Nutzt einem die Vortäuschung falscher Tatsachen?
Die meisten Erwachsenen haben eine Ahnung, wenn sie den Titel „Der Elefant, der Masern hatte“, lesen und ja, dass sei schon vorweggenommen, sie haben Recht.
In dieser Geschichte „Der Elefant, der Masern hatte“ von der türkischen Autorin Aytül Akal handelt es sich um einen jungen Elefanten, der am frühen Morgen von seiner Mutter geweckt wird. Wie viele andere Kinder auch, so soll auch dieser junge Elefant zur Schule.
Wer kennt nicht den frühen Morgen, an dem man geweckt wird, sei es durch einen Menschen oder dem Wecker und man am liebsten liegen bleiben möchte. Wir Erwachsene stehen normalerweise dennoch auf, schon allein aus Pflichtgefühl gegenüber seinen Kollegen oder Kindern oder, oder, oder….
Aber können Sie sich noch an Ihre Schulzeit erinnern, wenn Ihre Eltern sie geweckt haben und die Nacht eindeutig zu kurz war? Haben Sie sich überlegt, wie es wäre, wenn Sie ganz plötzlich krank wären?
Auch der junge Elefant wird von seiner Mutter geweckt, doch am liebsten möchte er im Bett liegen bleiben. Da kommt ein Marienkäfer bei ihm vorbei und er kommt auf die glorreiche Idee, diesen Marienkäfer zu bitten, seine Artgenossen herbeizurufen und da kommen sie schon zum Fenster hinein. Der junge Elefant fordert sie auf, Platz zu nehmen auf seinem Körper und da kommt schon seine Mutter in sein Zimmer. Sie ist erschrocken und fragt ihn, ob er krank sei und selbstverständlich ist er krank. Die Mutter sagt zu ihrem Kind, dass er dann im Bett bleiben soll. Der junge Elefant ist damit einverstanden, doch leider kann er nicht mehr schlafen und dann spazieren auch noch seine Mitschüler lachend an seinem Fenster vorbei. Nun ja, das Ende vom Lied ist, dass der junge Elefant eine Spontanheilung erfährt, seine Schulsachen packt und sich seinen Freunden anschließt.
Diese Geschichte bietet sich an, Kindern davon zu erzählen, denn vielleicht erinnert sich später das ein oder andere Kind daran, wenn es mal keine Lust auf Kindergarten oder Schule hat. Wir finden es alle hin und wieder sehr verlockend im Bett liegen zu bleiben aber gerade Kinder werden schnell von Langeweile heimgesucht.
Die Aquarelle von Saadet Ceylan sind auf das Notwendigste beschränkt, aber dennoch interessant. Der kleine Elefant ist wie in der Natur auch, grau gemalt aber er ist immer umrahmt von bunten Gegenständen, ohne dass diese zu bunt sind. Die Mimik des jungen Elefanten ist für Kinder eindeutig erkennbar.
Die Geschichte ist in der Vergangenheitsform geschrieben mit relativ viel wörtlicher Rede. Die Sätze sind unterschiedlich lang, teilweise mit Hervorhebung durch Ausrufezeichen.
Durch dieses Bilderbuch, das für Kinder ab 3 Jahre geeignet ist, wird den Kindern die Vielfalt einer Sprache gezeigt. Da dieses Kinderbuch zweisprachig (deutsch – türkisch) ist, haben Kinder und Erwachsene gleichermaßen die Möglichkeit, den Text in der Muttersprache zu lesen bzw. zu hören und gleichzeitig kann das Vokabular in der Zweitsprache erweitert werden.
Ein Manko hat diese Geschichte: Am Ende wird aus meiner Sicht zu sehr der moralische Zeigefinger erhoben, denn „Mütter kann man nicht täuschen. Sie wissen, dass Marienkäfer keine Masern sind!“. Diesen Zusatz hätte man aus meiner Sicht sparen können, da einerseits Kinder ihre eigenen Erfahrungen diesbezüglich machen sollten und irgendwann begreifen, dass man Eltern nicht immer etwas vormachen kann; andererseits sind Kinder nicht dumm und verstehen die Geschichte auch ohne diesen Zusatz. Zudem wird damit die Möglichkeit genommen, dass Kinder ihre Eltern fragen, was sie getan haben, wenn sie keine Lust auf Kindergarten oder Schule hatten. Außerdem trauen sich Kinder nach dem hören dieser Geschichte wahrscheinlich deutlich weniger, zuzugeben, wann sie etwas Ähnliches getan haben.
Ich finde, man sollte Kindern nicht jeden Spaß nehmen, denn wer sich an seine eigene Kindheit erinnert, hat es uns doch am meisten Spaß gemacht, wenn wir im Glauben waren, dass wir irgendwelchen Erwachsenen ein Schnippchen geschlagen haben. Ansonsten ist diese Geschichte lesenswert und wenn es noch mehr Erwachsene gibt, die meine Anschauung teilen, dann lassen Sie diesen Zusatz weg (oder hätte ich mir diese Bemerkung sparen sollen? :kiss).