Das Geheimnis der Maurin - Lea Korte

  • Kurzbeschreibung
    Andalusien 1491: Die schöne Zahra und ihre Familie müssen vor den christlichen Eroberern nach Portugal fliehen, werden jedoch auf ihrer Flucht von Soldaten überfallen. Zahras kleine Tochter wird dabei entführt. Nur einer kann das Mädchen retten: Gonzalo, der Bruder ihres Geliebten Jaime. Doch dieser hat keinen Grund, Zahra zu helfen, hat er sie doch schon lange vor Jaime geliebt und seine Niederlage nie verwunden


    Über den Autor
    Lea Korte, geboren 1963 in Frankfurt, wanderte nach Abschluss ihres Studiums nach Spanien aus. Von Anfang an setzte sie sich intensiv mit der Geschichte und Kultur ihrer Wahlheimat auseinander. Zusammen mit ihrem französischen Mann und ihren vier Kindern lebt sie in Südspanien.


    Meine Meinung
    Das Geheimnis der Maurin ist die Fortsetzung von Die Maurin.
    Man kann den Roman allein lesen, aber es gibt einige Passagen, da ist es besser man hat Vorkenntnisse.


    Es geht weiter mit der Familie as Sulami. Die Maurin Zahra as Sulami hat ihren Geliebten den Christ Jaime Corboda y Aguilar nicht geheiratet, sie leben mit ihren 3 Kinder zusammen. Ihr Bruder Raschid hat eine jüdische Frau. Die Charaktere sind sehr anschaulich geschrieben. In der Familie gibt es also drei Glaubensrichtungen und es geht, man kann zusammen leben. Ich habe mit allen mitgelebt und gelitten. Zahra ist nicht so einfach, sie hält am Islam fest und sorgt dafür, das ihre Kinder in ihrem Glauben erzogen wird. So gibt es oft Reibereien zwischen ihr und Jaime.
    Manchmal möchte man beide schütteln, dann versteht man sie wieder. Jaime arbeitet als Leibwächter des Thronfolgers und Raschid ist in Diensten des Erzbischof Talaveras in Granada.


    Das alles spielt in Andalusien im 15. Jahrhundert. Andalusien steht unter der Herrschaft der Königin von Kastilien Isabella, die die Bevölkerung christlich haben will. Erst gibt es die Progrome gegen die Juden, entweder verlassen sie das Land oder werden Zwangsgetauft.
    10 Jahre später werden auch die Mauren bedrängt sich taufen zu lassen, um das Land zu verlassen gibt es nur wenig Zeit, damit sie keine Zeit haben ihr Hab und Gut zu verkaufen. Das Geld soll im Land bleiben.


    Diese Ereignisse sind gut in den Roman eingebunden. Die ganze Familie muss sich immer wieder damit auseinander setzen.


    Der Roman ist spannend und real geschrieben, ich konnte ihn garnicht aus der Hand legen. Immer wieder passiert was und man muss unbedingt wissen wie es weiter geht.


    Ein lesenswerter guter historischer Roman


    Ich gebe 9 Punkte

  • Ich habe das Buch verschlungen, weil ich einfach wissen musste, wie es weitergeht.


    Zahras geliebtes Granada ist nun in der Hand der katholischen Könige - und das friedliche Miteinander der verschiedenen Religionen hat ein Ende. Die Christen zwingen zuerst zu Juden zu Zwangstaufen, einige Jahre später auch die Mauren.
    Für die Maurin Zahra (und die anderen Menschen in der damaligen Zeit) ist ihr Glauben von enormer Bedeutung, er ist ihr so wichtig, dass ihre Beziehung zu Jaime, Vater ihrer Kinder und Christ, sehr darunter leidet.


    Die lebensfrohe und tolerante Zahra aus dem 1. Buch verändert sich, vorallem durch die Veränderungen in ihrer Umgebung. Die Lebenssituation ist eine grundlegend andere und sie tut sich schwer, sehr schwer, sich damit zu arrangieren. So verhält sie sich oft unfair und trotzig, ich hätte sie zwischendurch am liebsten geschüttelt, fand ihre Person gleichzeitig aber sehr glaubwürdig geschildert.


    Positiv fand ich auch, dass nur die Geschichte von Zahras Familie erzählt wird. Die Politik der damaligen Zeit wird vermittelt durch die Auswirkungen auf Zahra und ihre Familie. Aber die Könige und Co haben keine eigene Rolle - wir erfahren nur, was Zahra auch erfahren hat, und das reicht aus, um einiges über die spanische Geschichte in der Zeit zu erfahren...



    Alles in allem: ein lesenswertes Buch! Von mir gibt es 9 Punkte.

  • Ich habe "Das Geheimnis der Maurin" ohne jegliche Vorkenntnisse gelesen, das heißt ich kenne weder den Vorgänger "Die Maurin" noch kenne ich mich der spanischen Geschichte aus. Zahra habe ich deshalb wahrscheinlich ein bisschen anders kennengelernt, als Leser die sie bereits aus dem Vorgänger kannten. Zahra ist sehr verbittert und ich konnte ihre Taten und Reaktionen nicht immer gut heißen, aber wie Chiclana schon schrieb, ist sie sehr glaubwürdig dargestellt.
    Durch diesen Roman habe ich viel Interessantes über die Mauren und die spanische Geschichte erfahren.
    "Die Maurin" werde ich sicherlich irgendwann lesen.
    Von mir hat das Buch 8 Punkte bekommen.

  • Ich passe nicht mehr in diese Welt, ich passe da nicht mehr hinein. (Seite 487)



    Aber wie ... wie hört man auf zu hassen? (Seite 110) So fragt Zahra an einer Stelle des Buches. Mit diesem sowie dem oben zitierten sind eigentlich zwei zentrale Themen des Buches, auf die man es reduzieren könnte, genannt. Auf den rund fünfhundertfünfzig Seiten Text stellt man sich auch als Leser wieder und wieder unwillkürlich diese - und ähnliche - Fragen, ohne eine letztgültige Antwort darauf zu erhalten. Aber vielleicht will das Buch auch zeigen, daß es eine solche Antwort schlicht und einfach nicht gibt.


    Ich passe nicht mehr in diese Welt, ich passe da nicht mehr hinein. Wenn ich bedenke, wie sich in der Lebensspanne meines Vaters die Welt veändert hat. Wenn ich an das Vorwort zu Gustav Freytags „Karl Mathy“, seiner Biographie jenes badischen Politikers des 19. Jahrhunderts denke, in welchem er die Veränderungen der Welt während dessen sechzig Lebensjahren schildert. Und wenn ich schließlich an die Veränderungen denke, die wir hier im Verlauf der ungefähr fünfzehn Jahre dieses Buches denke - welche Generation könnte diesen Ausspruch eigentlich nicht tätigen? Mir jedenfalls ist dieser Gedanke mehr als vertraut.


    Das Buch setzt kurze Zeit nach dem Ende der „Maurin“ ein, und es war gut, daß ich den Vorgängerband direkt zuvor wieder gelesen hatte, so war ich gleich drinnen im Geschehen, das mehr als dramatisch beginnt. Und diese Dramatik wird fast durchgehend anhalten bis zum Finale dieses - für meine Begriffe - relativ düsteren Buches. Aber kann man über diese Ereignisse anders als „düster“ erzählen?


    Der Krieg ist vorbei, die Mauren haben kapituliert, jetzt muß das Leben weitergehen - irgendwie. Schon damals waren Zusagen von Politikern (auch wenn sie sich „König“ nannten) oft nicht das Papier wert, auf das sie geschrieben waren. Das müssen unsere „Helden“ mehr als ein mal im Verlauf der Handlung leidvoll erfahren. Wie man der historischen Nachbemerkung entnehmen kann, sind zwar die Mitglieder der Familie as-Sulami fiktiv, ein guter Teil der ansonsten auftretenden Personen sowie die beschriebenen Ereignisse jedoch nicht. Die lassen sich in Geschichtsbüchern nachlesen.


    Mit einer der Gründe, die mir das Buch so schmerzhaft zu lesen machten. Wenn ich da von der fanatischen Verfolgung - entgegen allen Zusicherungen - der Mauren (und Juden) durch die Inquisition lese, so ist alleine schon der Gedanke, daß das wirklich so war, ein furchtbarer. Die Autorin verschont uns nicht von all dem Schlimmen das den Menschen damals zustieß. Dankenswerterweise jedoch verschont sie uns so weit als möglich von Detailschilderungen jeglicher Grausamkeiten, sondern beläßt es oft bei Andeutungen oder Hinweisen - ein großes Plus des Buches.


    Wir verfolgen die Geschichte der aus dem Vorgängerband bekannten Familie durch die weiteren Jahre nach dem Kriegsende. Aus der Geschichte ist bekannt, wie das ausging, und so kann es auch im Buch nicht anders verlaufen. Gerade das macht es düster, bisweilen bedrückend, und wenn ich etwa an die Auftritte des Inquisitors Cisneros denke, fast schon körperlich schmerzhaft.


    Die Handlungsträger waren bekannt, werden jedoch so eingeführt, daß man auch ohne „Die Maurin“ gelesen zu haben, gut zurecht kommen sollte. An manchen Stellen notwendiges Vorwissen wird quasi nebenbei erwähnt, so daß sich keine Verständnislücken auftun. Durch die immer stärker werdende Konfrontation zwischen Christentum und Islam verändern sich zwangsläufig auch die Figuren und deren Handlungsweise. Das betrifft vor allem Zahra, die ich über weite Strecken fast nicht wieder erkannt habe und deren Denk- und Handlungsweise ich des öfteren nur schwer bis gar nicht nachvollziehen konnte. Sie wie auch der herangewachsene Abdarrahman (ihr erstgeborener Sohn) verhielten sich über weite Strecken so, wie ich es von Moslems erwarten würde (das ist jetzt eine Festellung, keine Wertung!). Auch ein paar Tage nach dem Lesen bin ich mir noch nicht im Klaren, ob das nun gut oder schlecht ist.


    Über weite Strecken ist die Geschichte eher aus Sicht der unterlegenen Mauren erzählt. Es war mehr als nur bedrückend, wenn der Inquisitor seine Giftreden verbreitete, wenn von der Inquisition, ihren Schergen sowie Zielen und Methoden zu lesen war, oder auch das Königspaar auftrat. Bisweilen war es dicht an, oder auch jenseits der Schmerzgrenze des Erträglichen und tat mir fast schon körperlich weh, wenn ich daran dachte, daß das damals vermutlich wirklich die Ansicht und Handlungsweise der Betreffenden war. Jedoch hat sich im Denken (und Handeln) des Christentums in den letzten fünfhundert Jahren zum Glück doch einiges sehr verändert. Es stellt sich für mich unweigerlich die Frage, ob denn heute ein friedliches Zusammenleben der Religionen, wie wir es innerhalb der Familie über manche Zeiträume hinweg erleben, möglich wäre, auch im Großen. Wenn ich mich in der Welt so umsehe, ist die Antwort eine eher pessimistische.


    Das Buch ist flüssig lesbar geschrieben, mit einer genau richtigen Mischung aus Handlung und Beschreibung. Personen wie Orte konnte ich mir gut vorstellen, an manchen Stellen lief das Kopfkino deutlicher ab, als ich es mir gewünscht hätte. Sehr positiv das umfangreiche Personenregister, das Glossar sowie die beigegebenen Karten. Lediglich der Titel des Buches hat sich mir bis zum Ende nicht so ganz erschlossen.


    Zwar leicht zu lesen, ist das inhaltlich gesehen kein leichtes Buch. Christentum, Judentum und Islam in einer Familie in einer bedrängenden Zeit. Die Konfrontation der Religionen ist heute so aktuell wie damals, die Problematik insofern zeitlos und hochaktuell. Ob sich dafür irgendwann eine Lösung bieten wird, mag die Zeit zeigen. Irgendwann. Wenn „der Mensch“ aus der Geschichte gelernt haben wird. Wann auch immer das sein wird. Wenn überhaupt.



    Kurzfassung:


    Die Familie as-Sulami muß die schweren Zeiten nach der Kapitulation der Mauren überleben. Ein bedrückend-düsteres Kapitel der (europäischen) spanischen Geschichte, das zum Nachdenken über das Zusammenleben von Menschen verschiedener Religion anzuregen vermag.




    Anmerkung


    Ich habe versucht, eine möglichst faire Rezi dem Buch gegenüber zu verfassen, denn ich habe es zur falschen Zeit gelesen, mich daher relativ schwer damit getan und mehrfach mit dem Abbruch gekämpft. Im Bewußtsein, daß diese meine Probleme aber mit eben dem Lesezeitpunkt, nicht mit dem Buch, zu tun haben, habe ich sie in der Rezi nicht thematisiert. Kurz gesagt: das Buch ist über weite Strecken düster, und solches lese ich normalerweise nicht zur Weihnachtszeit, wenn der Weihnachtsbaum noch steht. Leider war die Leserunde auf den 1. Januar vorverlegt worden, so daß das Buch eben doch in diese Zeit fiel. Das konnte für mich nur schiefgehen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich habe das Buch in der Leserunde gelesen. Es ist sehr schön geschrieben und sehr gut recherchiert. Wie SiCollier schon geschrieben hat, es herrschten ganz schlimme Zeiten. Und in diesen Zeiten passierte viel Schlimmes. Am Schlimmsten finde ich, dass viele nicht daraus gelernt haben. Viele diese Taten passierten knapp 500 Jahre erneut.


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich kann es nur weiterempfehlen. Um Wiederholungen zu vermeiden, kann ich nur auf SiCollier verweisen.


    8,5 Eulenpunkte!

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • „Das Geheimnis der Maurin“ ist ein historischer Roman von Lea Korte, der 2012 im Knaur Taschenbuch Verlag erschienen ist. Das Buchcover gibt der Hauptfigur ein Gesicht. Ebenfalls enthalten ist ein umfangreiches Personenregister mit historischen Anmerkungen sowie eine kurze Zusammenfassung des Vorgängerbuches. Einige Übersichtskarten zeigen die Ausbreitung des christlichen Einflussgebietes und runden die gute Ausstattung des Buches ab.


    Der Roman erstreckt sich über einen Zeitraum von mehr als 10 Jahren (1491 – 1502) und spielt in Andalusien. Es ist die Fortsetzung des Romans „Die Maurin“. Für das Verständnis ist es nicht notwendig, diesen gelesen zu haben.
    Die islamische Hochkultur trifft auf das aufkommende Christentum der spanischen Königsfamilie, die mit kirchlicher Unterstützung an Einfluß zu gewinnen sucht. Zahra, die Hauptakteurin, ist Oberhaupt einer maurischen Familie mit christlichem und jüdischem Einschlag. Sie steht unter dem Druck der anwachsenden Streitigkeiten zwischen Mauren und Christen. Ihr christlicher Mann Jaime ist für die spanische Königsfamilie tätig. Eine ihrer Töchter ist mit einem angehenden jüdischen Arzt verbandelt. Auf diese Konstellation baut Lea Korte eine emotionsreiche und faszinierende Erzählung auf. Die Hauptcharaktere sind vielschichtig gezeichnet und entwickeln sich weiter. Auffallend ist die hohe Anzahl an Kampfszenen, derer es in dieser Häufung nicht bedurft hätte. Die Stärken des Buches liegen in den ruhigen Momenten, wenn die Reaktionen und Verhaltensweisen der Menschen reflektiert werden. Es ist erschütternd zu sehen, wie eine intakte Familie unter dem Einfluss äußerer Umstände zu zerbrechen droht. Die dort auftretenden Mechanismen thematisiert die Autorin sehr gut. Für mich ist Jaime eher die zentrale Figur des Buches geworden, weil er aktiver als Zahra für den Fortbestand der Familie kämpft.
    Ich kann dieses Buch allen empfehlen, die nicht nur an einer spannenden und aufrührenden Geschichte interessiert sind sondern dabei auch noch ein bisschen Geschichte lernen wollen.
    Meine Wertung 85/100

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