Acht Minuten - Peter Farkas

  • Verlag: Luchterhand Literaturverlag
    Gebundene Ausgabe: 136 Seiten


    Originaltitel: Nyolc Perc
    Aus dem Ungarischen von György Buda


    Kurzbeschreibung:
    Péter Farkas erzählt in »Acht Minuten« von den letzten Tagen eines dementen Paares, das trotz Alter und Krankheit seine Würde und vor allem die Liebe zueinander bewahren kann. Für diesen Roman wurde der in Deutschland lebende Autor mit dem Sándor-Márai-Preis ausgezeichnet und erhielt den Preis für den besten Debüt-Roman in Ungarn.


    Über den Autor:
    Péter Farkas wurde 1955 in Budapest geboren. 1982 verließ er Ungarn, seither lebt er mit seiner Familie in Köln. Er hat eine literarische Zeitschrift herausgegeben, Ausstellungen organisiert und arbeitet für den Rundfunk. 1997 wurde er für das beste literarische Debüt in Ungarn ausgezeichnet. "Acht Minuten" ist sein erster Roman in deutscher Übersetzung.


    Über den Übersetzer:
    György Buda wurde 1945 in Hutthurn/Bayern geboren und lebte bis 1956 in Ungarn. Er studierte Geologie in Wien und schloss daneben das Studium am Institut für Übersetzen und Dolmetschen ab. Seit 1988 ist Buda Professor für Mineralogie und Leiter der Abteilung für Mineralogie des Geologischen Instiuts der Eötvös L. Universität in Budapest, arbeitet aber auch als Übersetzer. In den Jahren 1993 und 1997 erhielt er den Preis für literarisches Übersetzen der Stadt Wien, 2006 den Preis des Bundeskanzleramtes. György Buda übersetzt u.a. Werke von Imre Kertész, Lájos Parti Nagy, Péter Esterházy, Endre Kukorelli, Otó Tolnay


    Mein Eindruck:
    Obwohl das Thema in letzter Zeit des öfteren literarisch verarbeitet wurde, ist es immer noch verstörend, einen so genauen Text über das Thema Demenz zu lesen. Hier zeigt der ungarische Autor Péter Farkas ein altes Ehepaar, die beide Dement sind und doch noch zusammenleben. Der Zustand ist erschreckend, denn Farkas zeigt, wie die Persönlichkeit schwindet, und auch die Fähigkeiten, zum Beispiel kann die Frau nicht mehr verständlich sprechen, verfällt öfter in den Zustand der Leere oder verschläft Tag und Nacht. Auch das auf die Toilette gehen fällt schwer, sie merkt es kaum, wenn sie sich vollkotet.
    Die Demenz des Mannes ist noch nicht ganz vorangeschritten, er kümmert sich rührend um seine Frau, doch auch bei ihm wird es unaufhaltsam schlimmer.
    Sie sind hilflos, haben aber Hilfe, doch die Pfleger nehmen sie kaum noch wahr.


    Was den Text noch erträglich bleiben lässt. ist die Tatsache, dass die beiden immer noch zusammen leben und aufeinander reagieren, die Gewöhnung und Zuneigung ist nicht völlig erloschen, solange noch Rest an Existenz der Identität besteht. So mag es die Frau zum Beispiel, wenn der Mann ihr vorliest, auch wenn sie den Inhalt nicht mehr versteht. Auch summen sie manchmal Lieder gemeinsam. Péter Farkas schafft es, eine unantastbare Intimität zu verdeutlichen.


    Das Besondere am Buch ist aber vor allen die Erzählperspektive, die sich überwiegend, obwohl nicht in der Ich-Form geschrieben, an der Wahrnehmung des Mannes orientiert. Das habe ich so bisher noch nicht gelesen. Dieser Stil hat mich fasziniert, auch wenn ich mich beim Lesen etwas unwohl gefühlt habe, wenn Farkas bei den Beschreibungen von intimen Dingen im Detail sehr weit geht.
    Ich bewerte den Roman mit 7 von 10 Punkten.