An den Flüssen, die strömen - Antonio Lobo Antunes

  • Luchterhand
    Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 224 Seiten


    Originaltitel: Sôbolos Rios Que Vao
    Originalverlag: Dom Quixote
    Aus dem Portugiesischen von Maralde Meyer-Minnemann


    Kurzbeschreibung:
    Die Chronik einer Krankheit – das persönlichste Buch von António Lobo Antunes
    In seinem persönlichsten, ergreifendsten Buch erzählt der weltberühmte Schriftsteller António Lobo Antunes ganz offen von seiner Erkrankung an Krebs. Er berichtet von den zwei langen Wochen, die »Senhor Antunes«, sein literarisches Alter Ego, in einem Krankenhaus verbringt, mit seinem Schicksal hadert, sich Operation und Behandlung unterzieht, sein Leben Revue passieren lässt und – letztlich – seine Todesangst überwindet
    Im Frühjahr 2007 verbringt »Senhor Antunes« zwei Wochen in einem Krankenhaus, um sich einer Darmkrebsoperation zu unterziehen. Seine täglichen Aufzeichnungen spiegeln wider, wie das Bewusstsein des Erzählers zwischen Fieberträumen und Verzweiflung, Schmerzen und Ängsten, Erinnerungen an seine Kindheit und an verschiedene Episoden aus seinem Leben hin und her springt und all diese Ebenen miteinander verwebt. Die für das Schreiben von António Lobo Antunes so typische Stimmenvielfalt ergibt sich hier aus den vielen Facetten eines einzigen Lebens, eines einzigen Menschen. Und dieser Mensch versucht sich im Angesicht des Todes seines Lebens zu vergewissern, der Menschen, die ihm wichtig waren, vor allem seines Vaters und seiner Mutter, aber auch der Landschaft, die ihn prägte. Immer wieder kommt der Fluss Mondego ins Spiel, an dessen Quelle der Erzähler als Kind stand und der am Ende ins offene Meer mündet, der Fluss, der zugleich Bild des Lebens ist wie des Erzählens. In diesem sehr persönlichen, sehr anrührenden, meisterhaften Roman schlägt Lobo Antunes einen großen Bogen von tiefer existentieller Qual zu Hoffnung und Versöhnung.


    Über den Autor:
    António Lobo Antunes wurde 1942 in Lissabon geboren. Er studierte Medizin, war während des Kolonialkrieges 27 Monate lang Militärarzt in Angola und arbeitete danach als Psychiater in einem Lissabonner Krankenhaus. Heute lebt er als Schriftsteller in seiner Heimatstadt. Lobo Antunes zählt zu den wichtigsten Autoren der europäischen Gegenwartsliteratur. In seinem Werk, das mittlerweile mehr als zwanzig Titel umfasst und in über dreißig Sprachen übersetzt worden ist, setzt er sich intensiv und kritisch mit der portugiesischen Gesellschaft auseinander. Er erhielt zahlreiche Preise, darunter den "Großen Romanpreis des Portugiesischen Schriftstellerverbandes", den "Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur", den "Jerusalem-Preis für die Freiheit des Individuums in der Gesellschaft" und zuletzt 2007 den Camões-Preis.


    Über die Übersetzerin:
    Maralde Meyer-Minnemann, geboren 1943 in Hamburg, erhielt 1992 den "Hamburger Förderpreis für literarische Übersetzungen", 1997 den Preis "Portugal-Frankfurt", 1998 den "Helmut-M.-Braem-Preis" und wurde 2005 für den "Preis der Leipziger Buchmesse" nominiert.


    Mein Eindruck:
    Antonio Lobo Antunes schreibt für gewöhnlich komplexe, weit umspannende Romane, doch „An den Flüssen, die strömen“ ist kurz und geradlinig. Der Grund liegt im autobiographischen Zusammenhang, der den Roman zu einem persönlichen Buch werden lässt.


    Es ist ein poetischer Bericht von den Tagen des Senhor Antunes (sein alter Ego in diesem Roman) in einem Krankenhaus in Lissabon, wo er wegen einer Krebserkrankung behandelt wird. Wie in einem Tagebuch ist jedem Kapitel das Tagesdatum vorgestellt. Es beginnt am 21. März 2007 und endet am 4.April.
    Im Angesicht der Todesgefahr, wo er sich mit dem Igel (wie er seine Krebserkrankung nennt) und den Medikamenten herumplagt, wandern seine Gedanken ca. 60 Jahre zurück in seine Kindheit, als er noch der kleine Antoninho war.


    Die höchst assoziativen Gedanken der Vergangenheit vermischen sich mit denen der Gegenwart.Ist er eben noch auf dem Kartoffelwagen als kleiner Junge, stellt ein Arzt Befunde und Diagnosen oder Schwestern pflegen ihn. Oftmals verschwimmen diese Ebenen.


    Als Junge ist er zwar klein und wehrlos, fühlt sich aber auch beschützt in der ländlichen Heimat, in den Gebirgen und den sich verzweigenden Flüssen.
    Er stellt sich vor, dass sein alter, längst verstorbener Großvater mit seinem Hörrohr an seinem Krankenbett sitzt, genau wie die Großmutter, die ihm die Züge erklärt. Seine Gedanken an den Vater hingegen sind von Verbitterung geprägt.


    Antunes berühmte motivische Leitsätze, die wiederholt auftauchen, sind auch enthalten, aber diesmal sparsamer eingesetzt. Ich finde, dadurch werden sie noch wirksamer.


    Trotz des ernsten Thema ist „An den Flüssen, die strömen“ nahezu das leichteste Buch von Antunes, das ich mit Faszination gelesen habe.


    ASIN/ISBN: 3442745969