Okay, Leute. Ich bin durch. Wenn's okay ist, würde ich meine Rezi gerne hier einstellen und diesem ... Dingens nicht noch einen Thread mehr gönnen. Falls der Autor sich tatsächlich noch einmal dazu melden möchte, soll er das lieber hier tun.
Und ich würde neben der eigentlich Rezi gerne noch meine Leseeindrücke samt ausführlicher Inhaltszusammenfassung hier einstellen. Für alle, die's interessiert, und das sind ja offenbar doch einige. Das ist allerdings sehr viel Text. Ich versuche, ihn komplett als Spoiler zu posten, um niemandem zu viel zu verraten, der das Buch noch unvoreingenommen lesen möchte.
Buchbesprechung
Autor: Eros
Titel: Psi
Verlag: Selbstverlag
ISBN: 978-961-276-356-5
Inhalt
Das Buch »Psi« stellt in erzählender Form eine neue Typologisierung menschlicher Charaktere vor. Diese zwölf Charaktertypen basieren auf drei postulierten, unterschiedlichen menschlichen Denkweisen, im Buch »Verstände« genannt. Sie werden vorgestellt durch die Hauptfigur Eros, die, ausgeschickt von einer metaphysischen, unpersönlichen Macht namens LEBEN, sich aufmacht, die Liebe zu den Menschen zurückzubringen.
Persönliche Meinung
Ein außerordentlich schwer zu lesendes Buch – nicht, weil es eine derartige intellektuelle Herausforderung bilden würde, sondern weil es mich permanent zu heftigem Widerspruch gereizt oder ärgerlich gemacht hat. Inwieweit die Einteilung in die drei Denkweisen »Instinkt« (Angst, Inspiration, Mitleid, Pessimismus, Beharrlichkeit), »Emotio« (Bildhafte Vorstellung, Schöpfungskraft, Optimismus, Ästhetisches Empfinden, Kontaktfreudigkeit, Wetteifer, Faulheit) und »Ratio« (analytisches Denken, Berechnung, sprachliche und mathematische Vorstellungskraft) innerhalb der Psychologie schlüssig ist, kann ich als Laie nicht beurteilen. Die in Erzählform beigebrachten, wohl als Argumente für die Theorie gedachten Passagen konnten mich jedenfalls nicht überzeugen; dazu waren sie zu klischeehaft.
Die Schlußfolgerungen, die im Buch aus den psychologischen Theorien in bezug auf Politik, Gesellschaft und Privatleben gezogen wurden, empfand ich als überzogen und realitätsfern, häufig sogar als ausgesprochen zynisch. Der Einschätzung des Autors, es handle sich um ein wissenschaftliches Buch, möchte ich explizit widersprechen. Das Buch beginnt mit einem regelrechten Damaskus-Erlebnis der Hauptfigur, verspricht eine allumfassende »Wahrheit« und endet mit dem Ausblick auf eine weltumspannende Erlösung von allem Leid. Wie gesagt, ich bin kein Wissenschaftler. Aber ich meine beurteilen zu können: Wissenschaft sieht anders aus.
Darüber hinaus finde ich einige Details (unabhängig von der starken Werbetätigkeit des Autors) an diesem Buch ausgesprochen irritierend.
Es hat kein ordentliches Impressum.
Es hat keine deutsche, sondern eine slowenische ISBN; der Verlag scheint unter der Adresse der slowenischen Botschaft zu residieren?
Die Aufmachung ist sehr teuer. Dahinter steht mit Sicherheit jede Menge Geld.
Der Titel. In den USA werden unter anderem wohl »Psi-Seminare« angeboten. Stehen diese mit diesem Buch in irgendeinem Zusammenhang?
Ich würde gerne sagen, daß ich das Buch für harmlos halte (und ich bin mit der festen Absicht daran gegangen, etwas »Harmloses« vorzufinden). Guten Gewissens kann ich das nun nicht. Das Buch richtet sich meines Erachtens ganz gezielt an Menschen in schwierigen Lebenssituationen (vor allem an einsame Menschen) und versucht sie zu »missionieren«. Normalerweise möchte man meinen, jemand mit auch nur ein bißchen Lebenserfahrung (wirklich nur ein bißchen – meine besteht daraus, 42 Jahre lang geatmet und sonst nichts erlebt zu haben) könne sich unmöglich von diesen zusammenhanglos aneinander gereihten Plattitüden einfangen lassen. Aber Menschen auf der Suche greifen nach Strohhalmen. Und dieser kommt mir besonders faul vor.