Ich kann's nicht mehr lesen!

  • Auch hier gilt: alles ist möglich, falls es passt. Manchmal passt auch der anscheinende oder auch scheinbare Fehler.


    Bin vor kurzem auf ein Buch gestoßen, in dem der Schreiber ständig anscheinend mit scheinbar verwechselt hat (muss wohl Niederrheiner sein). Das war nervig, aber eine Schwäche lass ich durchgehen.


    Meist merkt man schon nach spätestens fünf Sätzen, ob der Schreiber ein Schriftsteller oder nur ein Wortpuzzler ist. Letzteres ist dann schade, wenn der Autor tatsächlich was zu schreiben hätte oder im schlimmsten Fall: sagen könnte, falls er das Schreibhandwerk beherrschte.

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    Original von Rosha


    Das ist interessant! Danke für die Ausführung. Allerdings werde ich immer noch nicht warm mit den zuckenden Achseln. Ich meine, eine Achsel, das ist ja der "Hohlraum" unter den Armen, dorthin, wo das Deo kommt. Wie kann das zucken?


    wenn das Deo zu grauslich ist, sicher ;-)
    Aber mal im Ernst, der Hohlraum wäre die Achselhöhle - wie der Name schon sagt (im Englischen wäre das arm pit - und auf die glorreiche Idee, das als Armgrube zu übersetzen, ist meines Wissens noch kein 'Übelsetzer' gekommen.) Und die Achselhöhle kann nur bei Aliens zucken, deren Anatomie sich grundlegend von der des Menschen unterscheidet.


    Zitat


    Wenn Schulterzucken ein Anglizismus ist, wie sagt man es auf deutsch? Zuckt man da nicht, sondern zieht?


    Sie zog die Schultern hoch.
    Sie zuckte mit den Schultern.


    Hm, :gruebel irgendwie haben die zwei Sätze für mich eine unterschiedliche Bedeutung. Der erste zeigt Ratlosigkeit, der zweite Gleichgültigkeit.
    Wie seht ihr das?


    'hob die Schulter' ist mir durchaus schon begegnet. Das hat den Vorteil, dass man die Aktion in einem einzelnen Verb abhandeln kann, und nicht teilen muss 'zog ... hoch'.


    Ansonsten die Schulter beim Zucken einfach vergessen und die Achsel für das "Scheißegal"-Gefühl nehmen. Die Schulter, nebst daran befestigten Armen, darf die Figur dann in zunehmender Ratlosigkeit heben. Man denke sich ein WAaas? oder Häh? dazu.


    Wobei in der Belletrisitk inzwischen auch vieles wild durcheinandergeht. (Seufz! o tempora, o mores) :chen

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    Original von Michi
    Tut mir leid, dass ich das jetzt so sagen muss, aber zu behaupten, jemand könne nicht schreiben, weil er einmal das Wort geschmackvoll verwendet, ist echt ein starkes Stück und meiner Meinung nach extrem übertrieben.


    Wer hat das behauptet? Der Umstand, ob jemand schreiben kann oder nicht, hängt mit Sicherheit nicht an der Benutzung eines einzigen, unschönen Wortes.


    Zitat

    Original von MichiEs ist reine Geschmackssache, ob jemandem eine Formulierung gefällt oder nicht.


    Nur bedingt. Es gibt durchaus eine gewisse Bandbreite an Texten/Formulierungen/Stilen, die für gutes Deutsch stehen und von einer Allgemeinheit so akzeptiert werden. Natürlich fächert sich das Ganze dann entsprechend der persönlichen Vorlieben auf und jeden Einzelfall diskutieren zu wollen, wäre müßig.


    Die Auswahl der Lektüre und damit die Art der Texte und Schreibweisen bleibt doch nach wie vor jedem selbst überlassen. Wer gerne blumige, adjektivlastige Beschreibungen liest, soll das gerne auch weiter genießen. Wer gerne so schreibt, soll das weiterhin tun. Angebot und Nachfrage regeln das schon.


    Wir können hier darüber reden, was gefällt oder nicht oder wir können es bleiben lassen. So what?


    Ich finde es persönlich anregend, mich hier auszutauschen und zu sehen, wer was als schlechten Stil empfindet. In manchen Beiträgen sehe ich meine Meinung gespiegelt, in anderen nicht. Und wer sich angegriffen sieht, hat sich den Schuh selber angezogen.


    Vielleicht sollten wir als Ausgleich auch einen Thread eröffnen, in dem wir Sätze posten, die uns gefallen! Vielleicht hebt das die Stimmung.


    Lg, Rosha :wave

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    Original von Rosha


    Vielleicht sollten wir als Ausgleich auch einen Thread eröffnen, in dem wir Sätze posten, die uns gefallen! Vielleicht hebt das die Stimmung.


    Besser nicht!
    Sonst landen die spätestens 2014 alle auf der "Bin ich leid"-Liste, weil alle Eulenautoren sich daran bedienen wie Aasgeier am toten Gnu.


    :rofl


    "Und nicht weit entfernt bellte ein Hund und ein zweiter fiel ein."

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    Original von Klecks
    Wenn schon Anglizismen angesprochen werden muss ich doch noch kurz erwähnen, wie grauenhaft leider viele Übersetzungen meiner bevorzugten Genres (Science Fiction und Fantasy) sind.
    Hier in D wrden diese lange Zeit mit Groschenromanen und Trivialliteratur gleichgesetzt wurden und sich dementsprechend wenig Mühe bei der Übersetzung gemacht haben.


    Da werden Redewendungen wortwörtlich übersetzt und ganz neue Wörter kreiert ("terminiert sie" morgen halb neun oder wie?) oder auch mal die gesamte Handlung verändert.


    Mach doch dazu mal einen Thread auf - hat sicher großes Humorpotential. :lache


    Die Frage ist...kann man das heute besser machen (gesetzt den Fall man wird so gut bezahlt dass man pro Satz länger als zwei Minuten nachdenken kann), oder ist die Zielgruppe die Übelsetzungen bereits gewohnt und will nichts Anderes mehr? :lache

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    Original von Lumos
    Gibt es eigentlich auch einen Thread in dem die Autoren äußern, was sie in Rezensionen von Lesern nicht mehr lesen wollen/können oder sie tierisch nervt?


    Das wäre mal interessant. :grin
    Ich wetz dann schon mal das Messer für irgendwelche Repliken...... :rofl

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Lumos
    Gibt es eigentlich auch einen Thread in dem die Autoren äußern, was sie in Rezensionen von Lesern nicht mehr lesen wollen/können oder sie tierisch nervt?


    Himmel, nein! :yikes
    Diese Büchse der Pandora sollten wir nicht aufmachen.
    Dazu der vorsichtige Versuch einer Begründung - feiger Weise in Form eines Zitats:


    "Es glaube doch nicht jeder, der imstande war, seine Meinung von einem Kunstwerk aufzuschreiben, er habe es kritisiert.“
    Marie von Ebner-Eschenbach (1830-1916), östr. Schriftstellerin
    :lache :lache :lache

  • Guter Ansatz, Lumos, denn in der Schreiberzunft tummeln sich eitle Gecken zuhauf. Insofern sind sie oft genervt. Manchmal zurecht, weil viele Rezis sind grottenschlecht. Der aufrechte Autor wünscht sich kein Geseier, sondern Kritik, von der er lernen kann. Aber, die gute Marie lag nicht ganz falsch, denn
    der Kritiker kritisiert das, was er (er)kennt. Manchmal sieht der Kritiker den Wald vor lauter Bäumen nicht und schließt in seiner nicht-kritikfähigen Kritik, dass der Wald fehle.