Erleben die kleinen Buchhandlungen eine Wiederauferstehung?

  • Ich finde in einigen großen Buchhandlungen gibt es schon viel Auswahl, vor allem wenn es ein gut sortiertes Klassikerregal gibt. Ist aber selten, das stimmt.


    Zitat

    Original von chiclana


    Ich mag sie, wenn sie genau die richtige Mischung aus in Ruhe lassen und Beratung hinbekommen. Die schaffen es dann auch meistens, dass ich viel mehr kaufe als ich vorhatte und glücklich und zufrieden bin. :lache


    das würd ich mir auch wünschen!

  • Zitat

    Original von Elbereth: Große Flächen sind bei einbrechenden Umsätzen einfach nicht mehr zu bezahlen, das Personal, das von Nöten wäre, um die Fläche zu bewirtschaften kann mit dieser schlicht nicht mehr bezahlt werden. Geschweige denn die teilweise horrenden Mieten in den sogenannten A und AB Lagen.


    Ich durfte heute Zeit totschlagen und so stattete ich Thalia einen Besuch ab.
    Unveränderte Ladenfläche mit üblichem Personal. Die Beschäftigten können offensichtlich die Regale füllen, nur erstaunte mich der Umstand, dass dort wo ich einstmals Bücher fand jetzt alles andere steht, wie z.B. Kalender, Notizbücher und der einstige Sach- und Kinderbuchbereich nunmehr einem Spielzeugladen gleicht und sich der Besuch der oberen Etage für mich überhaupt nicht mehr lohnt.


    Zitat

    Priginal von Elbereth:Ich sage nur, dass das Zukunftsmodell die kleine Fläche sein wird, mit weniger Miete, mit spezieller Auswahl und oder Spezifizierung und mit Buchhändlern, die passioniert besondere Schwerpunkte setzen, eben solchen, die im Internet nicht in dieser Form zu bekommen sind.


    Genau an dieser Stelle hätte Thalia bereits vor langer Zeit ansetzen können, macht es aber nicht. Unterstellt man, dass in der Geschäftsführung nicht ganz dumme Köpfe sitzen, sind die Alternativen geprüft worden und wurden für nicht gut befunden. Am Ende setzt die Buchhandelskette eher auf den Ausverkauf von Laptoptaschen (tatsächlich heute am Eingang in einer Ramschkiste gesehen) und in China produziertes Spielzeug, das mit großer Gewissheit ganz andere Margen als das Kulturgut Buch zulässt.
    Der Leser muss diese Unternehmensstrategie nicht gutheißen, zumindest solange nicht wie es andere Optionen gibt.


    Ach ja, ich besuche in letzter Zeit häufiger Antiquariate. Zwei werden von sozialen Vereinen unterhalten, die recht bemüht sind, doch beim näheren Gespräch erkennen lassen, dass die Angestellten weder eine Buchhändlerausbildung absolviert haben noch Vielleser sind. In zwei weiteren Antiquariaten, in denen ich Stammkunde bin und bei denen sich die Bücher bis unter die Decke stapeln, zeigt sich ganz deutlich, dass die Inhaber eine entsprechende Ausbildung durchlaufen haben, ihren Bestand im Kopf haben und mich nicht die Namen von Literaturnobelpreisträgern buchstabieren lassen müssen ;-).
    Von mangelnder Kundschaft auf kleinster Fläche kann dort keine Rede sein, die Kunden werden auch nicht zugetextet und mit Verkaufsgesprächen belästigt, sondern erhalten Beratung nur auf Wunsch.
    Das entspricht genau meinen Vorstellungen von einem angenehmen Besuch in einem Buchladen.

  • Das hier ist ja nicht die erste Diskussion zum Buchhandel und die Vor und Nachteile...


    Was mich wundert ist, das in der Vergangenheit und auch sicherlich jetzt viele Leute gerade Amazon als Vorteil erachte, weil die Lieferzeit nur 1 Tag beträgt.


    Ich stelle mir die Frage was für einen Vorteil es da gibt, ruft man bis Nachmittags in einer Buchhandlung an, bekommt man das Buch sogar am nächsten Morgen.


    Die Frage die man sich stellen muss, darf man zulassen das die kleinen und die großen Buchhandlungen zerstört werden, ist es gut nur noch eine Nummer zu sein und ist es gut einem Unternehmen die ganze Marktmacht in die Hand zu geben.


    Ich denke genau diese Gedanken bringen einige Leute in letzter Zeit zum nachdenken und ich denke das ist auch richtig so.


  • du drückst gerade ziemlich gut aus, was ich schon seit Längerem denke!

  • Whooomaster, Du hast schon recht. Aber der Vorteil bei Amazon ist, die liefern nach Hause.
    Nur eine "Nummer" bin ich in der örtlichen unabhängigen Buchhandlung und der örtlichen Mayerschen auch.
    Weil ich aber möchte, dass für "Leseneulinge" die Buchhandlungen bestehen bleiben ( als ich als Teenie anfing, da hab ich immer was gefunden in den Buchhandlungen hier, aber mittlerweile habe ich eben so viele Bücher, dass ich dort kaum was finde, außer Bestseller, die mich aber meist nicht interessieren), bestelle ich online in meiner Buchhandlung hier und hole dann das Buch ab. Aber irgendwie widersinnig ist das schon. Ich gucke also erst bei Amazon, welches Buch mich interessiert, und bestell es dann woanders.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Also mein Lieblingsdealer ist sicher weder Hugendubel noch Weltbild oder Thalia, aber so ganz klein ist Lehmanns generell und auch hier in Leipzig nicht, aber 80% der MitarbeiterInnen sprechen mich mit Namen an und nicht mit Nummer, was sicher daran liegt, dass ich ab und zu ein Buch dort kaufe (oder auch zwei oder drei :grin)

  • Das Problem ist, dass die großen Flächen nicht mehr zu bewirtschaften sind.
    Sie sind schlicht zu teuer!
    Personal und Miete wird in fast allen Großflächenfällen schon lange nicht mehr vom Umsatz getragen und so sind viele durch die letzten Jahre mit dem Prinzip "Augen zu und durch" gegangen, und mit der festen Hoffnung, dass es schon besser werden wird.
    Wird es aber nicht.


    Auch nie mehr werden.


    Daher kleine Fläche oder nix.



    schlußausfertig Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Hier gibt es drei entzückende kleine Buchhandlungen. Mein Lieblingsgeschäft - weil ich dort täglich vorbei gehe - hat nur einen viereckigen Ladenraum. Und doch finde ich alles was ich will. Vielleicht wie eine Etage Lehamanns :lache
    Dann haben wir noch einen kleinen Laden mit Buchkeller für Veranstaltungen. Wobei er etwas eng ist, um nur so mal zu schmökern.
    Als Dritten, haben wir noch einen kleinen aber feinen Buchladen, in dem aber überwiegend Fachliteratur verkauft wird. Ein berufliches Kleinod für Beowulf :wave


    Aber alle drei Läden sind eigentlich immer gut besucht.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Zitat

    Original von Frettchen
    Whooomaster, Du hast schon recht. Aber der Vorteil bei Amazon ist, die liefern nach Hause.


    :write


    Zur Buchhandlung muss ich dann noch 20-30 Minuten laufen oder den Bus nehmen. Das überlegt man sich dann schon zwei Mal.


    Ein ganz wichtiges Argument für mich ist aber auch, dass der Buchhandel bei fremdsprachigen Bücheren preislich einfach nicht mit dem Onlinehandel mithalten kann. Und auch Mängelexemplare kriege ich inzwischen bei arvelle und Co billiger.

  • Nein, ich glaube, dass weder die kleinen noch großen Buchhandlungen weiterhin eine Chance haben. Amazon & CO, also der Internethandel an sich, boomt halt weiterhin und ist in der heutigen hektischen Zeit einfach eher die Form von Konsum. Man möchte zwar vor Ort auch stöbern, aber wie oft erlebt man in Buchhandlungen Kunden, die ewig schauen aber wenig/garnicht kaufen.


    Und sind wir doch mal ehrlich.. wenn ich ein Buch kostenlos ins Haus geliefert bekomme nutze ich doch lieber diese bequeme Variante statt noch Zeit und Geld für die Fahrt zur Buchhandlung zu investieren.


    Zitat

    Ich stelle mir die Frage was für einen Vorteil es da gibt, ruft man bis Nachmittags in einer Buchhandlung an, bekommt man das Buch sogar am nächsten Morgen.


    Schön wärs.. Ich habe das auch immer gedacht, als ich vor hatte, die kleine Buchhandlung vor Ort zu unterstützen. Dann hieß es aber an einem Tag plötzlich ,,nööö, das Buch ist noch nicht da, Montags werden wir nicht beliefert.." Das finde ich dann einfach nicht mehr zeitgemäß, wenn man dem Internethandel trotzen möchte.

  • Ich glaube auch, dass es nicht mehr kleine Buchhandlungen geben wird weil die großen zumachen. Und die großen machen wahrscheinlich deshalb zu, weil viele ihre Bücher online kaufen oder eben e-books. Warum sollten dann kleine Läden am Ende besser da stehen?


    Sicherlich finde ich so kleine gemütliche Läden schön, aber da gibt es meistens auch nicht alles und muss dann auch bestellt werden. Ich finde hier in Köln hat nicht mal die Mayersche alles auf Lager. Bücher die ich mir hier auf die WL setze oder bei Amazon, suche ich dort sehr häufig vergebens, so dass ich letztlich dann online kaufe.


    Vor einiger Zeit wollte ich Mitternachtskinder kaufen und ich habs nirgends bekommen, bis ich es irgendwo in einem modernem Antiquariat gefunden habe.


    Also glaube ich zumindest in Großstädten nicht an Wiederbelebung kleiner Läden.

  • Es geht nicht darum, dass neue kleine Buchhandlungen aufmachen, aber die Chance ist da, dass die, die bereits existieren einen Aufschwung erleben.


    Kleine Läden stehen besser da, weil keine große Fläche Miet- und Nebenkosten verursacht, kein hohes Personalaufkommen diese Fläche bewirtschaften muss und der Lagerbestand Flächenbedingt klein ist.


    Es ist ganz einfach, ich vergleiche es immer mit den geliebten Tante Emma Läden, die ja sooo gemütlich und sooo nett, und vor allem sooo persönlich waren.
    Alle sprachens und verschwanden gen Lidl und Aldi und das Ergebnis kennen wir.
    Seit einiger Zeit ist aber ein anderer Trend zu erkennen, Leute die bewußt in kleine Bioläden gehen oder bei dem türkischen Gemüsehändler oder auf dem Wochenmarkt ihren Einkauf tätigen, nettes, persönliches Gepräch inklusive.


    Und dieser Trend ist auf den Buchmarkt bezogen eine Chance für die kleinen Ladenflächen.
    Die bewusste Abkehr vom Überwachungstaat Amazon, die Chance auf eine kompetente, persöliche Beratung, buy local ist wieder in und das ist, wie gesagt keine Garantie, zumindest aber eine Chance.



    abgeklärte Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

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  • Also ich würde sehr gerne in einen Buchladen gehen. Nur bei dem einen darf man nicht auf die Idee kommen was zu fragen. Wehe man will nicht das was die dahaben.
    Ging mir echt schon so, ich fragte nur nach dem neuen Teil von das Tal, dann hat die mich angemacht der wo da steht sei der neue und einen anderen gibt es nicht.
    Komischerweise gab es den in der Kette 4 Häuser weiter. Also gehe ich da auch nicht mehr hin ganz einfach.
    Dann gibt es bei uns jetzt nur noch zweimal Hugendubel. Da war ich aber seit der Übernahme noch nicht drin.
    Im Nachbarort gibt es zwar einen kleinen Buchladen, da habe ich auch schon gut eingekauft, allerdings darf man da keine Ansprüche stellen, denn die sind nur auf die Touris eingestellt.
    Wenigestens besorgt der Schreibwarenladen am Ort auch mal was wenn man es nicht bestellen will, allerdings mit sehr langer Wartezeit.
    Meistens greife ich dann doch auf das Netz zurück und lasse es mir schicken, aber immer über den kleinen Buchhändler im Nachbarort.

  • Gut, soetwas ist natürlich vollkommen indiskutabel.
    Freundlichkeit,. Bemühen, Beratungskompetenz und das Interesse am Kunden setze ich voraus für einen Betrieb, der allein über diese Stärken eine Existenzberechtigung hat.


    In diesem Fall, könntest Du durchaus sagen: "Schade, dass sie mein Bemühen, den lokalen Buchhandel zu unterstützen durch Ihre offensichtliche Gereiztheit und Unfreundlichkeit torpedieren, das Buch können Sie gern anderweitig verkaufen, einen schönen Tag noch"



    resolute Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson


  • schön gesagt :wave



    Ich finde ja beides toll:
    in einer großen Buchhandlung in einer "Abteilung" vor einem großen Regal auf einem Hocker zu sitzen und stundenlang in Neuerscheinungen und Büchern zu blättern, völlig versunken und das Drumherum ausblendend, dann wiederum mit Freunden über die Bücher reden, sich gegenseitig Bücher empfehlen.. und hinterher die Bücher, die am besten gefallen mitzunehmen..


    und genauso auch, eine kleine Buchhandlung zu besuchen und gut beraten werden, interessante Gespräche zu führen, Bücher über Nacht bestellen..


    Das alles ist für mich etwas ganz besonderes, das einfach zu meinem Leben dazu gehört und das alles kann mir amazon nicht bieten, auch nicht über Ebooks oder günstigere Mängelexemplare.


    Wenn ich sowieso auf dem Weg zur Schule/Uni/Arbeit/Freunden an der Buchhandlung vorbeikomme, wieso soll ich dann nicht auch meine Bücher dort bestellen und abholen, das ist fast genauso gut, wie zuhause beliefert werden oder eigentlich sogar noch besser :-)



    Ich hoffe sehr, dass beide Formen, also große und kleine Buchhandlungen, erhalten bleiben. Letztens hab ich auch einen Artikel dazu gelesen, der eigentlich recht positiv klang... wenn ich ihn finde, verlink ich ihn :wave

  • Ich kam gerade auf die Idee, bei einer kleinen Buchhandlung in der Nähe per email eine Anfrage wegen zweier Bücher zu schicken, habe aber festgestellt, dass dieser Laden internetmäßig so gut wie gar nicht präsent ist.


    Auch nicht gerade förderlich! :-(

  • In diesem Zusammenhang finde ich den Zeit-Artikel hier sehr interessant:


    Zähne zeigen


    Kurz gesagt geht es darum, dass die übermächtige Konkurrenz Amazon vor allem den großen Ketten wie Thalia zu schaffen macht, wovon die Kleinen wiederum halbwegs unberührt bleiben oder sogar profitieren.



    Die Großketten teilen sich mit Amazon nämlich als Hauptumsatzgenerierer die sog. Zielkäufer, also Leute, die schon vorher wissen, welches Buch sie wollen und dann genau das kaufen.
    Leute, die stöbern und erst anhand der Fundstücke entscheiden, was sie kaufen möchten, werden dagegen viel stärker von den unabhängigen Buchläden angesprochen, vermutlich auch, weil die ein bunteres Sortiment haben.


    Finde ich gut.


    LG, Andrea

  • Zitat

    Original von Beatrix
    Der Buchhandel insgesamt steckt in einer Krise. Dass ausgerechnet die kleinen unabhaengigen Laedchen davon profitieren sollten, kann ich mir nicht vorstellen. Das ist doch eher Wunschdenken. Und unser eigenes Kaufverhalten hier bei den Eulen ist da doch alles andere als repraesentativ fuer die Gesamtbevoelkerung.


    Dem kann ich nur zustimmen. Ich bin in unserer Stadtbibliothek angemeldet und zusätzlich in 2 Onleihen. Vor kurzem bin ich meine Wunschliste durchgegangen. Von 20 Büchern kann ich 15 über meine Büchereien lesen. Ich gebe seit einer Weile deutlich weniger Geld für Bücher aus und komme trotzdem mit dem Lesen kaum noch nach.

  • Ich versuche mein Scherflein beizutragen, um die kleinen Buchhändler vor Ort zu unterstützen. Das führt dazu, dass mein Zu-lesen-Stapel immer höher wird, denn auch unsere Stadtbibliothek ist recht gut bestückt und es werden viele neue Bücher angeschafft (ich kann auch Wünsche äußern) und ich habe absolut keine Chance mehr, mit dem Lesen hinterher zu kommen.
    Meine Buchhandlung ums Eck versucht der Krise zu begegnen, indem vermehrt zusätzlich zu den Büchern Geschenkartikel, Tees und Kräutermischungen zum Räuchern (+ Räucherworkshop mit der Kräuterhexe und entsprechender Literatur) angeboten werden.