Jennifer Coburn: Kerle angeln
Originaltitel Reinventing Mona
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Barbara Imgrund
Knaur Taschenbuch
ISBN-13: 9783426500576
ISBN-10: 3426500574
Belletristik
Originalausgabe 07/2011
Taschenbuch, 368
[D] 8,99 €
Verlagsseite http://www.knaur.de
Autorenseite (englisch) http://www.jennifercoburn.com/
Für Artikel in diversen Magazinen und Zeitschriften, die in Australien, Kanada und den Vereinigten Staaten verlegt werden, wurde die in New York geborene Autorin und in Michigan graduierte Journalistin Jennifer Coburn bereits mehrfach ausgezeichnet. Darüber hinaus beteiligte sie sich an vier Anthologien und veröffentlichte bislang vier Romane. Die Inspiration dazu bezieht sie unter anderem, wie man dem Autorenprofil auf der Verlagsseite entnehmen kann, eigenen Angaben zufolge aus belauschten Gesprächen (von Freunden und Verwandten). Außerdem steckt in jede ihrer Figuren ein kleines Stück von sich selbst. Drei der vier von ihr veröffentlichten Romane erhält man in der deutschen Übersetzung bei Knaur. Neben dem mir vorliegenden Kerle angeln, die zusätzlich zu der gedruckten Form auch als E-Book erhältlich ist, gibt es auch noch die beiden Titel Mütter, Männer und andere Katastrophen sowie Ehemann günstig abzugeben. Coburn lebt mit ihrer Tochter Katie und ihrem Mann William in San Diego.
Wie die Titel bereits erahnen lassen, geht es in ihren Romanen nicht ganz ernst zu. Und auch die Inhaltsangabe auf der Verlagsseite unterstrich diese Vermutung. Das las sich für mich bereits wie ein nettes chick-lit-Lesevergnügen für zwischendurch.
Allerdings, ich gebe es zu, hätte ich nicht unbedingt damit gerechnet, eine vom Schicksal arg gebeutelte Hauptfigur kennenzulernen. Durch einen Unfall verlor Mona Eltern, Geschwister und ihre erste Liebe zusammen mit allen übrigen Bewohnern der Hippie-Kommune, in der sie bis dahin lebte. Sie wächst bei ihrer Großmutter auf. Jahre später stirbt auch diese und hinterlässt Mona ihr Haus. Die mittlerweile fast 31Jährige ist einsam und hat im Grunde keinen Plan, wie es weiter gehen soll. Hinzu kommt, dass ihr Arbeitsplatz von heute auf morgen nicht mehr sicher ist. Ihr Chef bietet all denen eine Abfindung, die freiwillig gehen.
Das klingt jetzt erst einmal viel zu ernst für eine unterhaltsame Kommödie. Doch diese traumatischen, im Rückblick erzählten Ereignisse bestimmen nicht die Grundnote von Kerle angeln, keine Sorge. Sie bieten jedoch eine Erklärung für so manche Wunschvorstellung Monas und auch die eine oder andere Verhaltensweise findet sich gut darin begründet.
Bei der Abfindung greift Mona jedenfalls zu, sieht sie doch den richtigen Zeitpunkt gekommen, um ihr Leben neu zu organisieren. Vor allem will sie endlich Adam, dem Steuerberater ihrer Großmutter, den sie seit 7 Jahren anhimmelt, ohne dass er etwas davon weiß, näherkommen. Da sie jedoch keinen blassen Schimmer hat, wie sie letzteres Erfolg versprechend umsetzen kann, sucht sie Hilfe. Die findet sie in dem Kolumnisten Mike. Der scheint zwar ein absoluter Chauvinist im Neandertalerformat zu sein, doch Monas Ansicht nach ist er perfekt dafür prädestiniert, Verständigungsprobleme mit Adam zu vermeiden. Ihre Idee und Mikes Hilfe zahlt sich aus, denn tatsächlich kann sie ihren Traummann endlich treffen. Dumm nur, dass mittlerweile auch Mike Herzklopfen bei ihr verursacht und Adam plötzlich gar nicht mehr so interessant ist.
Wer Wert auf eine humorvolle Liebesgeschichte legt, sollte vielleicht die Finger von Coburns Roman lassen. Denn tatsächlich ist hier eher der Weg das Ziel, der Fokus liegt eindeutig auf Monas Bemühungen geliebt zu werden. Kerle angeln und damit Monas Aktionen gestalten sich komödiantisch. Es ist eine leicht lesbare, amüsant-spöttische, turbulente und stellenweise klamaukartig überzogene Geschichte.
Die Hauptfigur Mona ist gelinde gesagt chaotisch, jedoch genau wie einige Nebencharaktere liebenswert dargestellt. Die junge Frau bezeichnet sich schon mal selbst als „Senffleck auf einer Tweedcouch aus dem Versandkatalog“. Dass sie eigentlich erst 20 kg abnehmen und ihren Traummann zudem erst noch davon überzeugen muss, die Richtige für ihn zu sein, weil er sie nicht richtig kennt, mag übertrieben und unreif klingen, doch wirkt Mona gerade dadurch überraschend authentisch.
Sie erzählt die Geschichte übrigens. Die gewählte Ich-Form bietet insofern ein kleines Manko, als man wenig über die Beweggründe von Mikes Verhalten erfährt. Man bekommt natürlich mit, dass der unter seiner harten Schale einen weichen, liebenswerten Kern versteckt und längst nicht so hartgesotten ist, wie er tut. Doch abgesehen davon bleibt er angesichts der gewählten Erzählform eben etwas zu diffus. Unabhängig davon erfüllen er und sein Rivale Adam mehrere überaus triviale Klischees.
Im Laufe der Geschichte verwandelt sich Mona vor den Augen von Coburns LeserInnen. Die Frau ohne Leben, Familie, Mann, Freunde, Hobbys, Leidenschaften, Stil oder Leichen im Keller stellt fest, dass sie sich gar nicht verstellen muss, um akzeptiert, anerkannt und geliebt zu werden. Sie wird aktiv und letztlich auch dafür belohnt. Bis dahin greift sie jedoch zu recht kreativen Mitteln und muss mit mehr als einem Missgeschick und dem einen oder anderen Stolperstein zurechtkommen. Hier scheint sich zu bestätigen, was die Autorin von sich sagt, denn manches wirkt trotz der Überzogenheit so echt, als ob es tatsächlich an die Realität angelehnt wäre.
Bedauerlicherweise etwas zu theatralisch ist dann der Schluss der Geschichte. Irgendwie passt er zwar zu den Dingen, die Mona so anstellt, um Adam auf sich aufmerksam zu machen, aber insgesamt wirkt der Showdown zu dick aufgetragen.
Fazit:
Trotz kleinerer Schwächen wurde ich nicht enttäuscht. Kerle angeln ist eine amüsante, leicht lesbare Geschichte für einige unterhaltsame, entspannende Lesestunden. Sie sorgt für hochgezogene Mundwinkel und lässt einen leicht eintauchen. Ich möchte ihr vier von fünf Punkten geben und kann sie jedem empfehlen, der abschalten möchte.
Copyright ©, 2012 Antje Jürgens (AJ)