H. P. Lovecraft - Gesammelte Werke Band 1. Der kosmische Schrecken

  • Inhalt: (von amazon.de)


    Sechs der besten Geschichten vom Altmeister des Horrors in völlig neuer Übersetzung. Zusätzlich enthalten sind Lovecrafts Notizen zu "Der Schatten über Innsmouth" und eine verworfene Fassung dieser unheimlichen Novelle, sowie ein ausführliches Nachwort zur deren Entstehungsgeschichte, geschrieben von den amerikanischen Fantastikexperten S. T. Joshi und David E. Schulz. Die Neuauflagen der Reihe sind ausgestattet mit Leseband und Schutzumschlag in der Festa-Lederoptik - robust und bibliophil.


    Meinung:


    Inhaltlich dürfte es zu H.P. Lovecrafts Werken wenig zu sagen geben - wer ihn kennt und verehrt, kennt sie alle. Wer sie noch nicht kennt, für den ist jedes Wort der Beschreibung eigentlich schon eine Vorwegnahme der Spannung, der Intensität, die Lovecrafts Romane ausmacht.


    Lovecraft ist weit mehr als ein Horror-Autor. Lovecraft ist der Vater all dessen, was wir heute unter dem Namen Horror bekommen. Und wen verwundert es, das Original besticht noch heute durch Qualität. Neben der Eigenart, als Ich-Erzähler zu schreiben, ist es vor allem das Gespür für Details, das Lovecrafts Horror von der Masse abhebt. Wenn seine Charaktere durch das düstere Innsmouth streifen, ist mein geneigt, die Figuren anzuflehen, die STadt zu verlassen. Das Grauen, das Lovecraft schafft, braucht kein Blut, keine Gedärme, keine zehnköpfigen Bestien oder messerschwingende Mörder. Lovecraft bemüht eine viel subtilere Art des Horrors, die mich persönlich viel tiefer berührt und ängstigt.


    Und umso schöner ist es, noch heute Lovecrafts Spuren zu begegnen. Wer in den älteren Werken von King von einer kleinen STadt in New England liest, in der ein zunächst noch namenloses Grauen, genannt "Es", sein Unwesen treibt, wird sich unweigerlich an Lovecraft erinnern fühlen. Es ist der bösartige, weil nicht beschriebene und nicht zu greifende Horror. Und vielleicht ist das die große Kunst Lovecrafts. Den wahren Horror mit wenigen Worten zu beschreiben - und ihn umso mächtiger wirken zu lassen.


    Ich freue mich auf die weiteren fünf Bände, die der FESTA-Verlag liebevoll zusammengestellt hat.


    Edit: ISBN ergänzt.LG JaneDoe

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)

  • Ich habe die kompletten, Gesammelten Werke von Lovecrafts Geschichten des Festa Verlages, und was die Qualität anbelangt, sind die Bücher wirklich wunderbar verarbeitet.


    Der erste Band trumpft dabei mit der Geschichte "Der Schatten über Innsmouth" - die wahrscheinlich actionlastigste Geschichte des Autors. Trotzdem würde ich Nichtkennern von Lovecrafts Geschichten eher zu einem anderen Band raten.

  • Ich kann mich an keine Geschichte erinnern bei der mich Lovecraft wirklich fesseln konnte, geschweige denn gruseln. Er beschreibt den Horror immer mit den gleichen Adjektiven und bemüht sich alles irgendwie gruselig erscheinen zu lassen. Aber das gelingt ihm bei mir nicht. Es ist immer das gleiche: ein uralter Horror, seit Anbeginn der Zeit, fürchterlich, schrecklich, namenlos, ...


    Auch für diese Superlativen kann ich mich nicht wirklich begeistern:
    Lovecraft ist der Vater all dessen, was wir heute unter dem Namen Horror bekommen.


    Wer sagt so etwas und vor allen Dingen mit welchem Recht?
    Genauso wenig wie Tolkien der Vater all dessen ist was man heute unter Fantasy versteht, genauso wenig ist es Lovecraft für den Bereich Horror. Auch zur Zeit von Lovecraft gab es genug Horror Autoren mit den er teilweise rege Brieffreundschaften pflegte. Lovecraft fühlte sich teilweise von Edgar Allen Poe inspiriert. Genaugenommen würde das sogar Poe zu dem Vater all dessen...


    Ein Auge für das Detail haben mit Sicherheit auch genug andere Autoren, diesen Alleinanspruch hat Lovecraft nun wirklich nicht. Das was ihn für mich vom Gros der Masse abhebt ist seine teilweise antiquiert wirkende Schreibweise. Da kann man ihm allerdings keinen Vorwurf machen, denn er hat nun mal Anfang bis Mitte des 19. Jahrunderts gelebt und da war solch eine Schreibweise nun mal üblich.


    Für den Bereich Horror hat er mit Sicherheit eine große Bedeutung, ihn aber so über den grünen Klee zu loben ist meines Erachtens nicht gerechtfertigt. Er war gut, aber nicht so gut.

  • Ich sage das (und wohl nicht alleine). Warum? Weil Lovecraft einen für mich wunnderbar subtilen Horror schreibt, den ich bei dem ein oder anderen meiner bevorzugten Autoren wiederfinde. Und gerade die von dir angesprochene Verwendung des Alten, Vergangenen ist das, was ich bei Lovecraft mag. Etwas, das Älter ist als die Menschheit, etwas, das wir mit unserem wissenschaftlichen Verstand nicht begreifen können.


    Man schaue sich nur an, wieviel Lovecraft noch heute gelesen wird. Wie oft der von ihm geschaffene Kosms wieder auflebt. Cthulhu und die großen Alten leben heute in Rollenspielen fort, werden mit anderen großen Literaturfiguren kombiniert (Sherlock Holmes) und vermögen bis heute viele Leute zu gruseln.


    Das große, uralte Böse - Stephen Kings "Es" fällt da wie gesagt auch in die Kategorie.


    Lovecraft ist noch heute beliebt und erfolgreich und Inspiration für viele, die sich im Bereich "Horror" tummeln. Deswegen istt er für mich einer der Väter der von mir bevorzugten Horrorliteratur.


    Es ist schade, dass er dir persönlich nicht zusagt - Geschmack hat es nunmal an sich, verschieden zu sein. Aber er ist - meiner bescheidenen Meinung nach - trotzdem einer der ganz Großen.


    Edit: Pardon für die somit korregierten Schreibfehler, längere Posts sollte man einfach nicht am Smartphone tippen.

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Susannah ()

  • Interessanterweise hat es Lovecraft zu seinen Lebzeiten nie zu großem Erfolg oder Ruhm gebracht. Die Befriedigung, für sein Schaffen bewundert zu werden, blieb ihm sein ganzes Leben über verwehrt. Erst Jahre nach seinem Tod hat man angefangen zu erkennen, was für eine Tiefe seine Werke eigentlich besaßen und dass er seiner Zeit weit voraus war. Wie Susannah bereits erwähnt hat, sind viele seiner Schöpfungen heutzutage fest in der Popkultur verankert. Viele Künstler lassen sich von Lovecrafts Geschichten inspirieren, usw.


    Ich finde es auch schade, dass dir der Autor nicht zusagt, kann das aber durchaus verstehen, weil sein typischer Schreibstil eben nicht jedermans Sache ist.

  • Zitat

    Original von MA1


    Auch für diese Superlativen kann ich mich nicht wirklich begeistern:
    Lovecraft ist der Vater all dessen, was wir heute unter dem Namen Horror bekommen.


    Wer sagt so etwas und vor allen Dingen mit welchem Recht?
    Genauso wenig wie Tolkien der Vater all dessen ist was man heute unter Fantasy versteht, genauso wenig ist es Lovecraft für den Bereich Horror.


    wenn jemand fast alle motive und schreckgespenster, die man heute in sämtlichen medien vorfindet, vorweg genommen hat, kann man schon sagen: er ist der vater.


    Zitat

    Da kann man ihm allerdings keinen Vorwurf machen, denn er hat nun mal Anfang bis Mitte des 19. Jahrunderts gelebt und da war solch eine Schreibweise nun mal üblich.


    nein, er hat nicht anfang bis mitte des jh gelebt.


    Zitat


    Für den Bereich Horror hat er mit Sicherheit eine große Bedeutung, ihn aber so über den grünen Klee zu loben ist meines Erachtens nicht gerechtfertigt. Er war gut, aber nicht so gut.


    ok.

    To me the most important thing is the sense of going on. You know how beautiful things are when you’re traveling.
    - Edward Hopper