Kurzbeschreibung:
Das dramatische Leben eines großen Schriftstellers
In seinen besten Jahren gefeiert, am Ende vergessen – es ist, als wäre der Schriftsteller Richard Yates eine Figur aus seinen eigenen Büchern. Das Scheitern war sein Lebensthema: Zweimal geschieden, hatte er kein enges Verhältnis zu seinen drei Töchtern; Alkoholexzesse und Kettenrauchen ruinierten ihm die Gesundheit, und auf dem Campus, an dem er bis zuletzt unterrichtete, galt er vielen Studenten als aus der Zeit gefallenes Wrack. Erst Jahre nach seinem Tod wurde der große Autor neu entdeckt: von renommierten Schriftstellerkollegen befördert und schließlich durch die Verfilmung seines Meisterwerks „Zeiten des Aufruhrs“ auch einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Heute zählt er zu den wichtigsten Gegenwartsautoren Amerikas.
Rainer Moritz, intimer Kenner des Werks, spricht uns seine ganz persönliche Einladung aus, in Yates’ Geschichte einzutauchen und die Werke des Meisters wieder zu lesen. In leichtfüßigem Ton entführt er uns in das so romanhafte Leben dieses einzigartigen Schriftstellers.
Meine Meinung:
Richard Yates gehört zu meinen absoluten Lieblingsschriftstellern, insofern war ich neugierig auf diese Mischung aus Biographie und Bibliographie. Nach Entfernen der Schutzfolie war mein erster Gedanke: ganz schön teuer für gerade einmal 200 Seiten (inklusive Anhang) mit großzügigem Zeilenabstand. Doch dieses Buch ist sein Geld durchaus wert, sowohl für Yates-Fans als auch für solche, die noch nicht mit dem großartigen Werk dieses Ausnahmeautoren in Berührung gekommen sind.
Man erfährt vieles aus dem tragischen Leben Yates´, seine Schicksalsschläge, seine Alkoholabhängigkeit, seine psychischen Leiden und sein Hoffen auf eine Wiederholung des Erfolges seines ersten Romans „Zeiten des Aufruhrs“, unterbrochen von Momenten des Glücks, in denen es so schien, als könnte sein Leben nun eine positive Wendung nehmen.
Doch es ist tatsächlich so, wie es so schön in der Kurzbeschreibung heißt: es ist, als wäre der Schriftsteller Richard Yates eine Figur aus seinen eigenen Büchern.
Was mich erstaunt hat war, in welch körperlich wie seelisch schlechten Zustand Yates noch großartige Prosa aufs Papier gebracht hat. Ich dachte eigentlich, sein Alkoholismus wäre erst im Alter so richtig schlagend geworden, doch Yates kämpfte beinahe zeit seines Lebens mit seinen Dämonen.
Abgesehen von Yates als Person wird in diesem Buch seinen Romanen und Kurzgeschichten-sammlungen viel Raum eingeräumt und dabei analysiert, welche Figuren und welche Textpassagen autobiographisch gefärbt sind – eine hochinteressante Sache und sicher auch für diejenigen von Interesse, die noch keines seiner Bücher kennen.
Ein Satz von Rainer Moritz ist mir besonders ins Auge gesprungen, den ich auch jederzeit unterschreiben würde: Auch schwächere Yates-Bücher sind besser als die meisten Nicht-Yates-Bücher! Insofern freue ich mich schon auf die Übersetzung der beiden noch ausständigen Romane, von denen einer ja zu seinen stärksten überhaupt zählen soll.
Schade, dass Richard Yates die Wiederentdeckung und Popularität seines Werkes nicht mehr erleben durfte.