OT: Zacharie
Kurzbeschreibung:
Eine Frau springt aus dem 7. Stock eines Wohnblocks in einer französischen Großstadt. Ein kleiner Junge, Zacharias, beschreibt die Situation. Die Frau ist seine Nachbarin, vor seinen Füßen schlägt sie aufs Pflaster. Zacharias beginnt Fragen zu stellen: War es Selbstmord? Wieso werden immer wieder Frauen in der Nachbarschaft überfallen? Wie kann er seine alleinerziehende und am Leben verzweifelnde Mutter vor dieser Gefahr schützen? Welche Ziele verfolgt der eigenartige Mann, der in die Wohnung der toten Nachbarin eingezogen ist? Dann hat der neue Nachbar einen schrecklichen Unfall, und Zacharias bekommt die einmalige Chance, den ans Bett gefesselten Unbekannten jeden Tag einem schneidenden und tiefsinnigen Verhör zu unterziehen. Stimmt es, was der Mann behauptet? Zacharias beginnt, seine Nachbarn mit ganz anderen Augen zu sehen - und kommt dem Mörder bedenklich nahe...
Über den Autor:
John La Galite wurde in Nordafrika geboren. Er studierte Biochemie und lehrte und arbeitete mehrere Jahre in den USA. Er ist Autor zahlreicher erfolgreicher Romane und lebt heute in Paris und Miami.
Meine Meinung:
Der 12-jährige Zacharias lebt mit seiner Mutter in einem Wohnblock, in dem man bei ungünstigem Wind die nahe gelegene Müllverbrennungsanlage riechen kann. Aufgrund seiner schweren Diabetes ist sein Leben komplizierter als das anderer 12-Jähriger, doch eigentlich ist Zacharias zufrieden - bis ihm eine Frau aus dem Wohnblock buchstäblich vor die Füße fällt und er sich entschließt, dem Frauenmörder auf die Spur zu kommen, der seit einiger Zeit in der Gegend seine grausamen Taten verübt. Zacharias Geschichte, die aus seiner Sicht erzählt wird, ist sowohl sprachlich als auch inhaltlich verstörend und beklemmend. In einfachen, kurzen, teilweise zusammenhangslosen Hauptsätzen (wie ein 12-Jähriger tatsächlich erzählen würde) beschreibt er die Bewohner seines Hauses und wie er im Zuge seiner "Ermittlungen" einige ihrer düsteren Geheimnisse entdeckt. Zacharias macht keine unnötigen Worte und beschreibt präzise - dennoch stellt sich mit der Zeit heraus, dass nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick aussieht... Eine außergewöhnliche Geschichte, die Kriminalfall, Psychogramm und Familiendrama in sich vereint, die von dem Leser Aufmerksamkeit fordert und von ihm verlangt, sich auf den gewöhnungsbedürftigen Erzählstil einzulassen. Wer dies tut, bekommt spannende, düster-melancholische Lesestunden der besonderen Art mit einem überraschenden Ende, das so manches in einem anderen Licht erscheinen lässt.
7 Punkte von mir.