Am Horizont das rote Land von Kylie Fitzpatrick
Ullstein-Verlag, Taschenbuch, 576 Seiten, 9,99 €
1. Auflage Dezember 2012
Übersetzung aus dem Englischen von Julia Walther
Englisches Original „The Silver Thread“, Head of Zeus, London 2012
Inhalt
Die Irin Rhia, Tochter eines bankrotten Stoffhändlers, kommt 1840 nach London, um sich eine Anstellung zu suchen. Unterkunft findet sie bei der verwitweten Quäkerin Antonia. Kurz nach Rhias Ankunft geschieht ein tragischer Todesfall. Rhia glaubt nicht an den angeblichen Selbstmord und beginnt, unbequeme Fragen zu stellen. Damit sticht sie in ein Wespennest und gerät in einen Strudel von Ereignissen, der sie bis ins ferne Australien führen wird.
Zur Autorin (Buch)
Kylie Fitzpatrick wurde 1964 in Kopenhagen geboren und wuchs in Australien auf. Sie arbeitete für Spiel- und Dokumentarfilmproduktionen in England und Los Angeles und lebt heute als freie Drehbuchautorin in Bristol.
Meine Meinung
Stoffe spielen in diesem Buch eine wichtige Rolle und immer wieder vergleicht die Protagonistin Rhia ihre Tage mit einem Stoff. Beim Vergleich des Buches mit einem Stoff wäre es eindeutig ein Quilt, ein farbenprächtiger Quilt aus den unterschiedlichsten Stoffen, ähnlich dem Rajah-Quilt, der als historische Handwerksarbeit eine Rolle in dem Buch spielt.
Verschiedenste Elemente finden sich in diesem Buchquilt wieder. So ist die Grundlage ein solider historischer Roman, in dem die Protagonistin viele Hindernisse überwinden muss, um ihren Platz im Leben zu finden. Nach und nach tauchen ganz unterschiedliche „Stoffe und Muster“ auf, die auf ein weitaus vielseitigeres Buch hindeuten, als ich nach Cover, Klappentext und den ersten 100 Seiten vermutete. Ich bekam einen guten Einblick in historische Gegebenheiten, über die ich bislang wenig gelesen habe. So mischt sich der Lebensstil von Quäkern, der Handel und die Wirtschaft Londons und das Schicksal weiblicher Strafgefangener in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Auch ein Hauch irischer Mystik und ein Einblick in die Anfänge des "fotogenen Zeichnens" fehlt nicht. Aus dem klassischen historischen Roman, bei dem natürlich eine angenehm dezente Liebesgeschichte nicht fehlen darf, wird ein vielseitiger und interessanter Wirtschaftskrimi. Zwar habe ich dabei nicht jede Einzelheit verstanden und am Ende häufen sich die Zufälle und glücklichen Begebenheiten zu sehr, um noch glaubwürdig zu wirken, doch dies tat dem Lesevergnügen keinen Abbruch.
Der durchgehende rote Faden dieses Stoffstückes ist natürlich Hauptperson Rhia. Sie ähnelt zwar äußerlich 08/15-Garnen, besitzt aber viele Eigenschaften, die aus ihr einen sehr glaubwürdigen Charakter mit Ecken und Kanten machen. Daneben verblasen die fast zu vielen Nebenpersonen, einzig Quäkerin Antonia sticht angenehm aus der Masse heraus.
Fazit: Ein Buch, das ich zu schnell in eine Schublade gesteckt habe und das sich von einer „nur“ unterhaltsamen Lektüre zu einem bunten Quilt aus unterschiedlichsten Themen entwickelt hat und so einen interessanten Einblick in das London um 1840 gewährte. Ich vergebe 8 Eulenpunkte für ein gelungenes Buch!
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