Das Haus an der Küste - James L. Rubart

  • Ganz schön traurig, dass wir uns darüber definieren, was wir tun, um unseren Lebensunterhalt zu verdienen, statt damit, was uns lebendig macht. (Seite 49)
    Erinnere dich daran, wer du bist. (Seite 149)


    409 Seiten, gebunden
    Originaltitel: Rooms
    Aus dem Amerikanischen von Sylvia Lutz
    Verlag: Gerth Medien GmbH, Aßlar 2012
    ISBN-10: 3-86591-634-1
    ISBN-13: 978-3-86591-634-1



    Zum Inhalt (Quelle: eigene Angabe)


    Micha hat alles erreicht, was man im Leben erreichen kann: geschäftlichen Erfolg, viel Geld, eine feste Beziehung. Ein perfektes Leben.
    Bis er eines Tages von einem Großonkel ein seltsames Haus in Cannon Beach, etwa 300 km entfernt am Pazifik, erbt. Ein Haus, das sich verändert; ein Haus, in dem täglich neue Zimmer auftauchen. In einer Eisdiele lernt er Sarah kennen, die so ganz anders ist als seine derzeitige Freundin Julie. Micha wird gezwungen, sich seiner lange verdrängten Vergangenheit zu stellen. Und der Frage, welches Leben er künftig wo führen will: sein altes in Seattle oder sein neues in Cannon Beach. Es geht um alles oder nichts - bis hin zur letzten Konsequenz.



    Über den Autor (Quelle: Verlagsangabe)


    James L. Rubart ist verheiratet, Vater von zwei Söhnen und Inhaber einer Marketingfirma. Mit seiner Familie lebt er in der Nähe von Seattle.


    - < Klick > - die Seite zum Autor bei Gerth (mit Interview zum Buch sowie Leseprobe). ACHTUNG: das Interview enthält einige massive Spoiler zum Buch!
    - < Klick > - die Website des Autors (in englischer Sprache)
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    Vorbemerkung


    Um Mißverständnisse zu vermeiden: Das ist ein christliches Buch. Wenn ich Formulierungen wie „wir“ verwende, beziehen sich diese meist nicht auf die Gesamtgesellschaft, sondern auf den christlich geprägten Teil, dem ich mich zugehörig fühle. Ferner spielen Themen wie Gott, Religion, christliche Überlieferung eine tragende Rolle im Buch.


    Wieder ein Buch, das in keine der hier im Forum vorhandenen Rubriken paßt. Notgedrungen daher also „Belletristik“.



    Meine Meinung


    „Für mich bedeutet erfolgreich zu sein, wenn ich die Bestimmung lebe, die Gott für mich vorgesehen hat.“ Das sagt der Autor in dem oben verlinkten Interview. Stellt sich nur noch die Frage, ob man das denn auch tut. Micha ist zu Beginn des Buches davon überzeugt. Als Gründer und Großaktionär einer erfolgreichen Softwarefirma hat er alles erreicht, was man im Leben erreichen kann: beruflichen Erfolg, Spitze der Karriereleiter, unermeßlichen Reichtum, der sich täglich mehrt. Und dazu die perfekte Partnerin, im Geschäft wie privat.


    Dann erhält er eines Tage die Nachricht, daß er von seinem verstorbenen Großonkel Archie ein Haus im etwa 300 km entfernten Cannon Beach geerbt hat. Doch wozu braucht er dort ein Haus? Er wird also hinfahren, es sich kurz ansehen und dann verkaufen. Aber ganz so einfach wird das nicht, denn das Haus ist zum einen ein absolutes Traumhaus und zum anderen etwas ... seltsam. Irgendetwas zieht ihn dort magisch an. Dann ist da sein neuer Bekannter Rick, der mehr zu wissen scheint, als er sagen will. Und natürlich Sarah, die so ganz anders ist als Julie.


    Plötzlich sieht Micha sein ganzes bisheriges Leben infrage gestellt. War es etwa doch nicht so perfekt, wie er immer glaubte?


    „Für mich bedeutet erfolgreich zu sein, wenn ich die Bestimmung lebe, die Gott für mich vorgesehen hat.“ Das ist - neben der (inneren) Freiheit - das Hauptthema dieses Buches, und mit diesen Problematiken muß sich Micha im Verlauf der vierhundert Seiten auseinandersetzen. Und mit ihm auch der Leser. Immer wieder habe ich innegehalten, weil mir manches zwar nicht im wörtlichen, aber doch im übertragenen Sinne mehr als nur bekannt vorkam. Wenn von den Ketten, mit denen Michas Herz gefesselt ist, die Rede war, war es ein Leichtes, das auf mein Leben zu übertragen und „meine Ketten“ zu sehen. Der Autor läßt nicht nur Micha, sondern auch uns auf eine Reise gehen, an deren Ziel eine Grundsatzentscheidung steht. Er führt zu einer Weggabelung, und nur einen Weg kann man weitergehen. Es gibt kein sowohl - als auch, keinen Kompromiß, nur ein Entweder - Oder. „Wenn 99% Wahrheit sind und nur 1% Lüge, ist es insgesamt doch falsch,“ so heißt es sinngemäß an einigen Stellen im Buch. Mag man beim ersten Auftauchen dieser Aussage noch denken „na ja, dieses eine Prozent, was macht das schon aus“, so ist die Wahrheit dieses Satzes am Ende des Buches evident.


    Um es zu wiederholen: es geht um existentielle Fragen des Lebens, und in solchen ist ein Kompromiß unmöglich. Das macht der Autor im Verlauf dieses Buches mehr als deutlich.


    Ins Buch bin ich sehr schnell hineingekommen; Längen konnte ich keine empfinden, mit den Figuren bin ich recht schnell warm geworden. Die Geschichte ist flüssig erzählt und, wenn man die - um es so auszudrücken - phantastischen Elemente als gegeben akzeptiert, in sich stimmig und folgerichtig entwickelt. (In der Hinsicht fühlte ich mich etwas an die "Acts of Faith"-Trilogie von Davis Bunn und Janette Oke erinnert, in der Erzählungen aus der Heiligen Schrift ebenfalls als Tatsache in die Romane integriert sind.) Nicht so hundertprozentig hat mir gefallen, daß [sp]die Sache mit der „Parallelwelt“ für mein Empfinden nicht ganz aufgeklärt wurde. Da hätte ich mir etwas mehr Klarheit gewünscht, denn das war doch ein wesentliches Element im Buch.[/sp]


    James L. Rubart hat mit „Das Haus an der Küste“ ein bemerkenswertes Debut vorgelegt, das oft mit der „Hütte“ verglichen wird. Vielleicht wegen des männlichen Protagonisten fühlte ich mich manchmal etwas an Robert Whitlow erinnert, und manche Motive ließen mich an Lisa Samsons „Das Gelübde der Mary Margaret“ denken. Jedenfalls ist dieses „Haus“ in vielem (im sehr positiven Sinne) ungewöhnlich; ist man bereit, sich auf die Reise, die der Autor schildert, zu begeben, kann möglicherweise eine ähnliche Entwicklung wie bei Micha angestoßen werden. Hoffentlich nicht so radikal, wie hier im Buch, aber auf jeden Fall hin zu einem besseren, erfüllteren, freieren Leben.


    Ein Buch, das bei mir einen tiefen Eindruck hinterließ und noch lange nachwirken wird.



    Kurzfassung:


    Ein wahrhaft außergewöhnliches Buch, das sich in keine Schublade pressen läßt und zum Nachdenken über die eigene Einstellung zum Leben, über innere Freiheit wie auch über die Beziehung zu Gott anregt - und zwingt.
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")