selfpublisher spielen kaum noch Rolle

  • Jeder kann heute veröffentlichen, was er will (abgesehen von gewissen Inhalten, die klammere ich mal aus). Das klingt nach Freiheit, so schön, so gut. Das bringt jedoch den Nachteil, dass sich nach ein paar beeindruckenden Erfolgen im selfpublishing-Sektor die Masse auf diese Methode der Veröffentlichung stürzte. Und somit wurde das Angebot von vielen schlechten Texten überschwemmt, von Texten, welche früher nicht einmal den Schreibtisch eines Verlagslektors berühren hätten dürfen. Die wenigen Texte, welche vielleicht aus rein marketing-technischen Gründen (nicht massentauglich, zu ausgefallenes Thema, Genrenmix, da gibt es vieles) von Verlagen abgelehnt wurden, gehen unter.
    Klar, kann der mündige Leser anhand von Leseproben leicht feststellen, ob ein Text taugt oder nicht. Aber ehrlich, wenn ich auf einer Plattform erst zahlreiche Leseproben abstottern muss, bis ich einen guten darunter aufspüre, vergeht mir bald die Lust. Zeit ist Geld! Und dann greife ich doch wieder lieber zum teureren Buch (ob Papier oder E-Book) eines Verlages meines Vertrauens. Das ist der Fluch der Freiheit, wenn man so will.


    lG,
    Sayyida

  • Ich finde es vor allem spannend, wie viel hier und andernorts über dieses sterbende Strohfeuer diskutiert wird. Wenn es ein so unwichtiger Aspekt in der Literaturlandschaft ist, dann kann man doch über was anderes reden.


    viele Grüße, Dorit (die selbst verlegt und mit Verlagen arbeitet, und froh ist, nicht zwischen schwarz oder weiß wählen zu müssen)

  • Am Rande: Das was Amazon da macht, in dem es die Selbstpublikationen so intensiv fördert und beliebige Texte schnurstracks ins Programm nimmt, hat auch aus Sicht von Amazon selbst durchaus seine Schattenseiten. Nach § 184 StGB ist der Handel (!) mit Pornografie strafbar, und nicht wenige Titel (s.u.), die bei Amazon übers KDP veröffentlicht werden, sind schlicht Pornografie. Nach allem, was man so hört, beginnt der Online-Riese inzwischen damit, das Programm zu überwachen, aber das dürfte ein Fass ohne Boden sein. Die ersten Strafanzeigen sollten früher oder später eintreffen. Was wiederum bedeutet, dass Amazon dem KDP eine Redaktion vorschalten muss, die die Titel prüft.

  • Zitat

    Original von Tom
    Nach § 184 StGB ist der Handel (!) mit Pornografie strafbar,


    Gibts in den ansonsten als prüde geltenden USA kein solches Gesetz oder wieso hat Amazon dieses Problem nicht in seinem dortigen weit größeren Ebook-Markt längst entdeckt?

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    Original von Tom
    Nach allem, was man so hört, beginnt der Online-Riese inzwischen damit, das Programm zu überwachen, aber das dürfte ein Fass ohne Boden sein. Die ersten Strafanzeigen sollten früher oder später eintreffen. Was wiederum bedeutet, dass Amazon dem KDP eine Redaktion vorschalten muss, die die Titel prüft.


    Das hört sich gut an, nämlich nach einem Vorlektorat (und sei es nur strichprobenartig) durch Amazon.
    Sehr gut für die guten Texte - welche dann leichter zu finden sind.


    lg,
    Sayyida

  • Zitat

    Original von Tom
    Nach § 184 StGB ist der Handel (!) mit Pornografie strafbar.......


    Handel mit Pornographie ist erst dann strafbar wenn die Einschränkungen des 184 nicht beachtet werden. Innerhalb der relativ engen Grenzen des 184 kann dagegen mit pornographischen Schriften, Filmen etc. gehandelt werden.


    Amazon müsste also Sorge dafür tragen, dass das Angebot und die dazugehörigen Leseproben eben nur berechtigten Personen zugänglich gemacht werden. Das dürfte allerdings unglaublich schwierig sein.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ein ganz klein wenig Kontrolle würde wirklich gut tun...Viele Leseproben sprechen ja für sich (s.u.). Ich weiß nicht, wie viele Neueinstellungen von selfpublishern es täglich gibt, aber so ganz ungefiltert kann man sie einfach nicht durchlaufen lassen.
    Für mich als Kunde ist die ganze Sache inzwischen so unübersichtlich geworden, dass ich gar keine selfpublisher mehr ansehe und dabei vielleicht auch die guten Sachen übersehe.

  • Zu den Texten, auf die die Welt nicht gewartet hat, kommt noch grober Unfug in Form von juristischen und medizinischen Ratgebern unter Pseudonym durch Laien. Mich wundert, dass es in Deutschland (noch) keinen Paragraphen gibt, der das verhindert. Schließlich muss man selbst zur Eröffnung einer Imbissbude Mindestanforderungen genügen.

  • Ich finde es überhaupt immer wieder erstaunlich, wieviele Laien sich sofort mit vermeintlich juristischen Kenntnissen zu Wort melden, wenn irgendwo eine rechtliche Frage gestellt wird.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



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    (Danny Kaye) :flowers

  • Hallo Alice Thierry,


    Zitat

    Ich finde es überhaupt immer wieder erstaunlich, wieviele Laien sich sofort mit vermeintlich juristischen Kenntnissen zu Wort melden, wenn irgendwo eine rechtliche Frage gestellt wird.


    Du hast eine Vorlage geliefert, die mich ergänzen lässt, warum neben den steten Forderungen nach juristischer Sanktion eine besonders hohe moralische Messlatte angelegt wird.
    Dann und wann dürften sich einzelne Forumsmitglieder fragen, ob sie den ehrenwerten Ansprüchen anderer noch genügen.

  • Zitat

    Original von Alice Thierry
    Ich finde es überhaupt immer wieder erstaunlich, wieviele Laien sich sofort mit vermeintlich juristischen Kenntnissen zu Wort melden, wenn irgendwo eine rechtliche Frage gestellt wird.


    Naja - viele beziehen ihr Wissen eben aus den Gerichtsshows. Und da sage bitte dann niemand, das Privatfernsehen wäre kein Bildungsfernsehen. Ganz im Gegenteil.


    Und nach zwei Folgen dieser Gerichtsshows hat man halt das notwendige juristische Wissen intus um einen Rechtratgeber zu schreiben.


    :grin :grin


    Salonlöwin schreibt:

    Zitat

    Dann und wann dürften sich einzelne Forumsmitglieder fragen, ob sie den ehrenwerten Ansprüchen anderer noch genügen.


    :gruebel Das habe ich jetzt nicht so ganz verstanden......

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  • Welcher juristische Laie hat sich hier mit vermeintlichen Fachkenntnissen zu Wort gemeldet? :wow


    Zitat

    Amazon müsste also Sorge dafür tragen, dass das Angebot und die dazugehörigen Leseproben eben nur berechtigten Personen zugänglich gemacht werden. Das dürfte allerdings unglaublich schwierig sein.


    Amazon hat - zum Beispiel im Bereich "Games" - Ab-18-Produkte im Angebot. Kauft man solche, muss man sich bei der Paketübergabe/-abholung entsprechend identifizieren, weil derjenige, der das Produkt entgegennimmt, volljährig sein muss. Bei Leseproben und Elektrobüchern ist das schwerlich möglich; es genügt auch nicht, dass vom angemeldeten Amazon-Kunden bekannt ist, dass er volljährig sein müsste. Damit ist nämlich längst noch nicht sichergestellt, dass derjenige, der die Leseprobe liest oder das Buch lädt, auch volljährig ist.


    Um nicht missverstanden zu werden: Literatur darf auch ganz explizite Sexszenen enthalten, Gewalt aller Art u.v.a.m. - das ist im Rahmen der künstlerischen Freiheit absolut zulässig, und das Regulativ an dieser Stelle müssten die Eltern sein, die verhindern, dass sich die Kids mit derlei beschäftigen. Sex in Büchern und Pornografie sind nicht das gleiche.

  • Zitat

    Original von Tom
    Welcher juristische Laie hat sich hier mit vermeintlichen Fachkenntnissen zu Wort gemeldet?


    Nicht in diesem Thread. Aber ich habe dergleichen immer wiedermal in verschiedenen anderen bemerkt.


    Im Übrigen strotzt das Internet von irgendwelchen Frage-Antwort-Seiten à la "gutefrage" oder "werweisswas", in denen alle möglichen Leute ihr gefährliches Halb- oder Garnichtwissen zum Besten geben.


    Das stiftet nicht nur fürchterliche Verwirrung, sondern schafft auch noch falsche Vorstellungen, die weiter und immer weitergegeben werden.

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  • Alice, das ist ein generelles Problem, das wir nicht ändern können. Man ist schnell mit Meinungen zur Hand ..., das ist menschlich. Aber: auch Spezialisten können sich irren!


    Wenn du als Spezialistin, wie ich deinem Profil entnehmen kann, es besser weißt, dann fände ich es konstruktiver, uns mit Rat zur Seite zu stehen, anstatt dich über Zustände zu mokieren, die du eh nicht ändern kannst, oder?

  • Selbst "Fachleute" halten sich mit der Bewertung juristischer Vorgänge zurück, wenn sie nur eine allgemeine und/oder eine einseitige Darstellung kennen. Und bei Wikipedia gibt es nicht ohne Grund einen "Allgemeinen Hinweis zu Rechtsthemen", weil die allgemeine Zusammenfassung juristischer Sachverhalte nur selten auf konkrete Vorgänge adaptierbar ist. Davon abgesehen entscheidet nicht das Gesetz selbst, sondern (im Streitfall) das Gericht. ;-)


    Außerdem ist das doch eine schöne Ausgangssituation für wunderbare Diskussionen, oder nicht?

  • Zitat

    Wenn du als Spezialistin, wie ich deinem Profil entnehmen kann, es besser weißt, dann fände ich es konstruktiver, uns mit Rat zur Seite zu stehen, anstatt dich über Zustände zu mokieren, die du eh nicht ändern kannst, oder?


    Lieber beisswenger,


    ich weiß nicht, was Du beruflich machst, aber wenn Du z.B. Klemptner wärst, würdest Du auch nicht mal so im Vorbeigehen gratis Rohre austauschen oder die Toilettenspülung richten. Anwälte haften zudem für die Auskünfte, die sie sie erteilen. Insofern gibt keiner mal ebenso aus reiner Menschlichkeit kostenlosen Rechtsrat, allenfalls allgemeine Auskünfte.


    Über die Zustände habe ich mich im Übrigen nicht mokiert, sondern ich ärgere mich darüber, weil soviel Mist geschrieben wird und so viele Menschen vorgeben, über Kenntnisse zu verfügen, die sie tatsächlich nicht besitzen.


    Ich denke, es ist ein interessantes Phänomen unserer Zeit, dass die Leute sich viel mehr Kompetenzen zugute halten als früher. Vielleicht, weil man heute soviel aus dem Internet entnehmen kann. Kann ja heute auch jeder ein Buch schreiben und veröffentlichen und seine Privatfilme der ganzen Welt zugänglich machen. ;-)

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