Verlag: Fischer, 1968, 340 Seiten
Herausgegeben von Hans Bürgin
Kurzbeschreibung:
Band 8 von „Das essayistische Werk in 8 Bänden“.
Über den Autor:
Thomas Mann, 1875 – 1955, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Mit ihm erreichte der moderne deutsche Roman den Anschluss an die Weltliteratur. Manns vielschichtiges Werk hat eine weltweit kaum zu übertreffende positive Resonanz gefunden. Ab 1933 lebte er im Exil, zuerst in der Schweiz, dann in den USA. Erst 1952 kehrte Mann nach Europa zurück, wo er 1955 in Zürich verstarb.
Mein Eindruck:
Diese Miszellen sind Kurztexte von Thomas Mann, die er in Zeitschriften und Zeitungen veröffentlichte. Teilweise sind es auch Vorworte zu anderen Büchern,
oder offene Briefe und ähnliches.
In diesem Band sind weit mehr 100 Stück versammelt.
Daher werde ich mich nur zu einigen äußern, die mir aus dem einen oder anderen Grund aufgefallen sind.
Zu den vielen Texten, zu denen ich mich nicht geäußert habe, muss ich sagen: diese Texte sind wohl auch bemerkenswert, doch teilweise ist es, auch aufgrund der weit zurückliegenden Entstehung, nicht immer einfach ganz zu verstehen, was der Verfasser meinte.
Los geht es:
Die Texte sind zeitlich aufsteigend angeordnet.
Mit “Heinrich Heine, der “gute” startet dieser Band. Das ist ein Text von 1893, den Thomas Mann in einer Zeitschrift noch als Schüler schrieb. Dabei ist er ungewöhnlich heftig. TM schrieb als erfahrener Autor sonst meist voller Bedacht und umsichtig.
Über den Alkohol: hier merkt TM an, dass er einmal eine Erzählung unter Mithilfe von Kognak-Grog geschrieben hat. Man merkts ihr an, sagt er. Da würde mich interessieren, welche das sein könnte.
Über Fiorenza: Hier verteidigt TM sein Stück gegen angeblich antichristliche Tendenzen. Ziemlich am Ende des Buches äußert er sich noch einmal über sein Stück.
Maler und Dichter: Mann gesteht hier, dass er keinen großen Bezug zur Malerei hat. Ausnahme in der Kunst bildet die Bildhauerei, die er schätzt.
Eine weitere Ausnahme machte er für Kokoschka “Über Oskar Kokoschka”.
Fürs Kino hatte er mehr übrig (Über den Film, 1928), für Kunst hat er den Film aber nicht gehalten und mit der ersten Verfilmung der Buddenbrooks war er unzufrieden. In “Film und Roman”, der letzten Miszelle des Buches kommt er noch einmal auf das Thema zurück.
“Gegen das Abiturientenexamen” spricht sich der sehr schlechte Schüler Thomas Mann aus, der später Nobelpreisträger und Dozent in Princeton war.
Amüsant ist der Brief an Gerhard Hauptmann, in der sich Thomas Mann ganz zerknirscht als reuiger Sünder gibt, weil er Hauptmann als Figur in seinen Roman Der Zauberberg einbaute, zum Teil nicht unbedingt sehr schmeichelhaft.
Mit “Zur Begrüßung Gerhard Hauptmanns in München” wendet er sich noch einmal an den Nobelpreisträger anlässlich der Aufführung eines Stückes.
Mit einigen Texten gratuliert TM anderen Autoren zum Geburtstag, z.B. Knut Hansum zum 70zigsten, Max Liebermann, John Galsworthy, Arthur Eloesser, Heinrich Mann, Stefan Zweig (zum Todestag), Siegfried Trebitsch. Oskar Maria Graf u.a.
Thomas Mann stellt sich den Fragen der Zeit und spricht sich zum Beispiel als Antwort zu einer Rundfrage deutlich gegen die Todesstrafe und gleichzeitig schon 1926 gegen den Faschismus aus
Interessant finde ich den Brief an Eduard Korrodi, in dem sich TM zur Emigrantenliteratur bekennt.
Mehrfach äußert er sich über die Entstehung seiner Werke, z.B. in Zur Physiologie des dichterischen Schaffens.
Fazit: Natürlich können diese Miszellen nicht die Wirkung ausstrahlen wie die längeren Essays von Thomas Mann, aber immerhin gibt es viele Anekdoten und originelle Zusammenhänge, die dann doch bemerkenswert sind.
Aufgefallen ist mir außerdem, dass sich Thomas Mann in nahezu allen Texten liebenswürdig gibt, von seiner berüchtigten Kälte ist kaum etwas zu spüren.
Nur wenn er angegriffen wurde, erwidert er mit klarer Schärfe.