was könnte ich vorlesen, bitte um Hilfe!

  • Hallo liebe Büchereulen,
    ich habe folgendes Problem, gerade hab ich mich zu einem Ehrenamt gemeldet, um Blinden menschen vorzulesen. Das wollte ich schon immer mal tun, denn vorlesen ist für mich Spass pur! Schon einmal habe ich das vergangenes Jahr für Senioren gemacht, doch da war es relativ einfach Geschichten zu finden. nun sieht die Sache etwas anders aus, hier treffen sich jung und alt und ich habe insofern keine Erfahrung. meine Frage ist also: macht jemand von euch ein solches ehrenamt? Was könnte ich denn vorlesen, ich lese privat viele Krimis und bin mir daher unsicher was denn zu beginn ein schöner roman wäre, der begeistern und mitreissend ist!
    um eure mithilfe bin ich superdankbar, auch erfahrungen würden mir enorm weiterhelfen, damit ich mir einen Vorabüberblick verschaffen könnte:) Weihnachtsbücher stehen außer frage, da das ganze erst im januar starten soll.
    Liebe grüße und frohe Weihnachtsfeiertage wünsche ich euch!

  • Hast du die Möglichkeit, deine Teilnehmer nach ihren Interessen zu fragen? Evtl. möchten sie aus der Zeitung vorgelesen haben und sich mit dir darüber unterhalten. Welche Altersgruppe ist es? Einsteigen könntest du z. B. mit Kurzgeschichten. Wenn du Senioren vorliest, sind Tiergeschichten, Anekdoten und Kindheitserinnerungen (von Prominenten, Zeitgenossen, Menschen aus der Region) sehr beliebt. Wenn ich über die Altersgruppe mehr weiß, tauche ich noch einmal ins Bücherregal.


    Diese Titel hatte ich für eine andere Diskussion herausgesucht:
    Heilwig von der Mehden:
    Sei manierlich, Albertine
    Ehret die Frauen, aber übernehmt euch nicht
    Nehmt die Männer, wie sie sind, es gibt keine anderen
    Lauter reizende Leute, man merkt es bloß nicht immer


    Wenn ich die Wahrheit sagen sollte, müsste ich lügen

  • Das kommt auch darauf an, wie viel Zeit du hast. Wenn du einmal die Woche eine halbe Stunde liest, macht es keinen Sinn ganze Romane zu lesen. Dafür eignen sich eher Kurzgeschichten oder Reportagen. Ich habe mir letztes Jahr zu Weihnachten "Nichts als die Welt" schenken lassen (sehr teuer), aber auch sehr interessant. Es sind Reportagen aus 2500 Jahre. Vielleicht kannst du es dir wo leihen.

  • Ich habe einmal Blinden im Alter ca. 50+ vorgelesen und zwar aus einem dicken Gedichtbuch: "Der ewige Brunnen" herausgegeben von Ludwig Reiners.
    (Die mehrere Jahrzehnte alte Ausgabe soll besser sein als eine vor einigen Jahren erfolgte Neuauflage, in der schöne alte Grdichte gestrichen wurden, wohl, weil sie in ihrer Heimatverbundenheit missinterpretiert wurden).
    Einige bekannte Gedichte hatte ich ausgesucht (Erlkönig, Ribbeck, Handschuh, Abseits und das in der Henneberg-Wölfinnen-Leserunde angesprochene Gedicht von Chamisso über die Weiber von Weinsberg, die, als sie aus der belagerten Stadt das Liebste raustragen dürfen, ihre Ehemänner schleppen. Dazu dann ein paar Bemerkungen über die heute meist dickeren Männer und die viel leichter transportierbaren Kreditkarten und das Ganze war gleich wesentlich aufgelockerter. Dann fragte ich nach Wünschen, die ich meiner Erinnerung nach alle erfüllen konnte, denn in der alten Ausgabe ist wirklich eine reichliche Auswahl. Meine Nachbarinnen durften dann jeweils einfach eine Seite aufschlagen und wir ließen uns überraschen. Einige Gedichte wurden sogar leise mitgemurmelt.
    Das kam sehr gut an, denn angeblich gibt es jede Menge Hörbücher, aber es sollen kaum Gedichte oder wenn, dann immer nur von einem einzigen Autor darunter sein.
    Gute Rückmeldungen bekam ich auch bei einer Lesung von - meist leicht ironischen oder bissigen - Gedichten und Kurzgeschichten von Erich Kästner und ein anderes Mal mit Kurzgeschichten von Jo Hanns Rösler.
    Und eine einzelne, schon ziemlich alte blinde Dame hat sich von mir sogar einmal den gesamten Winnetou vorlesen lassen, kapitelweise, natürlich. :grin :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Hmm, das kommt natürlich auf den Lesegeschmack des Einzelnen an und, wie schon vorher erwähnt, auch auf den zeitlichen Rahmen... :gruebel


    Mir fällt da jetzt spontan "die unendliche Geschichte" von Michael Ende ein. Das ist einfach eine wunderschöne Geschichte, die wohl ursprünglich für Kinder geschrieben wurde, aber auch durchaus von Erwachsenen gelesen werden kann. :-] Für mich persönlich gehört es zu meinen absoluten Lieblingsbüchern. Aber falls du nicht so viel Zeit zum Vorlesen hast, ist es vielleicht etwas zu dick. ;-)

  • Zitat

    Original von blackrose



    Mir fällt da jetzt spontan "die unendliche Geschichte" von Michael Ende ein. Das ist einfach eine wunderschöne Geschichte, die wohl ursprünglich für Kinder geschrieben wurde, aber auch durchaus von Erwachsenen gelesen werden kann. :-] Für mich persönlich gehört es zu meinen absoluten Lieblingsbüchern.


    Dem kann ich mich nur anschließen!

  • Zitat

    Original von Buchdoktor
    Wenn du Senioren vorliest, sind Tiergeschichten, Anekdoten und Kindheitserinnerungen (von Prominenten, Zeitgenossen, Menschen aus der Region) sehr beliebt.


    Sorry und nix für ungut aber :yikes


    Ich bin zwar (noch lange) kein Senior, aber die Senioren, die ich kenne, würden dabei vor Langeweile einschlafen. Und wenn das nicht gerade der Sinn der Aktion ist, würde ich vor allen Dingen eines vorschlagen: fragen.


    Unsere Gesellschaft bevormundet alte und gehändicappte Menschen ja gerne, aber ich würde da doch mal vorher fragen, bevor ich mit irgendwelchem langweiligen Kram komme. Und nix gegen die Unendliche Geschichte, habe ich selber gelesen und geliebt, aber wie wäre es mit etwas, was derzeit "modern" ist.


    Da wird so ein Klischee von Alter/Blindheit wasweißich perpetuiert, was ich grauenhaft finde. Kein Wunder, dass meine 90-jährige (geistig voll fitte) Oma meinte, es gefällt ihr im Senioren-Stift nicht, weil...da wären so viele alte Leute :rofl


    Vorschläge habe ich keine, ich würde fragen, dann eine Auswahl präsentieren und aus dieser dann mit der Zielgruppe die Vorlese-Literatur bestimmen.


    Ansonsten, super :anbet zu Deinem Ehrenamt.

  • Zitat

    Sorry und nix für ungut aber Yikes Ich bin zwar (noch lange) kein Senior, aber die Senioren, die ich kenne, würden dabei vor Langeweile einschlafen. Und wenn das nicht gerade der Sinn der Aktion ist, würde ich vor allen Dingen eines vorschlagen: fragen. Unsere Gesellschaft bevormundet alte und gehändicappte Menschen ja gerne, aber ich würde da doch mal vorher fragen, bevor ich mit irgendwelchem langweiligen Kram komme. Und nix gegen die Unendliche Geschichte, habe ich selber gelesen und geliebt, aber wie wäre es mit etwas, was derzeit "modern" ist.


    "Meine" Senioren würden auch einschlafen bei Tiergeschichten und Anekdoten. Allerdings auch bei der Unendlichen Geschichte, denn Fantasy ist wirklich nicht jedermanns Sache.
    Auch ich finde fragen einfach das Beste. Wenn das Vorlesen nicht täglich oder wöchentlich ist, würde ich auch zu Kurzgeschichten tendieren, da man sonst als Zuhörer den Faden verliert und den Spaß auch, wenn man auf die Fortsetzung des Buches sehr lange warten muss. Aber vielleicht gibt es auch die Möglichkeit, den Anfang eines Buches vorzulesen und das Buch kann dann den Senioren als Blinden-Buch angeboten werden zu weiterlesen. Dann könnte man quer durchs Gemüsebeet vorlesen und neue Bücher so quasi zum Eigengenuss anbieten.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Naja, du hast jetzt nicht geschrieben, WIE jung die Jüngsten so sind, aber nach einigem Überlegen denke ich, folgende Bücher wären geeignet:


    Schiffbruch mit Tiger
    No & ich
    Rupien Rupien
    Chocolat
    Ich bin dann mal weg!


    Ich hoffe, ich konnte dir Anregungen geben.
    Vielleicht schreibst du ja später mal, wofür du dich dann entscheidest, meistens erfährt man das ja leider nicht :-)


    Gruß vom killerbinchen :wave

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“