Ich kann's nicht mehr lesen!

  • Gegen Lieblingsworte und Formulierungen von Autoren hab ich gar nichts - ich erkenne zu gerne die Schreibe -, wenn's nicht übertrieben wird. [SIZE=7]Außerdem weiß ich, dass man dagegen rein gar nichts tun kann - so.[/SIZE]


    Die Krise bekomme ich bloß einer einzigen Formulierung und das ist eine Zunge, die (wo auch immer) um Einlass bittet. Uah. Nee.
    Zungen, die Mundhöhlen plündern, finde ich auch ziemlich eklig.


    Dass bei Handys grundsätzlich im entscheidenden Moment das Akku leer ist, ist dagegen Fakt, den ma auch im Buch nicht einfach weglassen kann.
    Das ist eben so :rolleyes

  • Mich nervt, das Personen so häufig zusammenzucken, nein, nicht weil jemand plötzlich auftaucht, sondern nur, weil das Gegenüber etwas sagt. Auch das so viel gestammelt wird, finde ich doof. Man bräuchte keine aufwändigen kriminalistischen Methoden, wenn im wahren Leben die Verdächtigen so oft zusammenzucken oder stammeln würden, wie im Krimi. :-)


    Was mich ansonsten in Büchern und Filmen extrem nervt ist, dass beinahe jeder, der sich irgendwie im Regen aufhalten müsste, fast Minuten später pünktlich und mit 99%iger Sicherheit eine dicke Erkältung bekommt, die dann aber meist nur Stunden oder einen Tag anhält und gegen die als Allheilmittel fast immer ein Aspitin hilft... :fetch

  • Zitat

    Original von kuschelhundchen
    Was mich schon immer interessiert hat, wie sehen "geschürzte" Lippen aus?


    Weiß ich auch nicht, aber das ist für mich auf jeden Fall der nervigste Ausdruck. Bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit wird "geschürzt".

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Geschürzte Lippen:


    Ober - und Unterlippe werden gleichzeitig leicht vorgeschoben, wodurch sich die Lippenhaut in kleine Fältchen legt - 'schürzt'. Es ist die Vorstufe zum Kußmund. Manche Menschen machen das etwa, wenn sie nachdenken.
    Ich zum Beispiel. :grin


    'Die Lippen vorschieben' sagen heute viele. Das finde ich jedoch weniger aussagekräftig.


    'Schürzen' - etwas zu Falten zusammenraffen, den Rock schürzen, das Hemd schürzen. Wird heute seltener gebraucht.


    Die Lippen kräuseln - die Lippen ein wenig zusammenpressen, den einen Mundwinkel (rechts oder links nach Belieben) ein bißchen nach unten ziehen, wodurch sich die Lippenhaut beider Lippen verschiebt. 'Kräuselt'.
    Das zeigt leichte bis mittelschwere Verachtung.
    Statt: 'sie verzog verächtlich den Mund'.



    BelleMorte


    'Mandelförmige' Augen wies ursprünglich auf asiatischen = exotischen = sexy Einschlag hin. Wahrscheinlich ist es deswegen in Liebesromanen so beliebt.
    Sie sind schmaler als europäische Augen.
    Heute zum Klischee abgesunken.


    Was ich schade finde.


    Mit den anderen monierten Ausdrücken ist es ebenso. Ich bin nicht der Ansicht, daß man sie einfach ersetzen kann. Ich plädiere für einen möglichst großen Wortschatz.
    Wenn Ausdrücke nerven, wurde einfach schecht formuliert. Aber daran ist nicht die Sprache schuld.





    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • magali , danke für die Erklärung aber ich habe immer das Bild von einem Entenschnabel vor mir bei der Beschreibung. Ich finde "die Lippen schürzen" eine völlig blöde Redewendung. Sorry

    Diese Eintrag wurde bisher 47 mal bearbeited, zultzt gerade ebend, wegen schwere Rechtsschreipfeler.

  • Zitat

    Original von ottifanta
    Charaktere (statt Figuren) und Hauptprotagonisten,

    Oh ja, davon kriege ich auch Augenbluten!


    Auch nicht mag ich die (in Historienromanen populären) derben Formulierungen.

    "Literatur ist die Verteidigung gegen die Angriffe des Lebens."


    "...if you don't know who I am - then maybe your best course would be to tread lightly."

  • Zitat

    Original von Alice Thierry
    Furchtbar gestelzt finde ich auch folgende Beschreibungen:


    - jemand oder etwas schält sich aus der Dunkelheit


    Das fällt mir auch regelmäßig auf. Ich suche fast schon danach ;-) und finde diese Formulierung auch wirklich in fast jedem Roman, meist mehrfach. Ich habe schon manchmal überlegt, eine Strichliste bezüglich der Häufigkeit anzulegen :grin. Anfangs war ich von diesem Ausdruck ziemlich beeindruckt, aber inzwischen geht er mir tierisch auf den Keks. Ob das den Autoren denn so gar nicht bewusst ist :gruebel?

  • Zitat

    Original von Mulle


    Die Krise bekomme ich bloß einer einzigen Formulierung und das ist eine Zunge, die (wo auch immer) um Einlass bittet. Uah. Nee.
    Zungen, die Mundhöhlen plündern, finde ich auch ziemlich eklig.


    :write


    geschürzte und gekräuselte Lippen empfinde ich nicht als schlimm :wave

    Bücher sind eine höchst ergötzliche Gesellschaft. Wenn man einen Raum mit vielen Büchern betritt - man braucht sie gar nicht zur Hand zu nehmen - ist es, als würden sie zu einem sprechen, einen willkommen heißen.
    -William E. Gladstone-

  • Zitat

    Original von Lumos
    Toller Thread, Alice Thierry! Wenn ich Autor wäre, würde ich ihn sicherheitshalber abonnieren :grin.


    Schon passiert. Bei mir funkelt und (achsel)zuckt es nämlich auch, was das Zeug hält :lache

    Ship me somewhere's east of Suez,
    where the best is like the worst,
    where there aren't no ten commandments
    an' a man can raise a thirst


    Kipling

  • Zitat

    Original von SteffiB


    Schon passiert. Bei mir funkelt und (achsel)zuckt es nämlich auch, was das Zeug hält :lache


    Oh, man muss (also WIR müssen) da aber gut aufpassen.
    Wenn man solche Formulierungen nämlich alle verkneift, bleibt nur noch sehr wenig Auswahl übrig.


    *lacht trocken*


    :keks



    edit: Meine Figuren lächeln immer zu viel. :help
    Ich kann nichts dafür. Die mögen sich eben :kiss

  • Zitat

    Original von SteffiB


    Schon passiert. Bei mir funkelt und (achsel)zuckt es nämlich auch, was das Zeug hält :lache


    Also funkelnde Augen mag ich aber auch sehr gern. Für mich doch angenehm zu lesen. Ok, solange es nicht in jeem zweiten Satz vorkommt.
    Natürlich am liebsten die funkelnden wunderschönen dunkelbraunen Augen... :grin

  • Wo kann man denn Purpurbehelmtes besichtigen?


    Bei einigen Ausdrücken fühle ich mich auch ordentlich ertappt. Unter kräuselnden Lippen habe ich mir allerdings auch noch nie etwas vorstellen können.


    In Zeitreiseromanen gibts immer die gleichen zwei Klassiker: der Silbervogel, der donnert, und die pferdelosen Eisenwagen. Und ich frage mich immer, wieso der Zeitreisende das Donnern dem "Vogel" zuordnen kann und woher er weiß, dass unter dem Autolack Blech ist ...

  • @ Alice Thierry:
    Bei den von Dir angeführten Beispielen hilft nur eines: Das Genre wechseln ;-).
    Die dürftigen Formulierungen aus der Gefühlstube dürften Dir dann weniger oft begegnen.


    @ Voltaire:

    Zitat

    Original von Voltaire: wenn "die Augen funkeln" (habe ich noch nie im richtigen Leben gesehen).


    Weniger geistige Getränke beim Eulentreffen machen auch Dich sehend, wenn die Augen von Eulen - spätestens beim Büchertisch - funkeln. Versprochen ;-).


    Was ich nicht mehr lesen kann?
    Ich muss näher darüber nachdenken, spontan fallen mir metapherlastige Texte und Modewörter ein, wie beispielsweise Empathie, die beinahe inflationär benutzt werden.
    Ach ja, bei meiner Lektüre in diesem Jahr ist der italienische Komponist Scarlatti mit seinen Stücken in drei Romanen bemüht worden und es strengt ungemein an, wenn Schriftsteller unbedingt ihren Wissensüberhang an den Leser/die Leserin bringen wollen und derart plump ihre Überlegenheit demonstrieren wollen.

  • Zitat

    Original von BelleMorte
    Ich hasse "mandelförmige" Augen, weil das beschreibt so ungefähr 99,99% der Augen aller Menschen :gruebel :chen


    Einer meiner Exfreunde hatte tatsächlich blaue, perfekt "mandelförmige" Augen, und genau der Ausdruck ist mir auch immer wieder eingefallen, wenn ich ihn angeguckt hab. Und obwohl der Typ ansonsten ein ganz ordentlicher Vollhonk war, hab ich nie wieder jemanden mit so schönen Mandelaugen gefunden.



    Was ich überhaupt nicht mag ist, wenn irgendwas was anderes "verstärkt".
    So wie die spitze Nase, die den Eindruck eines Vogelgesichts noch verstärkte.
    Oder die Dame hat blondes Haar, was den Eindruck eines Engeln noch verstäkte. Was wiederum von ihrer sanften Stimme noch verstärkt wird... ganz schlechte Beschreibungen sind das, wirklich!

  • Zitat

    Original von Moloko
    Hat jemand von euch die Mistborn Trilogie von Brandon Sanderson auf Deutsch gelesen? Ich habe noch nie erlebt, dass ein Wort so oft benutzt wird, wie in der besagten Trilogie das Wort kichern. Vorallem hat es eigentlich nie wirklich zur Situation gepasst.


    :write :write


    Das hat mich auch genervt. Aber das dürfte ein Fehler des übersetzers sein. Ich habe das im Original nicht gelesen, vermute aber mal, dass Sanderson "to chuckle" verwendet hat, das eben nicht nur kichern, sondern eher leise lachen, bzw. leise in sich hineinlachen bedeutet, was einem Sachverhalt einen ganz anderen Schwerpunkt gibt.