Ich kann's nicht mehr lesen!

  • Mal im Ernst, ich finde den Thread eigentlich recht amüsant. Zumal sich wahrscheinlich jeder Autor bei dem einen oder anderen Manierismus ertappt fühlen dürfte (ich jedenfalls).


    Mir fehlen übrigens bei euren Aufzählungen noch diese wunderbaren Wortkoppelungen, die bei uns Autoren zu den bedingten Reflexen gehören:


    unschuldige Kinder
    feurige Pferde (noch schöner wär's, wenn wir die Dudengötter im Dienste einer fantastischen Alliteration dazu bewegen könnten, Pferde in Ferde umzutaufen (das "P" spricht eh niemand mit): feurige Ferde)
    strahlendes Weiß (gerne bei Zähnen)
    kantiges Kinn
    voller Mund
    wütender Sturm


    eceterapepe ...


    (Wer eine der obigen Formulierungen in meinen Büchern findet, darf sie mir gerne um die Öhrchen hauen, die feingeschnittenen.


    Überhaupt: feingeschnittene Züge. Hab ich auch schon benutzt, aber wenn ich recht darüber nachdenke, lande ich an der Wursttheke. Feingeschnittene Salami. Höhö.

    Ship me somewhere's east of Suez,
    where the best is like the worst,
    where there aren't no ten commandments
    an' a man can raise a thirst


    Kipling

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von SteffiB ()

  • Zitat

    Original von Dieter Neumann


    Absolut korrekt.
    Ein Autor darf nicht schreiben: "Der Raum war geschmackvoll eingerichtet." Das hatte ich gemeint.
    Eine Figur kann natürlich etwas "geschmackvoll" finden oder auch sagen: "Schau mal, wie geschmackvoll sie hier eingerichtet sind!"
    Da stellt sich dann die interessante Frage, welche Bedeutung es hat, welche Aussage über die Figur es trifft, dass sie in dieser Situation eben diesen Ausdruck benutzt. Ach ja, das Schreiben ... :chen


    Nein, du missverstehst mich.
    Natürlich darf der Autor aus personaler Perspektive schreiben "Der Raum war geschmackvoll eingerichtet."
    Damit sagt er, dass die perspektivtragende Figur den Raum geschmackvoll eingerichtet findet, die personale Perspektive gibt *immer* die Ansicht der Figur wider. Wie die Ich-Perspektive; personal = Ich in er/sie.
    Ist natürlich nur dann korrekt, wenn man den personalen Erzähler (aus dem Kopf der Perspektivfigur heraus erzählt) konsequent einhält. Was viele leider nicht tun.



    Zitat

    Original von rienchen


    Also ich nicht, wenn Euch das jetzt irgendwie hilft! :lache


    :schnellweg


    Zu Schwanz gibt es leider keine Alternative.
    Außer: purpurner Ritter, Fleischpeitsche, stahlharte Männlichkeit ... von daher: Keine Alternative.
    (Kommt aber auch wieder auf die Perspektive an. *duck*)

  • Zitat

    Original von rienchen


    Also ich nicht, wenn Euch das jetzt irgendwie hilft! :lache


    :schnellweg


    :rofl :rofl :rofl


    Aber mal kurz im Ernst: Natürlich passt z. B. in einen romatischen, feinsinnigen Text dieses Wort nicht, wenn eine erotische Szene beschrieben wird. Da hätte ich mit "Schwanz" auch "meine liebe Not" (also nicht mit dem Teil als solchem, sondern mit dem Begriff dafür).
    Aber in einen hardcore-erotischen oder einen pornografischen Text passt der Schwanz durchaus hinein, ebenso wie gewisse Wörter für seine weibliche Entsprechung. Und dann erscheint mir auch die Verwechslungsgefahr mit dem Rückenfortsatz von Tieren eher gering ... :lache

  • Zitat

    Original von SteffiB


    kantiges Kinn


    das darf hier nicht genannt werden - auf gar keinen Fall!
    Ich protestiere!


    Kinne müssen kantig sein!


    Alles andere geht leider gar nicht, untragbar - eines Helden nicht würdig!
    Ich will kantige Kinne!


    Und Ladys mit hohen, scharfen Wangenknochen.


    Aber auflisten dürft ihr gerne die "Kurven an den richtigen Stellen". Will ja mal nicht so sein.



    Zitat

    Original von SteffiB
    Rute?


    :keule :keule :keule

  • Zitat

    Original von Mulle
    Nein, du missverstehst mich. (...)


    Keineswegs. Ich sagte schon, dass der Autor eine Figur diesen Satz sagen lassen kann, wenn er erkennbar die Meinung der Figur wiedergibt - Erzähltechnik hin oder her. Nur als Beschreibung aus seiner, des Autoren Sicht (rein auktional also) geht der Satz nicht.

  • Zitat

    Original von Dieter Neumann: Die Masse der Zielgruppe solcher Bücher aber teilt ihr Anspruchsniveau mit dem stilistischen des Autors und hat daher keine solchen Bauchschmerzen. smile


    Gerade dieser Satz bereitet mir Magengrummeln.
    Teilt der Leser wirklich die stilistischen Anforderungen des Schriftstellers oder geht nur über sie hinweg? Betrachtet man hier im Forum die Rezensionen, wird man selten eine detaillierte Aufarbeitung von Texten finden. Die Rezensenten, die sich an einzelnen Formulierungen festbeißen und sie in die Tastatur eingeben, sind m. E. in der deutlichen Minderheit.
    Dieter, dass das bei Deinem roman anders war, ist ein unglücklicher Zufall ;-).


    Nach mehrmaligem Lesen des obigen Satzes ist mir ein weiterer Gedanke gekommen: Muss/ soll die Minderheit der Leser ihr Niveau absenken, um der masse folgend weniger kritisch zu lesen? Ich meine nein.
    Literatur bedeutet für mich Weiterentwicklung, nicht Stillstand und letztlich differenziertes Lesen, das mich am Ende etwas annehmen oder ablehnen lässt.

  • Geschlecht?


    Auch nicht besser. Klingt so medizinisch, so wenig griffig...


    Am besten in "normaler" Belletristik ganz weglassen. Beim Autofahren ist ja auch nicht dauernd von den Reifen die Rede.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Ihr habt den "Schaft" vergessen, eins der am inflationär verbreitetsten Synonyme in Fanfictions. Neben "Männlichkeit" natürlich, aber das hatten wir ja schon.


    Deswegen lese ich sowas lieber auf Englisch, da ab ich bisher eigentlich nur den "cock" gelesen und das ist auch okay. Wobei das am ehesten wohl "Schwanz" entspricht, aber ich persönlich finde das englische Wort schöner.

  • :yikes


    Mädels! Wenn Ihr nicht bald aufhört, können wir auch über Dosen, Pflaumen (Dosenpflaumen?), das rote Meer und sonstige Synonyme reden...



    Zum Topic: Was ich nicht mehr lesen kann, sind selten irgendwelche bestimmten Worte (außer sie werden zu oft wiederholt oder sind schlichtweg unpassend), sondern diese schnittmusterartigen, unlogischen Handlungsstränge, in denen der Bösewicht den Helden nicht einfach über den Haufen schießt, wenn er die Gelegenheit dazu hat, sondern sich in langatmige Monologe verstrickt, an deren Ende irgend etwas Zufälliges passiert, was den Helden rettet. Da lobe ich mir den Film "Last Action Hero", der das schön auf´s Korn genommen hat...

    Enttäuscht vom Affen, schuf Gott den Menschen.
    Danach verzichtete er auf weitere Experimente.

    - Mark Twain -