Flughafen Berlin Brandenburg „Willy Brandt“

  • Flughafen Berlin Brandenburg
    „Willy Brandt“


    geplante Eröffnung:


    2012 - abgesagt
    2013 - abgesagt
    2014 - vielleicht


    In den letzten Monaten kommt eine Hiobsbotschaft nach der anderen vom Flughafen Berlin Brandenburg „Willy Brandt“ der einst mal als modernster Flughafen Europas geplant war und inzwischen zum Sinnbild für Baufusch, Fehlplanung und Unfähigkeit der Verantwortlichen wurde.


    Dazu ein Bericht von stern.de


    http://www.stern.de/politik/au…fft-es-nicht-1951756.html


    Das ganze ist doch einfach nur noch peinlich.

  • Whooomaster,


    bitte nur verlinken und nicht den ganzen langen Textauszug hier reinsetzen. Daaaaaaaanke!


    Und was das Thema angeht, muß ich mich erst mal wieder auf den aktuellen Stand bringen. :lache

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Batcat


    Und was das Thema angeht, muß ich mich erst mal wieder auf den aktuellen Stand bringen. :lache



    Da konnte man sich gestern gar nicht vor retten - sei es im Fernsehen oder im Radio - egal, was ich angeschaltet habe. :grin

  • Ich kann's nicht mehr hören. :bonk In Berlin lasse ich mich immer vom Radio-Wecker wecken. Seit MONATEN jeden Morgen dieser Flughafen in den Lokalnachrichten ... Wofür in Berlin Geld hinausgeworfen wird, geht auf keine Kuhhaut.

  • ich ärgere mich tierisch über dieses Thema, vor allen Dingen will niemand die Verantwortung tragen! Und die Kosten steigen und steigen - klar interessiert es die nicht - ist ja nicht deren Kohle, zahlt nachher ja eh wieder der Steuerzahler.....
    Und dann soll der BER Flughafen-Chef noch eine Abfingung von ca. 1,8 Mio Euro bekommen, dafür, das man das Ding gegen die Wand gefahren hat??????????????????????

  • Ein Freund von mir arbeitet auf der Baustelle, im IT-Bereich. Die Geschichten, die er mir während der vergangenen zwei Jahre über das Geschehen dort, die Kompetenzstrukturen, Planung, Umsetzung und Qualitätssicherung erzählt hat, sind zwar irre amüsant, aber auch absolut haarsträubend. Ebenso haarsträubend ist zweifelsohne, wie die Öffentlichkeitsarbeit, gar die Informationspolitik innerhalb der Strukturen gestaltet ist. Es macht den Eindruck, als gäbe es eigentlich niemanden, der das gesamte Projekt halbwegs im Blick hat.


    Allerdings sollte man einige Dinge auch nicht vergessen. Der Flughafen ist "erst" seit 2006 im Bau, obwohl man gefühlt der Meinung ist, es würde seit der Wiedervereinigung an dem Ding geschraubt. Man kann auch nicht einfach eine "Wir bauen Flughäfen"-Spezialfirma beauftragen; solche Firmen gibt es nicht. Jeder Flughafen ist neu und anders. Wir erinnern uns daran, dass beispielsweise London-Heathrow auch nicht pünktlich fertig war; nach der Inbetriebnahme gab es noch monatelang heftige Probleme dort. Und die Kosten - na ja. Das liegt ein wenig auch an den Ausschreibungsverfahren generell. Jeder weiß, dass solche Großprojekte nie zum "Best case"-Tarif gebaut werden können, und es ist ein offenes Geheimnis, dass man bei Bauten dieser Größenordnung grundsätzlich ungefähr das doppelte des Ursprungsetats annehmen muss. Das gilt für beinahe jede Baustelle ähnlicher Art, nur wird es eben selten kommuniziert. Die Bahn baut keinen einzigen Bahnhof für die Kosten, die ursprünglich mal angesetzt waren. So verhält es sich auch bei gewaltigen Bürobauten, Restaurierungsmaßnahmen usw. usf. - nur interessiert sich dort kaum jemand dafür. Dass es teurer wird, wissen von Anfang an alle Beteiligten. Wie gesagt, das liegt eher an der Ausschreibungsstruktur.


    Natürlich ist schon ein wenig erstaunlich, dass erst vier Wochen vor dem zweiten Eröffnungstermin "bekannt wird", dass die Brandschutzanlage an der ursprünglichen Planung vorbeigebaut wurde, und ich warte nach wie vor auf die Information darüber, wie zur Hölle derlei möglich war - dafür muss es doch eine verantwortliche Firma, einen Teilplanungsstab, irgendwas geben, die/der das ausgelöst hat. Ich denke, es wäre schon hilfreich, wenn man hier den Finger auf etwas legen könnte, das wenigstens teilweise eine Erklärung liefert.


    Ansonsten. Irgendwann wird das Ding schon fertig werden. Wir haben ja (noch) zwei weitere Flughäfen in Berlin, nämlich den absolut chaotischen Flughafen Tegel und den "kleinen Bruder" des BER, nämlich den Flughafen Schönefeld direkt neben der Baustelle.


    Ich verfolge das Geschehen also mit einem gewissen Amüsement, aber eigentlich interessiert's mich kaum. Großbaustellen sind Großbaustellen. Und Planung ist Planung. Die Realität ist oft ganz anders. That's fucking life. Shit happens. Und so weiter. Flugzeuge fliegen trotzdem, und zwar viel zu viele davon, wie ich meine. Wochenenden in Barcelona zum Billigtarif braucht in Zeiten von Ölverknappung und Klimawandel eigentlich niemand.


    Ach so: Bei aller Aufregung um die Kosten - Flughäfen sind Renditebringer. Schon nach ein paar Jahren wird BER schwarze Zahlen schreiben, ob nun noch eine Milliarde dazukommt oder nicht. Die Steuerzahler bleiben nicht auf dem Geld sitzen. Falls das jemand denken sollte.

  • Wenn die Öffentliche Hand als Bauherr auftritt, dann kann man sicher sein, dass Fehlplanungen, Baukostenverteuerung und sonstige Pannen immer medienwirksam ausgeschlachtet werden. Geht ja schließlich um Steuergelder.


    Kaum einer aber dieser "Es-sind-ja-meine-Steuergelder-Fuzzis" beklagt sich aber, wenn andere Baugroßprojekte von privaten Bauträgern auch aus dem Kostenruder laufen. Da werden die Mehrkosten eben nicht vom "Steuerzahler" (wer immer das auch ist) bezahlt - sondern von den Kunden. Da werden Preise, Prämien etc. eben erhöht - nur wird sich darüber dann kaum beklagt.


    So wurde beispielsweise die A 1 zwischen Hamburg und Bremen durch ein privates Konsortium grundinstandgesetzt. Für diese Bauleistungen bekommen die privaten Investoren die Einnahmen für diesen BAB-Abschnitt aus den Mauteinnahmen. Da das Bauende auch immer wieder verzögert wurde, trifft es hier auch wieder den ominösen Steuerzahler - denn die Frist bezüglich der Einnahmenabschöpfung wurde immer wieder großzügig verlängert; und auch schon während der Baumaßnahme partizipierten die Privatinvestoren an den Mauteinnahmen. Die Investoren bekommen nun eben nicht 10 Jahre die Mauteinnahmen - sondern nunmehr rd. 15 Jahren (bezüglich der Fristen beziehe ich mich auf alte Vereinbarungen; ob die noch in Kraft sind weiß ich aber nicht).


    Trotzdem ist der BER sicher ein Desaster, aber das sind Stuttgart 21 und die Elbphilharmonie in Hamburg auch.


    Ein Desaster ist aber auch, dass der Staat marode Banken saniert; da würde man sich denselben Aufschrei, dieselbe Empörung wie bei BER wünschen. Denn da sind die Auswirkungen für die Staatskasse weitaus schlimmer und viel gefährlicher für unsere Volkswirtschaft.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Hallo, Voltaire.


    Zitat

    Geht ja schließlich um Steuergelder.


    Vorläufig - siehe oben. Flughäfen rechnen sich, jedenfalls in dieser Größenordnung. BER wird das Geld, das er gekostet hat, früher oder später wieder einspielen - wenn er je fertig wird.


    Zitat

    Trotzdem ist der BER sicher ein Desaster


    Ein Desaster ist vor allem die Informationspolitik. Der Bau verlängert sich um drei Jahre. Ja und? Fliegen kann man ja trotzdem. Aus Sicht eines Berliners: Tegel ist, obwohl aus allen Nähten platzend, für die meisten von uns bequemer, weil er viel leichter zu erreichen ist als Schönefeld. Obwohl nicht einmal eine S-Bahn hinfährt.
    Bitter ist die ganze Angelegenheit, und das sollte man nicht vergessen, vor allem für jene mittelständischen Firmen, die sich auf die Planung verlassen haben - und die jetzt keine Geschäfte eröffnen können, für die sie Kredite aufgenommen haben. Und natürlich für jene, die auf Jobs gehofft haben, oder die bereits Zusagen für solche Jobs in der Tasche haben.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    (...) Ein Desaster ist aber auch, dass der Staat marode Banken saniert; da würde man sich denselben Aufschrei, dieselbe Empörung wie bei BER wünschen. Denn da sind die Auswirkungen für die Staatskasse weitaus schlimmer und viel gefährlicher für unsere Volkswirtschaft.


    :write !!!

  • Man mag von Wowereit halten, was man will, aber ihm die Verantwortung für das Chaos rund um den "BER" unterzujubeln, ginge dann m.E. doch etwas weit. Aus Vorsitzender eines Aufsichtsgremiums (!) ist man darauf angewiesen, dass die komplexe Hierarchie, die eigentlich für die Umsetzung des Bauwerks verantwortlich ist, auch nachvollziehbare Informationen liefert. Genau da aber scheint das Problem zu liegen. Wie ich weiter oben schrieb - ich habe noch nirgendwo etwas darüber gelesen, wer eigentlich die Verantwortung dafür trägt, dass eine nicht genehmigte Brandschutzanlage verbaut wurde, und genau das scheint ja zumindest die Spitze des Eisbergs zu markieren. Irgendwer muss doch irgendwann gesagt haben: Hey, es ist zwar dies und das geplant und genehmigt, aber wir bauen jetzt einfach mal das und jenes ein, wird schon keiner merken. Und dieser Jemand war ganz sicher nicht Klaus Wowereit. Der, hiervon abgesehen, wahrscheinlich auch kein Experte für Brandschutzanlagen für Flughäfen ist.


    Ich denke, Wowereit wird einfach die Schnauze voll davon haben, ständig zur Rede gestellt zu werden, wenn es um das Projekt geht, ohne auch nur die geringste Chance zu haben, dort wirklich an den Schwachstellen einzugreifen.

  • Zitat

    Ein Desaster ist vor allem die Informationspolitik. Der Bau verlängert sich um drei Jahre. Ja und? Fliegen kann man ja trotzdem. Aus Sicht eines Berliners: Tegel ist, obwohl aus allen Nähten platzend, für die meisten von uns bequemer, weil er viel leichter zu erreichen ist als Schönefeld. Obwohl nicht einmal eine S-Bahn hinfährt. Bitter ist die ganze Angelegenheit, und das sollte man nicht vergessen, vor allem für jene mittelständischen Firmen, die sich auf die Planung verlassen haben - und die jetzt keine Geschäfte eröffnen können, für die sie Kredite aufgenommen haben. Und natürlich für jene, die auf Jobs gehofft haben, oder die bereits Zusagen für solche Jobs in der Tasche haben.


    Oder auch für diejenigen "Kleinen", die tatsächlich den Konkurrenzkampf gegen Starbucks, McDonald und Co wagen und wohl den Kürzeren ziehen müssen. Oder auch die Mieter Reinickendorfs und Pankows, die schon seit geraumer Zeit erhebliche Mietsteigerungen über sich ergehen lassen mussten und auch weiter müssen, da weniger Fluglärm die Lebensqualität und damit die Mieteinnahmen erheblich steigert. Ich finde es eine einzige Frechheit. Auch in dem Stadtteil, den ich bewohne (obwohl hier NULL Fluglärm ist), sind vor 15 Monaten die Mieten satt gestiegen, auch das war ganz gewiss nicht zum letzen Mal. Ebenso in Tegel, welcher ein sehr schöner, sozial gemischter Stadteil ist. Könnte mir nun eigentlich egal egal sein, aber ich finde es einfach eine bodenlose, große Sauerei. Menschen, die sich drauf gefreut haben, endlich den Flughafen los zu sein, dürfen nun gesteigerten Nachtlärm und höhere Mietpreise in Kauf nehmen.


    Edit: ach ja, der Wowi. Ist doch klar, dass der Mob mal wieder einen Kopf rollen sehen will. Als ob das irgendwas bringen würde.... :rolleyes

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von rienchen ()

  • Zitat

    Original von rienchen
    Edit: ach ja, der Wowi. Ist doch klar, dass der Mob mal wieder einen Kopf rollen sehen will. Als ob das irgendwas bringen würde.... :rolleyes


    Jepp - so isses! :grin
    Und als Mob-Mitglied will ich nicht nur einen Kopf rollen sehen.
    Ob es was bringt? Ist doch egal - Hauptsache da rollt was. :rofl


    Und ich bleibe dabei:
    Wowi gehört ins Dschungel-Camp. Das würde echt Quote machen.... :-)

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Viel mehr regt mich dieser "Weckle"- Streit um Herrn Thierse auf mit seinem Schwabengewetter und dass sich soviele heimlich über sein Gesagtes freuen. Das ach so weltoffene, tolerante Berlin ist wohl doch eher Provinz.

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Zitat

    Ebenso in Tegel, welcher ein sehr schöner, sozial gemischter Stadteil ist.


    Mir tun die Leute auch total leid, die dort von jahrzehntelang lärmgeschädigten Hausbesitzern billig Immobilien gekauft haben und jetzt total traurig sind, weil der Lärm einfach nicht weggeht. :grin


    Spaß beseite. Da passiert schon viel Ärgerliches bis Dramatisches im Umfeld der ganzen Flughafenbau...sache. Gegen Einiges davon kann man sich wehren, wenn man will, etwa gegen vorauseilend geänderte Mietspiegel.


    Aber unterm Strich isses, wie's is: Bauten werden geplant, dann bricht die Planung zusammen. Das kennt fast jeder, der sich mal ein Eigenheim hinstellen lassen wollte. Darauf zu spekulieren, dass alles termingenau klappt, kommt einem Lottospiel gleich.


    Und es gibt ja auch Gegenbeispiele. Die Instandsetzung der Berliner Avus ist Monate vor dem Planungstermin fertig geworden. Was wohl am fetten Bonus lag, den die Baufirmen für eine verfrühte Fertigstellung eingestrichen haben. ;-)

  • Zitat

    Original von rienchen
    Viel mehr regt mich dieser "Weckle"- Streit um Herrn Thierse auf mit seinem Schwabengewetter und dass sich soviele heimlich über sein Gesagtes freuen. Das ach so weltoffene, tolerante Berlin ist wohl doch eher Provinz.


    Der Ruf ist das eine, die Realität meist etwas ganz anderes. Aber nur, weil jetzt einer die Provinzbrötchenbezeichnung der Süddeutschen kritisiert und ein paar klatschen, alle Berliner als Provinzler zu bezeichnen, finde ich dann auch etwas provinziell. :grin Aber ist denn eigentlich schon ein Bäcker auf den Zug aufgesprungen und bietet jetzt speziell "Schrippen" an oder, fände ich noch besser, trennt das Angebot nach Wecken und echten Berliner Schrippen?


    OK, zurück zum Flughafen: Ich finde, der Wowereit hat politisch eine Menge in den Sand gesetzt, aber beim Flughafen hat Tom nicht unrecht: Sein Einfluß war zu gering, um ihm daraus einen Strick zu drehen.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)