Das kleine Glück am Wegesrand

  • Das kleine Glück am Wegesrand


    Ich ging so den Weg meines Lebens, war genervt, traurig und frustriert. Alles war grau in grau, wo ich auch hinschaute, kein Licht war zu sehen und keine Wärme zu spüren. Wer ich bin...fragt Ihr, ich bin keiner und alle die dem großen Glück hinterher rennen. Ständig auf der Suche nach dem Sinn des Lebens.
    Tja und so lief und lief ich immer weiter.


    Da sah ich am Wegesrand etwas aufblitzen, neugierig ging ich näher, wollte sehen was da so leuchtet. Es sah aus wie ein Diamant, nein wie ein Geldschein oder doch eher wie Schmuckstück, das verwirrte mich etwas. Es sah schön aus und ich wollte es aufheben, doch da flatterte es ein Stück weg von mir.
    “He bleib hier“ sagte ich erstaunt, “lauf nicht weg.“
    “Ich will aber nicht von dir angefasst werden“, meinte dieses winzige Blitzen zu mir. Erstaunt schaute ich das kleine Ding an, “du kannst ja reden.“


    “Ja kann ich und ich habe schon oft versucht dich anzusprechen, aber du wolltest mich nicht hören“, erwiderte es. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr raus und hockte mich neben den Winzling, der so schön blitzte. “Und warum kann ich dich dann jetzt hören?“ fragte ich es.
    “Vielleicht weil du jetzt endlich so weit bist, mich spüren und empfinden zu wollen.“ lächelte es mich an.
    Fragend schaute ich es an, “Was bist du eigentlich, du siehst aus wie ein Diamant aber gleichzeitig auch wie ein Geldschein und Schmuckstück aus.“


    “Ich bin das was du suchst bzw. das was du meinst suchen zu müssen was dir dein großes Glück bringt,“ erwiderte es, “in meiner wahren Gestalt wolltest du mich nie sehen, deswegen hab ich mich verkleidet.“ “Das versteh ich nicht,“ antwortet ich dem kleinen Ding,“ und warum sollte ich dich jetzt empfinden wollen?“
    “Weil du schon so lange auf der Suche nach dem großen Glück bist und so langsam begreifst das es so vielleicht nicht zu finden ist“ grinste es mich frech an. “Schlaumeier und wie sollte ich es sonst finden können, wie heißt du überhaupt?“ fragte ich es.


    “Ich bin das kleine Glück und sehe schon seit Jahren das du immer an uns vorbeiläufst, ohne uns zu sehen.“ hüpfte es um mich herum.
    Verwirrt schaute ich zu wie es vor mir hin und her hüpfte. Es blitzte und leuchtete mir in die Augen, aber ich konnte immer noch nicht erkennen was es wirklich war.
    “Warum bist du alleine, gibt es noch mehr von dir?“ fragte ich neugierig. “Es gibt ganz viele von mir, Tausende, ne was sag ich Milliarden von uns.“ lachte es vergnügt, “ich bin nie alleine, so wie du.“
    “Ich bin alleine weil mir viel Grausames passiert ist und ich nicht mehr vertrauen kann“, meinte ich schon etwas wütend. So unverblümt hatte mir noch nie jemand so was ins Gesicht gesagt und schon gar nicht so ein Winzling. “Aber ich hab doch recht, “schüttelte es den Kopf, “du bist alleine weil du dir selbst im Weg stehst.“


    Na toll dachte ich, sitze hier und lass mir von so einem Winzling solche Sachen auf den Kopf zusagen.
    “Wo sind den die anderen alle, von denen du eben erzählt hast?“ fragte ich schon ziemlich sauer. “Schau dich mit offenen Augen um und du wirst sie sehen,“ strahlte es mich an.
    Ich schaute mich um und nahm alles was an meinem Wegesrand grau in grau lag in Augenschein, auf einmal blitzte und blinkte es nur so auf. Überall sah ich tausende von kleinen Lichtern auftauchen die in allen Regenbogenfarben leuchteten.
    Erstaunt drehte ich mich um und fragte, “Wieso kann ich immer noch nicht erkennen wer ihr wirklich seit?“ “Du musst deine Augen, deine Ohren, deine Tastsinne wirklich aufmachen und deine Seele öffnen die du vor langer Zeit in dir eingesperrt hast weil dein Glück dich verlassen hat,“ meinte es nur.


    Zitternd weil ich langsam Angst bekam versuchte ich mich wirklich zu öffnen und zu glauben das ich dem Winzling vertrauen kann. Langsam ließ ich meinen inneren Gefühlen freien lauf und öffnete die Tür zu meiner Seele.
    Da hüpfte das kleine Glück auf meine Hand und verwandelte sich in eine Träne. “Ich bin deine Träne die Du vor langer Zeit ohne es zu merken verloren hast, weil du das Schöne um dich herum nicht mehr sehen, fühlen, spüren und empfinden konntest, “lächelte sie mich an,“ schau was sich noch alles ändert.“


    Ich schaute mich mit offenen Augen um und sah wie sich so nach und nach alle kleinen Lichter in ihre wahre Gestalt zurück verwandelten. Da waren auf einmal viele bunten Farben zu sehen, Schmetterlinge, Käfer, Blumen, Grashalme, Wolken, Bäume, ein kleiner Bach und vieles mehr. Ich saß zwischen all dem schönen und fühlte auf einmal mein Glück, das alles spüren, fühlen, hören und empfinden zu können.
    Mir liefen die Tränen übers Gesicht, weil ich begriff das all das Schöne um mich herum schon immer da war und ich es nur lange Jahre nicht mehr sehen und spüren konnte. Da streichelte mir der Wind durch das Haar, ein kleiner Vogel zwitscherte für mich seine Melodie, die Sonne gab mir Wärme und strahlte mit allen um die Wette. Ich fühlte mich geborgen wie lange schon nicht mehr und wusste ich brauch nicht nach meinem großen Glück suchen. All das Schöne des Lebens zusammen ist mein großes Glück.


    Die kleine Träne lächelte mich ganz lieb an und sagte, “Ja das alles war immer um dich herum und hat versucht sich bemerkbar zu machen, wenn du über das Gras gingst streichelte es dich, wenn du an einem Baum vorbei gingst spendete er dir seinen Schatten. Die Schmetterlinge haben nur für dich ihren Reigen getanzt und vieles mehr. Nun lass mich runter und meine Kameraden und ich können in den Kreislauf des Lebens zurückkehren, wir wissen nun dass du alles das sehen, hören, fühlen und empfinden kannst. Du wirst es nicht mehr verlieren auch wenn es dir ab und zu noch schwer fallen wird es anzunehmen, werden wir dir dann jedes Mal wenn du weinst, dir die Erinnerung daran bringen.“


    Langsam ließ ich meine Träne runtergleiten zu den anderen die den Boden schon berührten und sah zu wie sie im Boden versanken. Da wuchs an dieser Stelle eine kleine weiße Blume die mich anlächelte und sagte,


    “Willkommen in deinem großem Glück“.

  • Hallo poem,
    deine geschichte hat mir wahnsinnig gut gefallen. Was für eine schöne Grundidee. Weißt du , ich glaube fast diese Kurzgeschichte ist selber so ein kleines glitzernes Glück am Wegesrand. Sicher kann sie Menschen Mut geben. Oder auf jeden fall einen winzigen Lichtpunkt.