Gesammelte Olivenkerne - Rafik Schami

  • Der Verlag über das Buch:


    Mit einem Augenzwinkern beobachtet Rafik Schami die kleinen Dinge und Situationen des Alltags: die Witwe und den Witwer, die – frischverheiratet – ihre alten Ehepartner sogar im Bett noch im Hinterkopf behalten, oder die Sache mit den deutschen Gastgebern, die sich allen Ernstes freuen, wenn der Gast zur Essenseinladung den klassischen Nudelsalat mit Mayonnaise mitbringt. Es ist die Sicht des Arabers, der das hiesige Leben schalkhaft mit dem Gebaren in seiner Heimat vergleicht. Und es ist die Feder von Root Leeb, die diesen Schalk gekonnt ins Bild setzt.


    Der Autor:


    Rafik Schami wurde 1946 in Damaskus geboren. 1971 kam er nach Deutschland, studierte Chemie und legte 1979 seine Promotion ab. Heute lebt er in München. Er ist Mitbegründer der Literaturgruppe "Südwind" und zählt zu den erfolgreichsten Schriftstellern deutscher Sprache. Sein Werk wurde unter anderem mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis, dem Hermann-Hesse-Preis, dem Prix de Lecture und zuletzt mit dem Hans-Erich-Nossack-Preis ausgezeichnet.


    Meine Meinung:


    Dies war mein erster Versuch mit diesem hoch gepriesenen Autor, und er ist gründlich schief gegangen. Dabei wollte ich besonders schlau sein: Ich habe extra keins von seinen "orientalischen" Büchern genommen, kein "Scheherazade"-Buch, weil ich kein Märchen-Fan bin. Ich habe mich für dieses entschieden, weil ich pfiffige Kolumnen liebe und mir unter "Olivenkernen" etwas vorgestellt habe, was mir gefallen könnte: durchaus harte Wahrheiten, verpackt in ein Äusseres, das beim ersten Reinbeissen bitter schmeckt, für den Geniesser aber dann köstliches Aroma entfaltet.


    Was ich stattdessen fand, waren halbherzige Vignetten (ich weiss nicht genau, was "Vignetten" sind und ob das überhaupt eine literarische Kategorie ist, aber erstens trifft meine vage Vorstellung davon am besten mit meinem Leseeindruck zusammen, und zweitens wollte ich das Wort immer mal ausserhalb schweizerischer Autobahnen verwenden) von Alltagsbeobachtungen und alltäglichen Gedanken. Oft banal. Manchmal mit einem durchaus cleveren Dreh am Ende, aber bis dahin war mein Interesse längst eingeschlafen. Schlechtes Timing in beiden Richtungen - manchmal wurde der Gag am Anfang verschwendet, und danach kam nichts mehr.


    Geschichten kann er vermutlich gut erzählen. Das kam in manchen seiner Beobachtungen durchaus zum Vorschein. Aber selbst dann war das Geschichtenerzählen entweder die falsche Form für die Botschaft, oder es blieb in den Ansätzen stecken.


    Sehr schade. Womöglich entgeht mir hier ein Leseerlebnis, weil ich einfach mit dem falschen Buch angefangen habe. Aber vorerst verspüre ich keinerlei Bedürfnis, es mit einem anderen Buch dieses Autors zu versuchen.

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Hallo MaryRead,


    der Klappentext klingt ja vielversprechend - schade, dass der Inhalt eine Enttäuschung war. Ich habe vor Jahren mal "Unter dem Granatapfelbaum" von Rafik Schami begonnen, kam aber nicht sehr weit. Irgendwie konnte mich sein Schreibstil nicht fesseln...


    Grüße,


    die Waldfee