Erleben die kleinen Buchhandlungen eine Wiederauferstehung?

  • Zumindest was mein ganz persönliches Kaufverhalten anbelangt, lässt sich die Eingangsfrage ganz deutlich mit JA beantworten.


    Habe ich früher aus reinen Bequemlichkeitsgründen neue Bücher fast ausschließlich via Internet geordert, so bin ich vor ein paar Monaten wieder dazu übergegangen nun zu 100% bei unserem kleinen, unabhängigen Buchhändler im Ort zu bestellen und zu kaufen.


    Einfach aus dem Grund heraus, dass ich mir unsere Fußgängerzone nur sehr ungern OHNE ihn vorstellen möchte!

  • ich habe mich letzte Woche erst mit der Besitzerin meiner kleinen Stammbuchhandlung unterhalten. Die haben vor ein paar Jahren erst aufgemacht, ein engagiertes Ehepaar, beide Buchhändler und absolut begeistert. Sie meinte, sie könnten sich über zu wenige Kunden nicht beklagen, es läuft. Und wenn man im Laden ist, ist man selten der einzige Kunde (und der Laden ist wirklich nur winzig!).


    Ich muss aber auch sagen, wenn es diesen Buchladen nicht mehr geben würde, würde ich wohl viel mehr über meinen Kindle lesen. Beratung und Empfehlung brauche ich eigentlich nicht, die hole ich mir hier.

  • Uert, das wird auch immer so bleiben, denn amazon verkauft die englischen Titel teilweise unter dem EK.
    Da wird keine Buchhandlung mithalten können.
    Tja..



    resignierte Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Ich kaufe mir die meisten Bücher gebraucht, zurzeit oft über amazon, demnächst vielleicht auch hier. Und ich schaue recht oft ins Antiquariat hier um die Ecke, und wenn dort etwas für mich dabei ist, nehme ich es mit. Der Besitzer ist ein Unikum, es gab schon eine Menge interessante Gespräche. Er besorgt auch immer sehr gerne gebrauchte Bücher für mich, also geh ich gerne dort rein und habe immer schon Angst, dass der SuB wieder zu doll wächst.


    Der kleine Buchladen, der hier in der Nähe ist, hat eine Auswahl an Büchern, die mir schon sehr oft Enttäuschungen beschert hat, darum geh ich dort nicht mehr gerne stöbern. Auch sind mir einige der Verkäuferinnen einfach zu unfreundlich, sie vermitteln gerne den Eindruck, dass sie schwer beschäftigt sind und ich sie bei der Arbeit störe, die anscheinend nicht unbedingt im Kundenservice besteht. Wenn ich hingehe, weil ich in ein Buch erst hineinschauen will, bevor ich es kaufe, haben sie es nicht. Wenn ich telefonisch etwas bestellen will, muss ich fast immer warten, manchmal auch recht lange. Die Ansage lautet "Kleinen Moment bitte," und dann hänge ich 5-10 Minuten da und warte.
    Das nervt. Mein Tag hat auch nur 24 Stunden. Wäre das Verhalten der Verkäuferinnen anders, würde ich dort fast alle Bücher, die ich neu kaufen will, bestellen. Aber so?
    Der Laden hat jetzt neben Büchern eine Auswahl an besonders schönen Tassen, Geschirrhandtüchern, Schürzen,Wärme-Kuscheltieren etc., was auch sichtlich einige Menschen in den Laden lockt. Auch ich konnte nicht widerstehen und habe neulich einen Haufen Geld für schöne Tassen und anderes dort gelassen. Als ich eine Schürze reklamierte, weil gleich beim ersten Waschen der Stoff ausgeblichen war, wollte mir die Verkäuferin die Schürze umtauschen in das gleiche Modell, nur neu. Das Problem der ausbleichenden Farbe hätte ich damit ja genauso bekommen, also lehnte ich dankend ab. Was kam dann? Richtig: ein Gutschein. :bonk. Nur mit Mühe kriegte ich schließlich mein Geld zurück und kann nur kopfschüttelnd sagen: Manche lernen's einfach nicht.

  • Also ich würd eher sagen, generell schaut es für die Buchhandlungen schlecht aus. Egal ob Groß oder klein. Ich arbeite auch in einer, und ich bin allein neben dem Chef da. Und er musste mich auch schon runter stellen vom arbeiten her, weil zu wenig los ist auch. Viele Bücher werden wirklich nur noch bequem von daheim bestellt, was echt schade ist.

  • Ich habe ausnahmsweise das neue Buch von Tom Liehr in einer klassischen Buchhandlung bestellt und nicht bei Amazon oder der Kette Ex-Libris. Ein grosser Fehler! Ein riesengrosser Fehler! Ich habe es leider vorgängig verpasst den Preis nachzusehen.. und habe CHF 24.10 bezahlt! Offizieller Verlagspreis CHF 21.90!


    :fetch :fetch :fetch Tod allen Kleinbuchhandlungen! :grab Und ein tausendfaches Hip Hip hurra auf Amazon!!!


    Ich werd am Montagabend in diese schei** Buchhandlung gehen und dort einen Aufstand und Rabatz machen der sich gewaschen hat! Ich weiss in solchen Fällen meine Aussenwirkung mit meiner Körpergrösse und -masse einzusetzen. Ich verlasse diesen Sauladen erst wenn ich den Mehrbetrag bar auf die Hand zurückerhalten habe! Das neue Buch von Alex Berg habe ich heute dort bestellt... das wird natürlich sofort storniert und bei Amazon (vor) bestellt. Ausser es gibt als als Entschuldigung gratis... :grin ich werd das erwähnen und mal Pauschal so als Wiedergutmachung einfordern.


    Ich weiss das es vom Betrag her um Peanuts geht, damit meine ich nicht Banker Peanuts von ein paar hundert Millionen, sondern um einen Kleinbetrag aber hier geht es mir ums Prinzip!

  • Und mit Amazon auch nicht. Tja, ich werde selbstverständlich berichten wie die Kleinbuchhandlung mit der Kundenreklamation umgeht. Ich werde natürlich den Ausdruck von Ex-Libris bringen und neben den heutigen Kassenbon legen... da kostet das Buch sogar nur 17.50. :grin


    Mein Mitleid mit der Jammer Branche Buch geht immer mehr in den Keller. Es braucht dringend eine Flurbereinigung. Die Guten werden überleben und die Schlechten verschwinden vom Markt. Und das ist auch gut so!

  • @sapperlot: Du warst doch aber gegen die Buchpreisbindung? Und jetzt erwartest Du aber irgendwie doch, dass jedes Buch überall zum selben Preis angeboten wird? Wie kann man denn da dann in einen Laden gehen und Rabatz machen, weil man sich vorher nicht erkundigt hat, was das Buch in welchem Laden kostet?
    Ich rege mich doch auch nicht auf, wenn die CD bei Karstadt 4 Euro mehr kostet als bei Amazon oder Müller oder so. Wenn überhaupt ärger ich mich über mich selbst, dass ich vorher nicht gut genug die Preise verglichen habe.
    Mir tut Dein Buchhändler echt leid.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • .... genau mein Punkt! Aber lasst uns nicht wieder bei der PB anfangen..



    Es scheint tatsächlich einiges in Bewegung gekommen zu sein, uA. hat die Amazonreportage wohl doch eine größere und vor Allem nachhaltigere Wirkung gezeigt als die Experten (und ich) das erwartet hätten. Einigen Umfragen zufolge haben viele Menschen ihr Einkaufsverhalten der "dunklen Seite der Macht" gegenüber geändert.


    Jetzt muss der Buchhandel nur zusehen das er diese Chance nicht verpennt.


    Für Deutschland bedeutet das den Arsch hochkriegen und ranklotzen, für die Schweiz bedeutet das alles so billig wie möglich zu verkaufen....

  • Zitat

    Original von xexos


    Und was heißt das konkret und operativ? Plant ihr irgendwelche Aktionen? Wie wird das beim Buchhandel intern diskutiert?


    Im Augenblick läuft eine vom Börsenverein ins Leben gerufene flächendeckende Kampagne - wen das hier noch keiner gemerkt hat bestätigt das schon meinen nächsten Punkt....


    Was ich vor allem meinte ist das der einzelne Buchhändler für sich endlich aufwacht und sich auf das besinnt, was nicht nur seine Stärke und sein Job ist, sondern was wir Amazon voraus haben, vor allem anderen die persönliche, individuell auf den Kunden zugeschnittene Empfehlung!


    Ich habe vor einiger Zeit mal das Empfehlungssystem bei Amazon ausprobiert - ein Buch eingegeben und nachgeschaut was mir zum Kauf empfohlen wurde.


    Das hatte ich entweder schon oder hatte es bewusst ignoriert, ausserdem dreht ich mich immer irgendwie im Kreis.


    Ich hab damit aufgehört als mir - ich hatte als Suche einen Horrorautor eingegeben - neben diversen Gruselromanen eine aufblasbare Sexpuppe angeboten wurde....


    ...nun, sowas passiert im Buchhandel nicht!


    Leider, so muß ich immer wieder feststellen, nachdem was ich zB. hier, aber auch von den Verlagen so höre, gibt es im Buchhandel zu viele rückwärtsgewandte, konservative, schnarchnasige Jammerlappen, die nie begreifen das sich die Zeiten nun einmal ändern, und das man dem Rechnung tragen muss!


    Ein wesentlicher Teil der derzeitigen Buchhandelskrise ist definitiv hausgemacht, weil man lieber noch ein Gremium ins Leben ruft und noch eine Verein gründet um auf mehr oder weniger hohem Niveau zusammen zu jammern wie Scheisse doch alles ist.


    Dabei könnte man die Zeit und Energie darauf verwenden zB. Lesungen zu organisieren, irgendwelche Mitmachaktionen für für Kinder zu veranstalten usw.... es gibt so vieles was man tun kann ohne in blinden Aktionosmus zu verfallen, man muss nur - ich zitiere ich mal selber - den Arsch hochkriegen!

  • Bodo : Lesungen z.B. würden mich definitiv mehr an meinen Buchhändler vor Ort binden.
    Aber was die Empfehlungen angeht. Da bekomme ich zwar keine Gummipuppen empfohlen, aber ich habe den Eindruck, dass in meinen zwei Buchhandlungen hier nur Aushilfen arbeiten, die gezwungenermaßen sich mit den Bestsellern ein bisschen auskennen.....aber Empfehlungen? Hab ich von denen auch noch nie bekommen. Zumindest keine, die zu mir passen, wenn überhaupt, bekomme ich dann eben den neuesten Bestseller empfohlen - was aber so gar nicht das ist, was ich gerne lese.
    Vielleicht setzen die Buchhändler auch einfach zu sehr auf die "nur-mal-zwischendurch-den-Bestseller-Leser" und könnten viel mehr Gewinn machen, wenn sie ihr Angebot und auch die Beratung ausrichten würden auf Vielleser. Was helfen einem zig Leute, die pro Jahr dann 3 Bestseller kaufen, wenn man Kunden an sich binden könnte, die pro Woche 3 Bücher kaufen?
    Aber das fehlt mir einfach in meinen Buchhandlungen hier. Empfehlungen gibt es da gar nicht, außer eben die Bestseller. Und wenn ich was bestelle, werde ich angeschaut, als wär ich doof, weil der Mitarbeiter (meist eine Aushilfe, die eben da arbeitet, aber mit Büchern nicht viel anfangen kann, nur eben das kennt, was man wohl so gerade kennen muss) weder Buch noch Autor kennt.
    Wir sind zwar nicht in der Schweiz, aber in einer Buchhandlung, die mich wirklich dann berät und mir Tipps gibt, da würde ich dann für ein Buch auch 2 Euro mehr zahlen als woanders.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Ich scheine ja wirklich Glück mit meiner kleinen Buchhandlung zu haben.
    Zwar klein aber kompetent.
    Sehr freundliche Buchhändlerinnen, die mich schon persönlcih kennen.


    Ebenso meinen Geschmack und meine Eigenart, ihnen zu empfehlen, welche Bücher und Autoren sie unbedingt noch anschaffen müssen und welche so richtig gut sind :grin

  • Also ich finde schon, dass viele kleine Läden wieder einen Aufschwung bekommen! Ich, als Dorfbewohner, muss es gerade hier bei uns selbst erleben! Mein örtlicher Buchhändler ist immer brechend voll und kann sich vor Kundschaft kaum retten. Das liegt hier vielleicht auch daran, dass es der einzige in der Nähe ist!
    Aber letztendlich finde ich die kleinen Läden sowieso viel schöner, auch wenn nicht immer alles vorrätig ist!
    Leider ist der Buchhandel für viele Amazon, da sie denken, dass es dort billiger ist und die Buchpreisbindung nicht kennen... Schade!

  • Frettchen : Was Du ansprichst höre ich tatsächlich sehr oft, viele scheinen leider nicht kapiert zu haben worin ihr Job tatsächlich besteht.


    Und warum sollte jemand irgendwo hinlatschen um sich ein Buch auszusuchen wenn er das bequem von zu Hause aus tun kann?



    Aber diese Buchhandlungen werden (hoffentlich) nicht überleben, und mit etwas Glück machen sie Platz für bessere Leute....

  • Ich gehe gerne zu Lesungen in kleine Buchhandlungen. Wir haben hier in Hannover eine gute. Allerdings habe ich mich letzten auch dort geärgert. Ein amerikanischer Autor hat dort eine Lesung gehalten. Er war natürlich mit seinem deutschen Verlag unterwegs und einer deutschen Sprecherin.
    Das Buch ist allerdings auch in Englisch erschienen. Ich hätte es sehr gerne in Papierform auf Englisch vor Ort gekauft... Leider nicht möglich. Obwohl sie auch eine Abteilung für englische Bücher haben.
    Auf meine Frage vor Ort und eines Kommentars bei Facebook, war die Aussage:
    "Der Autor war mit seinem deutschen Verlag dort. "
    Aber ich als Kunde der Buchhandlung, interessiere mich nicht für die Antwort, die dem Verlag vielleicht gefallen würde! Ich wollt als Kunde vor Ort für ein deutlich teueres englisches Exemplar mehr bezahlen als für das E-Book von Amazon.
    Es kam wir es kommen musst... Den Umsatz für das englische Buch hat nicht der kleine Buchhändler vor Ort gemacht!
    Das fand ich keine gute Kundenorientierung! Im übrigen hätte der deutsche Verlag das doch eigentlich nicht mitbekommen können, wenn ich unten im Erdgeschoss an der Kasse das englische Buch gekauft hätte?!


    Aber so gewinnt oder überzeugt man eben keine Kunden, nur die Verlage....
    Ute