Christoph Ransmayr - Atlas eines ängstlichen Mannes

  • Kurzbeschreibung:


    Ein großer erzählter Weltatlas. Der „Atlas eines ängstlichen Mannes“ ist eine einzigartige, in siebzig Episoden durch Kontinente, Zeiten und Seelenlandschaften führende Erzählung. „Ich sah…“, so beginnt der Erzähler nach kurzen Atempausen immer wieder und führt sein Publikum an die fernsten und nächsten Orte dieser Erde: In den Schatten der Vulkane Javas, ins hocharktische Packeis, an die Stromschnellen von Mekong und Donau und über die Paßhöhen des Himalaya bis zu den entzauberten Inseln der Südsee. Wie Landkarten fügen sich dabei Episode um Episode zu einem Weltbuch, das in atemberaubenden Bildern Leben und Sterben, Glück und Schicksal der Menschen kartographiert.


    Meine Meinung:


    Von meinem Landsmann Christoph Ransmayr las ich vor einiger Zeit „Morbus Kitahara“, das mich vor allem stilistisch beeindruckte. „Atlas eines ängstlichen Mannes“ nun ist, was den Stil betrifft, wieder großartig und beeindruckend. Nur dass diesmal auch der Inhalt mitzuhalten vermag, auch wenn es sich um ein sehr ungewöhnliches Leseerlebnis handelt, das sich einer Klassifizierung verweigert.


    Die 70 erzählten Episoden hat Ransmayr bis auf eine einzige ungenannte allesamt selbst erlebt und auch alle wiedergegebenen Gespräche mit Menschen, die ihm auf seinen Reisen begegnet sind, sind authentisch. Was mir anfangs vor allem aufgefallen ist, ist die Tatsache, wie weitgereist der Autor ist und wie vielfältig und sicher auch lohnenswert seine Reiseziele.


    So vielfältig wie die Reiseziele sind auch die Geschichten, die von heiter bis melancholisch, von traurig bis erhebend, von betroffen bis Staunen machend reichen. Die einzelnen Episoden, die jedes Mal mit „Ich sah…“ beginnen, umfassen im Schnitt 8 Seiten, lassen sich nicht in einem Rutsch herunterlesen. Mir zumindest erging es so, dass ich nach jeweils einigen Geschichten eine Pause einlegen musste, um das Gelesene sacken zu lassen.


    Welche der Episoden mir am besten gefallen hat, könnte ich gar nicht sagen, am ehesten eine derjenigen, die sich mit der Majestät des Todes befassen, etwa mit dem Ableben seines Vaters, das Ransmayr sehr berührend darstellt.


    Fazit: eine literarische Weltreise, bei der man ungemein viel lernen kann und die den Horizont unbedingt erweitert und zudem stilistisch großartig ausgestaltet ist. Man darf sich nur keine lose zusammenhängende Handlung oder gar einen Roman herkömmlicher Art erwarten.


    ASIN/ISBN: 359652041X