOTZT (man merkt, das Buch färbt auf mich ab): wie hier historische Persönlichkeiten und ihre Leistungen für etwas vereinnahmt werden, das mit ihnen nicht das Geringste zu tun hat. Und ja, das riecht verdächtig nach einer gewissen Organisation.


    Episode 5


    beschäftigt sich offenbar mit … also, äh …


    Ratio: Das glaub' ich jetzt nicht!
    Emotio (kugelt sich vor Lachen auf dem Teppichboden)
    Instinkt: Ich hol' doch das Mückenspray.


    … der zukünftigen Körbchengröße einer pubertierenden Dreizehnjährigen. Es folgt jede Menge Blabla zum Umgang mit Kindern und Jugendlichen, alles so schwammig und unkonkret, daß sich jeder Erziehungsstil von Laissez-faire bis autoritär darin wiederfinden kann. Hat schon was von Horoskopen. Kurzzusammenfassung: »Nur wer seine eigene Welt annimmt, kann wahrhaft glücklich werden.« Ach nee.


    Episode 6


    Ah, jetzt kommen wir endlich zu den edlen Wilden. Ich hatte sie schon vermißt. Die gute alte Zeit, in der alles besser war.


    Emotio (mault): Stimmt ja auch.
    Ratio: Müssen wir die Sache echt nochmal durchkauen, E?
    Instinkt: Nachtigall, ick hör' dir trapsen.


    Neben dem LEBEN (als übergeordnete Verwaltungsbehörde) wird jetzt ein zweiter Begriff in Großbuchstaben eingeführt, der ZUFALL. Sozusagen die Exekutive des LEBENs. Merke: Hinter jedem Plan steckt ein Zufall, und hinter jedem Zufall ein Plan. Der Satz kommt in x Varianten im Buch vor. Nicht, daß er davon sinniger würde.


    Es geht mal wieder um das eine Thema: die Liebe (die bisher übrigens auf die Wahl des Lebenspartners reduziert wird; das, was im christlichen Bereich unter »Caritas« läuft, kommt bisher nicht vor). Wenn man diesen Begriff jetzt auch noch in Großbuchstaben drucken würde, hätten wir die Heilige Dreifaltigkeit von Vater, Sohn und Geist versammelt.
    Es gibt ein paar Klischees über die unverfälscht-natürliche Lebensweise, edle Könige, wahre Liebe, pädophile und verlogene Priester, ...


    Instinkt: Hallo, Nachtigall!


    … , die Bedeutung des Zufalls (sowie von Wölfen, Bären und Igeln) bei der Wahl von Regierungsoberhäuptern, Banalitäten über die Selbstlosigkeit der Liebe und den Unterschied zwischen Liebe und Sex und im Hintergrund einige … ausgesprochen eigentümliche Ansichten, die wohl am ehesten dem Bereich Gender-Forschung zuzuschlagen sind: In dem Stamm steinzeitlicher Pygmäen, bei dem Eros sich in dieser Folge durchfüttern läßt, gibt es einerseits Männer und Frauen sowie andererseits Mannweiber, die ebenso wie die Männer auf Jagd gehen, und Männer, die wie und mit den Frauen leben und mit letzteren um die Gunst der Männer buhlen. Während die Mannweiber gegenüber allem Männlichen extremes Mißtrauen bekunden.
    Jaja. So ist das.


    Emotio: Wartet mal 'nen Moment mit Weiterlesen. Ich muß frisches Popcorn machen.


    Eine Gerichtsverhandlung. Auch interessant. Der Anführer der Jäger wollte Eros' augenblicklichen Gastfreund zum Beischlaf zwingen (das ist anscheinend unter den Männern so üblich, wenn sie auf Jagdzug unterwegs sind). Als letzterer sich weigert, versucht der Anführer ihn zu erschießen. Der König bestraft beide, aber der beinahe Ermordete verzichtet auf jede Bestrafung, edelmütig, wie er nun mal ist.
    Interessant ist das Ganze wegen solcher Sätze: »Aber meine Strafe ist gerecht, denn sie wurde vom König verhängt.« Oder: »Wer eigenwillig Dinge treibt, die unsere Gesellschaft nicht annehmbar findet, der wird aus dem Lager vertrieben.«


    Instinkt: Bin ich jetzt der einzige, den hier das kalte Gruseln überläuft?
    Ratio: Nö, bist du nicht. Warten wir einfach auf Emo und das Popcorn.


    Inzwischen wissen wir auch, was von Fußballinteressierten zu halten ist; die gehören offenbar auch zu dieser Steinzeit-Fuzzi-Clique. Jedenfalls mutiert eine Wildschweinjagd für einige Sätze zu einem Fußballspiel.


    Eingestreut in Dialogform: Predigtpassagen. Anders kann ich das nicht nennen. Der ZUFALL will dies, der ZUFALL tut das. Vertraue dem ZUFALL. Nimm an, was der ZUFALL dir bestimmt hat. Zitat gefällig? »Wer unglücklich ist, lehnt in Wirklichkeit nur die Macht des ZUFALLs ab.«


    Emotio: Seht ihr? Wir sind selbst schuld.
    Instinkt: Wieso? Sind wir seit neuestem unglücklich?
    Emotio: Aus Eros' Sicht? Bestimmt.
    Ratio: Gebt mir das Popcorn.


    Der Medizinmann des Stammes, der Eros mißtraut und sich auf die Macht eines geheimnisvollen Mondsteins beruft, ist ungeheuer fett. (Vermutlich reagiert er auf Eros ähnlich wie meine drei »Verstände« und ich. Ob Popcorn schon erfunden war, wird allerdings nicht gesagt.) Eros entwickelt deswegen kurzerhand die Trennkost, mit einer sensationellen Begründung: Früher haben die Leute ja nur das essen können, was die Natur ihnen zur jeweiligen Jahreszeit bot. Heute gehorchen wir diesem natürlichen Rhythmus nicht mehr, unsere Körper haben sich aber darauf noch nicht eingestellt. Und wenn wir dem Körper Fleisch und »Herbstfrüchte« anbieten, glaubt er, der Winter kommt, und möchte Winterspeck ansetzen.


    Instinkt: Komisch. Wir nehmen immer ab, indem wir einfach weniger essen und Schokolade und Chips weglassen.
    Emotio: (guckt traurig auf ihr Popcorn): Ist das auch eine Herbstfrucht?
    Ratio (beginnt eine Liste): Unter was würdet ihr Bananen einsortieren? Und ich warne euch schon mal vor, wenn wir uns wie in alten Zeiten im Winter wochenlang nur von Sauerkraut ernähren sollen, kommen wir vom Klo nicht mehr runter.


    Zum Ende kriegt Eros' Gastgeber natürlich die Häuptlingstochter, und Eros verabschiedet sich von ihm mit den Worten, diese seine Welt sei (Zitat) »die Grundlage aller Welten, und wer sie in seiner eigenen Welt verneint, der verneint auch seine eigene Welt.«


    Emotio: Heißt das, wir sollen mehr Fußball gucken?

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

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  • Wir bleiben beim Thema Religion: Eros geht ins Kloster.


    Ratio: Hoffentlich Trappisten. Irgendwas mit strengem Schweigegelübde.


    Eros findet niemanden, bei dem er seine Wahrheit an den Mann bringen könnte. Ein altersschwacher Mönch erkennt als einziger seine messianische Natur und möchte Antworten.


    Ratio: Woran erkennt er ihn eigentlich?
    Emotio: An den Augen natürlich. Sowas erkennt man immer an den Augen.
    Instinkt: Ich würde gerne nach altrömischen Vorbild eine Eingeweidebeschau vorschlagen.


    Eros soll Beweise dafür bringen, daß er im Besitz der Wahrheit ist. Sieben solcher Beweise hatte ihm Waldi alias das LEBEN ja versprochen. Fünf dieser Beweise sind ihm, wie Eros und der Leser gleichermaßen überrascht feststellen, im Laufe dieses Buches schon zuteil geworden. Es sind dies:


    - eine Zahlen- und Buchstabenspielerei rund um ein Musikstück von Bach, mit dem Eros in Episode 3 seinen Schwimm- und Tauchkumpel Herakles verblüfft hat
    - eine »Erklärung« der Zeit als vierter Dimension, die er in der Stadtbibliothek abgegeben hat
    - die behauptete und unbewiesene Existenz der drei »Verstände«
    - eine Theorie, die die Kontinentaldrift in Zusammenhang mit dem Mond und der Schrägstellung der Erdachse oder so ähnlich bringt, ebenfalls aus der Stadtbibliothek
    - und die Entdeckung der Trennkost


    Ratio: Huh? Äh … Aga?
    Emotio und Instinkt (besorgt): Ich glaube, das war jetzt ein bißchen viel für die Ärmste.


    Was das a) miteinander und b) mit irgendeiner übergeordneten Wahrheit zu tun haben soll, entzieht sich allen meinen drei Verständen leider völlig. Für die Mönche ist aber der Taschenspielertrick rund um Bachs Passacaglia ausreichend.


    Jetzt wird’s wieder ganz wissenschaftlich. Der altersschwache Mönch stirbt und meldet sich (in weiß auf schwarz) aus dem Jenseits. Er ist jetzt Teil des LEBENs und versteht alles und jeden.


    Instinkt: Na, so ein ZUFALL aber auch.


    Der Rest des Kapitels besteht aus einem langen Dialog zwischen dem LEBEN (bzw. Bruder Athanasius selig) und Eros. Jede Menge Lehrsätze, die inhaltlich zwischen banal und blankem Zynismus schwanken.


    Ratio und Emotio (helfen Instinkt, den Flammenwerfer wieder in Stellung zu bringen)


    Athanasius wird zum Schluß des Kapitels wiedergeboren. Und sieben Bienen fliegen gen Himmel, als die Seiten wieder weiß sind. Irgendwann im Verlauf des Dialogs muß der sechste »Beweis« gegeben worden sein. Ich hab's verpaßt und meine Verstände auch. Jetzt steht nur noch der siebte Beweis aus, der sich in Form eines Rätsels präsentieren wird, das aber nur jemand im Besitz der wahren Wahrheit lösen kann.


    Ratio: Ich wäre vermutlich die einzige, die's interessiert. Aber wenn dieser »Beweis« so ähnlich ist wie die bisherigen, erkläre ich mich für nicht zuständig.


    Episode 8


    Eros quartiert sich auf dem heruntergekommenen Hof eines suizidgefährdeten Bauern ein, der Krebs im Endstadium hat, rettet seinen Gastgeber vor der Verzweiflung über den Verlust der Ehefrau, führt ihn aus der Engstirnigkeit seiner Vorurteile, vereint ihn mit seinem verstoßenen Sohn (der sich als der gastgebende Pygmäe aus Episode 6 entpuppt und in dieser Folge Trainer der Fußballnationalmannschaft ist) und macht ihn dadurch so eins mit dem LEBEN, daß sich der Krebs in Luft auflöst. Und alles nur, indem er ihm drei lapidare Gesetze gibt.


    Ratio: Kommentieren wir das noch?
    Instinkt: Nö.
    Emotio: Aber wartet noch mit dem Abfackeln. Daß die Figuren aus den anderen Kapiteln wieder auftauchen, das gefällt mir jetzt.


    Episode 9


    Eros macht aus dem unzufriedenen, diebischen und intriganten Fabrikarbeiter Malek erst einen Arbeitslosen, dann einen Kanalarbeiter und zum Schluß einen Formel 1-Piloten. Ja, natürlich ausschließlich, indem er ihm zeigt, was das LEBEN von ihm will. Das wirklich Faszinierende: Eros geht auf, daß er in allen Kapiteln immer auch den »Verständen« seiner Gastgeber begegnet ist.


    Ratio: Und das merkt der erst jetzt?
    Emotio: Enttäuschend.


    Eros nimmt also den Goldfisch, der in diesem Fall den Instinkt repräsentiert, aus dem Aquarium und redet mit ihm, aber nicht in einer Wortsprache. Er nimmt die Ängste seines Gastgebers und wandelt sie in Vertrauen um. Woraufhin der Goldfisch sich in Eros verliebt und Malek eine sensationelle Rundenzeit in einem Formel 1-Boliden hinlegt.
    Alles klar soweit?


    Es kommt, wie's kommen muß: Malek macht eine sensationelle Karriere, kann den Ruhm nicht verkraften, betrügt die Gattin, die Tochter nimmt Drogen, der Opa stirbt – und Eros setzt den Goldfisch zurück ins Gurkenglas. Maleks Formel-1-Karriere ist im Eimer, sein Gspusi ist schwanger und kassiert ab, und Malek sitzt wieder mittellos in der Gosse, hat aber nach seinen eigenen Worten etwas sehr Wichtiges aus der Sache gelernt.


    Emotio: Wahrscheinlich, daß er den Goldfisch demnächst im Klo runterspülen will.
    Ratio: Leute – wir sind schon auf Seite 531. Es kann so schlimm gar nicht mehr kommen.


    Episode 10


    Eros kehrt zurück in Maleks Fabrik und rettet diesmal die Unternehmensleiterin Athina vor wirtschaftlichem Ruin und aus familiären Schwierigkeiten. Die Firma stellt Dosensuppen her, die auf ein Rezept von Athinas Großmutter zurückgehen. Leider schmecken die Suppen inzwischen scheußlich. Eros weiß natürlich, woran es liegt: Die Großmutter wußte noch um das Geheimnis der Liebe und hat mit Liebe gekocht. In Athinas Liebes- und Familienleben hakt es dagegen gewaltig; der Göttergatte kommt mit Athinas Vorrangstellung nicht klar und ist spielsüchtig. Über einem Teller Suppe hält Eros eine Rede auf das wahre Wesen der Liebe, die auf den Satz hinaus läuft: »Die vollkommene Liebe ist eine vollkommene Vereinigung von fremden Welten … ihr habt die Wahrheit des LEBENs, die Wahrheit über die Liebe gehört!«


    Emotio (schnarcht)
    Ratio und Instinkt (mit Blick auf Josefa): Ich glaube, wir können zum ersten Mal froh sein, von dem Thema nichts zu verstehen. Sonst müßten wir uns bestimmt wieder aufregen.


    Die gesamte Firma ist nun von Eros begeistert und bestürmt ihn mit Fragen über die Liebe. Ein Mädchen, das ihn zum Rendezvous bittet, bezeichnet ihn sogar als ihren Gott. Eros beantwortet alle Fragen mit einem Pauschal-Rundumschlag: Die Leute sollten nur den Zufällen vertrauen und herausfinden, was sie in ihrem Leben noch zu lernen hätten. Denn merke: …


    Emotio, Ratio und Instinkt (im Chor): Hinter jedem Zufall steckt ein Plan, und hinter jedem Plan ein Zufall.


    Eros' Rendezvous ist ein Fiasko, weil die Dame nur über sich selbst redet. Sogar meine drei Verstände sehen ein, daß ein gutes Date wohl anders verlaufen sollte. Athina bewirkt, daß ihr Gatte Hausverbot in allen Kasinos bekommt, Eros hält das für einen Fehler und bereitet eine Werbekampagne für die neue Suppe vor, die seine Chefin nicht zu sehen bekommen darf. Der Göttergatte geht fremd, und Eros tröstet Athina allen Ernstes mit den Worten: »Weine nicht, Athina, auf deine Tränen folgt der Sonnenschein.« Heile, heile, Gänschen. Meine drei Verstände wissen nicht, wer von ihnen sich über den Satz am meisten ärgern soll. - Eros rät Athina, zu warten, bis der Herr Gemahl zu ihr zurückkehrt, und stellt seine Werbekampagne vor, die so gewaltig und so anders ist, daß zunächst niemand weiß, was man von ihr halten soll.


    Mehr wird auch schon nicht darüber gesagt. Sie ist »anders«. Aber sie schlägt so gewaltig ein, daß die Ernährung der gesamten Weltbevölkerung sich offenbar quasi über Nacht auf Dosensuppe umstellt. Zu Eros' wenigen im Wortlaut überlieferten ökonomischen Lehrsätzen gehört dabei Folgendes: »Ein Unternehmer, der sich an das Geschäft mit der Berechnung des Gewinns und nicht mit dem Herzen macht, ist zum Ruin verurteilt.«


    Der Göttergatte kehrt reumütig zu Athina zurück, gibt aber seinen Seitensprung nicht zu und wird von ihr verstoßen. Ihr schon längst in sie verliebter Betriebsleiter wittert seine Chance. Eros wird mal wieder von Ares aufgespürt und flüchtet auf dem Fahrrad. Zum Schluß belohnt das LEBEN die vielen richtigen Entscheidungen Athinas damit, daß das Gesundheitsamt in allen Dosensuppen außer der ihren eine erhöhte Menge an Schadstoffen feststellt.


    Emotio: Und wenn sie nicht gestorben sind, dann löffeln sie diese Suppe noch heute.


    Episode 11


    Eros überholt mit dem Rad den Herrn Regierungspräsidenten, der sich - ebenfalls auf dem Fahrrad – mit einem Großteil seines Kabinetts auf Wahlkampftour befindet, und latscht ihm kurzerhand ins Regierungsgebäude hinterher. Bis zum Mittagessen löst er das Problem der überlasteten Justiz (Schuld der Rechtsanwälte), privatisiert das Gesundheitswesen (für das offenbar der Präsident der Staatsakademie für Wissenschaften und Künste zuständig ist …) und definiert die durch Gewerkschaften vertretene Arbeiterschaft als faul und habgierig. Die Gewerkschaftsvertreter können sich den durch die Ratio geprägten Argumenten des Regierungspräsidenten nur deshalb nicht anschließen, weil sie dem Instinkt gehorchen – so einfach ist das.


    Beim Mittagessen erklärt Eros dem Regierungspräsidenten die Sache mit den drei unterschiedlichen Denkweisen der drei »Verstände« und führt aus, wie sich das in unterschiedlichen Charaktertypen (vergleichbar mit den Sternzeichen) und unterschiedlichen Gesellschaftsordnungen niederschlägt: Kapitalismus ist typisch für die Ratio, Diktatur für den Instinkt und Feudalismus für die Emotio. Historisch schlägt sich das in verschiedenen Epochen nieder. Die Emotio z.B. läßt sich gerne kultisch verehren, ist patriarchalisch strukturiert und begründet sich auf Begriffen wie Heldenmut, Schönheit, Künste etc. - Ägypten vor den Ptolemäern war z.B. auch durch die Emotio geprägt, was sich unter anderem darin äußerte, daß der Städtebau völlig planlos und improvisiert stattfand.


    Ratio: … Ich glaube, dazu hätte ich gerne die Meinung eines Ägyptologen gehört.


    Dieser Abschnitt ist insofern der interessanteste, als hier die Kernelemente der einzelnen »Verstände« und der daraus resultierenden Charaktertypen für mich am deutlichsten erklärt und auch mal ansatzweise (sehr ansatzweise!) mit denen aus anderen Systemen verglichen wurden. Keine Ahnung, weshalb der Autor damit bis Seite 640 warten mußte. Einige Bemerkungen zum Schulsystem gibt’s außerdem noch.


    Dann kehren Eros und der Regierungspräsident zu politischer Arbeit und Wahlkampf zurück. Die Opposition hat eine Prostituierte umbringen lassen und den Namen des Präsidenten damit in Verbindung gebracht. Oder so. Oh ja, und man stellt überraschend fest, daß die gesamte Weltwirtschaft vor dem Zusammenbruch steht. Überall gärt es, weil unzufriedene Emotio- und Instinkt-Menschen sich gegen die Herrschaft der Ratio-Clique auflehnen. Der Regierungspräsident läßt in aller Eile (es sind nur noch ein paar Wochen bis zur Wahl) die gesamte Regierungsarbeit auf die »erotischen« (das wollte ich so gern mal schreiben!) drei Verstände umstellen, die er soeben kennengelernt hat. Pünktlich zur Wahl bricht über Nacht eine globale Revolution aus, samt weltumspannender Wirtschaftskrise, Ende der Stromversorgung, Hungersnöten und Kannibalismus, die nur das kleine Land des Regierungspräsidenten unangetastet läßt. Der Präsident verliert zwar die Wahl, rettet aber sein Land.


    Emotio (schnieft gerührt in ihr Taschentuch)
    Instinkt: Das … ist sogar mir zu viel.
    Ratio: Ich vermute, man muß das alles einfach sehr, sehr symbolisch verstehen.


    Episode 12


    Ratio: Wenn ich richtig mitgezählt habe (und ich bin schließlich für Zahlen zuständig, haben wir gelernt), ist das der letzte Abschnitt!
    Instinkt: Freu dich nicht zu früh. Gibt bestimmt 'nen Epilog.
    Emotio: Ich hab' den Champagner schon kaltgestellt.


    Awww! Eros verliebt sich. Erst wird er von einer Honigbiene angehimmelt, die er aber, wie durchaus begreiflich ist, übersieht. Seine Auserwählte heißt Lana (oder, wenn sie ihn nervt, auch Gudrun). Erst sind beide schrecklich verliebt, dann beginnen sie, sich zu streiten. Streit, Versöhnung, viel Gegrübel und Gelaber über die Vereinbarkeit verschiedener Welten ... Am Ende stellt Eros fest, daß er sich, was Lana angeht, selbst belogen und somit die wahre Liebe, um die sich diese ganzen 777 Seiten ja offenbar drehen, wieder nicht gefunden hat.


    Epilog


    Instinkt: Und jetzt geht’s los. Wußte ich's doch.


    Lana hat die Brücke, die aus Eros' in ihre Welt führen sollte, abgerissen.


    Emotio: Typisch. Geht's 'nem Kerl schlecht, ist immer die Frau schuld.


    Eros ist von Trauer gebrochen und … hm. Stirbt fast oder so. Zerfleischt sich selbst? Wird von irgendwas zerfleischt? Sehr metaphernreicher, symbolträchtiger Stil in dieser Passage.


    Ratio: So kann man's auch nennen.


    Am Ende liegt er jedenfalls am Boden, sein Herz macht noch »ta-taa, ta-taa«, und er glaubt ans LEBEN. Dann hört er Bachs Passacaglia und schläft ein. Für die nächsten dreizehn Monate.


    Brüderlein Ares weckt ihn auf und nervt ihn mit der Schule des LEBENs (zur Abwechslung ist tatsächlich mal Eros genervt).
    Eros: »Es gibt keine Liebe … Das Glück ist eine einfache Täuschung!«
    Ares: »Es hat lange gedauert, daß du zu dieser Erkenntnis gelangt bist.«


    Instinkt und Ratio (nicken heftig)
    Emotio: Also, hört mal!


    Ares erklärt Eros, er sei der »Dreizehnte«. Eros denkt nochmal über alles nach (Waldi, die Verstände, die zwölf Charaktere) und kommt zu dem Schluß, daß er der »Dreizehnte« sein muß. Der dreizehnte Charaktertyp, derjenige nämlich, bei dem alle drei Verstände in perfekter Eintracht und perfekter Harmonie nebeneinander stehen und exakt gleich gewichtet sind.


    Instinkt: Komisch.
    Ratio: Genau das …
    Emotio: … haben wir beim Lesen über uns selbst auch gedacht.


    Die zwölf Figuren aus den letzten Kapiteln traben an und stellen sich neben Eros auf, und (Zitat) »Das Wort des LEBENs breitete sich bald im Lande aus, von Mund zu Mund, und das Geheimnis berührte die Menschen und ihre Herzen. »
    In der letzten Passage wird Eros Vater. Wer die Mutter ist, wird leider nicht gesagt.


    Instinkt: Ich tippe auf die Biene aus Episode 12. Die hat immerhin einen Schweißtropfen von ihm gesoffen.


    Und als er in die Augen seiner Tochter blickt, findet Eros die wahre Liebe doch noch.


    Emotio: Awww!
    Ratio: Na, wenigstens eine hier ist glücklich.
    Instinkt: Das war's. Wo steht der Alkohol?


    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • Vielen Dank für die Mühe, liebe Josefa, der du dich und deine 3 Verstände unterzogen hast, und für den Spaß, den mir das Lesen machte (Hast Du schon ein Buch geschrieben?) Der Spaß beschränkte sich bei mir aber eindeutig auf das Lesen deiner Leseerlebnisse. Sie sind - zugegebenermaßen - sehr pointiert, so dass das eigentliche Buch dahinter fast ein wenig unterging. Was davon bei mir hängengeblieben ist: Ich möchte es nicht selbst lesen.
    Die Erlebnisse Eros´ erinnern ein wenig an alte Sagen, Fabeln, Legenden. Manche Weisheiten klingen plausibel, andere banal.
    Aber was ich persönlich daraus lernen sollte, wodurch mein eigenes Leben eine Besserung erfahren soll, erschliesst sich mir nicht.
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von maikaefer ()

  • Zitat

    Original von maikaefer
    Sie sind - zugegebenermaßen - sehr pointiert, so dass das eigentliche Buch dahinter fast ein wenig unterging.


    Ja, das erscheint mir jetzt beim zweiten Lesen auch so. Mein Problem mit der Schilderung ist, daß in den einzelnen Abschnitten einfach wenig passiert. In allen Kapiteln lernt Eros erst einmal die neue Welt seines Gastgebers kennen. Seitenlang. Dann wird immer und immer wieder das System der drei Verstände erklärt, jedem Gastgeber neu. Dann zeigt Eros dem Gastgeber den Fehler in seinem Denken - oder, wie im Fall des Regierungspräsidenten und Athinas, versichert ihnen, daß es keinen gibt. Und am Ende lösen alle Probleme sich in Luft auf. Die Handlung findet teilweise wirklich nur in wenigen Zeilen statt; alles dazwischen ist Beschreibung des Denk-Systems (um es mal so zu formulieren).


    Wie dieses gedankliche System sich praktisch umsetzen läßt, was es konkret heißt, "seine Welt anzunehmen" und wie man "echte" von "falschen" Welten unterscheiden kann, das wird nicht gesagt. Es bleibt alles in Bildern und Metaphern. Also, die Szene oben, mit dem Formel-1-Fahrer und dem Goldfisch? Die ist im Buch nicht länger. Ich habe die Sätze fast wörtlich zitiert.

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • Josefa
    Herzlichen Dank für deine unglaubliche Mühe die du dir mit diesem Buch gemacht hast. :anbet :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Josefa,


    :anbet :anbet :anbet


    :rofl


    Ich glaube aber nicht, daß dieses Buch mehr Unheil anrichtet als der übrige Kram in dieser Richtung, egal, von welchen merkwürdigen Gruppen.


    Jedenfalls bist Du eindeutig eine Kandidatin für den Großen Eulenorden am rotfedernen Band, das ist mal klar.


    Anmerkung:
    '42' ist nicht die Wahrheit, sondern der Sinn des Lebens.
    Vielleicht sollte das LEBEN darüber mal nachdenken. ;-)


    Und nun zur Beantwortung der wirklich wichtigen Frage (Gruß an Emotio):
    Popcorn ist ein ziemlich altes Gericht. Die erste Erwähnung vom Aufblähen von Maiskörnern in einem Topf habe ich, ein Zufall, in einer deutschsprachigen Zeitung aus Rußland aus den späten 1770er Jahren gefunden. Dort wurde es als armenisches Gericht bezeichnet.
    :lache




    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali


    Und nun zur Beantwortung der wirklich wichtigen Frage (Gruß an Emotio):
    Popcorn ist ein ziemlich altes Gericht. Die erste Erwähnung vom Aufblähen von Maiskörnern in einem Topf habe ich, ein Zufall, in einer deutschsprachigen Zeitung aus Rußland aus den späten 1770er Jahren gefunden. Dort wurde es als armenisches Gericht bezeichnet.


    Und damit hätte ich von dieser Lektüre tatsächlich noch etwas Interessantes mitgenommen. Herzlichen Dank auch! :-)

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • Zitat

    Original von Jendara
    und nun ist das Thema hier beendet?


    und nun hast du dich angemeldet, um exakt diese Frage hier zu stellen?

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • nein, natürlich nicht. ich finde dieses Forum wirklich gut, bin aber bei dieser Diskussion hängen geblieben und hatte die Hoffnung noch ein wenig mehr zu erfahren von Mitgliedern, die dieses Buch gelesen haben.


    Muss mich hier erst mal ein wenig umschauen.

  • Hallo, Jendara. Wie ich gesehen habe, hast du den Wanderbuch-Thread für "Psi" ja inzwischen gefunden. Was die Diskussion angeht, da warte ich, ehrlich gesagt, selbst immer noch darauf, daß jemand von den Leuten, die das Buch gut fanden (und solche gab es ja durchaus), ankommt und mir wegen totaler Ignoranz die Ohren langzieht. :grin


    Falls du noch etwas vorab wissen möchtest, frag' bitte einfach.

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • So als Wanderbuch-Leser habe ich gestern die Einleitung gelesen. Darin wird das Heranwachsen Eros' beschrieben und die 3 Verstände Instinkt, Emotio und Ratio sowie ihr Einwirken auf unser Ego werden erläutert. Die Fundamente der weiteren Wahrheiten. Die geforderte Schlafpause nach jedem Kapitel habe ich auch treuf eingehalten. :grin


    Kurze Meinung zur Einleitung:
    Das was uns der Autor als "neue Auffassung der menschlichen Psyche" erläutert, erinnert mich an das Enneagramm und das Höhlengleichnis. Beide Theorien sind zwischen 100 und 2400 Jahren alt - soviel zum Thema "neu". Die Theorie selbst wird prosaisch - mittels Platonischen Dialog - zwischen Eros und einem Hund wiedergegeben, was das Lesen angenehm auflockert. Auch ist der Text interesseweckend geschrieben, auch wenn ich meine Zweifel nicht von den Zeilen lösen kann. Etwas bitter stießen mir besonders Wörter wie "Auserwählter" und "Wahrheit" auf. Das wirkt auf mich, als möchte mir jemand die Welt eklären, anstatt mir dabei zu helfen, die Welt selbst erklären zu können. Auch finde ich, dass etwas zu deutlich mit Symbolen eines Erleuchteten, Propheten, (Wieder-)geborenen, etc. gearbeitet wird. Da war selbst Nietzsche mit seinem Zarathustra subtiler. :lache


    Mal schauen, wie es weiter geht und inwiefern tiefer auf das Enneagramm eingegangen wird.

  • Nochmal ein kurzes Feedback meinerseits.


    Nachdem ich die Einleitung ganz passabel fand und Eros sich nun aufmacht die LIEBE in 12 Welten wiederzubeleben, hat mich bereits die 1. Welt ernüchtert. Der Inhalt ist symbolschwanger und ist in jeder Welt ein Abbild eines von 12 psychologischen Charaktertypen. In jeder Welt findet der entsprechende Charakter dank Eros die LIEBE. Rein literarisch betrachtet macht der Autor - meines Erachtens - aber einen riesigen Fehler macht: Seine Figuren agieren nicht aus ihrer eigenen Psyche heraus, sondern so, wie es die Geschichte/Philosophie gerade erfordert. Dadurch sind sie nur Mittel zum Zweck, um seine Theorien zu untermauern. So lassen sich die Figuren viel zu schnell (und damit unglaubwürdig) von Eros' Ideen überzeugen. Na toll, und soetwas nennt sich Prosa.


    Die vierte Episode erreicht den bisherigen Tiefpunkt des Buches und ich überlegte wirklich das Buch abzubrechen. Josefa hat es hier im Thread bestens beschrieben, was stört: Der Missbrauch historischer Persönlichkeiten*, die überhebliche Zurschaustellung der Psychotherapie, das pseudo-religiöse Palaver, etc. Der Autor behauptet wissenschaftlich zu argumentieren, aber warum lässt er Eros wie einen Priester/Imam/sonstwer predigen? Mit ähnlichen Argumenten, die auch sie anbringen? Auch finde ich für die Existenz (seines gottesähnlichen Wesens) das LEBEN keine Nachweise in dem Buch - somit bleibt es eine Vermutung. Seine "neue Weltanschauung" wirkt wie Mischmasch mehrerer Religionen/Philosophien (wie Josefa auch bereits erwähnt hat).


    Naja...


    * Nur kleine Anmerkung: Mit Podolsky hat Eros wohl nicht den Fußballer gemeint, sondern diesen Herrn.

  • Liebe Josefa: ich grüße deine „drei Verstände“ und dich! Hoffentlich habt ihr euch von
    eurem umfangreichen und strapaziösen Unterfangen wieder erholt. Für mich war das Lesen dieser Rezension ein genussreicher Spaß, und ich möchte mich bei euch herzlich bedanken!
    Mehr davon, bitte! Holle
    Dankeschön auch an alle anderen Rezensenten!

    Wissen Sie, Intelligenz ist ein Rasiermesser: Man kann sie sinnvoll nutzen, sich damit aber ebenso gut auch die Gurgel durchschneiden. Im Grunde ihres Wesens ist sie ungesund. Lem


    The farther one travels, the less one knows. George Harrison

  • @ muuuiuunuuiuuuw: Danke dir für den Link! Ich meine, ich hatte mir diesen Herrn sogar einmal ergoogelt, aber ich war mir nicht sicher. Meine Allgemeinbildung ist leider u.a.S. :-(


    Genau dieses "Predigen" war es, das mir im Buch extrem sauer aufgestoßen ist. Diese Heilserwartung, die da verkündet wird - so ist das, und damit lösen wir alle Probleme. Keine Wissenschaft, die sich selbst ernst nimmt, würde es wagen, einen derart umfassenden Anspruch an sich selbst zu stellen. Jede Wissenschaft kann Fragen doch nur im Rahmen ihres Fachgebiets beantworten! Der Zusammenhang der Theorie von den drei "Verständen" mit all den wissenschaftlichen Theorien aus unterschiedlichsten Fachgebieten erschloß sich mir auch überhaupt nicht. Aber paß auf - davon kommt einiges im Buch nochmal wieder! :grin


    @ Holle:


    Zitat

    Für mich war das Lesen dieser Rezension ein genussreicher Spaß, und ich möchte mich bei euch herzlich bedanken!


    Gern geschehen! Das Schreiben war auch lustig, insofern hatte ich schon was von dieser Lektüre. ;-)


    Zitat

    Mehr davon, bitte!


    Das glaube ich nun wieder eher nicht. :lache

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.