Ist (gerne) lesen Veranlagung?

  • Hallo zusammen,


    Ihr kennt doch bestimmt auch Leute, die entweder wahnsinnig gerne lesen oder eben Bücher total links liegen lassen und ausser ein paar Alibi-Bänden nichts im Regal stehen haben.


    Woran kann es liegen, dass es Menschen gibt, die mit Büchern augenscheinlich überhaupt nichts anfangen können und lesen als luxuriöse Zeitverschwendung betrachten? Nachdem sich Bücher-Ignoranten durch beide Geschlechter und alle Gesellschaftsschichten hindurchziehen, kann man die Lese-Unlust irgendwie gar nicht richtig an Irgendetwas festmachen.


    Meine These: Lesen ist Veranlagung. Mittendrin zwischen all unseren Genen und Enzymen gibt es das Lese-Gen, dass uns (die Gerne-Leser) begierig auf immmer neue Geschichten sein lässt. :)


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Meine These: Lesen ist Veranlagung. Mittendrin zwischen all unseren Genen und Enzymen gibt es das Lese-Gen, dass uns (die Gerne-Leser) begierig auf immmer neue Geschichten sein lässt. :)


    Hmm, ein Lese-Gen, auf die Idee bin ich noch nie gekommen. Wenn ich wüßte, woran es liegt, dass manche Menschen gerne lesen, andere aber gar nicht, dann wäre mir schon geholfen. Meine Kinder lesen am liebsten gar nicht. Der Älteste manchmal, der zweite nur mit Druck, dann aber ganz extrem. (Er darf nur an den PC, wenn er auch liest. Ist er erst einmal im Buch so richtig drin, muß ich ihm abends das Buch wegnehmen, da er schon nachts um 3.00 Uhr noch am lesen war. Er würde aber freiwillig kein Buch anrühren, obwohl er dann doch immer wieder ganz begeistert ist.) Meine Jüngste liest auch nur, wenn ich es ihr sage. Wir haben nachmittags dann Lesestunde, sitzen beide gemütlich unter der Decke auf der Couch und lesen, mindestens eine halbe Stunde lang. Erst meckert sie, ist sie aber erst einmal dabei, ist sie begeistert.
    Nun muß ich aber noch dazu sagen, dass wir eine tolle Auswahl an Kinder- und Jugendbüchern zu Hause haben und wenn die Kinder etwas anderes lesen möchten, es nur sagen müssen. Dann wird das Buch sofort besorgt, da ich lesen als so wichtig empfinde.
    Warum die Kinder aber nicht alleine auf die Idee kommen zu lesen, wüßte ich auch zu gerne.

  • Hallo!


    Also ich denke teils teils. Einerseits ist meiner Meinung nach Lesen Veranlagung, andererseits denke ich liegt es auch sehr viel an den Eltern ;) .


    Ich war im Herbst auf einem Abend über Kinder- und Jugendbücher wo viel darüber geredet wurde.


    Wie soll ein Kind Bücher lieben lernen, wenn die Eltern selber nicht lesen?
    Ich selber lese seitdem ich ca. 7 Jahre alt war gerne und viel. Unser Sohn ist jetzt 14 Monate alt. Klar, am Anfang hatte ich dadurch bedingt nicht mehr soviel Lesezeit, aber klappt es wieder ganz gut.


    Ich kaufe ihm zwischendurch gerne Bücher. Wenn wir im Buchladen sind und er eines bekommen soll, halte ich ihm 2 oder 3 hin, und was er dann greift bekommt er. Auch gehe ich regelmäßig alle 2-3 Wochen mit ihm in die Bücherei. Da gucken wir dann erst nach meinen Büchern (ich suche meist gezielt), und dann ganz in Ruhe in der Bilderbücherecke. Da mach ich das dann genauso.


    Ich habe ihm bei uns im Wohnzimmer in seinem "Kistenregal" 2 Fächer freigemacht, damit er immer gut an seine Bücher ran kommt. Und er sitzt auch mehrmals am Tag davor und sucht sich was raus und blättert. Abends lesen wir dann immer zusammen, oder am Nachmittag wenn er Lust dazu hat. Und ich achte darauf, dass er sieht wie ich zwischendurch lese.


    Damals sagte die Buchhändlerin auch, das es auch viel ausmacht wie man vorliest. Liest man mit Leidenschaft, weil einen das Buch selber interessiert- oder liest man als "Pflicht" um es möglichst schnell weglegen zu können?


    Mein Mann liest nur Fachzeitungen. Allerdings habe ich bei seinen Eltern im Haus auch noch nie viele Bücher gesehen. Ich glaube da wurde abends eine kurze Geschichte gelesen, ich weiß es nicht genau.


    Ich finde es auf jeden Fall superschön, wenn Kinder Bücher lieben und ich freue mich schon auf die kommende Zeit- weil ich es mitgenießen werde ;)

    LG Katja :wave


    "Die reinste Form des Wahnsinns ist es ,
    alles beim alten zu lassen .
    Und gleichzeitig zu hoffen , das sich etwas ändert."-Albert Einstein ."


    :lesend "FÜNF "- Ursula Poznanski

  • Hallo Doc,


    Veranlagung ist es sicher, sonst würde man es ja nicht gerne tun, aber nicht Vererbung. Und die Veranlagung muss natürlich auch nicht immer von alleine zu Tage kommen, daher wäre es sinnvoll, wenn die Eltern das bei ihren Kindern fördern würden.


    Meine Eltern haben nie gelesen, maximal Zeitung. Sie haben mich allerding immer mit Büchern eingedeckt und ich habe bereits die Bücher verschlungen, sobald ich lesen konnte. Meine Tochter liest auch gerne, kommt aber nicht so dazu und weil sie sich dadurch nicht so drum kümmert, liest mein Enkel, wenn überhaupt, nur mit Zwang.

  • Hallo,


    es gibt eine Statistik, wo bewiesen wurde, dass Kinder, deren Eltern ihnen Geschichten von der Wiege an vorlesen, viel eher zur Leseratte mutieren :-() , als wenn von den Eltern gar nichts gemacht wird.


    Grundvorrausetzung sollte es sein, die Lesebereitschaft zu wecken und zu fördern. Statt Computerspiele, Videofilme und sonstiigen Unsinn sollten Bücher geschenkt werden.


    Am besten wäre es dann noch, den Fernseher ganz aus dem Haus zu verbannen. Denn der Fernseher ist ohne Zweifel der größte Feind der Bücher, da er für Kinder sehr verlockend ist. Da braucht man halt nichts zu arbeiten und zu denken ...


    mfg

  • Historikus,


    da kann ich Dir so aber nicht ganz zustimmen. Als Kind war der Fernseher für mich stets greifbar - aber er hat mich nie sooooo gereizt. Klar habe ich mir Lassie, Flipper & Co. angesehen. Aber wenn die Kiste ausblieb, war das auch kein Problem.


    Lesen dagegen war für mich schon immer eine Leidenschaft - obwohl weder meine Eltern noch mein Bruder lesen.


    Allerdings habe ich als Kind immer meine Gutenacht-Geschichte vorgelesen bekommen und mein Lesen wurde insofern gefördert, als daß ich sehr viele Bücher geschenkt bekam und gute Kundin der örtlichen Bibliothek war.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Hallo Zusammen,


    bei mir ist es ähnlich wie bei Batcat: Ich habe schon als Kind sehr gerne gelesen und habe eigentlich auch immer Bücher zu Weihnachten und Geburtstag, manchmal auch Ostern geschenkt bekommen, neben anderen Dingen. Ich könnte nicht ganz auf meinen fernseher verzichten, es gibt viele Sachen die ich gerne anschaue. Aber das ist meiner Lesesucht nicht abträglich ! Ich bin in meiner Familie die Leseverrückteste, und oft wird der Kopf geschüttelt, aber ich denke das ist schon veranlagung. Vererbung eher nicht, meine Mutter und mein Vater lesen beide nicht wirklich.

    liebe Grüsse melanie


    Wenn man Engeln die Flügel bricht, fliegen sie auf Besen weiter !
    :keks


    :lesend )

  • Das mit dem Gen finde ich zwar eine interessante Theorie.
    Ich glaube allerdings nicht, daß Lesen mit Vererbung zu machen hat. Eher schon mit Veranlagung und sicher auch mit Erziehung zum Lesen.
    Wenn ich jedoch meine eigene Familie anschaue, bin ich mir gerade was den letzten Punkt betrifft nicht so sicher.
    Mein Vater war ein absoluter Büchernarr und mußte auch beruflich sehr viel lesen. Meine Mutter hat auch gerne und viel gelesen. Meine Geschwister und ich wurden von Kindheit an zum Lesen ermuntert. Buchgeschenke zu allen möglich Anlässen waren die Regel.
    Doch hat sich das bei uns Geschwistern unterschiedlich ausgewirkt: von den 6 Kindern lesen 2 (worunter ich) gerne und relativ viel, 2 lesen manchmal und meist nur kürzeres, und 2 lesen überhaupt oder os gut wie gar nicht.

  • Also ich hatte als Kind auch immer Zugang zum Fernseher und er hat mich auch nicht über die Maßen gereizt. Meine Mutter liest kaum Bücher, mein Vater allerdings schon und ich hab auch immer vorgelesen bekommen. Ich glaub es liegt mehr an den Genen, als an der Erziehung. Ein Gen für Geschichten, für die Faszination von Erzähltem. Doch, ich denke das gibts.

  • mir wurde mal gesagt das ist alle ein teil der erziehung. von klein auf. wenn man einem kind schon zum lesen ermutigt und zum malen zeichnen bla bla bla kann schon sein das er ein leser wird. wenn man das kind lieber vor den tv setzt als ihm etwas vorzulesen wird es später auch nicht lesen. die kloze ist doch viel einfacher.
    aber ob man sich da so drauf verlassen kann weis ich nicht. auch meine geschwister lesen. aber nicht von klein auf. meine lesegier kam erst mit 17. als ich in der 10 klasse war, und mit "freunden" einen riesenkrach hatte. freundschaft aus. dann hab ich das lesen angefangen. vorher las ich auch nicht. was machte ich eigentlich den gnazen tag? :gruebel

  • Zitat

    Original von Jeanne
    Ich glaub es liegt mehr an den Genen, als an der Erziehung. Ein Gen für Geschichten, für die Faszination von Erzähltem. Doch, ich denke das gibts.


    Aah, eine erste Anhängerin meiner These.
    Wenn sich noch ein paar finden, dann werde ich Guru...Lese-Gen-Guru. :anbet


    Aber wahrscheinlich ist es wohl eine Mischung aus in-der-Kindheit-Erlebten und Veranlagung (wobei wir wieder bei meiner wunderbaren Gen-These wären).

    Gruss,


    Doc, schon mal "Genforschung für Anfänger" rauskram

  • @Doc, den Lese-Gen-Guru :wow


    Welche Art Veranlagung soll denn das sein? Die Veranlagung, die (erlernten) Buchstaben in einen sinnvollen Zusammenhang bringen zu können? Oder die Veranlagung, die daraus entstandenen Worte und Sätze im Geist zu einer Geschichte verbinden zu können?


    Köstliche Idee jedenfalls, das Lese-Gen... und ich würde die prägenden Kindheitserfahrungen da völlig rauslassen... :lache

    ToniO



    Betrachte nicht den Krug, sondern dessen Inhalt.
    Rabbi Me'ir


    Coincidence is God's way of remaining anonymous.
    Albert Einstein

  • Hm naja, ich würde es nicht Lese-Gen nennen. Aber es ist doch in gewisser Weise in den Genen und nicht in der Erziehung, für was man sich begeistern kann, was einen fasziniert. Ich glaube auch, dass es zu einem Teil an den Genen liegt, welche Hobbies man später hat, welche Musik man gut findet usw. Ich muss mir einfach sagen, dass ich nicht jemand komplett anderes wäre, wenn ich im afrikanischen Busch aufgewachsen wäre.

  • von wem ich das geerbt haben soll, weiß ich nicht. bei uns zu hause standen wirklich nur alibi-bücher im regal. ich habe meine eltern nie mit buch in der hand gesehn.
    meine oma hat mir geschichten vorgelesen und ab und zu ein buch geschenkt.
    seit ich selbst geld verdiene, gebe ich es für bücher aus.
    ich überschütte meine tochter ebenfalls mit büchern. früher hab ich ihr geschichten vorgelesen, jetzt liest sie selber. und sie stöbert liebend gerne in buchläden- genau wie ich.
    ich bin also weder besonder gefördert worden, was das lesen angeht, noch kann es in meinen genen sein.

  • Tja, ob es ein Lese-Gen gibt? Ich weiß es nicht...


    Bei mir und meiner Schwester ist es allerdings seltsam:


    Ich habe schon immer gerne und viel gelesen und konnte gar nicht genug Bücher bekommen. Bei meiner Schwester ist es allerdings das totale Gegenteil. Wenn sie in ihrem Leben bisher fünf Bücher gelesen hat, dann ist das wohl viel... :grin


    Woran das liegt? Da habe ich überhaupt keine Ahnung. Vielleicht wirklich eine Art Veranlagung... ?(

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Meine Mutter liest nicht.
    Mein Vater liest nicht.
    Meine Omas lesen nicht.
    Mein Großvater väterlicher seits las nicht.


    Doch mein Großvater mütterlicher seits las sehr viel, stand total auf Bildung, und hat mir von Anfang an viel vorgelesen, Bücher geschenkt, mir viel von der Welt erzählt. Diese Neugier wird es wohl ausgemacht gehaben.


    mfg

  • Wahrscheinlich ist es polygenetisch (also nicht ein "Lesegen" ist verantwortlich, sondern eine Kombination von vielen Genen). So ist das auch bei Intelligenz oder bei Persoenlichkeitseigenschaften. Das "Intelligenzgen" gibt es auch nicht. Trotzdem gibt es einen genetisch bedingten Anteil der Intelligenz. Aber genetische Faktoren koennen nicht alle Intelligenzunterschiede in der Bevoelkerung erklaeren, da gibt es auch immer noch Umweltfaktoren. So wird es auch beim "Spass am Lesen" sein.


    Dazu gibt es dann noch einen Umweltfaktor (hat das Kind Gelegenheit zu lesen, lesen die Eltern viel oder wenig, welches Vorbild liefern sie usw.) und eine Anlage-Umwelt-Interaktion (zum Beispiel koennte ein Kind, das anlagebedingt Lust zum Lesen hat, aber dessen Eltern keine Buecher kaufen, trotzdem in die Buecherei gehen - oder andersherum: Lesebegeisterte Eltern kaufen Buecher und schaffen eine "lesefreundliche" Umgebung, aber das nicht-leseveranlagte Kind liest nix).


    lg Iris :-)

  • Ich hatte nur eine Tante, die mir ab und zu Bücher mitbrachte. Aber sowie ich lesen konnte, war ich begeistert von Büchern und jede Woche in der Leihbücherei. Bei uns daheim wurde ausser Bild und YellowPress nix gelesen...
    Erst habe ich gedacht, dass meine Töchter das Lesen leider von mir nicht "geerbt" hätten - da in der Jugendzeit ein Buch nur gezwungenermassen angerührt wurde - oder höchstens mal im Urlaub.
    Aber seit kurzem kann ich gar nicht so viel Bücher an sie ausgeben, wie sie sie verschlingen.


    Meine Jüngste hat es momentan voll mit den "Klassikern" wie Hesse oder Dürrenmatt. :wow - ich bin total erstaunt, als Kind wollte sie nie lesen. Also, an alle, deren Halbwüchsige noch nicht lesefreudig sind - es besteht absolut Hoffnung auf Besserung :wave


    Aprospos: meine Älteste (28) hatte noch nie was mit historischen Büchern am Hut - durch die "Wanderhure" ist sie jetzt auch hier im Forum gelandet, weil sie davon so begeistert war. Sie hat sich heute die "Kastratin" geschnappt :grin