Originaltitel: Dancing Jax (2011)
Script 5 Verlag 2012, 542 S.
Erster Band der Dancing Jax-Trilogie
Über den Inhalt:
Einige Bücher sind schädlich, sogar gefährlich. Sie verdrehen einem den Kopf und geben den dunkelsten Seiten der menschlichen Seele Nahrung. Sie sollten verbannt oder vernichtet werden. Diese Geschichte handelt von solch einem Buch. Ich hoffe, es gibt noch genug von euch da draußen, die das hier lesen und mir glauben und sich zur Wehr setzen können bevor es zu spät ist. Ein altertümlich wirkendes und zunächst harmlos erscheinendes Buch taucht in einer englischen Kleinstadt auf und ergreift Besitz von seinen Lesern. Immer mehr Menschen werden von dem Buch befallen und zu willenlosen Charakteren der Geschichte. Der diabolische Plan des Autors scheint aufzugehen.
Über den Autor:
Robin Jarvis wurde in Liverpool geboren und hat Grafikdesign an der Northumbria University studiert. Nach dem Studium zog er nach London, wo er als Modellbauer für das Fernsehen und die Unterhaltungsindustrie arbeitete. Mit dem Schreiben und Illustrieren von Büchern begann Robin Jarvis 1988. Er wurde in Großbritannien mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und hat bereits mehr als eine Million Bücher verkauft.
Meine Meinung:
Das Leben in der kleinen englischen Stadt Felixstowe ändert sich von dem Tag an, an dem eine Gruppe junger Leute in einem verlassenen Spukhaus ein altes Kinderbuch voll mit seltsamen Erzählungen findet. Von den scheinbar harmlosen Geschichten, verfasst vom geheimnisvollen Okkultisten Austerly Fellows, geht eine unheimliche Macht aus, die nach und nach immer mehr Menschen in ihren Bann auf eine Art und Weise in ihren Bann schlägt, gegen die der Rattenfänger von Hameln harmlos anmutet.
Für einige Leser ist "Dancing Jacks" nicht mehr als ein Märchen, doch für die meisten wird es ein Droge, mit der sie ihrem grauen Alltagsleben zu entfliehen versuchen. Das Buch ist angefüllt mit spannenden Abenteuern, in denen der Leser selbst eine Rolle übernimmt. Je mehr Personen den Verlockungen des Buches erliegen und fanatisch in das Rollenspiel eintauchen, desto unheimlicher und bedrohlicher wird die Atmosphäre. Denn diejenigen, die von dem Buch besessen sind, glauben in einer anderen Welt zu existieren mit einer anderen Identität. Die böse Magie des Buches bewirkt, dass alle, die es lesen, diese Welt für real halten (so eine Art Gehirnwäsche also).
Nach etwas schleppendem Start entwickelt die Geschichte einen starken Lesesog. Das Tempo wird nur durch die in Kursivschrift eingewobenen Auszüge aus dem Buch „Dancing Jacks“ immer mal etwas herausgenommen. Angefangen als eine scheinbar konventionelle Spukhausgeschichte, offenbart „Dancing Jax“ bald mehr und mehr gruselige und unheimliche Szenen. Erzählt aus der Perspektive mehrerer Charaktere, verbindet der Autor die verschiedenen Handlungsstränge schließlich gekonnt zu einem beängstigenden Szenario, das für eine gute Portion Gänsehaut beim Leser sorgt. Es brauchte etwas Anlauf, um mich mit den Charakteren warm werden zu lassen, denn es gibt nicht viele Sympathieträger unter ihnen. Die ganze Zeit über kann man sich nicht sicher sein, welche der Hauptfiguren dem unheilvollen Einfluss des Buches erliegen und das erhöht die Spannung zusätzlich, wobei man schon aufmerksam verfolgen muss, welches Alterego die Personen in der anderen Welt entwickeln.
„Dancing Jax“ ist eine phantasievolle, intelligent aufgebaute Geschichte mit einer ordentlichen Portion Gruselfaktor, stellenweise recht grausam und blutig. In der originellen Mischung aus Fantasy, Horror und Märchen finden sich historische Elemente, aber auch viele Verweise auf unsere heutige Kultur wie X Factor, Lady Gaga, Victoria Beckham, Facebook. Bei näherem Hinsehen erkennt man den spöttischen Blick des Autors gewürzt mit satirisch anmutenden Seitenhieben auf unsere heutige Gesellschaft.
Das Buch endet mit einem Cliffhanger, der die Ungeduld beim Warten auf die Fortsetzung schürt. Wer bleibt am Ende übrig, wer hat den Mut und die Kraft, dem Buch zu wiederstehen? Gibt es ein Mittel, Austerly Fellows zu stoppen?
Es gibt kein wirkliches Ende, nur einen Moment des Innehaltens und vielleicht eine vage Hoffnung, dass dieser Wahnsinn noch irgendwie aufgehalten werden kann. Doch darauf werden wir vermutlich bis zum Schluß des letzten Bandes der Trilogie warten müssen.