Inhalt:
Ein meisterhaftes Epos über Familie, Intimität und die wundersame Schönheit, die darin liegt, andere zu heilen. Äthiopien in den sechziger Jahren: Marion und Shiva Stone, eineiige Zwillingsbrüder, wachsen als Waisenkinder in einem Missionshospital in Addis Abeba auf, der Kaiserstadt Haile Selassies. Ihre Mutter, eine schöne indische Nonne, starb bei ihrer Geburt, ihr Vater, ein britischer Chirurg, verschwand spurlos. Marion und Shiva sind unzertrennlich, und sie verbindet die Faszination für die Medizin, doch als sie zu jungen Männern heranwachsen, treibt die Liebe – ihre Leidenschaft für dieselbe Frau – einen Keil zwischen die beiden. Marion muß aus seinem von politischen Unruhen geschüttelten Heimatland fliehen und geht nach Amerika.
Autor:
Verghese wurde als Sohn indischer Malankara-Christen in Äthiopien geboren, musste aber aufgrund politischer Umwälzungen das Land verlassen und lebt seit den 70ern in den USA. Zunächst arbeitete er als Arzt in Tennessee, dann in Texas, wo er auch seine ersten beiden halb-autobiografischen Bücher über AIDS Patienten und einen todkranken Tennispartner von ihm schrieb.
Seit 2007 ist er in Stanford tätig, sein drittes Werk und erster Roman Rückkehr nach Missing (Cutting for Stone) verkaufte über 1 Mio. Exemplare und erhielt 2010 den Indies Choice Book Award.
Meine Meinung:
[I]Rückkehr nach Missing erzählt die unvergeßliche Geschichte einer großen Liebe: zu den Menschen und zur Medizin. Eine packende Familiensaga über Afrika und Amerika, Ärzte und Patienten, Exil und Heimat.[I]
Ok, diesen Satz hab ich auch aus der Kurzbeschreibung bei amazon.de abgeschrieben, aber er trifft auch meine Meinung zu diesem Buch zu 100%.
Zentraler Ort der Geschichte ist ein Missionskrankenhaus im äthiopischen Addis Abeba. Adis Adeba ist nicht gerade eine Stadt, die mir sehr bekannt ist. Auch die Geschichte Äthiopiens hat es bisher nicht wirklich in mein Bewusstsein geschafft. Umso interessanter ist es hier anhand einer besonderen Familiengeschichte etwas mehr über die geschichtlichen Hintergründe dieser Region zu erfahren.
Obendrein liest es sich es (auf englisch) wunderschön, wenn auch eher langsam. Die Sprache ist sehr dicht, manchmal etwas ausschweifend, und man will auch einfach geniessen. Nun ja, einschränkend sollte ich vielleicht dazu sagen, dass stellenweise auch sehr medizinisch geschwafelt wird. Das ist bis zu einem gewissen Grade hochinteressant und lehrreich, vor allem wenn es um Frauengesundheit und die z.T. schrecklichen Schicksale armer Frauen ohne Zugang zu medizinischer Hilfe geht. Aber manchmal wurde es mir auch zuviel an fachlichem Vokabular, und ich hab dann quer lesen müssen. Fand ich aber nicht wirklich schlimm und war ja auch mit einem Arzt als Erzähler zu erwarten.
Auch wenn die medizinische Sprache manchmal einige Herausforderungen an den Leser stellt, so ist es doch letztlich die humanistische Seite der Medizin, die in diesem Buch im Vordergrund steht. Die Protagonisten sind Ärzte oder Kinder, die sich nicht vorstellen können mal etwas anderes als Ärzte zu werden. Und für alle ist dieser Beruf wirklich eine Berufung, die beste Möglichkeit der Liebe zu ihren Mitmenschen Ausdruck zu verleihen.
Verghese schafft es diese Liebe zur Medizin und ihren Menschen ohne Kitsch zu beschreiben. Was aber nicht heisst, dass sie den Leser nicht auch stellenweise zu Tränen rühren kann. Die medizinischen und menschlichen Schicksale sind eben sehr realistisch und oft sehr schwer.
Als Marion schliesslich als Arzt in Amerika arbeitet, lernt er eine ganz andere Sicht der Medizin kennen, die sehr viel mehr auf Geld ausgerichtet ist. Der Kontrast ist enorm! Doch auch hier wird deutlich, dass eine Medizin nur mit Geld und Technik nicht funktionieren kann und immer Menschlichkeit und Mitgefühl fuer den Patienten braucht.
Die Medizin spielt eine zentrale Rolle in diesem Buch, aber genauso ist es ein großes Familiendrama, das Liebe, Politik und Medizin verbindet.
Fazit: Ein unvergeßlicher Schmöker im besten Sinne des Wortes.